|
Paralipomena
Hält sich, der typische Hochbegabte, nicht an soziale Usancen. Nirgendwo wird das deutlicher als >>>> in den Granada-TV-Verfilmungen mit dem kongenialen Jeremy Brett. Wie der Mann da ausflippt, welche Ausbrüche er hat, wenn es nichts zu denken gibt, wie er sich den Leerlauf durch selbstgespritzte Kokaingaben erträglich machen muß – nicht um besser denken zu können oder weniger schlafen zu müssen, nicht um das Selbstbewußtsein aufzupuschen, wie das bei gewöhnlichen Koksern der Fall ist - also nicht aus Mangel an Begabung -, sondern des Übermaßes wegen, das eben in diesen Zeiten nichts zu kauen bekommt: all dieses zeigt gleichfalls an, daß Holmes ein sekundäres Genie ist, ein reproduzierender Künstler. Dem primären widerführe solcher Leerlauf nicht: Der nämlich e r s c h a f f t seine Gegenstände. Holmes hingegen bedarf der bereits geschriebenen Musik. Wäre er - bei seinem „Sujet“ - primär genial gewesen, er hätte seine Fälle e r z e u g t und wäre deshalb - Verbrecher geworden. Der ihm nun die Partituren erst vorlegen muß, an deren Interpretation sich seine Meisterschaft erweist.
(CCCLXXXXI).
albannikolaiherbst - Samstag, 27. Mai 2006, 14:50- Rubrik: Paralipomena
Wäre sie nicht a u c h privat, könnte sie das nicht. Man >>>> muß sie erden, um ihre Verbindlichkeit zu erhalten. [Poetologie.] (CCCLXXXX).
albannikolaiherbst - Freitag, 26. Mai 2006, 08:47- Rubrik: Paralipomena
Wir sind um die Informationen, die wir tragen, herumgewickelt. Das „wir“ ist Teil des Behältnisses und dieses selbst ein Teil der Informationen: alles zielt auf Weitergabe, die im organischen Leben „Vererbung“ genannt wird. Dennoch sind wir nicht, im herkömmlich verwendeten Sinn, „Hülsen“, sondern viel eher strings: die Hülse-selbst ist eine Funktion der Informationen; eine andere ist die Persönlichkeit als zumal dasjenige, was sich dieser Erkenntnis dadurch zu entziehen versucht, daß es ein Privates proklamiert. Je infomatischer eine Gesellschaft nun wird, desto stärker auch die Gegenmacht, die an der Freiheit des Subjektes festhalten will, weil sie das einzige wäre, das die Vorstellung einer wesenhaften Ich-Person erlaubt. Das, was wir nicht teilen (wollen), nennen wir privat, und zwar gegen das bessere Wissen, daß alles, als Information, die es ist, ohnedies ‚geteilt’, also auf mehreres anderes wechselwirkend bezogen ist und bezogen sein muß. Es wäre sonst entropisch und das Persönliche, das sich zugleich gegen diese Erkenntnis mit Begrifflichkeiten wie solchen der Privatheit abschottet, überhaupt nicht vorhanden.
Insgesamt ist die Kategorie einer autonomen Substanz (des ‚Wesens’) so wenig mehr haltbar wie die des Akzidentiellen. Es g i b t nicht das private Ich – nicht anders jedenfalls als in Form eines Vorscheins, der das Eigentliche Wirkende überstrahlen – der darüber hinwegtäuschen soll.
(CCCLXXXIX).
albannikolaiherbst - Montag, 22. Mai 2006, 13:36- Rubrik: Paralipomena
Wer straft, macht sich schuldig. Nicht aber, wer das nicht weiß.
(CCCLXXXVIII).
albannikolaiherbst - Dienstag, 16. Mai 2006, 10:58- Rubrik: Paralipomena
Ist kristallisiertes Leid.
(CCCLXXXVI). [Vieles hiervon weiß der Splitter (!), der dem kleinen Kay bei Andersen ins Herz dringt.
