An das Bundesverwaltungsamt 50728 Köln.
Berlin, den 8. September 2008
IV 06 – 01 1 73 182 6/19
BAFÖG-Rückzahlung
Sehr geehrte Frau ***,
ich beziehe mich auf Ihr Schreiben vom 25. August und darf Ihnen wie folgt antworten.
(...) Aus der Höhe der Beträge ersehen Sie leicht, daß mein Einkommen auch unter Mühen den Sozialsatz nicht erreicht. (...) Insgesamt ist zu sagen, daß ich, auch wenn das in der Gegenwart keinem profanen Selbstbewußtsein mehr entspricht, in einigem Vielen genau das repräsentiere, was man einen genialischen und genau deshalb in unangemessenen Verhältnissen darbenden Künstler genannt hat. Ich mag auch gerne zugestehen, daß ich das kultiviere. Denn das erspart mir manche Scham. Ich kann mir das leisten, weil sie ganz unberechtigt wäre; nämlich stehen meine Arbeitdisziplin und >>>> das aus ihr erwachsene, unterdessen bereits sehr umfangreiche Werk dafür ein. Dieses setzt an die bürgerliche Stelle ökonomischer Scham das arrogante Daseinsrecht der radikalen Produktivität.
Im übrigen lassen die leider fortschreitenden Tatsachen, daß die Öffentliche Hand harte Schnitte in die Kulturförderung gemacht hat und daß die ökonomische Entwicklung insgesamt nicht die Künste, sondern den Mainstream favorisiert, eine Änderung meiner finanziellen Situation auch für die Zukunft nicht erwarten. So muß ich denn darauf aufmerksam machen, daß ich eine Eidesstattliche Versicherung zwecks Offenbarung des Verrmögens bereits abgegeben habe.
Unterm Strich verbleibe ich dennoch höchst zuversichtlich und mit den besten Grüßen:
Ihr
ANH
>>>> Herbst & Deters Fiktionäre
[Hübsch ist auch der Passus, der mir bei der Aufstellung meiner laufenden Kosten eingefallen ist und zudem noch den Vorzug unbedingter Wahrheit hat: " Wie hoch exakt meine Stromrechnung ist, weiß ich gar nicht, auch nicht, wann ich zuletzt bezahlt habe. Da ich kein eigenes Konto mehr besitze, bitte ich bisweilen Freunde um Ausgleich und gebe denen dann die Rechnung. Welchen es diesmal „getroffen“ hat, weiß ich nicht mehr. Es könnte auch sein, daß hier bald mal wieder der Strom abgestellt wird. Ich sehe dem mit Grundvertrauen entgegen."]
albannikolaiherbst - Montag, 8. September 2008, 13:43- Rubrik: Arbeitsjournal