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Ich sieze i m m e r im Netz. Das hat den Grund, daß im Netz so viele immer glauben, sofort kumpeln zu können; sie wollen einen Schein von Familiarität herstellen, den man "community" nennt, der aber letzten Grundes völlig hohl ist. Dagegen halte ich - auch gegenüber Subs - mein europäisches (und auch orientalisches) Sie. Hat man sich getroffen und s p ü r t, daß da mehr ist als nur eine völlig leere Behauptung, dann ergibt sich ein Du ohnedies von selbst.
Andererseits. Im erotischen Spiel ist es >>>> auch für den Herrn sehr erregend, außerhalb des Sexualspieles zu siezen, i m Spiel aber gesiezt zu werden. Lust kommt sehr oft aus der Differenz.
Wenn Ihnen diese Form nicht gefällt, dann ziehe ich mich selbstverständlich wieder zurück. Es gibt hier viele andere Männer, die Ihnen aber auch sofort ergeben entgegenkommen würden, nur damit sie ein Treffen bekommen. Ich würde mich also zwar freuen, Sie zu sehen, nicht aber, wenn ich dazu meinen Stil aufgeben muß.
DLZI XII <<<<
[Jetzt gehen versteckte und zufällige Links fein
durcheinander.]
albannikolaiherbst - Montag, 2. Januar 2006, 14:47- Rubrik: Chats
Es wäre, jetzt, nach der Entschlüsselung, wer der „wirkliche“ Urheber >>>> des Ribbentrop-Rhizoms ist, n i c h t angemessen, seinen Namen zu verraten (das dürfte nur er selber tun - oder ein anderer Wissenschaftler). S e h r angemessen aber wäre, in >>>> der Überarbeitung und Neuherausgabe von JOACHIM ZILTS’ VERIRRUNGEN Anton Moosbach nicht länger >>>> Anton Moosbach heißen zu lassen, sondern ihm den realen bürgerlichen Namen des pseudonymen Verfassers zu geben. So würde ein >>>> poetologisches Gleichgewicht hergestellt, das zugleich sowohl Literaturgeschichte schriebe als auch mit deren, d i e sie schreiben, Champagnergläsern anstieße unter amüsiertestem Klingeln.
albannikolaiherbst - Montag, 2. Januar 2006, 11:42- Rubrik: Arbeitsjournal
[Händel, Tamerlano.]
Der blutbefleckte Halbedelstein Heliotrop
besaß die Kraft, unsichtbar zu machen.
Mir gegenüber sitzt im ICE ein knappalter Mann mit kleinen, grausamen Schuhen. Schmallippig, Brille, weißliches ergrautes Haar. Auf dem linken Ringfinger, trägt er einen Ring, der aussieht, als fehlte die Gemme darin, die ganz sicher ein Heliotrop w a r. Um so protziger prangt das fette leere Gold. (Satan, heißt es, sei von einem gefrorenen See umgeben.)
[Bei Dante, Inferno: damals. 18. September 2004.
Beim Öffnen der Post unter zahllosen Zetteln: heute. 3. Januar 2006.]
albannikolaiherbst - Dienstag, 3. Januar 2006, 14:55- Rubrik: NOTATE
Vorausgesetzt, die Allmende stehe fürs Allgemeingut, das einem jeden zugänglich ist, dann wird das Private zum persönlichen Eigentum und als solches definiert. Im Kapitalismus ist es aber dann vom Warengedanken nicht mehr abzulösen, d.h. das Private selbst wird zur Ware, und der Schutz der Persönlichkeitsrechte soll über das Tauschmonopol wachen; in ganz dem gleichen Sinn ist das festgezurrte Urheberrecht gemeint. Hie wie dort geht es um Verdinglichung. Nur Dinge lassen sich handeln.
(CCCLVIII).
[Daß der Schutz des Intimen eine ganz besondere Achtung genießt, weist zugleich auf regressive Sexualmoral: Die öffentlich gesetzten Schranken sind zu erhalten; deshalb muß, was wirklich geschieht, verborgen werden. Nur in den öffentlich gesetzten Schranken nämlich geht – etwa in Form definierter Pornographie oder der Prostitution – ein Warentausch geregelt vor sich, wobei „geregelt“ ein anderes Wort für ‚kontrolliert’ ist, und zwar nicht kontrolliert zum Schutz der Menschen, sondern um aus dem Mehrwert der Menschen einen Zins abzurechnen.]
albannikolaiherbst - Dienstag, 3. Januar 2006, 10:14- Rubrik: Paralipomena
Die Navigation durch den Cyberraum entspricht der Rückkehr aufs Meer.
