Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop

e   Marlboro. Prosastücke, Postskriptum Hannover 1981   Die Verwirrung des Gemüts. Roman, List München 1983    Die blutige Trauer des Buchhalters Michael Dolfinger. Lamento/Roman, Herodot Göttingen 1986; Ausgabe Zweiter Hand: Dielmann 2000   Die Orgelpfeifen von Flandern, Novelle, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2001   Wolpertinger oder Das Blau. Roman, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2000   Eine Sizilische Reise, Fantastischer Bericht, Diemann Frankfurtmain 1995, dtv München 1997   Der Arndt-Komplex. Novellen, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1997   Thetis. Anderswelt. Fantastischer Roman, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1998 (Erster Band der Anderswelt-Trilogie)   In New York. Manhattan Roman, Schöffling Frankfurtmain 2000   Buenos Aires. Anderswelt. Kybernetischer Roman, Berlin Verlag Berlin 2001 (Zweiter Band der Anderswelt-Trilogie)   Inzest oder Die Entstehung der Welt. Der Anfang eines Romanes in Briefen, zus. mit Barbara Bongartz, Schreibheft Essen 2002   Meere. Roman, Marebuch Hamburg 2003 (Verbotene Fassung)   Die Illusion ist das Fleisch auf den Dingen. Poetische Features, Elfenbein Berlin 2004   Die Niedertracht der Musik. Dreizehn Erzählungen, tisch7 Köln 2005   Dem Nahsten Orient/Très Proche Orient. Liebesgedichte, deutsch und französisch, Dielmann Frankfurtmain 2007    Meere. Roman, Letzte Fassung. Gesamtabdruck bei Volltext, Wien 2007.

Meere. Roman, „Persische Fassung“, Dielmann Frankfurtmain 2007    Aeolia.Gesang. Gedichtzyklus, mit den Stromboli-Bildern von Harald R. Gratz. Limitierte Auflage ohne ISBN, Galerie Jesse Bielefeld 2008   Kybernetischer Realismus. Heidelberger Vorlesungen, Manutius Heidelberg 2008   Der Engel Ordnungen. Gedichte. Dielmann Frankfurtmain 2009   Selzers Singen. Phantastische Geschichten, Kulturmaschinen Berlin 2010   Azreds Buch. Geschichten und Fiktionen, Kulturmaschinen Berlin 2010   Das bleibende Thier. Bamberger Elegien, Elfenbein Verlag Berlin 2011   Die Fenster von Sainte Chapelle. Reiseerzählung, Kulturmaschinen Berlin 2011   Kleine Theorie des Literarischen Bloggens. ETKBooks Bern 2011   Schöne Literatur muß grausam sein. Aufsätze und Reden I, Kulturmaschinen Berlin 2012   Isabella Maria Vergana. Erzählung. Verlag Die Dschungel in der Kindle-Edition Berlin 2013   Der Gräfenberg-Club. Sonderausgabe. Literaturquickie Hamburg 2013   Argo.Anderswelt. Epischer Roman, Elfenbein Berlin 2013 (Dritter Band der Anderswelt-Trilogie)   James Joyce: Giacomo Joyce. Mit den Übertragungen von Helmut Schulze und Alban Nikolai Herbst, etkBooks Bern 2013    Alban Nikolai Herbst: Traumschiff. Roman. mare 2015.
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Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 22). Stromboli (34).

(...)Und alles momentlang erstarrte, nur nicht das Beben
Und alles warf den Kopf ins Knistern Ein Glas
fiel hinter der Theke Zerschellte Und die Vitrine

wurde kräuslig matt momentlang Krinoline
deren Stahlband sich entspannt, was
den Kegel des Berges, um ihn anzuheben

momentlang sehr verschmalte
Es rutschten die Häuser vom Hang

am währenden Ende der Welt Ich bezahlte
und lief hinaus in den Untergang
Terracottane Töpfe lagen in Scherben die Gasse entlang
schwarz die zerstreuselte Erde und Pflänzchen gejätet
bevor man sie zu Häufchen recht

blendendes Blau
doch überall ein „Guarda!“, „Schau!“

den Arm gestreckt, die Zeigefinger
wo ein geringer

n o c h, ein p u f fender Rauch,
von der verdeckten Sciaraflanke, schwebte
sich hielt um den Gipfel, als hielte der Dohlengesang
den außer ihm und dem Mädchen, und außer m i r auch,
gar niemand hörte, und außer der Toten, die lebte
ihn dort fest und hieß ihn, das Brautbett, einen Altar,
dunkel zu umfloren – ein Vorhang aus Schwefel,
den frevelnden Blicken die, die sich gaben,
schon jetzt zu entziehen – die sich noch gar nicht kannten...
Wer war's? Wer ist es? Wer kam?
Aeolia die Bergschuh an Schnüren
wippten über der Schulter lief
ein argloses Bergkind zum Hafen

barfuß an mir vorbei ich sah
ihren Atem mich streifen
roch das Rascheln ihres Kleides
in ihren Kniekehlen spielen

Windin
Winden entgegen
die noch schlafen
die Sohlen der Füße rührend verschmutzt

ihre Achselhöhlen verströmten den Geruch wilder Kapern
den bei Erregung dieser Frauen Geschlecht, wenn es sich füllt
ganz salzig macht - wie in der Lake bittre Beeren schmecken
und riechen nach Watt, s o schmeckt sie a u c h -

>>>> AEOLIA 23/Stromboli 35
AEOLIA-GESÄNGE 21/Stromboli 33 <<<<

Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 23). Experimente mit Sonetten ff. Aus der weiteren Fortsetzung. Stromboli (35).

(Verschobener Reim, doppelt gebunden,
nur in den Mittelversen der Terzette nicht.)

Und die Verbote, heute, den Vulkan zu besteigen,
die Schilder, die Gefahr zu zeigen, die da stehen
und dich bei Strafe weiterzugehen warnen,
sollen t a r n e n. Wie auch die Zäune an der Sciara

sich die Touristen an Tara*, der Ungeheuren,
als einer wenig teuren Show erbauen läßt:
so in Veranstaltung gepreßt wird die Gefahr.
Wo Risiko war, ein gerechtes, das mit der Lust

vergalt, sich ihm bewußt, mit Stolz, gestellt zu haben
denn was uns berauscht, ist n i e das Idyll...
wird Bauvorhaben und Butterfahrt für Soziale.
.
Jetzt baut man fatale Lifts, wo einer stürzen könnte
ob er auch stürzen w i l l und sich unsozial
stürzend erheben. Als ob man's ihm nicht gönnte -

[*) >>>> Barbara Walker: "Von Indien bis Irland bekannter Name der Urgöttin Erde; verwandt mit
der lat. terra mater, der hebr. Terah, der gall. Taranis und der etruskischen Teran (...)".
>>>> Gisela von Frankenberg: " (...) gilt in einem indischen Mythos als Gemahlin von
Brishaspati (=Jupiter), die von Soma entführt wird u. mit diesem Buddha erzeugt;
eine Art "Krieg im Himmel" wie beim Titanen-Kampf. (...)"
Siehe >>>> auch Wikipedia.]
>>>> AEOLIA 24/Stromboli 36 (6.51 Uhr)
AEOLIA 22/Stromboli 34 <<<<

Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 25). Revision des Anfangs (Entwurf). Stromboli (37).

