Skamander. Argo. Anderswelt. (92).
albannikolaiherbst - Sonntag, 2. Januar 2005, 22:35- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop
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Skamander. Argo. Anderswelt. (92).albannikolaiherbst - Sonntag, 2. Januar 2005, 22:35- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
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albannikolaiherbst - Sonntag, 2. Januar 2005, 21:45- Rubrik:
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Verschlüsselung im Roman. Notwendigkeit und Absicht.Eigner vorhin: „Vielleicht wieder so schreiben, wie D u es immer gemacht hast: Verschlüsseln, bis kein Mensch auch nur a h n e n kann, daß solche Leben wirklich gelebt werden.“
Dahinter verbirgt sich ein Irrtum. Ich mußte verschlüsseln, weil mein Name im Literaturbetrieb tabuisiert war; ich d u r f t e nicht unter ihm veröffentlichen, mußte ihn also verstecken und damit mich selbst. Das hatte Folgen für die Poetologie. Die deshalb nicht falsch ist; vielmehr behauptet sie Reales: man m ü s s e sich tarnen. Das wird als soziale Aufgabe an einen herangetragen. (Deshalb meine theoretischen Arbeiten zur Desinformation.) Mit der Geburt meines Sohnes, der wieder meinen alten Namen trägt, war diese Bewegung hinfällig. Sie wäre nun keine Selbsterfindung mehr geblieben, sondern wäre zur Spaltung geworden. Das beschreibt unter anderem das verbotene Buch. Ich gehe immer auf den K e r n, stelle immer den realen Prozeß dar. Genau das aber ist nun gerade nicht erwünscht, und schnell erweist es sich, siehe den Prozeß um diesen Roman, daß die „ursprüngliche“ Poetologie vollkommen berechigt war, und zwar g e r a d e, weil man ihr immer ihre Verschlüsselung vorwarf. Man wollte weiterhin strafen, abstrafen, wollte Schuldloses strafen, aber so, daß niemand begreift, d a ß man das tut. Wollte Schaden zufügen, ohne verantwortlich zu sein. (Ich meine nicht den prozessualen Gegner des Romanes, sondern die Mitläufer, die das Verbot so begrüßten; sie nämlich sind von ihm eigentlich getroffen. Und s i e hat er ja auch wirklich gemeint. Und wird er weiter meinen.) [Letztlich ist die Diskussion jedoch müßig: Jedem einigermaßen mit Intellekt Begabten ist es höchst einfach, den Schlüssel ins Loch der Romane - irgend eines Romanes! - zu stecken und darin herumzudrehen; wie bei einer lockeren mathematischen Aufgabe ergibt sich die außerpoetische Lösung immer von selbst. Die poetische Strahlkraft hingegen bleibt, so oder so, Geheimnis.] albannikolaiherbst - Montag, 3. Januar 2005, 20:12- Rubrik: Arbeitsjournal
Fotoserie für Helmut Kohl.albannikolaiherbst - Montag, 3. Januar 2005, 15:15- Rubrik: NOTATE
Am Strand liegen. Aufs Wasser sehen.Die ständige sentimentale Freude darüber, aus dem Meer gekommen zu sein. Und die Sehnsucht nach der Mutter.
Sentimental (luxuriös) ist das, weil es die Ambivalenz des Irreversiblen verleugnet: Der Weg ist verschlossen. Oder man bezahlt ihn mit dem Tod. W e n n er sich öffnet, dann, offenbar, ‚von allein’. Und ohne, daß man ihn noch will. Jede gelungene Rückkehr ist katastrophal. (CXXXIV). Zunami 3. >>>> 4 2 <<<< albannikolaiherbst - Montag, 3. Januar 2005, 14:52- Rubrik: Paralipomena
Aus der und in die Coda kippen („Skamander“). Argo. Anderswelt. (93).Borkenbrod fuhr herum, ließ von Elena, war dem Monstrum schon an der Seite, das Messer glitt von dem Panzer ab, wieder kämpfte der Vater, Peleus, mit einer Schlange, keinen Liebeskampf diesmal, dennoch konnte Erissohn Feuer, Wasser, einen Löwen, einen riesigen schlüpfrigen Tintenfisch und wieder die