Das Böse ist das genaue Gegenteil des Organischen und hält das Leid f e s t. Es gibt ihm dingliche Gestalt.
D e s h a l b das Licht der Erlösung, das dem Grafen übers Gesicht huscht, als Morris’ Messer in sein Herz dringt:
der Kristall zerfällt und wird Staub, so daß die Seele freikommt.]
albannikolaiherbst - Freitag, 12. Mai 2006, 08:29- Rubrik: Paralipomena
Ich veröffentliche, also bin ich.(Der Satz ist umkehrbar.) (CCCLXXXV).
albannikolaiherbst - Freitag, 12. Mai 2006, 07:39- Rubrik: Paralipomena
Im Mittelalter war es den Künsten untersagt, andere Inhalte als religiöse darzustellen. War das richtig und zu befolgen? Immerhin war es hilfreich: denn es lehrte die Kunst:: zu betrügen::: worauf es w i r k l i c h ankommt, zeigen diese Bilder im Hintergrund. Und die Kirche vergewaltigte sich selbst, in dem sie ihren Glauben zwang, sich zum Vorwand erniedrigen zu lassen.
Was aber, gesetzestreuer Zeitgenosse, lehrt das d i c h?
(CCCLXXXIV).
albannikolaiherbst - Donnerstag, 11. Mai 2006, 17:00- Rubrik: Paralipomena
Es ist gefährlich: zu wissen, d a r u m sagt Matthäus 5: Beati pauperes spiritu. Alleine sie behalten nämlich ihre Unschuld. Das Himmelreich ist einzig deshalb ihrer, weil sie, selbst wenn sie strafen, noch vermeinen dürfen, es handle sich um einen Akt der Gerechtigkeit. Sie k ö n n e n nicht fragen: Warum? Ihnen stellt sich die Frage nach der Freiheit ihres oder des anderen Willens so wenig wie die nach einer Freiheit des Handelns.
Wir übrigen aber, wir alle, verstricken uns schuldhaft – vorausgesetzt, wir akzeptieren eine Moral. Sie erst nämlich ist es, die uns – und zwar in jedem Fall, was immer wir auch tun – schuldig werden läßt. Deshalb ist, sofern er handelnd urteilt, der integerste Mensch immer auch derjenige, der objektiv die meiste Schuld trägt.
(CCCLXXXIII).
[Ein andres ist Notwehr, selbst Tötung aus Affekt. Moralische Schuld – von Verursachung strikt zu unterscheiden - beginnt erst da, wo intellektuell verhandelt wird.
Keiner, der nachdenkt, findet aus diesem >>>> furchtbaren Paradox je hinaus.]
albannikolaiherbst - Donnerstag, 27. April 2006, 10:07- Rubrik: Paralipomena
albannikolaiherbst - Samstag, 22. April 2006, 08:27- Rubrik: Paralipomena
Muß Arbeit gegen den Verlust des Körpers sein. Wer das mißachtet, ist affirmativ.
(CCCLXXXI).
[Anti-Matrix. Poetologie.]
albannikolaiherbst - Freitag, 21. April 2006, 13:00- Rubrik: Paralipomena
|
|
Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop,
meinen Sohn.
Herbst & Deters Fiktionäre:
Achtung Archive!
DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT wird im Rahmen eines Projektes der Universität Innsbruck beforscht und über >>>> DILIMAG, sowie durch das >>>> deutsche literatur archiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreiber Der Dschungel erklären, indem sie sie mitschreiben, ihr Einverständnis.
NEU ERSCHIENEN
Wieder da - nach 14 Jahren des Verbots:
Kontakt ANH:
fiktionaere AT gmx DOT de
E R E I G N I S S E :
# IN DER DINGLICHEN REALITÄT:
Wien
Donnerstag, 30. November 2017
CHAMBER MUSIC
Vorstellung der neuen Nachdichtungen
VERLAGSABEND >>>> ARCO
>>>> Buchhandlung a.punkt
Brigitte Salandra
Fischerstiege 1-7
1010 Wien
20 Uhr
NEUES
Die Dynamik
hatte so etwas. Hab's öfter im Kopf abgespielt....
