|
Gedichte
Sie äsen mit zurückgebogenen Hälsen.
Die Tage, sie hängen an den Zweigen,
über neun Welten wölbt sich der Schatten.
Bevor der Blüten Stunde schlägt,
werfen sie ab das Horn der Rosenstöcke
und wittern der Hirten Hunde.
An die ihren Fersen geheftet haftend wie Urin,
lechzen die windigen Jäger
nach der Gunst ihrer Herrin.
Aus ihrem Schlund der vernichtende Glanz,
steigt auf als Atem der Zypresse,
Mitgift für die Hand vieler Töchter.
Nun sitzt er da, auf einem Stuhl in seiner Hütte,
auf seinen Lippen steht ein Tropfen Blut.
Schneebleich versucht sie ihm die Hand zu
reichen über schiefe knarrende Dielen
und leugnet dabei das Geräusch,
das sie von sich geben.
read An - Dienstag, 25. Mai 2010, 13:35- Rubrik: Gedichte
Sacht
haut das Mädchen
dem Huhn
den Kopf ab.
Herz pocht.
Frau Tötensen dreht das Rosengewinde
gegen den Uhrzeigersinn.
Eine Hand wäscht
die Handlung
-läuft im Kreis
Aus der Keramik
bluten Blumen,
sind warm, sind weiß
vergangen
Während der Wind
in meinem Kissen schläft,
kitzeln Daunen die Ewigzahl,
kopflos empfunden: Rot
read An - Sonntag, 23. Mai 2010, 19:48- Rubrik: Gedichte
Jede denkbare Bausünde hier aus der Not und einer Geschmacklosigkeit die von Gier rührt/
jede Schönheit der Architekturen Gebäude aus Sandluft geblasen/
Kanäle Hausboote: schwimmende Datschen Wagenburgen verzauberte Seen /
das Verb ist ein Wunder der Schmock und der Schmick der Ausländerdrang/
verhütet den Inzest schützt vor Beschütztheit Rattengift im Strandsand Wälder/
sind darangeschmiegt umfassen rauschend das Privileg des Raums:/
nirgends ist Platz wie ach! noch hier die Kieze die öd sind Geheimnis der Brachen/
geiles Wuchern sommers der Starre ach winters fersenhoch Eis/
noch eine Molle im Spatzenfrühling logiert und toscanisch/
als sich Inès in der Opernkantine zwischen den Beinen die Strumpfhose einriß und zerrte/
dem Mund unterm Tisch sich beidhändig auf/
oben war Tosca und unten Organ/
genäßte Erde unter Berlin schob der geschlagene Mann und wischte den Mund/
auf die Bühne zurück da ihn der Lautsprecher rief:/
weil der Abend fast aus war/
die Taxen standen in Reihen fallenden Regens bereit für den Pelz bis zum Knie/
reichten die Lachen morgens verdampfend über den Tag jenes Sommers/
in dem mir die Stadt die letzte Unschuld n a h m/
sie mußte jedes Verb ist ein Wunder nur zupfen im Winter/
nichts so verloren riecht es nach Pilzen im Herbst durch den Wedding/
Gleise führen ins Anhalter Nichts Morde die nie einer merkt: Hallen voll Kunst/
bäumen sich schäumen strunzdummen Bullen entgegen/
nicht ist so lüstern wie dein hitziges Grün das aus den Steinen herausrankt/
Vergewaltigungen verwandeln sich in Akte einer Verführung im glänzenden Harnisch/
ritterlichster Eroberung vergeblich auf TeufelKommRaus/
wird anreguliert doch die Reichen dürfen hier frei sein/
sind nicht in Hochsicherheitstrakte verschanzt wie die kleinen Verdiener/
leben sie weiteren Herzens als sonstwo/
wo sonst schmeckt das heimische Bier noch nach Nekrophilie?/
Rosa Luxemburg: wo? dein leichter haut goût unterm schwulrosa Alex/
morst der Turm zu den Engeln mit seinem Kreuz in die Sonne hinauf/
(...)