(vertikal gespiegeltes Doppel-Sonett im Hxameter.
Überlegungen dazu >>>> am 4. 6. um 6.51 Uhr.
Die Absätze innerhalb der Quartett-Strophen liegen am twoday-Layout;
tatsächlich müssen die Verse je durchlaufen; siehe unten das rhythmische Schema.)

schuldloser Wille am Morgen erwacht er wie schuldloser Kinder | schuldloser Lidschlag; die rauschende, hohe Zypresse, sie ragt noch
naß aus dem Traum, der nur halb war, kaum Schlafen, so bange der Raum | der sich, geduckt untern Sturm, um den lauschenden Liegenden dreht -
wie eine Muschel , die's aushält im Innern, die Strömung, den Sog | wie's sie da wirbelt im Strudel, und wartet naiv auf das Riff,
daß es sie festhält; und wurzelt, im Morgen gestrandet, auf Sand nicht; | sondern sie trocknet, noch naß auf der Schelle, naiv wie die Kinder

a u s - die noch meinen, sich unangefochten den Hunger zu stillen; | noch ist kein Apfel, der's hell werden ließ, dem Erwachen verboten;
alles noch Fühlen allein, drittels Trieb und ein Tasten und Blut | das sich noch kaum schon zurück in den Tag und sein Aufscheinen fand;
immer noch meint man, man wirble im Nachttanz umhergefetzt mit; | immer noch weiß man es nicht, ob der Lärm selbst nur ein Traum,
ob er Scirocco, solch heftiger, w a r – warf aber Tische | um und zerfetzte den Terrassen Markisen und den Fenstern die Blenden;

wie eine Warnung, nicht anzugelangen, vom Innen, nicht wirklich; | Vorstellung nur, die ihn abhalten wollte, den Gang auch zu wagen,
der ihn hierher-... „trieb“ kann man sagen, ihn z o g, diesen Mann; | aber die Fähre schon, sturmhalber, ging nicht, so riesig der Wellengang dann,
daß es dem Alis(v)cafo beinahe den Flügel zerriß, | als er, der Sturm, es, das Tragflächenboot, an der Mole erfaßt,

gegen die Mole geknallt und dran hochgeschrammt hatte; das Reep | war eine Wippe für Riesen, mal Rutsche, mal Rampe hinauf,
„Rapido!“ Schreie ein Heulen und Stöße Es fliegt das Gepäck | krachend zu Steg, daß die Bänder zerspringen und einer ihn packt
der ihn hinüberreißt, der ihn kurz festhält Er strauchelt Er fängt sich | Flüche „Madonna!“ Das Schiff dreht vom Anleger weg So die Ankunft - So das Quartier in den Winden vor Winden geschützt, schien's, von Mauern, | engen, der Kammer gleich, die ihn, den jauchzenden Mann, in den Arm nahm
zwischen dem Weiß und den Fenstern den Tisch für Salami und Brot | auf der Terrasse gedeckt und für Käse, Prosciutto und Wein
aber der Sturm riß es um, riß es weg, und Zitronen, die fahl | leuchteten, riß es im Altlicht mit Blättern und Ästen vom Baum

Tische und Stuhlbeine flogen Er duckte sich Wie auf der Flucht | suchte er drinnen den Wein und er trank ihn und suchte den Schlaf
Irgendwas knallte ans Fenster und blieb in dem Gitter, das dünn | gegen Moskitos gespannt war, wie nachwippend stecken und sang:
Preisen dich furchtbar Gepriesenen, Wind, den man fürchtet und hersehnt! | Pestwind und Pneuma, Empfängnis und Tod, des Vulkanes Geschwister...

Liegst da, du Igel(v)seele, und hörtest ihn lange nicht wieder | Hymnos auf Kraft, die erzeugt und die W e l t schafft, die rücksichtenlose,
hungrige, lustvolle Welt; sensationsreich und grausam beglückt, | und manchmal milde Ein Sternwind der Wind, der die Stirn höhlt Und Gischt,
prallvoll mit Brandung, die anklopfend scharrt nachts: Ist einer zu Haus, | mit ihm zu spielen? dem Zeitsufer Wind, der die Haie selbst trietzt,
deren Gebisse schon bröckeln und merken's so wenig wie wir. | Alter, zu frühes, mit Sperma vermengt, das zu frühe erstarrt ist.

Wie ein zur Lebzeit Vergeßnes, so ragen wir auf als das Grabmal | unserer Wünsche und schütten sie zu, bis der höhnische Wind kommt
den du gerufen hast und den du immer erneut rufst.
(Er kannte | sie, diese Stimme im Gitter, wie einer den frühen Geruch kennt,

erkennt und weiß doch nicht welchen und hat ihn gesucht wie den Klang, | den nur das Altlicht verbreitet und schlief drunter ein in des Monds
schleifendem Wind, der, von rötlichen Sanden mikrokristallen versalzt, | in das Gesicht fährt) und manchmal, da schlägt's als Faust zu und weckt
dich -


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- v v - v v - v v - v v - v v - | (Zeilenbruch) - v v - v v - v v - v v - v v -
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>>>> AEOLIA-GESÄNGE 26/Stromboli 38
AEOLIA-GESÄNGE 24/Stromboli 36 <<<<
(Der erste Entwurf <<<< )

An JG, Bamberg.

Weshalb nimmst Du eigentlich nicht mitschreibend an Der Dschungel teil? Scheint mir eigentlich eine gute Idee zu sein, zumal nach Deinem recht poetischen letzten oder vorletzten Brief. Überleg doch mal, ob Du nicht als dann Dritter an der >>>> Tagebuch-Rubrik mitwirken magst? Das hätte auch etwas - Bamberg in Betracht genommen - Kontinuierliches.
À propos: Wie sieht es denn aus in der Villa? Bemerkt man in der Stadt >>>> Hertha Müller?
Herzlich
ANH

Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 26). Fortsetzung. Stromboli (38).