Schlange sich aufbäumen sehen, das Kapitel 27 Krokodil, den Mann – doch Cordes kam nicht weiter, er kam nicht in den richtigen Rhythmus, um dem Kampf die angemessenen Worte zu finden, den Herbst doch deutlich sah: Wie das Blut ging, wie sich die dunkle Schmiere des verrotteten Lough Leanes mit dem inneren Meer verschäumte, aus dem in Točná vor einem Haufen Ostler, vier Amazonen, dem in Frauenkleider verpackten Marcus Goltz und Brem, genannt Gelbes Messer, der Achäer Erissohn sprach, heraussprach... daß Borkenbrod dann endlich eine Stelle in dem Panzer traf, durch die seine Waffe hineinglitt, woraufhin das Vieh sich abermals hochwarf, sich drehte wie eine monströse elektronische Spindel, um dem Gegner den Arm abzureißen, in das es sich verbissen hatte – doch es verlor die Kontrolle über seine Gestalt, das Maul wurde weich, wurde krötig, in den Flanken pulste das Messer und ging, weil es so alt und so schartig war, nicht hinaus, so daß Borkenbrod von ihm abließ, fliegend fast, schwimmend, nach Elena sah, die bewußtlos nur noch halb aus der Pampe ragte, doch für Borkenbrod war es nach wie vor die See, und strahlend gewaschen war die Geliebte. Nein, der ganze Tag war Cordes entglitten. Unaufmerksam war er, surfte nur noch herum, von Porno-Site zu Porno-Site, ich konnte das deutlich sehen da unten am Boden der Nebelkammer, doch sprach davon natürlich nicht zu den Jungs. Jedenfalls war Cordes reichlich entnervt. Obendrein wartete er auf Elisabeth, eine Perle von Putzfrau, die auch Deters’ Wohnung betreute. Was beide voneinander nicht wußten. Ziemlich skeptisch hatte sie seinerzeit den Austausch der beiden Männer, Herbsts gegen Deters, konstatiert, aber diskret, wie sie war, geschwiegen; nach Deters’ Rückkehr immerhin war ihr ein erleichterter Seufzer entfahren, den außer Herbst und Zeuner, die ihn bezeugen können, keiner recht verstand; schon gar nicht, weshalb sich die beiden darüber so amüsierten. Noch schüttete Dorata II Kalle Willis ihr Herz aus, Broglier blieb ja verschwunden über den Tag, bis Willis ihn schließlich suchen fuhr und auf Herbst traf, kurz bevor Sabine Zeuner ihn zurück nach Beelitz... na gut: beamte. Goltz wiederum, etwa drei Jahre nach den Točnáer Ereignissen und wenige Tage nach Nullgrund, saß weiterhin in seinem Koblenzer Arbeitszimmer, die Gedanken rasten ihm nur so durch den Kopf, er sah vor den inneren Augen Deidameia ihre Verfügungen ordern, Thisea nach Prag, Uma nach Linz, fangt die Tranporte irgendwie ab. Er wählte sich ins Netz ein und ließ sich mit Karol Beutlin verbinden: „Kommen wir irgendwie an die CASTOR-Route heran?“ Und nachdem die Wölfin das Notwendigste in die Wege geleitet und den kleinen Kommandoraum verlassen hatte, war sie mit Kumani davongegangen, hinaus auf die calle dels Escuellers, von dort weiter, spazierengehend durch die Nacht, Hand in Hand, ihr war wohl gewesen wie seit Landshut nicht mehr, seit ihrer Hierodulenzeit, die mit Niam Goldenhaars Geburt zuende gegangen war – fortgeschickt hatte sie die Mongolin, dieser Narbe wegen auf ihrer linken Wange, hinüber war sie in den Westen, um dort den Osten hinzutragen, den und ein Heiliges Mädchen, so lang lag das alles zurück. Jetzt hatte sie ihren Feuerkopf auf Kumanis Brust gelegt und schlummerte wie ein kleines Kind, er aber sah zur Decke und dachte an seinen dahingegangenen Vater, an die Blicke seiner Mutter, an die Entrüstung der Sterbegäste, weil er eine menschliche Frau mit zum Fest gebracht. Was hatte die dann mit der Mutter gesprochen? Darüber hatte ihm Deidameia nichts erzählt, und er hatte, diskret, nicht nachfragen mögen. Doch irgend etwas war davon umgegangen in seiner Freundin, die sehr erschöpft gewirkt hatte und auch sehr schnell, ohne das erwartete sinnliche Spiel, an ihm eingeschlafen war. Es gibt Berufe, dachte ich, Berufungen, die es einem eigentlich nicht erlauben zu lieben, will man nicht den Geliebten über alle Verantwortlichkeit hinaus gefährden. Berufungen sind, so gesehen, Verzichte. Oder man wird schuldig durch sie. >>>> ARGO 94 ARGO 92 <<<< albannikolaiherbst - Dienstag, 4. Januar 2005, 16:36- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Spitzweg. Das Ehrenrührige dran. Und veröffentlichte Wut.Von Carole.