albannikolaiherbst - Freitag, 9. April 2010, 18:20- Rubrik: Gedichte
Schlaf mit mir!
read An - Freitag, 19. März 2010, 15:32- Rubrik: Gedichte
früh morgens, immer wenn der hahn krähte,
trug meine urgroßmutter ihr haar offen.
sie lief in den vorgarten und schaute
ob eines ihrer enkelkinder
wieder auf die rosen urinierte,
aus dem zweiten ersten stock des hauses.
sie sah aus wie ein gespenst.
mein urgroßvater lief ihr hinterher.
er hätte ihr so gerne das haar gekämmt,
ihr einen kranz geflochten,
so dick wie das brot
das sie am vortag buk,
und das keiner anschneiden durfte.
ich biss in die butter
und legte mich wieder schlafen.
jedes mal wenn meine mutter mich weckte,
sagte sie: frau holle sieht alles mein kind,
der hahn kräht kikeriki,
wir wollen ihn teeren und federn.
doch bald wusste niemand mehr
wann der nächste morgen anbrach,
nur goldmarie stand auf und erschrak
vor dem roten kamm auf ihrem kopf.
der hahn ist tot, schrieen sie alle.
man hatte ihm ein haar gekrümmt.
erst jetzt verteilte meine urgroßmutter das brot
aber es war keine butter mehr da.
read An - Freitag, 19. März 2010, 14:43- Rubrik: Gedichte
Immer wieder findet er
in seiner Bücherwand die Bände
die aus Buchclubszeiten stammen
und sind von ihrem Alter bewahrt
das verstarb, aber wartet
bis daß der Deckel gehoben
Graham Greene stand am Kaye
als der Monsun des Lebens
Atem anhielt
nahm am Abgrund
Sinuhe Pearl Buck in die Arme
und spuckt’ ihr Golon in den Mund

albannikolaiherbst - Donnerstag, 11. März 2010, 10:15- Rubrik: Gedichte
Sanftes Lot erze,
letzter Ton fasse.
Seelentorf. Satz
fraß tote Lenze.
Oft zerlesen. Ast-
falter setzen so
stolzeste Farne
fest. Orales Netz,
zerflossene Tat.
Los, tanze fester!
read An - Mittwoch, 10. März 2010, 16:38- Rubrik: Gedichte
das ruder taucht in unruhe
wellen
wie
worte
siebenkieselbrecher
zersprengte skulptur
rückwärtsboote
ganz stumm
sind unausheilbar ineinander verräumt
read An - Montag, 8. März 2010, 15:52- Rubrik: Gedichte
Als die
Weißglutglucke
den Herztakt
verscharrte,
verzehrte ich
mein Eigenbrot,
gestern, unter dem
Erddach ihres
Maulbeerbaums.
Siebenstundenschlund
schwarzer Schlaf,
als du mich holtest,
die Feigen zu ritzen,
saß, inmitten der
Fruchtfliegenflüsse,
auf einem Ast,
das Mutterfleckentier
und wippte.
read An - Freitag, 5. März 2010, 15:47- Rubrik: Gedichte
Lass uns noch einmal durch die gelben Gassen geistern
das Schreien der Möwen über den gezackten Dächern
es ist als ob ihr Schreien aus Ewigkeiten käme
in denen nichts und niemand jemals wohnt
Lass uns noch einmal in die graue Stadt am Meer
wo wir uns liebten im Gewitterlicht
das Fenster durch das ich auf die Straße schaute
das erste Licht mit dem der Tag uns graute
Dein runder weisser Bauch von jedem Blitz erhellt
und drinnen wo das Kind so blind dem Donner lauschte
der wilde Nachtwind, der den Vorhang bauschte
Das Boot der Liebe ist am Sein zerschellt.
findeiss - Dienstag, 23. Februar 2010, 10:11- Rubrik: Gedichte
|
|
Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop,
meinen Sohn.
Herbst & Deters Fiktionäre:
Achtung Archive!
DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT wird im Rahmen eines Projektes der Universität Innsbruck beforscht und über >>>> DILIMAG, sowie durch das >>>> deutsche literatur archiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreiber Der Dschungel erklären, indem sie sie mitschreiben, ihr Einverständnis.
NEU ERSCHIENEN
Wieder da - nach 14 Jahren des Verbots:
Kontakt ANH:
fiktionaere AT gmx DOT de
E R E I G N I S S E :
# IN DER DINGLICHEN REALITÄT:
Wien
Donnerstag, 30. November 2017
CHAMBER MUSIC
Vorstellung der neuen Nachdichtungen
VERLAGSABEND >>>> ARCO
>>>> Buchhandlung a.punkt
Brigitte Salandra
Fischerstiege 1-7
1010 Wien
20 Uhr
NEUES
Die Dynamik
hatte so etwas. Hab's öfter im Kopf abgespielt....