(...) ihn, den die tiefen, gestorbene Frauen den ihnen ins Leben
folgenden Frauen vermachen: der Tod ist ein Übergang diesseits.
Und nicht zum Staub geht der Körper, zum Himmel nicht, sondern er bleibt
diesseits durch lebenden Austausch in hunderten, tausenden Arten
erdnah der Erde verbunden; er legt sich nur ab, er verströmt sich
molekular und so schmerzlos, den Männern so fremd wie der Gral,
wie sich das Mondblut vergießt, das nach Silber und Lust schmeckt, geheimer,
unheimlich ichloser, derzu es alle Geschöpfe, die fühlen,
wider sich zieht, wenn sie merken, ein Ich ist das nicht, dem ich folge,
sondern Prozeß - ist ein Fortzug zu Neuem, dem Ich ein Moment ist,
der in den Augen von Nächsten herausscheint momentlang: So sinnlos
steht auf dem Grabstein das Wort. Staunend stattdessen, und irdisch,
wenn sie, die Seele, sich auflöst und wandelt zu Mandel und Aug.

Haltet sie Legt
Steinchen aufs Grab

Königin stieg
Königin fiel

Königin steigt
unentwegt

schallte nun aus den Gassen das Rufen
schallte vom Berg noch kein Donner herab
schallte unter Chysanthmen die Macchia
Cucunciù! Cucunciù!
schallte solch ein Blau wie ein währender Mittag dagegen
schallte in seinen Vögeln der sinkende Abend
schallte der merklos sich rötende Osten

>>>> AEOLIA-GESÄNGE 27/Stromboli 39
AEOLIA-GESÄNGE 25/Stromboli 37 <<<<

Michael Buselmeier und die Meere. Der Freitag. Die Zeitschriftenschau. An Thomas Keul, Volltext in Wien.

(...)
Ich weiß nur von einer >>>> Zeitschriftenschau im Freitag, worin mich Michael Buselmeier "kraftmeierisch" nennt, selbstverständlich, ohne einen Grund dafür anzugeben. Man kann nur annehmen, den Anständigen sei Kraft an sich schon suspekt, so daß sie sie meiern lassen m ü s s e n. Auch in seiner Wertung des >>>> MEERE-Abdrucks in Volltext verhält sich Buselmeier manipulativ, indem er den suggestiven Satz formuliert: "was nicht allen zusagen dürfte". Obendrein verweist er zwar das vorgebliche Raunen, daß ich ein Ribbentrop sei, literarmoralisch in die Ecke, in die es gehört - hinterträgt es aber d o c h und wertet es journalistisch so wieder auf. Jaja, diese Jungs sind schon pfiffig in ihrer angepaßten Ethik, die sich selbst aus jedem Vorwurf herausnimmt.
(...)

Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 27). Fortsetzung. Stromboli (39).

(...)
als ihr kleines Gesicht, der Gestorbnen, verfiel - eine Kaper,
bevor man sie faltig in Bottiche legt und in Töpfchen
und feilhält jahrdrauf, d a, auf der Bank vorm Alimentari:
zu Tausenden, salzige, neben getrockneten Mandeln, Seelen
die zu jenen die Lust sind, den Blüten die Knospen
(auf Salina beging man heute die Hochzeit; Junimädchen wählen
dabei schon die nächsten – sie ahnen es nicht, aber kosten
auch vom Auferstehn, dem nicht bewußten, bereits
Wenn das Feuerwerk böllert -)

nüchtern, dachte ich, das Gerechne am Abend
nüchterne Einkunft gegen nüchterne Kosten und Steuer,
nüchtern die Mama am Gasherd
nüchtern selbst die Tomaten
nüchtern der Rezeptionist
nüchtern der Fischer, sein „molto mare“
nüchtern wie ein Tourist banal ist, der seine Rechnung prüft
nüchtern jeden Espresso auf dem vom Obst leeren Teller zweimal gedreht-

„Posso?“ - ich probierte, die grüne Clitoris platzte
über der Zunge weinrot das Meer*

erst nüchtern die Kauffrau, nicht karg
wie einst, als es allein, nach dem Winter,
Bauern von den Nachbarinseln waren,
die den Flanken den Stein terrassierten
und setzten, die Weite herübergerudert
herübergesegelt Setzlinge ein, ihnen
von selber weiterzuwachsen, ungewässert
am wasserlosen Berg und abgeerntet,
die weiters unkultivierten, wenn's Zeit war;
karg und in Furcht auf den Lavastarren
standen für den Raccolto die Hütten
unter der Kaper, die aufbrach;
volle Schütten kamen, auch Oliven,
der kollektiven bitteren Arbeit ins Boot;
manch Kentern, manches Tod war auf See;
der Kaper Orchidee strahlt nur für einmal
morgens bis mittags ins ewige Haus,
vor dem die Klagenden gehn**

Noch blieb ich stehn – betäubt von dem Kapernfeuer
Die Frau aber, wie wenn s i e gekostet, schmatzte
zwei Mal, ihr brachen die kargen Lider vor Wissen
Sie schlug sie neu auf, fragte „Vuole?... Nicht teuer...“
Aus ihrer Pupille lachte spöttisch die Dohle

Als würd sie mich küssen -
Ich floh hinweg, floh zur Mole hinab -

[*) Bei Homer ist das Meer weinrot, nicht blau.
Siehe >>>> auch ARGO.
**) Nach Kohelet (Prediger), 12,5: „(...) die Kaper bricht auf,
denn der Mensch geht hin zu seinem ewigen Haus
und auf der Straße gehen die Klagenden umher.“]

>>>> AEOLIA-GESÄNGE 28/Stromboli 40
AEOLIA-GESÄNGE 26/Stromboli 38 <<<<

Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 28). Fortsetzung. Stromboli (40).

