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Gedichte
Variation auf >>>> ein Thema von findeiss. gib mir das messer,
gib mir, medea, die schale
halt an den fesseln
Dein eigenes blut
und meines
um es zu schächten
sieh das fahle rot
in dem unechten licht
was scheut er, der drache?
komm näher und trinke!
gib mir, medea, die teller
reich mir das salz und das brot
zu Wasser und Brut
und iß dich,
Alte
satt an dem Gericht,
dann fahr hinweg - hinauf!
indes ich Vaterwache
halte
bis ich sinke
albannikolaiherbst - Dienstag, 20. Januar 2009, 16:12- Rubrik: Gedichte
Mylady, Sie wissen's genau:
da hat die Seele keinen Ort
wo sie verweilt
Es eilt ein Sturm durch uns hinfort
durchschwemmt die Frau
und macht den Mann sich bäumen
Wir träumen, wenn wir kommen
nahe aneinander, ja
daß uns das heilt
und teilt den Schmerz benommen
in harte Gier auf, da
und in die milde Zärtlichkeit
des Schlafs dort in den Räumen
aus den Sekreten und der Zeit
für Haut und fast kaum kein Wort
[Überlegung um 18.51 Uhr:
Hinten den Reim offen lassen; das entspricht
sowohl der Erschöpfung wie auch, momentan,
meinem Gefühl dazu. Deshalb die Streichung.]
albannikolaiherbst - Donnerstag, 1. Januar 2009, 12:57- Rubrik: Gedichte
[ff von >>>> dort:
(...)
bevor man sie zu Beinhäusern baute und Tempeln in den leisen Hainen,]
worin einige Anadyomanen als Priesterinnen verblieben; von dem Mann,
blieb nichts als ein Ahnen, als die Wütenden weiterzogen, blieb die Spur
in den materialen Rohren, ein Wind und seine wehende Klage nur
um die schmalen Säulen; es wehte bald von überall der Rauch heran
brennender Orte vergessener Ruhe, und auf den Hunderten Schädelstätten,
manchmal ragten noch Schuhe heraus, bestellten die Frauen das Feld.
Sie nährte bereits die Kultur. Sie hielten sich, Konzession an die Welt,
zu Lust und Arbeit eingefangene Drohnen; an leichten goldenen Ketten
führten sie diese Männchen und zeigten sie stolz; vor jedem Bündel Ähren
mußten die sich neigen, doch galten noch, weil so behaart, als Tier.
Von den gemeuchelten Brahmanen ahnten die gepflegten Frauen hier
und von den wütigen Ahnen, dem blutigen Schaum, dem Originären,
gar nichts Wirkliches mehr. Und war doch in ihnen geblieben
bis heute, den Männern rot zur Scheu; sie trippelten ängstlich an Tagen,
da man es sah: es war das Zeichen von Göttern, man durfte nichts wagen,
selbst der Blick mußte weichen, man sah ihn sich klamm vorüberschieben
in den Speichern am Korn, das man beklommen drosch vor dem Mahlen
Ein dunkles Geheimnis, fast Zorn, umgab, die es wahrte, die helleste Frau
noch – aber was man da roch,die Aphroditen wußten es selbst nicht genau,
woher das Monatsjoch stammte, wozu das denn war; sie befahlen
sich selbst vor den Zeiten zum Rückzug und sperrten sich in Klausen,
sich vorzubereiten. Bis es vorbei war. Nur andere Frauen durften dann
hinzu. Es war wie Geburten, doch leere, wie Schwäche. Von dem Mann
zu dem Mann gingen, schwere bereits von Verschwörung und Grausen,
Blicke; das war nun schon nicht mehr Natur: sondern sie waren verfeinert:
Wo alles wegschaut und schweigt nur, wollten sie hinsehn. Es verkleinert
der deutliche Blick die Gefahr, rafft die Schleier beiseite, und es erhebt sich,
wer unterdückt war, und an die Bäder schleicht er sich an, unwiderstehlich
lockt ihn das Bild. Wird >>>> gejagt und gestraft, wird erlegt mitsamt der innern
Fotografie und den Geweihen. Kommt aber wieder. Der Wille wächst nach,
was heilig ist zu entweihen, er sprießt. Da fieln aus dem Norden, der zustach,
fremde männliche Horden ein, Hyänengesichter wie von tumben Gewinnern
(...)
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albannikolaiherbst - Sonntag, 21. Dezember 2008, 16:03- Rubrik: Gedichte
Bevor ich aufgestanden und meiner halben Wachheit
Meere g i n g e n, fanden vor fünftausend Jahren
die Anadyomanen, sie entstiegen in Scharen
unter Kormoranen, die wild keiften, der Seligkeit,
das Land. Ihre Waffen waren der Wille, die Gesichter glühten.
Am Strand, zu sanftmütig, um die landende Mordlust zu fliehen,
standen zwei heilige Männer und lasen die Vögel ziehen.