Bruno Lampe - 2018/01/17 21:27
albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:45
Zwischenbemerkung (als Arbeitsjournal). ...
Freundin,
ich bin wieder von der Insel zurück, kam gestern abends an, die Wohnung war kalt, vor allem ... albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:38
Sabinenliebe. (Auszug).
(...)
So beobachtete ich sie heimlich für mich. Zum Beispiel sehe ich sie noch heute an dem großen Braunschweiger ... Ritt auf dem Pegasos...
Der Ritt auf dem Pegasos ist nicht ganz ungefährlich,...
werneburg - 2018/01/17 08:24
Pegasoi@findeiss.
Den Pegasus zu reiten, bedeutet, dichterisch tätig...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:50
Vom@Lampe Lastwagen fallen.
Eine ähnliche Begegnung hatte ich vor Jahren in...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:43
findeiss - 2018/01/16 21:06
Pferde
In dieser Nacht träumte ich, dass ich über hügeliges Land ging, mit reifen, dunkelgrünen, im Wind raschelnden ... lies doch das noch mal
dann stimmt auch die zeitrechnung
http://alban nikolaiherbst.twoday.net/s tories/interview-mit-anady omene/
und...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:38
lieber alban
sehr bewegend dein abschied von der löwin, der...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:27
Bruno Lampe - 2018/01/11 19:30
III, 356 - Merkwürdige Begegnung
Seit einer Woche war die Wasserrechnung fällig und ich somit irgendwie gezwungen, doch noch das Postamt ... Bruno Lampe - 2018/01/07 20:34
III, 355 - … und der Gürtel des Orion
Epifania del Nostro Signore und Apertura Staordinario des einen Supermarkts - Coop. Seit dem ersten Januar ... Bruno Lampe - 2018/01/03 19:44
III, 354 - Neujahrsnacht e dintorni
Das Jahr begann mit einer unvorgesehenen Autofahrt bzw. mit der Gewißheit, mir am Vormittag Zigaretten ... albannikolaiherbst - 2018/01/03 15:16
Isola africana (1). Das Arbeitsjournal ...
[Mâconièrevilla Uno, Terrasse im Vormittagslicht
10.32 Uhr
Britten, Rhapsodie für Streichquartett]
Das ...
JPC

DIE DSCHUNGEL.ANDERSWELT ist seit 4968 Tagen online.
Zuletzt aktualisiert am 2018/01/17 21:27
IMPRESSUM
Die Dschungel. Anderswelt
Das literarische Weblog
Seit 2003/2004
Redaktion:
Herbst & Deters Fiktionäre
Dunckerstraße 68, Q3
10437 Berlin
ViSdP: Alban Nikolai Herbst
HAFTUNGSAUSSCHLUSS
Der Autor diese Weblogs erklärt hiermit
ausdrücklich, dass zum Zeitpunkt der Linksetzung keine illegalen
Inhalte auf den zu verlinkenden Seiten erkennbar waren. Auf die aktuelle
und zukünftige Gestaltung, die Inhalte oder die Urheberschaft
der gelinkten/verknüpften Seiten hat der Autor keinerlei Einfluss.
Deshalb distanziert er sich hiermit ausdrücklich von allen Inhalten
aller gelinkten /verknüpften Seiten, die nach der Linksetzung
verändert wurden. Diese Feststellung gilt für alle innerhalb
des eigenen Internetangebotes gesetzten Links und Verweise sowie für
Fremdeinträge in vom Autor eingerichteten Gästebüchern,
Diskussionsforen und Mailinglisten, insbesondere für Fremdeinträge
innerhalb dieses Weblogs. Für illegale, fehlerhafte oder unvollständige Inhalte und insbesondere für Schäden, die aus der Nutzung oder Nichtnutzung solcherart dargebotener Informationen entstehen,
haftet allein der Anbieter der Seite, auf welche verwiesen wurde,
nicht derjenige, der über Links auf die jeweilige Veröffentlichung
lediglich verweist.
|