...ja, ja... mit stolz bei "untergebenen" zu betteln , das ist das kunststueck. gerade gestern haben Olsen und ich darueber gesprochen, dass niemand zu uns 15 jaehrigen gesagt hat, daß kuenstler sein (was ja alle irgendwie toll finden...) lebenslange armut bedeutet, ein gebildeter bettler. als juristin und sie als boersianer, wir waeren bequem versorgt und dann??? potenz und hormonstoerungen :-)) An Carole. lächelt...: Ja. Wobei das Wort 'Hormonstörung' bei mir sicher nur s e h r bedingt und gewissermaßen auf die Steuererklärung verschoben angewendet werden kann. *lacht grimmig* A. (P.S.: Diesen kleinen Briefwechsel stellte ich gern ins Literarische Weblog. Darf ich?) Von Carole. .... mein leben ist schon oeffentlich genug... C. An Carole. Es muß nicht sein. Vielleicht nehme ich als Zitat nur einen Auszug. Aber Die Dschungel sind ja unter anderem auch dafür da, künstlerische Produktionsprozesse zu dokumentieren; so etwas wie unser kleines schriftliches Gespräch gehört absolut hinzu, finde ich. Und das ist n i c h t mit Scham verbunden wie etwa ein konkreter Bettelbrief. Sondern deckt Verhältnisse auf, unter denen ganz offenbar Kunst entsteht. Und bindet - insofern Die Dschungel ihrerseits Collage-Kunst sind - diese Verhältnisse zugleich ins Werk selbst mit hinein. Genau dieser Gedanke stand am Anfang der Moderne. Um daran festzuhalten und es auszubauen und nicht aufzugeben und das Spiel des reinen hermetischen Kunstwerks mitzumachen, an dem stets die Vermittler verdienen, finde ich die Mischung aus Öffentlichkeit und Privatem so wichtig. Ich geh in meinem "Tagebuch" als eigener Dschungel-Rubrik ja unterdessen sehr weit darin, presche sozusagen vor, wo alles gern untern Teppich des Öffentlichen Anstandes, also die Fassade kehrt. albannikolaiherbst - Mittwoch, 5. Januar 2005, 18:28- Rubrik: Korrespondenzen
Flutwelle. Die Katastrophe ist nicht nur außen und weit weg. Wir sind, i n n e n, gleichfalls überschwemmt.Daß in den Dschungeln wegen „Zunami“ oder „Tsunami“ die referrers nun ebenfalls (google-vermittelt) so ansteigen, hat etwas sensationsgierig Peinliches; allerdings erwähnte ich den Begriff bereits am 30. Juli zum ersten Mal und erwog damals, das Wort als Romantitel zu verwenden. Die Gegenwart hat diese Möglichkeit ausgeschlossen. Aber die Tatsache selbst möge Den Dschungeln zugutegehalten werden. Und vielleicht denken die Bild- und Videohungrigen ein wenig nach, indem sie der Binnenverlinkung folgen.
Zunami 5. 4 <<<< albannikolaiherbst - Mittwoch, 5. Januar 2005, 14:44- Rubrik: NOTATE
Von Müller.Ich bin die Datenbank in der Menge.
albannikolaiherbst - Mittwoch, 5. Januar 2005, 11:45- Rubrik: NOTATE
Argo. Anderswelt. (94).„Permesso!“ schrie im SANGUE SICILIANO der Wirt, während Willis weiterhin baff in das Leere starrte, das kurz zuvor noch Herbst gewesen war. Deshalb bemerkte er nicht gleich, daß endlich auch Boglier kam, sehr angetrunken schon, sehr schuldbewußt; man könne annehmen, dachte Cordes, der Cicisbeo sei in ihm wieder durchgebrochen nach dieser Szene am Morgen; um das grob auszudrücken, hatte er etwas „Echtes“ ficken wollen, hatte von Simulationen die Schnauze voll gehabt, aus Unglück freilich, Diskriminierendes hatte das nicht. Er hatte den Impuls tags ziemlich lange unterdrückt, aber schon früh zu trinken begonnen; dann, als es dunkelte, war er ins BOUDOIR eingekehrt, wo er Kumani sitzen und warten sah. Freilich kannte er den nicht; die beiden saßen einige Zeit nebeneinander und kamen selbstverständlich in kein Gespräch. Statt dessen sannen sie, jeder in völlig eigenen Gedanken, auf die kleine Drehbühne hinauf, in deren ScheibenOktaeder ein Gal die Beine spreizte. Mit dem durchaus reiferen Animiermodell Shakti zog Broglier schließlich ab. „Bist du echt?“ „Sicher, Süßer.“ Sie verschwanden durch eine Tapetentür, es ging hintenrum die Stiege hinauf und in ein Zimmer, das Ellie Hertzfelds Fickzelle genau gegenüberlag. Wie in der, so auch hier nur Bett Nachttisch Waschbecken. Und eine Spanische Wand. Die Standardpantoffeln mit den Puschen. Durchs geschlossene Fenster, vor das eine orangenfarbene Jalousie herabgelassen war, rauschte auch hier der Betrieb des nächtlichen Bahnhofsviertels. Nachher war Broglier aber erst richtig widerlich zumute gewesen. Also hatte er sich, immer wieder einkehrend auf seinem schwankenden Weg, bis zum SANGUE durchgeschlagen und war nun gar nicht so glücklich, den Freund an der Theke zu sehen. „Permesso!“ Paar Gäste brüllten vor Lachen, außerdem lief der Fernseher über den Köpfen und übertrug ein Tennismatch, das von Zeit zu Zeit ein Werbespot unterbrach. „Das kostenlose All-inclusive-Girokonto City best!