(...)
wo schon kaum noch wer war
außer den Trinkern vom Morgen
Fast alles war Stille.
Die silberfüßige Harfe schwieg
kontinentweit von Küste zu Küsten
Vergeßner Poller nur noch die Stele
Kein Tier war und schon fast nicht mehr Zeit
und eine so gleißende Helligkeit
daß sie vom Tag nicht rührte
Blau lehnten Türen, Schubkarrn daran
Auch die Gardinen stehengeblieben
in offenen, frisch gefirnißten Fenstern

Leben, gedämpftes, nur an der Bar
zusammengerückt, eine karge Schar
flüsternden Wartens, daß sie wer aufruft von drüben -


So weiß kam der Abend, so gelb war das Rot
so stumm roch der Schlick, so ruhte der Kies
so tranken die Schlepper vom Brannt
so ruhte das Quartier im Quartär
so hing der Berg in das Meer

vor dem Gewitter, wenn es lange Luft holt
langsam und heiter vor einer Strenge, die scharf
unversehns niederfährt unter e i n e m Knall
Die Kraken, die's ahnten, sind schon geflüchtet
Wir aber stehen und fassen es nicht
und es spaltet uns -

von der Baumkrone abwärts den Stamm bis zur Wurzel -
wie, heißt es, Semele brannte, als sie das Patriarchat erblickte,
Esclarmonde unter Rom,und fragt nicht nach Recht,
fragt den Mittag nicht, der im Abend während flirrt
wie um den Vulkan, so erfroren, so unzerrissen Kulisse
keines Hand schiebt sie, keines Atem pustet am Pizzo hinein
Purpur im Blau, und Karmesin, zu Grau meliert
des Allerheiligsten Vorhang* aus Rauch

als hielte auf ihrer flachsten Hand, dem Meer
sie, die Erde, dem Himmel das Opfer entgegen
mit der ganzen Insel
und wartete, ob man es annimmt -

deren ewige Flamme Schiffern das Feuer
unverirrt hinaufzuschwimmen -

während sie am Fuß der Sciara den Nachen besteigen
Immer nur einer, unentwegt
fährt sie mittags der Nachen nach Osten

Kein Wort, kein Lied
zieht heim von dort -

der abends, von jedem Passanten geleert
aus dem Osten rätselhaft wiederkehrt
Doch wer das sah, Strombolicchio sich auftun,

langsam klaffte der Fels, wurde Tür
der Steg eine Zunge Zu Seiten nun
verströmten die Pappeln des Südens
die Trauer dunkelgrünen Ermüdens

Sie landeten an Der Fährmann reichte herfür
wie eine Ewigkeit die Hand An deren Fingern
schuppige Blätter Das Boot kam ins Schlingern
und trübte, war man hinüber, zu Nebeln, die beben -

wer das sah unter M e n s c h e n, geht hin
Medikamente gibt er für Duft
läßt für Heimkehr Identität
und für uns seine Brille**

damit, die's nicht sehen, verstehen
wenn sie sie heben

oder sitzt verloren am Hafen
und schweigt oder schimpft
wie morgens der Irre, der mit dem Nichts spricht
Und trinkt -

AEOLIA-GESÄNGE 27/Stromboli 39 <<<<

Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 29). Fortsetzung. Stromboli (41).

(...)der kam vor der Abfahrt, als wieder Wind kam: (11)
noch stand die Sichel nicht wieder: kein Mond (10)
den er heranblies als Barke - drin wohnt (10)
ein Empfangnes, und es wiegt sich ganz langsam - (11)

w a r schon Doch auch keine Lava floß mehr (10)
die Sciara hinab Kam kein brodelndes Schrein (11)
noch vom Berg, wie als Aeolia kam Kein Stein (11)
mehr flog Keine Feuerfontäne schoß quer (10) -

still war es wieder am Hafen Ich stand (10)
und harrte der Fähre seit fünf, den Abschied (11)
im Rucksack, sehr, da diese Nacht verschwand (10)

Noch glommen die Lampen durch das Dunkel (11)
des Neumonds, als der irre Mann, gekniet (10)
in irre Wut, erschien und ins Gefunkel (11)

(- v v - v v - v v - vv - v v - (v):)
brüllte, ein alter, von der Schlaflosigkeit aus dem Hause Getriebner,
und von dem Mangel vielleicht, und von Spürsinn – er ahnte womöglich,
daß dieser Ausbruch des nachts unterm Neumond normal nicht gewesen,
sondern Verheißung gewesen und Firmung des alten Vertrages
war, den der Geist mit der Erde geschlossen - so dachte ich später;.
Feuer mit Luft und dem Meer; und er spürte den Nachen genau,
daß er auch u n s meint, für uns fährt, noch immer; nicht Aufklärung, Technik
nicht, noch ironisches Abwehren schlägt seinen dunklen Rumpf leck.
Wem soll ich's sagen? Wer lacht mich nicht aus? Und er brüllte erneut,
schimpfte auf Mensch und ufficio, das immer noch zuwär, um sieben,
spie schon um sechs aus, ganz rasend allein lief er an gegen Türen,
nahm mich am Anfang nicht wahr, sondern nahm zu der Bar die paar Stufen,
schlug gegen Glas, wollte trinken, verrückte auf dem Emporchen
Tische und Stühle - dann sah er mich endlich und kam, immer weiter
schimpfend, herüber und schimpfte erbittert auf m i c h ein, als ob ich
selber nicht wartete, selber nicht hier so ganz unsinnig stünde
selbst nicht ein Irrer wie er wär, fantasmagebeutelter Narr,
der es verstand und begriff, als er hochwies und brabbelnd aufs Meer wies,
nach Strombolicchio sodann und erneut auf den Berg, der nun schwieg,
(- v v - v v - | ´- v v - (v v - v):)
und auf die Sichel des Monds, die noch nicht war -

die erst würde nachts drauf, wenn die Winde (11)
heimgekehrt wären wie ich, und die Bark, (10)
heimgekehrt dann auch die Alte, im Sarg (10),
über das frische Grab und die Gebinde (11)

der Macchia leuchtete, und leuchtete (11)
dem fruchtbaren Mädchen, das vom Vulkan (10)
um halb acht - da langte die Fähre an – (10)
abstieg und sich die Lippen befeuchtete (11)

mit Tau, wo sie, die ersten Pflanzen, wieder (11)
wuchsen unter dem lebenlosen Stein. (10)
Fast wie ein Tier, so glücklich kam sie nieder. (11)

Fast wie ein Mensch, stand sie am Grab und weinte. (11)
Es müsse noch jemand am Krater sein: (10)
Das ging sie melden, später, doch verneinte, (11)

daß sie ihn näher kannte.

>>>> AEOLIA-GESÄNGE 28/Stromboli 40.

Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 30). Coda: Die finale Pyramide. Strukturplan. Stromboli (42).