Sie deuteten den Wind, als das eilige metzelnde Wüten
anhob, zu spät. Die Köpfe flogen, in den Augen die Frage,
wer sowas sät, weit übern Sand, der sich purpurn verklebte,
die Arme, die Beine, so schnell die blutige Gischt, die jetzt bebte.
Es überlebte nicht eine der Frauen im Dorf die nächsten zwei Tage,
das hinterm schmalen Nadelwald im Frieden der Bescheidung döste
und einer orientalen Ruhe, kein Mann, kein Kind, nicht eine Ziege.
Erstmals briet Fleisch. Die Kadaver lagen versteut, jede Biege
verstummtes Gekreisch, das sich aus den erstarrten Leichen löste,
unvernehmlich den Dieben, weiblichen Göttern, die aus den heiligen Steinen
die männlichen Götter vertrieben, die friedlichen, aus Büschen und Bächen,
und Waffen aus den Knochen schnitzten, die gebrochen blichen,
bevor man sie zu Beinhäusern baute und die zu Kirchen Tempeln in den Hainen.
(...)
>>>> 2
albannikolaiherbst - Samstag, 20. Dezember 2008, 11:56- Rubrik: Gedichte
[Erste, skizzierte Fassung (16.12.):]
das Schrein einer Frau nach der Rute
das Gute, Böse
die fallenden Tropfen Schweißes
klaren, daß der Schädel lebt
der Körper bebt bis
durch den Geist, des wahren
Augenblicks kaum inne
der erlöse (doch er weiß es
und man ist gewollt
wenn sie sich aufbäumt aufgespreizt)
und rollt - ein Bulle, der brüllte
selber - zitternd zur Seite am Boden
- beidseits Bücher wändehoch, und Bilder
Nässe, nahes Stuhlbein, Noten
und Nippes, gesammelt in Jahren
die aufgeheizt von Welten waren:
Horden von Dingen blicken
fern von den hundert Borden herab
fremd wie die hohe Decke des Zimmers
mit der kaputten, elternlosen Lampe
auf Tücher, dich nun abzutupfen
und auf die warmen Hoden
schwere, im Nachhall deines
Gewimmers, und leere von Verlangen
doch die vom Tier noch duften
deinem, meinem groben, zarten
und von dem Harten, Bangen.
[Bin mir sehr unsicher mit den letzten beiden Zeilen. (16.12., 10.58 Uhr).][Zweite Fassung nach den Diskussionen, 19.12.:]
Das Schrein einer Frau nach der Rute
das Gute, Böse
die fallenden Tropfen Schweißes
vom Schädel,
klar wie Wasser, das lebt
Der Körper, ungewahr
des Augenblickes, bebt,
der ihn erlöse
(denn er ist gemeint, gewollt
und weiß es
da sie sich hochbäumt aufgespreizt
und er sich, Bulle, der aufbrüllt
zur Seite rollt am Boden
und minutenlang nachzuckt)
- beidseits Bücher wändehoch, und Bilder
nahes Stuhlbein, Noten
und Nippes, gesammelt in Jahren
die aufgeheizt von Welten waren:
Horden von Dingen blicken
von den hundert Borden herab
fern wie die Decke des Zimmers
mit der kaputten, spitzen Lampe
auf Tücher, dich nun abzutupfen
und auf die warmen Hoden
schwere, im Nachhall deines
Wimmers, und leere von Verlangen
doch duften noch nach dir
der bangen, und dem Tier
dem groben, zarten – mir.
albannikolaiherbst - Mittwoch, 17. Dezember 2008, 09:26- Rubrik: Gedichte
ist die Mama ist der Papa
ist nicht ein Haus
ist nicht die Mama ist der Papa
führt’s mich hinaus
ist nicht der Papa ist die Mama
bessert’s das aus
ist der Papa ist die Mama
bin ich geliebt nie zuhaus
albannikolaiherbst - Freitag, 12. Dezember 2008, 14:19- Rubrik: Gedichte
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Für >>>> June.
Wie sie durch uns.
Wir haben am Ende unscharfe Ränder,
diffus wie die Zeit und das Halblicht in Wäldern.
Wie Sonne in Meer vor der rufenden Tiefe.
albannikolaiherbst - Sonntag, 26. Oktober 2008, 06:37- Rubrik: Gedichte
Der Duft aus den Backstuben, weltweit
ein immerselbes Süß aus karibischem Morgen
inmitten, glaubt man, der Nacht.
Brot
O Erfindung des Zuckers
Mensch, wie kurz lebst denn du
albannikolaiherbst - Dienstag, 23. September 2008, 06:45- Rubrik: Gedichte
Du duftetest, Tier, nach der Schamlosigkeit, die sich wölbt.
Du hieltest dein Gesicht in den Händen und spürtest
(den Rücken als Kufe aus hunderten Sensen schmalster Rundholzkanten erhoben gedrängt)
den Rücken als Kufe die Rückenkufe aus hunderten Sensen erhoben
unter der Fingervermessung, die Wirbel für Wirbel den Grat schritt ODER vom Grat schnitt.