“ Tusch. Grölen. „Permesso!“ Broglier war zu betrunken, um schnell genug zu reagieren; er stand einfach nur da und wankte so sehr, daß er sich am Wandrahmen - es gab ja keine Tür - abstützen mußte. Schließlich schleppte er sich an Willis heran. „Jottseidank, da biste ja“, seufzte der, „ick hab mir schon sone Sorjen jemacht.“ Zur gleichen Zeit legte Boone im TRESOR auf, hämisch das Grinsen in seiner Visage, als er die kleinen Mädels sich ausziehen sah. Er wählte schon mal aus, welche er nachher unter die spezielle Partydroge setzte, die er aus dem Osten von heimgekehrten Milizionären bezog. Wer denen das Zeug verscherbelte, nämlich Brem, wußte er logischerweise nicht und hätte mit einer solchen Information auch gar nichts anzufangen gewußt. Ein irres Gelärme Gestampfe auf dem Dancefloor, die Wasserhähne auf der Toilette zugedreht, damit die Leute Getränke konsumierten, denn das Zeug dehydrierte die Körper; dazu das Uzi und Crabe, rasend am Crossfader gedreht und die Platte dabei fast zerschnitten, Boone haßte Hiphop, haßte Musik überhaupt, weshalb er sie unterm grölenden Jubeln zerstörte, wobei er immer wieder „I will kill you I will kill you!“ rhythmisch in die Masse schrie, die abermals orgiastisch johlte und die Hände über die Köpfe warf; ein Reichsparteitag der Abtanzerei. Das war fast derselbe Lärm, war ganz der gleiche brüllende Zunami aus Lärm, den der verwundete Skamander ausstieß, als er sich in seiner eigentlichen Gestalt aus der Gülle hob – aus dem Meerschaum der Brandung, wie Borkenbrod das sah: ein Titan, von dem Wasser und flankig das Blut fällt. Die riesigen Arme ausgestreckt, Pranken mit Saugnäpfen statt Fingern, dazwischen Bajonette, die aus der Handhöhle fahren.
ARGO 93 <<<< albannikolaiherbst - Mittwoch, 5. Januar 2005, 09:24- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Als wäre das ein Grund. Lemminge.Bau dir unsere Chatbox kostenlos auf deine Homepage ein und schließ dich unserem weltweiten Netzwerk von Partnersites an wie 100.000 andere Homepages vor dir!
[Hier ist die Duzerei ganz besonders verdächtig.] albannikolaiherbst - Donnerstag, 6. Januar 2005, 23:34- Rubrik: NOTATE
Ein Privileg.Am Rand der Verzweiflung denkt es sich schärfer. V o r dem Sturz. Nicht aber verzweifelnd.
(CXXXVIII). albannikolaiherbst - Donnerstag, 6. Januar 2005, 15:39- Rubrik: Paralipomena
Autonome Persönlichkeit, modisch.Haltungen ausprobieren wie Anzüge, der Blick in den Spiegel halb eitel, halb skeptisch: Was steht mir? Und sich eingestehen müssen: Depende.
Alles andere ist Inszenierung. (CXXXVII). albannikolaiherbst - Donnerstag, 6. Januar 2005, 15:33- Rubrik: Paralipomena
Die Achse des Bösen.Daß auch der Böse leidet, ist etwas, worunter der Begriff des Bösen zusammenbricht. Und der des Guten. Zu leiden bedeutet nämlich, Gründe zu haben.
[Dasselbe gilt für die Lust. Für das glückliche pötzliche Lachen des Mörders. In dem das Kind in ihm dasteht. Was die Tragik aufscheinen läßt, die wirkt. Man kann nur noch weinen.] (CXXXVI). albannikolaiherbst - Donnerstag, 6. Januar 2005, 15:10- Rubrik: Paralipomena
Die Dialektik des Tabus.(Den Patriarchen ins Album geschrieben:)
Tabus, indem sie etwas nicht nur zu tun, sondern sogar zu denken verbieten, glauben an den Geist. Sie meinen, wenn etwas gedacht werde, dann sei es auch fast schon geschehen. Insofern sind sie magisch und aufklärerisch zu gleich. Zumal locken sie eben jene erst an, die alleine fähig wären, ein solches Tabu zu brechen: Solche nämlich, deren Stolz nicht zuläßt, etwas nicht durchdenken zu dürfen; also denken sie es nun erst recht. Die ihnen gegenüber aufgerichtete Autorität muß sich dann beweisen. Was ihr, da ja nicht gedacht werden darf, nicht gelingen kann. Also f ä l l t das Tabu. Es trägt seinen eigenen Untergang in sich. Nicht, weil etwa reizvoll ware zu tun, w a s es verbietet, sondern allein aus dem Umstand, daß seine proklamierte Grundlosigkeit derart provoziert. Und weil, je schärfer das Tabu, um so höher die Lust an seiner Übertretung ist, nämlich auch dies nicht des eigentlichen Inhaltes halber, sondern wegen seiner den freien Stolz verletzenden Macht. (CXXXV). albannikolaiherbst - Donnerstag, 6. Januar 2005, 14:11- Rubrik: Paralipomena
Die kommende - oder die sterbende - Literatur.Man wird eines nahen Tages völlig anders lesen als bislang, nämlich nicht mehr chronologisch. Daß Literatur eine ästhetische Form entwickelt, die darauf vorbereitet ist, daran arbeite ich derzeit auf Hochtouren. Ich bin überzeugt davon, daß sie andernfalls stirbt.