(CCCLIX).
[Deshalb der Aufbruch der Argo h i n a u s.
Auch ein Hinein wäre denkbar: i n s Meer.
Zurück in Thetis, die Mutter.
Argo. Anderswelt. (188).]
>>>> ARGO 189
ARGO 187 <<<<
albannikolaiherbst - Mittwoch, 4. Januar 2006, 08:51- Rubrik: Paralipomena
albannikolaiherbst - Mittwoch, 4. Januar 2006, 05:46- Rubrik: Arbeitsjournal
[Dallapiccola, Vol de Nuit.]
Zu arbeiten aus der Fülle bedeutet zugleich: eine Idee auch einmal n i c h t zu realisieren, sondern es bei ihrer Ankündigung, einem Romantitel etwa, zu belassen. Ja überhaupt nur dann e r w e i s t sich die Fülle: Es scheint offenbar unmöglich zu sein, der Menge von Ideen Frouwe oder Herr zu werden. Dies auszuhalten (und vielleicht sogar seine Rhetorik genießen und andere genießen zu lassen), ist der Character kreativen Überflusses. Es aushalten zu m ü s s e n hingegen - und an die Stelle von Vielem das sehr Wenige oder Verstummende zu setzen -, wäre genau das Gegenteil: nämlich der Character eines kreativen Mangels. Deshalb ist das Fragment immer ein wenig verdächtig - vorausgesetzt, es steht nicht anderes dagegen, wie etwa bei Kafka und Musil.
[Poetologie, Kategorien: Fülle.]
albannikolaiherbst - Donnerstag, 5. Januar 2006, 15:14- Rubrik: NOTATE
Baudrillard nach >>>> Groscurth:
New York ist die einzige Stadt der Welt, deren Geschichte mit erstaunlicher Genauigkeit und im vollen Umfang die jeweils aktuelle Form des Systems des Kapitals nachzeichnet: Ihm entsprechend ist sie in unaufhörlicher Veränderung - wie keine europäische Stadt.) Dieser architektonische Grafismus ist der des Monopols: die zwei Türme des WTC, zwei vollkommene, parallele, einander flankierende Säulen von 400 Meter Höhe auf quadratischer Basis, vollkommen ausgewogene und blinde kommunizierende Röhren - die Tatsache, dass es zwei identische gibt, ist signifikant für das Ende aller Konkurrenz, das Ende jeder ursprünglichen Referenz.
Dazu der Kommentar zur Schuo Hua, III, § 11:
Das Obst ist das Symbol der Dauer im Wechsel.
[Insofern hat 9/11 die Konkurrenz symbolisch wieder hergestellt und
die Totale der Äquivalenzform wie an einer Öse ausgehebelt.
Das ging, weil die Öse, darin sich selbst widersprechend, sich zeigte:
Die vollendete Äquivalenzform, als Matrix nämlich, ist unsichtbar.]
albannikolaiherbst - Donnerstag, 5. Januar 2006, 10:50- Rubrik: LOYOLA
Weil in ihm mitschwingt, daß man sich abzufinden habe. Es ist insoweit immer religiös, das heißt: es bezieht sich auf den Glauben und nicht auf ein W i s s en.
(Wir aber s u c h e n den Gral. Und warten nicht darauf, daß er uns finde. Das, in der Tat, ist Europa. Die Ilias ging daraus hervor, die Odysse, Penthesilea. Und eine unvergleichbare Musik. Denn der Gott Europas ist die Kunst und diese aus dem Menschengeist und den Menschenlüsten g e s c h a f f e n: Bildnisse sollst du dir machen.)
albannikolaiherbst - Samstag, 7. Januar 2006, 14:59- Rubrik: NOTATE
Meist f o l g e n aus der Versagung die Morde. Soviel zur Enthaltsamkeit.