Vor dem Haar war dem Nacken ein Leuchten aus un terird 'schem Silber,
das zu berühren die fremden grausamen Hände ehrfürchtig noch scheuten.
Sie wichen. Sie schritten, rückwärts; sie rutschten in Waide und Wunde
und nahmen vom Naß auf die Kuppen, um von dem Wunder vorzukosten,
bevor sie dieses Wimmern d r e h t e n und, ihm das ganze Fleisch entzündend,
es garten.
Dann trank ich deinen Nabel leer.
albannikolaiherbst - Donnerstag, 18. September 2008, 07:35- Rubrik: Gedichte
>>>> alte Fassung (2006):
Sie stehen von Stengeln, dornenlosen,
die sich allein in die Kühle hüllen.
Morgens perlt bereits Frost auf den gelben
Blättchen der ungeborenen Blüten:
so feste Knospen, wie wenn sie einen Fötus behüten.
Haben ganz diese Sorgfalt, und sie sind vom selben
nährenden Zart, mit dem sich Müttern Plazenten füllen.
Und w o l l n noch so spät. Und erfriern, diese Rosen.
Neue Fassung:
Sie stehen von Stengeln, dornenlosen,
die sie in die Kühle hüllen;
morgens perlt Frost auf den gelben
Blättchen der ungeborenen Blüten.
Wie wenn sie einen Fötus behüten
und von dem inneren selben Zart,
mit dem sich Müttern Plazenten füllen,
erfrieren diese starren Rosenblüten
außen starr und überjahrt.
albannikolaiherbst - Donnerstag, 21. August 2008, 15:10- Rubrik: Gedichte
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Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop,
meinen Sohn.
Herbst & Deters Fiktionäre:
Achtung Archive!
DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT wird im Rahmen eines Projektes der Universität Innsbruck beforscht und über >>>> DILIMAG, sowie durch das >>>> deutsche literatur archiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreiber Der Dschungel erklären, indem sie sie mitschreiben, ihr Einverständnis.
NEU ERSCHIENEN
Wieder da - nach 14 Jahren des Verbots:
Kontakt ANH:
fiktionaere AT gmx DOT de
E R E I G N I S S E :
# IN DER DINGLICHEN REALITÄT:
Wien
Donnerstag, 30. November 2017
CHAMBER MUSIC
Vorstellung der neuen Nachdichtungen
VERLAGSABEND >>>> ARCO
>>>> Buchhandlung a.punkt
Brigitte Salandra
Fischerstiege 1-7
1010 Wien
20 Uhr
NEUES
Bruno Lampe - 2018/01/18 21:41
III, 357 - Schweinereien
Nein, ein Erdbeben hatte es nicht gegeben. Und die immer etwas unsicher auf dem Herd stehende kleinere ... Die Dynamik
hatte so etwas. Hab's öfter im Kopf abgespielt....
Bruno Lampe - 2018/01/17 21:27
albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:45
Zwischenbemerkung (als Arbeitsjournal). ...
Freundin,
ich bin wieder von der Insel zurück, kam gestern abends an, die Wohnung war kalt, vor allem ... albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:38
Sabinenliebe. (Auszug).
(...)
So beobachtete ich sie heimlich für mich. Zum Beispiel sehe ich sie noch heute an dem großen Braunschweiger ... Ritt auf dem Pegasos...
Der Ritt auf dem Pegasos ist nicht ganz ungefährlich,...
werneburg - 2018/01/17 08:24
Pegasoi@findeiss.
Den Pegasus zu reiten, bedeutet, dichterisch tätig...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:50
Vom@Lampe Lastwagen fallen.
Eine ähnliche Begegnung hatte ich vor Jahren in...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:43
findeiss - 2018/01/16 21:06
Pferde
In dieser Nacht träumte ich, dass ich über hügeliges Land ging, mit reifen, dunkelgrünen, im Wind raschelnden ... lies doch das noch mal
dann stimmt auch die zeitrechnung
http://alban nikolaiherbst.twoday.net/s tories/interview-mit-anady omene/
und...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:38
lieber alban
sehr bewegend dein abschied von der löwin, der...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:27
Bruno Lampe - 2018/01/11 19:30
III, 356 - Merkwürdige Begegnung
Seit einer Woche war die Wasserrechnung fällig und ich somit irgendwie gezwungen, doch noch das Postamt ... Bruno Lampe - 2018/01/07 20:34
III, 355 - … und der Gürtel des Orion
Epifania del Nostro Signore und Apertura Staordinario des einen Supermarkts - Coop. Seit dem ersten Januar ... Bruno Lampe - 2018/01/03 19:44
III, 354 - Neujahrsnacht e dintorni
Das Jahr begann mit einer unvorgesehenen Autofahrt bzw. mit der Gewißheit, mir am Vormittag Zigaretten ...
JPC

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Zuletzt aktualisiert am 2018/01/18 21:57
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