(Die meisten Autoren und Leser sind nekrophile Totengräber; zum Teil leichenfleddern sie sogar. Ihre Sentimentalität, die ein Ausdruck unbewußt wirkender - und berechtigter - Angst ist, schützt sie davor, das zu begreifen. Deshalb sind sie schuldlos.) albannikolaiherbst - Donnerstag, 6. Januar 2005, 00:06- Rubrik: Arbeitsjournal
Verschlüsselung.Es gibt Realitäten, die dürfen nicht ausgesprochen (nicht veröffentlich geschrieben) werden, obwohl jeder sie weiß, wenigstens spürt. Das Verbot besteht aber nicht etwa, weil die Nennung allgemein bedrohlich wäre (da wäre sie vielmehr befreiend), sondern weil sie das Bild angreifen, das jeder von sich selbst gegen sich selbst aufrechterhalten will. In dem Ruf nach Verschlüsselung schallt der unbedingte Wille zum Betrug. Gegen sich selbst. Gegen andere. Damit “Mensch” bleiben kann, was man gelernt hat, daß “Mensch” sei. Auch und gerade, wenn “Mensch” s o nicht existiert.
(CXXXIX). albannikolaiherbst - Freitag, 7. Januar 2005, 14:13- Rubrik: Paralipomena
Charts. Argo. Anderswelt. (95). Jetzt der Pop.[Zur Erholung zwischendurch: Stefan Wolpe, Erste Sinfonie.]
Was ausgerechnet Die Dschungel derzeit tun, hat einen ziemlich perversen Witz: Sie hören sich im Internet durch die Charts, weil das Eingangskapitel von “Skamander” im SILBERSTEIN spielt und also musikalische Untermalung braucht. Im Text führt das zu mitunter komischen Konstellationen (weil zumal die Songtexte oft derart schlecht und, wenn es gut geht, unbeholfen sind); aber sich das Zeug anzuhören, hat etwas von ständigen Ohrfeigen. Unfaßbar, welch schlechte Musik es gibt, Rosenstolz etwa. Das Bedürfnis der Menschen nach banalstem Kitsch muß enorm groß sein. Man kann ihnen das sicherlich nicht verübeln; es fragt sich aber, woher dieser ausgeprägte akustische Masochismus rührt. Interessant ist dabei übrigens, daß nahezu jede Stimme elektronisch verändert, zumindest aufgemotzt ist. Als genügte das Menschliche, das sich ja durch Gesangsausbildung verfeinern und strahlend kultivieren läßt, nicht mehr. Der Prozeß ist ein anderer als der in elektronischer Musik, auch Techno würde ich (wenn auch ungern) ausnehmen; in diesen Fällen wird ja bewußt affirmiert. Aber im Pop stellt die elektronische Verfremdung den Vorschein von Echtheit her; es soll natürlich klingen, was höchste Manipulation ist. Das muß den Fans eigentlich bekannt sein. So daß sich nur der Schluß ergibt, daß sie drum bitten, auf diese Weise betrogen zu werden. Von der Primitivität der gesamten Richtung einmal ganz abgesehen. (Rock, Punk etc. war noch als begriffsloses Aufbegehren zu begreifen,als musikalischer, wenn auch nicht künstlerischer Ausdruck von Wut. Pop hingegen ist die Musik des in alles ergebenen Konsumenten.) Das müßte irgendwie in den SILBERSTEIN-Kapiteln deutlich werden. Zum Beispiel das hier: Berlin city girls Wir rocken den Scheiß, jeder weiß unser Style ist heiß Berlin city girls man sind wir smooth, something you can´t touch und wir sorgen dafür dass ihr klatscht >>>> ARGO 96 ARGO 94 <<<< albannikolaiherbst - Freitag, 7. Januar 2005, 10:13- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Container und Voyeure. Kleine Theorie des Literarischen Bloggens (30).Das öffentlich geführte Tagebuch reagiert auf Big Brother mit Seele. Dennoch ist es ein Ausdruck derselben gesellschaftlichen Bewegung. Es kritisiert sie durch Nähe, indem einem unverwundbaren, weil ökonomisch geschmierten Exhibitionismus, dem die Lüsternheit des (Massen)Publikums auf private, meist sexuell gefärbte Einblicke völlig entspricht, die eigene Verletzlichkeit entgegengehalten wird: eine individuelle, sensible, die sich dennoch offenbart und nicht etwa schüchtern zurückhält. Deshalb muß das Öffentliche Tagebuch öffentlich s e i n. Und oszilliert in ganz derselben exhibitionistischen Dynamik. Nur seine Intention ist eine andere. Die Kritik wird nicht durch eine Distanz getragen, die stets objektiviert und deshalb das Kritisierte - und damit sich selbst – entfremdet. Das Weblog ist hierfür das allergeeignetste Medium – und literarisch insofern, als es sich ständig bewußt macht (reflektiert), was es tut. Ohne daß wiederum dies zur Entfremdung führte, also stategisch modifiziert wäre.