(auf der Grundlage >>>> des doppelten Spiegelsonetts
vom Anfang
, aber ohne Spondeen,
bzw. trochäische Kürzungen, die sich, ggbf.,
erst in der Dichtung selbst ergeben.)

v | v
- | -
v - | - -
v - v | v - v

v v - v | v v - v
- v v - | - v v -
v - v v - | v - v v -
- v v - v |- v v - v

v - v v - v | v - v v - v
v v - v v - | v v - v v -
- v v - v v - | - v v - v v -

- v v - v v - | - v v - v v -
v - v v - v v - | v - v v - v v -
- v v - v v - v | - v v - v v - v
-------------
--------------
v - v v - v v - v | v - v v - v v - v
v v - v v - v v - | v v - v v - v v -
- v v - v v - v v - | - v v - v v - v v -

v - v v - v v - v v - | v - v v - v v - v v -
v - v v - v v - v v - v - | v - v v - v v - v v -
- v v - v v - v v - v v - v | - v v - v v - v v - v v - v

v - v v - v v - v v - v v - v | v - v v - v v - v v - v v - v
v v - v v - v v - v v - v v - | v v - v v - v v - v v - v v -
- v v - v v - v v - v v - v v - | - v v - v v - v v - v v - v v -
- v v -v v - v v - v v - v v - | - v v - v v - v v - v v - v v - v

- v v -v v - v v - v v - v v - | - v v - v v - v v - v v - v v - v
- v v - v v - v v - v v - v v - | - v v - v v - v v - v v - v v -
- v v - v v - v v - v v - v v - | - v v - v v - v v - v v - v v -
- v v - v v - v v - v v - v v - | - v v - v v - v v - v v - v v -


(Selbstverständlich ist das ein S p i e l – ganz, wie sich bei Richard Strauss, >>>> dessen Kompositionskunst ich verehre, bei Eintritt in den Tannenwald dem Partiturkundigen in den Streichern ein n o c h ganz anders Bild als das pure Hörbild bietet:

Alpnesinfonie-Wald
So ist diese Form-Pyramide ein Abbild der Vulkaninsel selber – kenntlich nur „Spezialisten“,sofern ich nicht eine grafische Anordnung des Textes ins Auge fasse. So etwas ist mir allerdings immer fern gewesen und wird das wohl auch bleiben. Aber hier sei es Ihnen offeriert. Jedoch werde ich die Form noch etwas "rhythmisch stauchen", um den Vulkankegel etwas abzuflachen.)

>>>> AEOLIA-GESÄNGE 31/Stromboli 43
AEOLIA-GESÄNGE 29/Stromboli (41). <<<<

Die Dinge innerlich.


Wenn sich im innren Stahlband des gekippten Fensters Sonne spiegelt
zwischen den Scheiben
Morgens erste

zwischen Schaum und Milch Kaffee steht
Noch kühl von der so warmen Nacht
bist du

davor, es zu lösen
mit Tag

Wenn aus den Boxen lange Vergangnes bleibend voranweht

„Weshalb liebst du mich dann?“

Weil wir in Widersprüchen, n u r in Widersprüchen leben. Ist das stumm, verstummt die Liebe zu Corps„geist“.

(CDXXXXV).

An RG, Uni Innsbruck.

Liebe R,
verzeih, ich bin mit dem Antworten unzuverlässig geworden, auch mit Teminen usw.; gestern bemerkte ich das selbst, bei ganz anderem Anlaß, daß da eine Art Characterverschiebung auf dem Weg ist. Ob das mit der Lyrik zusammenhängt, die mich derzeit so beschäftigt, oder mit meiner neuen Familienkonstellation, oder einfach, aus meiner ökonomisch so belasteten Situation heraus, eine Art genereller, fast instinkthafter Abwehr ist, weiß ich noch nicht.
Also verzeihung.
Selbstverständlich bin ich sehr gerne dabei; ich empfinde das im übrigen auch als ehrenvoll. Wegen des "das Weblog als Buch" mach Dir keinen Kopf... bevor d a s so weit wäre, würden noch Jahrzehnte zerfließen, vor allem, weil ich ja eine ästhetische Form finden müßte, die dem Buch angemessen ist - was völliges Umschreiben, auch Hinzuschreiben, auch Neuschreiben bedeutete; und dazu hab ich bei all den anderen Projekten überhaupt keine Zeit. Und einen Verlag zu finden, der ein solches Projekt publizierte, ist auch noch mal eine Sache, die der Unwahrscheinlichkeits-Mathematik höchst nahe steht. Wahrscheinlicher wird sein, daß ich Einzelrubriken - und auch aus denen nur Auswahlen - zu Büchern machen werde, etwa die >>>> Paralipomena. Wiederum die durch Die Dschungel gestreuten Aufsätze, Bemerkungen, Notate usw. zu einer nach-postmodernen Ästhetik ("Kybernetischer Realismus") werde ich zu Aufsätzen oder als Vorträge bündeln und vielleicht irgendwann einmal zu einer handfesten Ästhetik ausbauen. Die Zukunft des in Der Dschungel Geschriebnen liegt eher d a als in der Buchform. (...)

Primat des Netzes. An die Redaktion. Offenburger Tagblatt.

Sehr geehrte Frau R.,

José F.A. Oliver bat mich, Ihnen eine kleine Kolumne für den >>>> Hausacher Literaturlenz zu schreiben, was ich gerne für ihn getan habe. Ich füge den Text hier als att. an. Er mag für eine Zeitung ungewöhnlich sein, aber es sollte ja wohl bewußt kein Journalist sein, der ihn schreibt.

Eine Veröffentlichung bitte immer mit Angabe meiner Website: www.albannikolaiherbst.de - im Falle von Platzproblemen lassen Sie einfach den Autorennamen weg und setzen an dessen Stelle die URL. Sollte das Offenburger Tageblatt eine Netzausgabe haben und mein Textchen da mit hineinplazieren, ist Verlinkung auf meine Website obligat.

Ich grüße Sie freundlich und hoffe, daß Ihnen die kleine Arbeit gefällt.

ANH

Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 32). Finale: Der Anfang. Stromboli (44).

