Herrscherlob und Poesie. Von Crauss zu Rimbaud. 02.04. 2009. Paul Reichenbach polemisch.
Nein. Nicht von >>>Crauss ist hier die Rede. Auch nicht von den Schnitten >>>>W. S. Burroughs’. Cut up. Die Rede ist von Gemix, diesem Luftgebild mit moralinsaurem Zeigefinger, das die Größe Hacks am Gedicht >>>>„Venus und Stalin“ ausmisst. Gemix versucht sich am Remix, ohne die >>>„Massgaben der Kunst“, sollte es sie jemals gelesen haben, wirklich verstehen zu wollen oder zu können. Dazu bedarf es eben nicht nur eines flotten Zynismus, hinter dem sich vielleicht, dies gestehe ich gern zu, ein moralisches“ Gewissen verbirgt.
Meine Erfahrungen sagen mir, dass nicht alle alten "Tonspuren" sich zum Neuabmischen eignen. Schon 1964 hat der damals noch junge Enzensberger in einem >>>>Essay über „Herrscherlob“ versucht am Bild lit.Größen von Walter v. der Vogelweide bis zu Pablo Neruda zu kratzen. Neruda widmete er sogar eine Extraarbeit, die den Dichter zum Fall erklärte und, wie man sich denken kann und wie wir wissen, nicht zu Fall brachte. Es ist für die Poesie nicht wichtig, meine ich, wie ihre Schöpfer sich im Leben verhalten. Pounds Cantos verlieren für die Weltliteratur nicht an Bedeutung, nur weil ihr Autor so dämlich war Mussolini zu huldigen. Der Canto General von Pablo Neruda wird ewig bleiben, auch wenn der „Sänger Neruda“ zeitweise Stalin gelobhudelt hat. Von >>>>Céline, den ich verachte, will ich hier gar nicht erst reden. Sein Fall, im doppelten Sinn, ist bekannt. Und doch wird seine „Reise ans Ende der Nacht“ noch in 100 Jahren gelesen werden.
Außer dem „leuchtenden Kommunarden“ Rimbaud, und da bin ich mir auch nicht ganz sicher, kenne ich niemand, der für mich ohne Schuld ist.