Im Container wird das Private, vermittels Objektivierung, zur Ware; im Literarischen Weblog wird es, vermittels Subjektivierung, gesellschaftspolitisch. >>>> 31 29 <<<< albannikolaiherbst - Samstag, 8. Januar 2005, 10:30- Rubrik: Litblog-THEORIE
Bei den referrers.Bekommen Die Dschungel jetzt dauernd s o etwas, wenn sie den Links folgen:
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Von Freyer.Salome ist eine Figur, die an der Schwelle zur Hochblüte des Kapitalismus steht, eine schon verwöhnte Tochter, die praktiziert, was wir alle praktizieren, die gelernt hat, sich zu nehmen, was man braucht. Das ist etwas ökonomisch Wichtiges, etwas Politisches. Wir nehmen uns alle, in der Politik und im Privatleben, was wir brauchen, gehen über Leichen und komme gar nicht aus diesem Zirkel hinaus, weil man sonst untergehen oder zumindest als lebensunfähig erscheinen würde. Aber gerade die Lebensuntüchtigkeit wäre ein Gegenentwurf in unserer Zeit – am Beginn des 20. Jahrhunderts war das hoch aktuell.
[Aus dem im Programmheft abgedruckten Gespräch über Achim Freyers Strauss-Inszenierung “Salome” an der Deutschen Oper Berlin.] albannikolaiherbst - Sonntag, 9. Januar 2005, 21:50- Rubrik: Oper
Argo. Anderswelt. (96).Aber Odysseus war
tot, ich denk, er ist auseinandergeflossen?“ rief Kapitel 7 Deidameia, außer sich vor Zorn über das, was der da, was Goltz von ihr annahm. Die fünfstriemige Niamsnarbe schien aufzubrechen, derart durchblutete sie sich. „Es sind Ihre Milizen gewesen....“ „Ich h a b e“, Goltz blieb völlig ruhig, „keine Milizen, ich war für den Osten nie zuständig.“ „Sie haben kooperiert!“ „Selbstverständlich. Ich bin Buenos Aires’ Polizeichef, wo denken Sie hin?“ „Ihr habt erzählt, wie fürchterlich Odysseus starb. Ihr habt euch besoffen vor Freude daran.“ „Ich habe niemals Freude an irgend jemandes Niederlage. Sie mag nötig sein, dann,“ sagte er und war um die gute Formulierung b e m ü h t, „richte ich sie ein. Doch verschafft mir das kein Gefühl.“ Endlich war die Wölfin gekommen, anders als Goltz tatsächlich durch das Sushi-Räumchen herunter. Und hatte als erstes den Mann an der Theke bemerkt, der sich so eifrig Notizen machte und ihr seltsam bekannt war; dennoch habe sie ihn, glaubte die Frau, in ihrem Leben nicht gesehen. „Kennen Sie den?“ So fragte sie noch vor dem ersten Begrüßungswort Goltz. Und setzte sich zu ihm. She never kept the same address In conversation She spoke just like a baroness Met a man from China >>>> ARGO 97 ARGO 95 <<<< albannikolaiherbst - Sonntag, 9. Januar 2005, 09:41- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Argo. Anderswelt. (97).Dr. Spinnen, der darüber verrückt geworden war, nicht an fünfzehn Sterbebetten gleichzeitig stehen zu können und deshalb an nicht e i n e m gestanden hatte, sondern Zuhause noch immer neben der riesigen Spielzeugvitrine saß, vor einem mit chemischer Gerätschaft überhäuften Tisch, Mikrokop Eosin-Fläschchen und Kalilauge Retortenständer aus Holz, auf dem Servierboy daneben Röhrchen Pinzetten Skalpelle, - wie ein Klageweib hatte Dr. Spinnen geheult und wie ein Klageweib ohne Tränen, dann war ihn eine starre Erschöpfung überkommen, - Dr. Spinnen also hatte k e i n e solche Kopie, sein Abschied von den Töchtern war final, er wollte nur noch Originales, endlich, und sei es der Schmerz. Da rief Beate an, seine Frau, hatte sich durchgerungen. „Burkhard, ich bin da.“ Er hatte sie seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen, sie war so gealtert, sie kam an die Vater-Töchter-Duaden nicht ran, hatte sich nicht selbst beobachten wollen, wie sie älter wurde in den Kindern, den Klons, die ihr nachreiften, ihr nahezu jede Falte nachreproduzierten. Als Athene, die älteste, denselben - ja, hatte sie gedacht: denselben - Wirbelvorfall hatte wie sie in ihren Mittdreißigern - schon folgten Ulrike Johanna – da war es genug gewesen, sie hatte einfach nicht mehr gekonnt, war zu einer Freundin gezogen, hatte sich eine eigene Wohnung gesucht, lange vor Ausbruch der rätselhaften, der neuen Krankheit, von der sie nur durch eine dumme Fügung erfuhr. „Burkhard, ich bin da.“ Er sagte nichts. Er weinte wieder. Und diesmal l i e f e n Tränen, klageu n w e i b s c h, ganz wie bei Kindern. Beate setzte sich in den Wagen, stand eine halbe Stunde später im Zimmer, den Wohnungsschlüssel hatte sie nie aus der Handtasche genommen. Sie war, in ihrem Kostüm, so elegant weiblich wie je, der Typ des leicht unterkühlten weiblichen Managers, sehr dezent, sehr gut geschminkt, die Frisur auf den Zentimeter perfekt. Frau Spinnen umfaßte den geschüttelten Mann. Wiegte ihn. Sang ihm ins Ohr flüsternd: „Wir leben wir leben wirf das nicht weg“ – ohne Punkt und Kommata, weiter und weiter. Davon, in ihrem Arm, immer noch weinend, schlief er ein. So schwer ist Trennung, wenn man liebt.