(...)
als ich draußen im Hof stand, erwacht und schlaflos fortan durch die Nacht
- v – v v – | v v – v - v v – v v - v
sah und rauchte, mal hockend, mal stand ich lauschend; er schwieg, der Vulkan,
- v – v v – | v v – v - v v – v v - v
schwieg wie einer, der, Schlaf mimend, täuscht, doch unversehns losschlägt und tötet:
- v – v v – | v v – v - v v – v v - v
unbarmherzig und schnell | und nicht leise, sondern er brüllt triumphal - ein Gewitter von unten wie tags die Beben
Winde unter den Sohlen waren
kein Stern war kein Licht war die Nacht war ein Plaid aus gespecktem Brokat
auch EInes Auge nicht das dieses Dunkel durchdrang erblindet die Zirpe am Hang
ausgerollt war das Schweigen nicht einmal Brandung drang moderat in den Hof
keines Schnarchen in die leeren Löcher gestopft in die engen, die sich duckten
Wände nicht Hände, die sich fanden alles Geschöpf rang bewußtlos nach Licht
erstickte in einem Schwefel in dem sich gelbzirrhos die Dunkelheit bäumte
niedergehalten, aber, auch sie und erstickt und unter dem Preßstahl gegeißelt
den ein Tyrann übers tyrrhenische Bett der armen Leute montiert hat, damit sie
bewegungslos schlafen und ächzen kaum in solcher Enge:
gt | cht
v | v
Grab | Ei
- | -
gin stieg | wigsah
v - | v -
Es f ä h r t ein | geht niemand
v - v | v – v
chen aufs G r a b fiel | Halt an B o r d kein
v v - v | v v - v
Das war der Klang | Das ist das Bild
- v v - | - v v -
Die Königin steigt | Es flirrt unentwegt
v - v v - | v - v v -
heimlich im Traum der | Insel das Stöhnen
- v v - v |- v v - v
kein Lied zieht von dorten | noch heim und hinüber
v - v v – v | v - v v – v
So erstand's Er belauscht' | es Er rauchte nervös | da sich die Königin gab | da sich die Königin da
vereinte mit dem, der da kam | Der Stein sah von da in das Wort das sich von keinem berührn ließ | als von den beiden am Krater | da oben Es spürte der Wächter | es geht etwas vor und er möchte | fliehen davor, aber kann es doch nicht | Der Knall dann Ein Lichtblitz Momentlang ersteht | die Insel ganz neu aus dem leuchtenden Tag | der nächtlichen Göttin am Krater, die zuckend lag | und Lava hinabspie den Leib ganz erglüht | Sciara del fuoco und Mann, der, tiefviolett wie die Eichel | ganz Eichel selbst ward, und berstende Schöpfungsgewalt ward | Bezeuge es, Wächter, wie's zeugt und der Strom sich ins Meer gießt | erneuerter Erde So still ist's ich hör sie im Innern | die Gesänge der elementaren Gewalten, des Meers | und des Feuers, den Städten vergessen, doch ihm nicht, dem Leib | wenn er zu lieben bereit bleibt, zu sterben, das Ich tauscht und l ä ß t | aufseufzend läßt wie die Säuglinge, die nicht mehr schrein vor dem Schlaf | sondern sich fügen und sinken zurück wie auch wir nach dem Kampf | der uns verwundet, die Gliedmaßen strecken, und sanft uns der Quelle | wieder hineintun, der wir entstiegen. Und weiß doch, es gibt | Gott nicht, nicht Göttin, nicht Quelle noch Nachen, nur blinde Mechanik.

Aber was tut's mir? ich hör es wie e r, der ihr dalag noch spät | Was tut es uns, wenn sich Lieder erschaffen, wenn solch ein Gesang
- v v – v v – v v – v v – v v - | - v v – v v – v v – v v – v v - (m)
daraus heranklingt, und w i r sind es, die es, das Nichts, derart schön | die es, das Nichts, nur der Mandel noch gleich macht, worinnen das Aug
- v v – v v – v v – v v – v v - | - v v – v v – v v – v v – v v - (m)
s t r a h l t und nicht Reize bloß aufnimmt, banal rezeptiv, sondern s c h a f f t | dachte der Wächter und war schon betrunken von Wein und von Nacht
- v v – v v – v v – v v – v v - | - v v – v v – v v – v v – v v - (m)
angsttrunkner, lusttrunkner Nacht v v - v v - v v – | - v v - v v - v v - v v - v v –
- v v - v v - v v - v v - v v – | - v v - v v - v v - v v - v v – (m)


AEOLIA-GESÄNGE 31/Stromboli 43 <<<<

Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 31). Finale: Erster Versuch der Realisierung. Stromboli (43).

Finale-Versuch-1-Anfang

>>>> AEOLIA-GESÄNGE 32/Stromboli 44
AEOLIA-GESÄNGE 30/Stromboli 42 <<<<

AEOLIA-GESÄNGE. ERSTE FASSUNG. Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 33). Stromboli (45).

Aeolia-Gesaenge-Fass-1-TSAEOLIA-GESÄNGE 32/Stromboli 44 <<<<

Alexanderplatz Berlin (1). Material.

P6190051P6190050

P6190053P6190048P6190056P6190055P6190054P61900481P6190047P6190046P6190044P6190045P6190043P6190042P6190041P6190057P6190058P6190059P6190060P6190061P6190088P6190087P6190086P6190085P6190089P6190084

P6190083P6190080P6190079P6190082P6190078P6190077P6190076P6190075P6190074P6190072P6190071P6190073P6190070P6190069P6190068P6190067P6190066P6190064P6190063

Der Zehnte Hausacher Leselenz. Juni 2007. Arbeitsjournal (2).