(CCCLX ).
albannikolaiherbst - Samstag, 7. Januar 2006, 13:19- Rubrik: Paralipomena
>>>>Das ist der Grundgedanke der Medientheorie bei Kluge und Negt: man muß das Fernsehen, die Neuen Medien innerhalb der Geschichte der Industrialisierung betrachten. Es geht weniger darum, daß Schrift durch Bilder abgelöst wird - etwas, das nur begrenzt richtig ist -, daß das öffentlich-rechtliche vom Privatfernsehen verdrängt wird, oder daß wir zu Hause an Computern arbeiten, sondern es geht um den Zugriff der Industrie auf das Innere des Menschen. Nun hat natürlich die alte Industrie das Innere nicht unberührt gelassen, vielmehr ist der wesentliche Prozeß der Industrialisierung die insbesondere zeitliche Disziplinierung der Menschen, die Herrschaft des abstrakten Arbeitstages über alle anderen natürlichen, biologischen und kulturellen Zeiten. Aber das geschah quasi als Nebenprodukt der Warenproduktion. Mit dem Fernsehen und besonders mit den Neuen Medien jenseits des Fernsehens erleben wir zum ersten Mal den direkten Zugriff der industriellen Produktionsweise auf das Bewußtsein. In der westlichen Welt ist außen nichts mehr zu industrialisieren, auf das Flugzeug folgt das Fernsehen bzw. die Neuen Medien. Das menschliche Bewußtsein ist heute das, was im 19. Jahrhundert Afrika war, ein unerschlossener riesiger Kontinent, der niemandem gehört.Stollman, Wissen ist Nacht.<<<<
albannikolaiherbst - Sonntag, 8. Januar 2006, 12:49- Rubrik: Zitate
Den Vorwürfen, >>>> mein Wellenbuch sei widerlich, und zwar moralisch wie sprachlich <<<<, kann ich dezidiert nicht begegnen, da mir untersagt worden ist, Auszüge selbst nur aus dem Kopf zu zitieren; schon gar nicht darf ich hier seine ozeanischen Schönheiten rühmen. Wohl aber kann ich mich gegen Unterstellungen und Anwürfe wehren, die weder belegt noch bewiesen werden. Von den Schönheiten schrieben mir privat nicht wenige Leser, einige taten es aber auch öffentlich. Das nun ist einfachst nachzulesen, auch wenn meine Gegner gerne den Eindruck erwecken möchten, ich selbst hätte in Den Dschungeln solche Stimen fingiert. Im übrigen ist es jedem unbenommen, sich ein eigenes Bild von diesem Buch zu machen; es kursieren im Netz genügend Kopien, - eine Tatsache, der ich selbst zu ambivalent gegenüberstehe, um auf sie aufmerksam machen zu wollen. Wenn sie aber dazu dient, meiner Gegner Infamie, Häme und Heimtücke in ihre Grenzen zu weisen, dann ist diese Tatsache gut. Leider darf ich in Den Dschungeln nur verachtende Urteile über das Wellenbuch einstellen lassen, jedes zustimmende, und eben auch von Lesern, müßte ich - sofern der Titel des verbotenen Buches genannt ist - löschen, da es mir als Werbung würde ausgelegt werden können. Die ist mir ebenfalls, hoch strafbewehrt, verboten worden. In keinem der bisherigen Gerichtsurteile wurde allerdings je der Kunstcharacter dieses Buches bestritten, ganz im Gegenteil sogar. Vielmehr fußen die bisherigen Urteile ausdrücklich auf einer Abwägung der Kunstfreiheit gegenüber dem Persönlichkeitsrecht und stellen dieses über jene.
albannikolaiherbst - Montag, 9. Januar 2006, 17:08- Rubrik: Buchverbot
Zu den gegen mich und meine Positionen, wie sie in Den Dschungeln und manchen meiner Erzählungen und Romane zum Ausdruck kommen, immer wieder erhobenen Vorwürfen läßt sich nur ebenso wiederholt auf die Überlegungen verweisen, die sowohl in Den Dschungeln als auch etwa in Bongartz’ und meinem Briefroman >>>> INZEST ODER DIE ENTSTEHUNG DER WELT formuliert worden sind: Nämlich handele es sich bei der perversen Bewegung um eine Verarbeitungsform, die teilweise auf höchst künstlerische Weise - und eben w i e Kunst - erlittenes oder drohendes Unheil libidiös besetzt, wodurch es nicht nur erträglich wird, sondern mehr noch: es wird ein glückhafter, oft orgastischer Rausch aus ihm freigesetzt. Nicht anders war Katharsis gemeint, die R e i n i g u n g der Alten, und so funktioniert bis heute fast jede gelungene Trauerarbeit. Deshalb wird nach Beerdigungen gegessen, in einigen Landstrichen sogar getanzt. Die perverse Begegnung b a n n t – unter der Voraussetzung, daß man sie bewußt inszeniert. Solch eine Inszenierung ist aber gerade für sadomasochistische Settings oft bezeichnend, sei es in Clubs, sei es im privaten Rahmen.