>>>> ARGO 98 ARGO 96 <<<< albannikolaiherbst - Dienstag, 11. Januar 2005, 17:33- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Mutterbild & Perversion. Argo. Anderswelt. (98). Produktivitätstheorie.Es ist Den Dschungeln schon bewußt, daß es sich bei vielen dieser Frauenpersonen um begehrend aufgeheizte Manifestationen einer Mutter-Imago handelt, die eben genau das hat, was der leiblichen, business-orientierten und pragmatischen Mutter fehlte: Hitze. Zugleich bleibt aber die (erlebte) Kühle, ja Kälte der Mutter stets präsent, zum Beispiel in dieser Satzfolge, die eben formuliert worden ist:
Sie trug, da es so warm war, noch immer Spitzenbustier und Rock. Aber etwas Eisiges ging von ihr aus, als wäre ihr Körper eine offenstehende, doch in den Winter führende Tür. Der Satz ist geradezu paradigmatisch, Wärme und Kälte werden eng aneinandergeführt. In ANDERSWELT (aber auch anderen Büchern) steht so etwas immer am Anfang einer stark sexuell besetzten Liebesgeschichte. Die „mütterliche“ (Gefühls-)Kälte wird also durchaus nicht geleugnet oder hinwegfantasiert. Sondern die Textfantasie interpretiert sie ‘pervers’ um. Die erotische Aufladung der ANDERSWELT-Dichtung bezieht ihre Kraft aus genau diesem Widerspruch. Niam aus THETIS, die Siddal aus BUENOS AIRES haben sie und Judith Hediger aus ARGO, sowie - normalisierter - Elena Goltz und ihre Derivate Zeuner und Witten. Sogar in den “menschlichen”, mitfühlenden Figuren – in Dorata Spinnen etwa oder in der caritativen Corinna Frieling, ja selbst bei Frau Kumani - schwingt ein wenig davon mit, und zwar immer dann, wenn sie das Interesse des Autors als Frauen für voll nimmt. Hieraus erklärt sich auch das idolatrische Moment, das, weil es fast sämtliche erotischen Begegnungen füllt, Delf Schmidt so moniert hat. Wer es schafft, in sich selbst die feindlichen Elemente aufeinanderzuzwingen - man hört den Rausch direkt z i s c h e n -, der (die) k a n n nur bewundert werden. Die Grundfantasie ist eine nicht nur obsessiv (nämlich sich selbst gefährdend), sondern auch t i e f liebende femme fatale. Also die Vereinigung eines objektiven Widerspruchs. W i e ging das? Ein Autor, der zuviel über seinen Schreibprozeß wisse, macht sich verdächtig? Nein, sondern ein Autor, der zuviel liest. Also schrieb Karl Kraus. Manchmal muß man auch i h n korrigieren. ARGO 97 <<<< albannikolaiherbst - Mittwoch, 12. Januar 2005, 16:09- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Eine Art Stolz.Zusehen, wie man fällt. Und das dokumentierend beobachten, als geschähe es einem Fremden, nämlich einer literarischen Figur. In solchen Notaten wird Not zu Interesse und bekommt einen poetischen Rang, der jedes Selbstmitleid ausschließt.