16-06-07_2037Da stellt einer, belächelt noch zu Anfang, in einem kleinen Ort im Schwarzwald – einem florierenden freilich, in dem sich denken läßt, es fänden sich schon Sponsoren – und besser noch: Mäzene – über die Jahre ein Festival nicht nur deutschsprachiger Hoch-Literatur auf die Beine, nein sogar eines, daß internationale Blicke wirft... selber schließlich entstammt er dem Migrationsfeld, das sowohl die deutsche Wirtschaft insgesamt characterisiert, als auch - und ganz besonders – immer eines d e r Einflußhöfe deutscher Kultur gewesen ist, und zwar seit je. Und beginnt klein, es wächst sich aus, schließlich ist der ganze Ort, zehn Jahre später, in einer Art literarischen Fiebers, von dem sich manche Großstadt würde hie und da Filetstückchen abschneiden mögen... und 17-06-07_1929die Dichter, na sicher, sie bekommen schließlich ein Honorar, reisen an. Dabei kann man nicht sagen, daß sie einander unbedingt mögen, ästhetisch differieren sie teils extrem – mit dem „gemeinsam etwas aufführen“, „gemeinsam etwas veranstalten“ schwingen selbstverständlich auch die gegenseitigen Vorbehalte durch die eine „Haupt“straße des Orts. Zumal dann, wenn diesmal auch eine der deutschsprachigen Großkritikerinnen, >>>>> Sigrid Löffler, dabei ist und aus dem strengen Blicken gar nicht herauskommt, das nicht weniges von Studienräten hat, die Klausuren abnehmen wollen (aber sie schwärmt auch, zugegebenermaßen im ihr physiogomisch möglichen Ausmaß, also verbal; toll freilich ihr unbedingter Satz: „Wir (die Kritiker) übersehen k e i n e n, der's wert ist“; da spiralt dichterseiner vor Freude, gibt aber auch unumwunden gerne zu, daß die Frau elegant zu formulieren versteht – und ist insofern sofort versöhnt). So reden denn tatsächlich intensiv die Freunde, auch die gemeinsam in eine Richtung schwimmen, mal ausgreifend paddelnd, mal eher vorsichtig und mit dem spitzbübischen Lächeln einer Reserviertheit, die mehr in den Formulierungen lebt als im Leben... oder lieber sich g a r nicht erst einläßt. Ich meine, man ist ja auch nicht im Stadion und begeistert sich an Weltmeisterschaften (Sie wissen schon: in der Germanistik hat der Fußball die Ironie als Fetisch fast schon eingeholt). Hier und da gegenseitige Versicherungen, wie gerne hätte man einander gehört, aber die Umstände, 16-06-07_2228die Parallelitäten der Auftritte usw. Einige stören außerdem, weil sie eine Ästhetik vertreten, die nun g a r keiner will, andere lächeln nur und lächeln und lesen dann leise, wieder andere bringen lächelnd die ganze Welt mit - oder streng und wissend aus dem diplomatischen Dienst; viel viel Eigenes war, viel viel Biografie der Kleinen Familie, manches Weite voller Atem, aber doch auch, nicht ohne daß man zeigt, daß man M a c h t hat... dazwischen Freundesgruppen, auch mal Pärchen; wenig Überheblichkeit (eigentlich schade), wenig Hyperchondrie (erst recht schade, eigentlich); aufgefüllt dies alles von Hörern, die ein Interesse nicht heucheln, sondern es haben, die auch viel Befremden haben, manches gar nicht verstehen mögen, einiges nicht verstehen können und, Hand aufs Herz, auch gar nicht sollten... es gab, davon bekamen nur Umsitzende etwas mit, einen bezahlten Anschlag auf die Kritikerin vermittels Weines und Wassers, die kippten... man fragte sich sofort, wo sitzt der Auftraggebeber... natürlich war der Anschlag als Unfall fingiert, aber die Kritikerin selbst begriff sofort... wie sie aufsprang, ohne etwas zu rufen, nein, stumm in der Strenge empört... und auf ihr dunkles Gewand hinab sah, wo es, feuchtigkeitshalber, wirklich dunkel wurde... dann noch, was besonders heikel ist, jemand, die >>>> Thelen nicht mag und vom großen >>>> Niebelschütz behauptet, er könne kein Deutsch, so daß sie so 16-06-07_2226masochistisch ist, >>>> das Irrsinnsbuch bereits nach zwanzig Seiten wegzulegen... nun ja, denkt man sich, so sind sie halt, die Germanisten... mein Begriff vom Germanistoiden machte ziemlich schnell eine Runde, die zu acht Siebteln aus lachender Empörung bestand... ei ei, ich bin halt w i r k l i c h der Meinung, daß die Germanistik den Dichter verdirbt... um wie viel mehr verdirbt sie aber die Lektore/i(!!!!!!)n! die sollen was Vernünftiges lernen, bevor sie sich einen Text anschauen, Physik, Chemie, Jura meinetwegen, selbst BWL ginge hin, auch ein Handwerk, Sattler, Tischler, sowas... aber Germanistik ist so ziemlich des festeste Strick, den sich ein Lektor um den Hals legen kann, bevor er dann in den Text springt... heikel ist das aber dann, 16-06-07_2328wenn sich das Germanistoide nun ausgerechnet im besten Freund des besten Freundes materialisiert... und so hörten wir denn auch das Provinzielle nach wie vor die Urständ in der Dichtung feiern und nur sehr sehr wenig, eigentlich gar nichts, von der >>>> Anthropologischen Kehre, die das Internet dem Unbewußten gebracht und der Welt insgesamt... na heissa, egal... dann wieder Texte, die vor Bildung und Witz nur so strampeln (und zuhaun: >>>> Gert Jonke), aber die Leute merken einfach nicht, daß sie selbst es sind, die den Boden verlieren, weil ihnen die Bildung fehlt, auch zu begreifen... oder es wird einem mitunter schlagartig klar, wie gern in der Literatur Erleben für Recherche genommen wird und, besonders fälschlicherweise, umgekehrt... und d a n n wieder kriegen wir mit, was für Bürgerlein wir eigentlich alle selber sind und wollen doch a u c h nur nett in den Mauern eigner Häuschen leben, eine ziemliche Anzahl Krögers, Tanias und Tonios, P6170038liefen da im Schwarzwald herum und sehnten sich nach innerer Bescheidenheit... Dazu die kluge, sensible, immer ein wenig fremd in der Luft stehende >>>> Elke Erb, der durchaus machtbewußte >>>> Ranjit Hoskoté, für mich eine d e r Entdeckungen des Treffens, vielleicht d i e Entdeckung... ein paar wundervolle Zeilen Joachim Sartorius' 15-06-07_2157über den Verzehr von Austern und seiner sexual-metaphysischen Implikationen, trocken-böser Witz bei Elias Schneitter, wirklich herrliche Verse >>>> Ilija Trojanows, dem aber wohl meine kybernetische Wollust einigermaßen fremd ist... macht nix, nur weiter... die Burg dann, mein Junge, wie ein Wikinger gewandet, dazwischen... beim Abschluß der Langen Nacht der Poesie ward's ziemlich kühl auf dem Bergfried, weshalb Sartorius, nicht unautoritär, die Losung auszugeben versuchte: „Wir lesen jetzt jeder noch zwei Gedichte, dann isses gut“, was wiederum ich nicht einsah und deshalb und nun erst recht ins Volle abschwirrte, woraufhin er, der nach mir drankam und also knirschend, bzw. bibbernd warten mußte (ihm war wirklich kalt, ich seh das ja ein), nach seiner Partie nicht unentrüstet den Bergfried hinabstieg... ach fein war's. Und zusammengehalten dies alles, alle diese Charactere, alle diese Widersprücke von José Oliver, dessen Herz eine P6160031solche Weite hat, ohne doch an scharfem Verstehen Mangel zu haben (selten selten ist diese Kombination; ich darf das sagen, da ich selbst sie viel weniger... nein, eigentlich g a r nicht habe, und erst recht nicht Toleranz)... daß er dies alles allein durch seine Person und Sensibilität zusammenzuhalten versteht, 17-06-07_1159ohne zugleich die eigene ästhetische Position aufzugeben... hinreißend, sag ich Ihnen. Und ihm und seinen guten Geistern einen großen Dank. Hausach, sein >>>> andalusisches Schwarzwalddorf, tat recht, ihn zu ehren. Und wenn ich nun noch jemanden, der mich beeindruckt hat (>>>> Christoph Simon etwa), vergessen haben sollte, sehe er's mir nach. Und >>>> sie mir auch. Ich konnt sie ja nicht hören.mit-Adrian-von-Klaus-Schneider
Bild: Klaus Ef Schneider

Alexanderplatz Berlin (2). Aus dem Entwurf („Unterm Alex“).