Es ist sehr typisch, daß in Den Dschungeln niemand, die oder der mir gegenüber die angedeuteten Vorwürfe erhob und erhebt, jemals auf diese meine Überlegungen eingegangen ist, vielmehr wird, offenbar sehr bewußt, so getan, als g ä b e es sie nicht – ja, als wäre nicht v i e l f a c h erzählt, w i e und wie i n t e n s i v es sich um ein liebevolles, wenn nicht sogar liebendes, zumindest leidenschaftliches Hinwegküssen traumatischer Schmerzen handelt, und zwar auf Gegenseitigkeit. Dieses nur zu d e n k e n, scheint bereits ein Tabu zu brechen, das zutiefst mit einer Vorstellung von S c h u l d verbunden ist, nämlich damit, es sei einem letztlich schon r e c h t geschehen mit dem Mißbrauch, der solch eine LustVerarbeitung notwendig macht: deshalb muß dann über den ursprünglichen Mißbrauch geschwiegen werden. Wer aber da, wie Die Dschungel, die sadomasochistische Dynamik benennt und gar gutheißt, der hebt den ursprünglichen Mißbrauch erst richtig ins Licht.
[Davon unbenommen ist allerdings, daß es sehr wohl auch in BDSM-Szenarien mißbräuchliche und mißbrauchende Handlungen gibt. Dies liegt aber nicht bereits vor, allein w e i l etwas eine BDSM-Handlung ist; vielmehr bedarf, o b sie mißbräuchlich ist oder nicht, eines je eigenen, sorgsamen Hinschauens. Ganz dasselbe gilt - auf einer allerdings, sagen wir, minderen Gefahrenstufe - für Fellationes im Küchendurchgang.]
albannikolaiherbst - Montag, 9. Januar 2006, 16:36- Rubrik: FrauenundMaenner
>>>> Alban,
eine Frau, die als Neunjährige von ihrem glatzköpfigen Volksschullehrer liebeheischend "Bärbelchen" genannt und von ihm vergewaltigt wurde, und dann zwei Jahre später wiederum von dem ebenfalls keimfrei sauberen glatzköpfigen Klassenlehrer im Gymnasium, kann nur Selbstachtung empfinden, wenn sie einem glatzköpfigen herrsüchtigen Dcshungelherrn ANH , der sie öffentlich in seiem blog "Bärbelchen" nennt, v i r t u e l l so heftig in seine Eier und auf seinen Schwanz tritt, daß er keine Lust mehr am bossing und an "Bärbelchen"-Handhabung empfindet.
B.[Email an web.de um 4.30 Uhr.]<<<<
Zu so etwas June heute nacht am Telefon: "Sie dienen als Projektionsfläche. Daher die oft irrationale Wut, die sich auf Ihre Bücher, auf Die Dschungel, aber vor allem auf Ihre Person immer wieder solch einen auffälligen Ausdruck verschafft."
albannikolaiherbst - Montag, 9. Januar 2006, 06:29- Rubrik: Tagebuch
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Ein Kriegsgewinnler der Lüste zu sein. Als Mann. An mißhandelten Frauen.
[Niemals abwehren. Sondern immer: mit/denken. Wenn sie einem unbewußten Wiederholungszwang unterliegen, müßte er ins Bewußtsein gehoben werden, damit sie ihn gestalten können, damit auch die Partner ihn gestalten können. Das bedeutet aber nicht, daß er wegfällt, sondern: daß gelernt und kultiviert wird, mit ihm umzugehen. Möglicherweise verliert er sich d o c h; wenn aber nicht, wäre dann tatsächlich Versagung die richtige Antwort? Wäre sie nicht anstelle einer ritualisierten Wiederholung die U n l u s t wiederholt und damit eine z w e i t e Verletzung?]
albannikolaiherbst - Dienstag, 10. Januar 2006, 18:17- Rubrik: FrauenundMaenner
Warum soll es nicht möglich sein, daß geliebt wird, ja sogar daß Ehen geschlossen werden zwischen Partnern, die einander niemals begegnet sind und einander auch gar nicht anders als per Stimme und CamBild begegnen w o l l e n? Ist NFS eventuell eine Antwort auf AIDS – eine, die weder verzichten, noch sich der Gefährdung aussetzen will? In einem historischen Moment, der die retorte, also semi-künstliche Erzeugung menschlichen Lebens ins Auge faßt und in bevölkerungsregulierendem Umfang praktikabel machen wird, wäre dies ein in seiner umfassenden Affirmation ausgesprochen geschickter Reflex. Und also nicht Krankheit, sondern evolutionsgesteuerte Anpassung.