Bruno Lampe - 2018/01/17 21:27
albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:45
Zwischenbemerkung (als Arbeitsjournal). ...
Freundin,
ich bin wieder von der Insel zurück, kam gestern abends an, die Wohnung war kalt, vor allem ... albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:38
Sabinenliebe. (Auszug).
(...)
So beobachtete ich sie heimlich für mich. Zum Beispiel sehe ich sie noch heute an dem großen Braunschweiger ... Ritt auf dem Pegasos...
Der Ritt auf dem Pegasos ist nicht ganz ungefährlich,...
werneburg - 2018/01/17 08:24
Pegasoi@findeiss.
Den Pegasus zu reiten, bedeutet, dichterisch tätig...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:50
Vom@Lampe Lastwagen fallen.
Eine ähnliche Begegnung hatte ich vor Jahren in...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:43
findeiss - 2018/01/16 21:06
Pferde
In dieser Nacht träumte ich, dass ich über hügeliges Land ging, mit reifen, dunkelgrünen, im Wind raschelnden ... lies doch das noch mal
dann stimmt auch die zeitrechnung
http://alban nikolaiherbst.twoday.net/s tories/interview-mit-anady omene/
und...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:38
lieber alban
sehr bewegend dein abschied von der löwin, der...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:27
Bruno Lampe - 2018/01/11 19:30
III, 356 - Merkwürdige Begegnung
Seit einer Woche war die Wasserrechnung fällig und ich somit irgendwie gezwungen, doch noch das Postamt ... Bruno Lampe - 2018/01/07 20:34
III, 355 - … und der Gürtel des Orion
Epifania del Nostro Signore und Apertura Staordinario des einen Supermarkts - Coop. Seit dem ersten Januar ... Bruno Lampe - 2018/01/03 19:44
III, 354 - Neujahrsnacht e dintorni
Das Jahr begann mit einer unvorgesehenen Autofahrt bzw. mit der Gewißheit, mir am Vormittag Zigaretten ... albannikolaiherbst - 2018/01/03 15:16
Isola africana (1). Das Arbeitsjournal ...
[Mâconièrevilla Uno, Terrasse im Vormittagslicht
10.32 Uhr
Britten, Rhapsodie für Streichquartett]
Das ...
JPC

DIE DSCHUNGEL.ANDERSWELT ist seit 4968 Tagen online.
Zuletzt aktualisiert am 2018/01/17 21:27
IMPRESSUM
Die Dschungel. Anderswelt
Das literarische Weblog
Seit 2003/2004
Redaktion:
Herbst & Deters Fiktionäre
Dunckerstraße 68, Q3
10437 Berlin
ViSdP: Alban Nikolai Herbst
HAFTUNGSAUSSCHLUSS
Der Autor diese Weblogs erklärt hiermit
ausdrücklich, dass zum Zeitpunkt der Linksetzung keine illegalen
Inhalte auf den zu verlinkenden Seiten erkennbar waren. Auf die aktuelle
und zukünftige Gestaltung, die Inhalte oder die Urheberschaft
der gelinkten/verknüpften Seiten hat der Autor keinerlei Einfluss.
Deshalb distanziert er sich hiermit ausdrücklich von allen Inhalten
aller gelinkten /verknüpften Seiten, die nach der Linksetzung
verändert wurden. Diese Feststellung gilt für alle innerhalb
des eigenen Internetangebotes gesetzten Links und Verweise sowie für
Fremdeinträge in vom Autor eingerichteten Gästebüchern,
Diskussionsforen und Mailinglisten, insbesondere für Fremdeinträge
innerhalb dieses Weblogs. Für illegale, fehlerhafte oder unvollständige Inhalte und insbesondere für Schäden, die aus der Nutzung oder Nichtnutzung solcherart dargebotener Informationen entstehen,
haftet allein der Anbieter der Seite, auf welche verwiesen wurde,
nicht derjenige, der über Links auf die jeweilige Veröffentlichung
lediglich verweist.
|