[Tatsächlich befreit die Publikation moralisch.] (CXL). NACHTRAG, auf die DTs bezogen: Kleine Theorie des Literarischen Bloggens (31). >>>> 32 30 <<<< albannikolaiherbst - Mittwoch, 12. Januar 2005, 15:52- Rubrik: Paralipomena
E I N T O N.für Michael Rieth
I. Kaum daß Rainer mein Zimmer verließ, umfing mich mein vertrauter, melancholischer Dämmer. Der nette Mensch war nicht lange geblieben; offenbar hatte meine Sprachnot ihn zu sehr abgewiesen und wenn nicht geängstigt, so doch wenigstens beunruhigt. Ein paarmal hatte er hilflos versucht, dagegen anzuscherzen. Ich hatte sogar gelacht und war seinen Bemühungen durchaus dankbar gewesen. Doch er hielt sie wie alle nicht durch. Nein, dies besser doch als Datei einstellen: ein ton. (doc, 44 KB) Der für sie zu lange Text zerstört sonst die Ästhetik der Dschungel-Oberfläche. albannikolaiherbst - Mittwoch, 12. Januar 2005, 13:10- Rubrik: Texte
Argo. Anderswelt. (99).Das Ferkel sah auf dem Screen ziemlich deutlich dasselbe wie Brem: Da braut sich etwas zusammen, sehr dunkel, wolkig, nicht mehr nur wie am Horizont, sondern schon tief übers Land hergeschoben. Wie wenn du merkst, da stimmt was in einem System nicht, der CPU ist überlastet, arbeitet auffällig langsam, dauernd rasen sich Befehle, die nicht von dir sind, durch den Arbeitsspeicher, da greift was von draußen durchs Netz auf deine harddisc zu, Dämonen Trojanische Pferde, der ganze überalterte Mythos wird in den kybernetischen Viren viril. Dann beginnt sich der Bildschirm zu entblättern, er zieht sich die Bits aus wie Schuhe wie Nylons rollt er sie runter, und etwas spricht aus den Boxen, sehr freundlich, charmant fast, der erotische Tonfall rührt dich am Herzen: „Guten Tag, ich bin Niam Goldenhaar. Man nennt mich das Heilige Kind. Ich bin geschickt, Ihr System zu zerstören, und schlage, da Sie sich nicht wehren können, vor, daß Sie es genießen. In so etwas sind Sie, ich weiß, ziemlich gut. Also lehnen Sie sich zurück und schauen Sie zu. Ich werde Ihretwegen langsam machen. Haben Sie einen Wunsch? Wo soll ich beginnen? Wenn mit Ihren eigenen Dateien, dann drücken Sie jetzt auf den Buchstaben a. Wenn mit Ihren eigenen Bildern, dann auf b. Wenn mit den eigenen Mediendateien, dann auf c.“ Undsoweiter. Sprachlos sitzt du da und starrst diesen vermaledeiten Bildschirm an, der auf keine anderen Befehle mehr reagiert als auf die, die sich jetzt, in unbeholfen wirkender Programmierschrift, langsam, ja süffisant in die Flüssigkeitskristalle schreibt: Eine semantisch ungeordnete Liste, doch in a bis o unterteilt. Hektisch schlägst du auf die Tastatur, wobei du das Omegaalpha vermeidest, das den Katechismus deiner binären Existenz derart unvermittelt bedroht. Indem sich nämlich zugleich die Musikgeschichte aufs Hänschenklein zurückdekliniert und obwohl du in Panik den Netzstecker ziehst, erlöschen in Krankenhäusern die Lichter, die Ampelanlagen am Kudamm gehen aus, schon die auf dem Potsdamer Platz, Satelliten stellen den Funkverkehr ein, Schiffe laufen mit aller übrigen Infrastruktur auf Grund. Nirgends mehr klärt sich das Wasser. Deshalb sackt auch die privateste Welt, als drückte jemand oben gegen den Schrank, und der f ä l l t nicht, sondern l e g t sich um, ganz sanft, ein Luftkissen gibt unter der kippenden Rückplatte nach, man kann es aus ihm fein herauszischen hören, und der ganze Schrank, wie in einen Morast, den man nicht sieht, versinkt. Das geht lautlos vor sich, denn die Stimme ist in den Lausprechern verstummt. Lautlos schwappt über dem Schrank ein zähes Nichts zusammen, und über dir. Weil auch du wegsinkst, erst ein Opalisieren unter den Lidern, dem schwarze Tinte folgt, die ist dir von innen auf die Augen gegossen, in Točná goß sie, eine noch unsichtbare, im Versmaß gebundene Flüssigkeit, die erst das Tageslicht verfinstert, der Achäer über seine Zuhörer aus.
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Argo. Anderswelt. (100). Erste Fassung, zweite Revision.albannikolaiherbst - Freitag, 14. Januar 2005, 10:20- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Das Netz Der Dschungel. (1).albannikolaiherbst - Samstag, 15. Januar 2005, 15:53- Rubrik: Links
Dracula (2).Er ist die perfekte Kopie und erzeugt nur Kopien. Gerade darin, daß er nichts Eigenes repräsentiert, ja das Eigene und Originale durch sein Wesen leugnen muß, das er aber doch liebt: - gerade hierin ist er der Postmoderne verwandt und dabei ihr heftigstes und skandalösestes Veitsbild: Entwurf einer Schönheit, die das Blut aller vergangenen Zeiten verdaut und die Totalität eines personifizierten Gesamtkunstwerks in jederlei Hinsicht erfüllt.
albannikolaiherbst - Sonntag, 16. Januar 2005, 11:53- Rubrik: NOTATE
Ende einer Partnerschaft.Daran scheitern, daß die Liebe – möglich bleibt.
(CXLI). albannikolaiherbst - Sonntag, 16. Januar 2005, 11:06- Rubrik: Paralipomena
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