[Immer noch Händels Rodrigo; und kurz vor Innsbruck. Eingestellt i n Innsbruck aber und also fast einen Tag n a c h Rodrigo.]
§ 23 <<<<
albannikolaiherbst - Mittwoch, 11. Januar 2006, 11:22- Rubrik: FrauenundMaenner
Auch Leistung chronifiziert sich. So wie eine Krankheit chronisch geworden sein kann und weiterwirkt, obwohl ihre Ursache sich längst aufhob, kann auch, dieselbe Dynamik ins Positive gewendet, ein Werk bestehen, dessen Initialzündung schon lange verschwand. Bei den Pyramiden, überhaupt bei bleibender Architektur ist das klar, wir merken die Ursache gar nicht mehr, sondern sind perplex und staunen. So auch in den Künsten. Wenn es Ruhmsucht ist, was sie hervortrieb, ob es Eitelkeit sei oder, wie bei Bach, der Wahn, es gebe Gott, das ist imgrunde einerlei: sofern nur etwas entstanden ist. Dieses Entstandene füllt sich sowieso mit den Projektionen seiner Rezipienten. Die nehmen nun, wie ein seelisches Fundament, die Stelle des ursprünglichen Werkmotors ein.
albannikolaiherbst - Mittwoch, 11. Januar 2006, 11:18- Rubrik: NOTATE
[Bei Händel im Kopfhörer: Rodrigo. Und die verschneite, besonnte Bergwelt hinter Wörgl vor Augen.]
Es wird Widerspruch geben, dennoch führe ich nunmehr diesen Begriff als Krankheitsbezeichnung in die Symptomatologie der Seelenkunde ein. Es gibt bereits heute Erkrankungen des – in weitem Sinn verstandenen – Geistes, die sich nicht in der Organik, sondern, sozusagen ausgelagert, im Netz manifestieren, und zwar dort, weil der objektiven Entfremdung das Krankheitsbild entspricht. So wird das Netz zu einem materialisierten Zentrum der Psyche.
§ 22 <<<<
albannikolaiherbst - Mittwoch, 11. Januar 2006, 11:05- Rubrik: FrauenundMaenner
Morgens am Grab Deines Trakls
Ach, wie dann am Abend es mich
Beschämt
(es war sehr viel Schnee
massiv
schaute die Bergwand herunter)
Keinen
Stein ihm dagelassen zu haben
Von Dir auf seinen Namen gelegt
(nie anders empfinden die Toten
den Kuß:
jeder kleinen Last zittern ihre Lippen entgegen)
- so vergessen hatte ich Dich
Als hätte e r, unfaßbar, nicht Deiner
Gedacht
Derart tot ist Dein Trakl gewesen.
[Dem nahsten Orient. 4.]
Nachtrag, 16.1.:
Bin unzufrieden mit der letzten Zeile. Irgend etwas stimmt an ihr noch nicht. Laß ich sie aber weg, was ginge, dann fehlt etwas, sowohl rhythmisch wie im Aufbau. Außerdem ist dann ein göttliches "Er" mitgedacht, das gerade n i c h t gemeint sein soll. Schreibe ich aber, was eine schöne Formklammer zum Titel wäre und außerdem paßte, statt "Dein Trakl" "Dein Mann", wird das Gedicht privatistisch. Hm.
albannikolaiherbst - Freitag, 13. Januar 2006, 16:37- Rubrik: Gedichte
Fühlt sich immer an, auch bei dem neusten, als wär es im Antiquariat gekauft: Man muß den Staub herunterblasen.
(CCCLXI).
albannikolaiherbst - Freitag, 13. Januar 2006, 16:18- Rubrik: Paralipomena
R.G.: ...Das Erlebnis, "geblogt" zu werden (hier deckt sich die grammatikalische Struktur absolut mit dem Gefühl), ist auch ein sehr neues - bin ziemlich zwiegespalten zwischen der Faszination für dieses missionarisch-masochistisch-narzistisch -histriozistische Projekt, das tatsächlich sehr lehrreich ist, um abzutasten, bis zu welchem Grade man Öffentlichkeit ertragen kann (der uralte menschliche Wunsch, das Innerste nach Außen zu kehren - ohne diessen Wunsch hätte es ja auch nie eine literarische Zeile in der Menschheit gegeben), andererseits die Macht des Mediums, das Recht, sich davor schützen zu können!
ANH: Ich geb Dir bei den Machtstrukturen völlig recht. Wobei wir ja eigentlich keine C h a n c e haben und das Private veröffentlicht w i r d. Da ist es besser, denke ich, die, um mit Marx zu sprechen, "Produktionsmittel" zu besetzen und unsererseits zu formen. (...) Im übrigen ist selbstverständlich Privates hier fingiert - und zwar selbst dann oder sogar verschärft dort, wo es authentisch ist: es wird ja inszeniert und dadurch kunstfähig.
[Poetologie.]
albannikolaiherbst - Samstag, 14. Januar 2006, 11:56- Rubrik: Korrespondenzen
Es gibt eine Szene vor der Einschiffung ins Heilige Land. Die Truppen sammeln sich, sowohl Ritter als auch einfache Söldner, die ganze Landschaft wimmelt von denen. Da dachte ich: Welch eine Lebensgewalt! Wie viele G e h i r n e!
[Das ist der Unterschied zum Ameisenhaufen, der ja, wie groß die Zahl der Geschöpfe auch sei, nur e i n Gehirn ist.]
albannikolaiherbst - Montag, 16. Januar 2006, 12:36- Rubrik: Filme
Fichte, als Irene endgültig fortwar, telefonierte um Hilfe mit Freunden. Er war ganz abgeklärt. Er fühlte nichts mehr, als er sprach. Er kürzte seine Zehennägel. Aber mit den Fingern: die Nägel waren lang genug, um sie zu brechen. Beim kleinen Zeh rechts, dennoch, gelang es ihm nicht, und der Nagel riß weg. Ein Riß ging nun die ganze Seite des Fußes entlang, es war wie ein Schnitt. Und wie ein langer Schnitt die ganze Seite entlang, so blutete er.
Davon wachte ich auf.
albannikolaiherbst - Montag, 16. Januar 2006, 08:43- Rubrik: Traumprotokolle
Mein web.de-Mailzugang ist gesperrt worden. Ich kann die Post weder lesen noch sehen, ob und wer mir geschrieben hat. Wenn Sie mich also persönlich anschreiben möchten, dann verwenden Sie bitte albannikolaherbst@gmx.de oder das Kontaktformular, das Sie bei >>>> herbst & deters fiktionäre finden. Danke.
albannikolaiherbst - Montag, 16. Januar 2006, 07:09- Rubrik:
Ist leiblich.
(CCCLXII).
albannikolaiherbst - Montag, 16. Januar 2006, 06:26- Rubrik: Paralipomena
Gut, erzählen Sie mir das bitte persönlich, nicht hier. Das Netz wird nämlich schnell, um es psychoanalytisch auszudrücken, zu einem >>>> Übergangsobjekt, das sich chronifiziert. Die Leute kommen dann gar nicht mehr raus - und zwar um so weniger, je größer die Bindungen an die vermeintlichen, aber doch letztlich abstrakten NetzPartner werden.
[Das Übergangsobjekt bekommt auschließliche Dauer und wird eine Art Fetisch, weil ihm der Übergang verloren ging. Dem neuen, noch nicht erwachsenen Medium Internet entspricht die >>>> „Kinderwelt“.]
§ 24 <<<<
albannikolaiherbst - Dienstag, 17. Januar 2006, 10:26- Rubrik: Chats
Es ist zu überlegen, ob nicht bereits diese Konstellation ein Hinweis auf die vorgegangene, latent weiterwirkende Verletzung durch einen Mißbrauch ist, rein weil sich symmetrisch die Differenz von Kind und Erwachsenem wiederholt und damit symbolisch wiederherstellt. Damit ist das Plateau bereitet, auf dem man dann agieren kann. Dabei wird der ältere Mann >>>> tatsächlich begehrt; versagt er sich der Frau, wiederholt sich g e g e n die Dynamik die Verletzung gleichfalls, und zwar durch einen empfundenen Entzug, dessen sich das Kind ebensowenig erwehren kann.
[Die zahllosen Paarbildungen junger Frauen mit älteren Männern, sofern sie aus Geldlust zustandekommen, stehen - wahrscheinlich – in einem anderen erotischen Buch. Und wieder ein anderes Buch wird – weniger wahrscheinlich – durch den Geist und seine Aura geschrieben. Möglicherweise geht dieses alles oft auch durcheinander und ergänzt sich, so daß sich die eigentliche Motivation verschmiert.]
albannikolaiherbst - Mittwoch, 18. Januar 2006, 16:14- Rubrik: FrauenundMaenner
Sehr verehrte Damen und Herren,
im August 1999 wurde ich vom Schweizer TAGESANZEIGER beauftragt, einen Artikel zu Jorge Luis Borges’ 100.Geburtstag zu schreiben – ein Angebot, dem ich sehr gerne nachkam. Es entstand ein Text aus der Feder Javier Otárolas, der eben genau darum schließlich vom TAGESANZEIGER, damals von Andreas Isenschmid als Literaturchef geleitet, nicht akzeptiert wurde. Seither liegt er in den zeitgenössischen Schubladen meiner Dateien; nun stellen wir ihn als pdf >>>> zum Herunterladen auf die fiktionäre Website. Sie finden ihn auf der Eingangsseite unter „Neu“. Ich las ihn eben selbst noch einmal und war ganz erstaunt von dieser Fremdheit: als hätte das wirklich ein anderer geschrieben.
Ich danke Ihnen allen sehr für Ihre ständige Aufmerksamkeit.
Mit den besten Grüßen
ANH
P.S.: Es gibt noch einen weiteren, ähnlich gelagerten Text zu Borges, aus demselben Anlaß, aber für LISTEN geschrieben. Der wurde dann auch gedruckt. Möglicherweise schieben wir ihn für die fiktionäre Website in der nächsten Woche nach.herbst & deters fiktionäre, Der heutige Newsletter.
albannikolaiherbst - Mittwoch, 18. Januar 2006, 11:40- Rubrik: Links
Anzumerken bleibt, daß der ersatzhalbe Wiederholungstäter, zu dem die einmal mißbrauchte Frau ihre späteren Partner fast durchweg macht, ebenfalls ein Trauma austrägt, nämlich seines. Sonst eignete er sich nicht für die Rolle. Die liebende Frau reinszeniert ihre Verletzung an dem liebenden Mann, dieser aber die seine auch an ihr. Sind sich beide dessen, was da geschieht, bewußt, kann BDSM ein vielleicht nicht heilendes, aber doch linderndes Spiel sein, ein gegenseitiges AlsOb, das sich als schützende Mauer zwischen die verletzte Wirklichkeit und diese Liebe stellt. Begreifen sie es n i c h t, sondern folgen nur der unbewußten Dynamik, dann wird der Mann in jedem Fall zum Wiederholungstäter w e r d e n. Und zwar zu einem wirklichen. Gerade nämlich, w e i l so geliebt wird.
[Möglicherweise wäre eine Auflösung tatsächlich durch das Opfer zu erlangen, Selbstopfer, symbolisch gesprochen: die Kastration. Der liebende Mann, der den immer weiterwirkenden Mißbrauch der geliebten Frau entsühnt, indem er sich an der Stelle des anderen - dessen, der mißbraucht h a t,- entmannt. Das ist voller religiöser Implikationen und erklärt für fast j e d e n Glauben die hohe Funktion des Verzichts.]

albannikolaiherbst - Mittwoch, 18. Januar 2006, 10:32- Rubrik: FrauenundMaenner
albannikolaiherbst - Mittwoch, 18. Januar 2006, 09:35- Rubrik: Zitate
Manchmal lohnen sich Abonnements nach Monaten voll ungelesener Exemplare. In SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT März 2004 beschreibt Lee Smolin die sogenannte „Loop-Quantengravitation“, eine neuzeitliche (ästhetisch: postmodene!) Theorie der subatomaren Physik, derzufolge weder der Raum noch die Zeit kontinuierliche Zustände sind, sondern aus Teilchen bestehen. Es ergibt sich eine körnige Realität, die an Vilèm Flussers erkenntnistheoretische Idee denken läßt, die aus einem Fernsehbild gewonnen ist: Gehe man an das Gerät nur nahe genug heran, löse sich die Projektion in Punkte auf, die sie zusammensetzten. So nun auch die Realität an sich? Die sinnlich heftigste Wendung: Zeit „fließe“ ähnlich dem Wasser; zwischen einem Zeit-Korn und dem „nächsten“ sei ebensowenig Wasser wie zwischen einem Wassermolekül und dem nächsten. (Die Größe eines solchen Zeit-Korns entspricht der Planck Zeit 10 hoch -43 Sekunden).
Das wäre der Ansatz für ARGO? Wie läßt es sich „körnig“ erzählen? Das Unstetige des physiklischen Sprungs (Zeit fließt eben nicht stetig) hab ich in die Bücher längst hineingenommen, für eine Körnigkeit des Raums (Planck Länge: 10 hoch –99 für ein Raum-Korn), also die Roman-Faktur, hab ich noch keine Lösung. Immerhin funktioniert, insoweit Materie aus Knoten in Spin-Netzwerken besteht, das Mehrfach-Spiegelmodell sehr gut.
Man nennt, was ich gestern abend und wiederholt heute morgen hatte, einen Erkenntnisschauer. Er bestand aus einem herbststurmartig niederstürzenden Zeit- und Raum-Regen.
ARGO 188 <<<<
albannikolaiherbst - Donnerstag, 19. Januar 2006, 21:12- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
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Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop,
meinen Sohn.
Herbst & Deters Fiktionäre:
Achtung Archive!
DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT wird im Rahmen eines Projektes der Universität Innsbruck beforscht und über >>>> DILIMAG, sowie durch das >>>> deutsche literatur archiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreiber Der Dschungel erklären, indem sie sie mitschreiben, ihr Einverständnis.
Kontakt ANH:
fiktionaere AT gmx DOT de
E R E I G N I S S E :
# IN DER DINGLICHEN REALITÄT:
Mittwoch, den 5. April 2017
Bremen
Studie in Erdbraun
Mit Artur Becker und ANH
Moderation: Jutta Sauer
>>>> Buchhandlung Leuwer
Am Wall 171
D-28195 Bremen
19 Uhr
Sonnabend, 23. September 2017
Beethovenfest Bonn
Uraufführung
Robert HP Platz
VIERTES STREICHQUARTETT
mit zwei Gedichten von Alban Nikolai Herbst
>>>> Beethovenhaus Bonn
Bonngasse 24-26
D-53111 Bonn
16 Uhr
NEUES
Bruno Lampe - 2017/03/29 19:48
III, 280 - Bei Äskulap
Gegen zwei löste ich mich kurzentschlossen vom Schreibtisch. Es war nichts mehr abzuliefern. Aber die ... Die in einem ...
... Deckenlabyrinth sich mäandernde Inschrift...
Bruno Lampe - 2017/03/28 21:42
Vielhard, Leichtgaard:
albannikolaiherbst - 2017/03/28 07:53
Bruno Lampe - 2017/03/27 20:43
III, 279 - Oder auch nicht
Kühler Nordwind. Die Sicht ging bis zu Sant’Angelo Romano weit unten im Latium. Jedenfalls vermute ich ... Bruno Lampe - 2017/03/24 19:55
III, 278 - Einäugigkeiten und Niemande
Ein Auge fiel heraus, abends beim Zähneputzen. Es machte ‘klack’, und der Zyklop sah nur noch verschwommen. ... Danke, gesondert, an...
bei der sich in diesem Fall von einer "Übersetzerin"...
albannikolaiherbst - 2017/03/24 08:48
albannikolaiherbst - 2017/03/24 08:28
Schönheit. (Gefunden eine Zaubernacht). ...
Es juckt sie unter der Haut. Es juckt bis in die
Knochen. Nur, wie kratzt man seine Knochen?
Sein ... Bruno Lampe - 2017/03/22 19:39
III, 277 - Die Hühner picken
Irgendwas ist schiefgelaufen seit dem 9. März. Man könnte es so formulieren: die Verweigerung der Worte ... ich hör' ein heer...
ich hör’ ein heer anstürmen gegens...
parallalie - 2017/03/21 06:51
Ich höre berittene...
Ich höre berittene Landsknecht sich ballen vorm...
albannikolaiherbst - 2017/03/21 06:18
albannikolaiherbst - 2017/03/21 06:12
James Joyce, Chamber Music. In neuen ...
XXXVI.I hear an army charging upon the land,
And the thunder of horses plunging, foam about their knees: ... den ganzen tag lärmen...
den ganzen tag lärmen die wasser
ächzen schon
trist...
parallalie - 2017/03/18 09:55
Den ganzen Tag hör...
Den ganzen Tag hör ich des brandenden Meeres
Klagenden.. .
albannikolaiherbst - 2017/03/18 08:23
JPC

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Zuletzt aktualisiert am 2017/04/01 07:33
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