(...)

Ein fetter Mann, am Abgang zur U 8
Tritt seinem Hund in den Darm
Bis es matscht

Bis es matcht
Armsein und Macht
Der neue Tag wird warm

Eine Tochter des Libanons
Wo alles entschleiert rannte
Zu entäußerndem Ruhm
Schreitet dunkel durchs Geschall

Vier Gothics behocken die lauernde Zukunft der Demokratie
Und haben nie eine Zukunft Man sieht auf ihren Gesichtern
Blassen, vom Entzug der Tage, ihre irren Nächte lichtern,
Darinnen die Zukunft der Humanität.

Ost-Kosmetik wirbt für Diät,
Für Gurkenmilch, Yvette-Intim
Daneben verkaufen zwei Serafim
Reliquien der kommunistischen Oligarchie

Matrjoschkas, Bernstein, Mützen aus Pelz, rote Sterne
ein Zielrohr, das haben sie damals gerne
da warn sie noch Grenzer, aufgeschraubt

und haben die Grenzen von Unrat entlaubt
Nun plaudern sie selig von den vergangenen Zeiten
von denen sie die neuen zum Wohlstand befreiten -
Man riecht noch die Pilze Die hier im Herbst Welche die frühnachts die S-Bahn aus dem Märkischen Sand | in von müden Lappen umwickelten Körpern anblies Körbe hielten voller Maronen Die zu verscherbeln | sie mühsam nährte mit dem Nordhäuser Korn und dem Bier für ne Mark
Man riecht so die Not aus den Kleinbürgerstuben, den Schmierschweiß zwischen den Zehen, die Fingernägel billig | mit USA verziert, jeder ein innerer Tramp auf der U-Bahn, doch eilig, weil der Fahrplan kein Blinzeln der Sonne | herabläßt, in dem einer sitzt und besinnt sich im Staub – Kohle, noch immer, bestäubt ihn, wer immer hinabkommt | und läßt die Hoffnung, alle, fahren, von der das Akkordeon ungarisch singt als das Echo, verwehend, von was sie, | die Welt, sei gewesen, hätt man sie inne -

(...)


Alex 1 <<<<

AEOLIA-GESÄNGE. Lektorat. An Parallalie. Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 34). Stromboli (46).

(...) für Deine Mühe. Gerade in den kleinen italienischen Passagen ist das sehr sehr hilfreich; "rima" und "stia" sind übrigens besser, weil ich ja die Betonung auf der ersten Silbe brauche. Ich werde Deine Anmerkungen nach und nach durchgehen und in den Text einarbeiten, sowie auch Dielmanns lektorierende Anmerkungen da sind. Wegen >>>> Dielmann gibt es sehr viel zu erzählen, und ich überlege auch, ob ich ihn nicht noch mal sehr nachdrücklich auf >>>> Deine Gedichte aufmerksam machen sollte...

Übrigens e n d e t AEOLIA offen; offen nämlich in Hinsicht darauf, ob der Tod dieses H. Wiederholung eines Alten Rituales oder ob diese Vorstellung nicht nur eine Fantasie des "Wächters" ist; ich finde, das hat genug Potential an Ungeheurem; eine weitere Ungewißheit wäre, glaube ich, überinstrumentiert. Vielmehr bringt - nach meinem Gefühl - das Faktische dieses Selbstmords ein ganz besonders Unwägbares hinein, wenn man es mit des Wächters Beobachtungen/Wähnungen kombiniert.(...)

AEOLIA 33/ Stromboli 45 <<<<

WARNUNG! Warnung vor AntivirusExpert!!!!

Der Desktop sieht nachher nämlich s o aus, und nicht nur er:
danger-copy-280607Es handelt sich um einen hochaggressiven Virus in der Maske eines Anti-Viren-Programms. Näheres dazu >>>> hier (um 22.35 Uhr im Link)..

Aus dem heutigen Newsletter.

...daß Katanga nunmehr sowohl den kleinen, für das Offenburger Tagblatt geschriebenen Text über >>>> José F. A. Olivers schönes Literaturfestival im Schwarzwald als auch meine, wie die Redakteurin den versgebundenen Text nannte, „Ode“ an den Alexanderplatz als herunterladbare pdf auf >>>> die fiktionäre Website gestellt hat. Letzteres hat für den SWR Bodo Primus gesprochen; aus Zeitgründen wurde etwas gekürzt. Ich habe bei Primus angefragt, ob ich seine Interpretation als mp3 auf die fiktionäre Website stellen darf; sollte ich die Einwilligung bekommen, wird auch diese mp3 für Sie sehr demnächst abrufbar sein. Ausgestrahlt wurde der Text am vergangenen Sonntag morgen.

(...)

In meiner näheren Umgebung wird der Plan laut, eine Fassung meines >>>> VERBEEN-Stücks für vier Sprecher zum öffentlichen Vortrag einzurichten; ich bin noch etwas zögerlich, will aber mal herumfragen, wo, in welchen Literatur-Institutionen, vielleicht aber auch im Theater, an einer solchen Aufführung Interesse besteht. Wer von Ihnen das Hörstück um den im Libanon verschollenen Exzentriker auf CD haben möchte, melde sich bei mir über >>>> das Kontaktformular der fiktionären Website. Das betrifft auch >>>> die übrigen Hörstücke, von denen ich ggbf. gern Kopien ziehe. So lange keine CD-Edition vorliegt, ist dieser Weg der mir einzige, die Stücke nicht vergessen zu lassen. Denn ein Buch existiert wie ein Musikstück doch eigentlich nur dann, wenn es gehört (gelesen) wird; ansonsten ist es ein Stück Ding wie ein irgendwo liegengelassenes Brett; ein Musikstück und ein Hörstück aber nicht einmal das.

Zahnschmerz.

Ein Fest für Masochisten
und Männer, die sich prüfen.

[Lebenstraining.]
(CDXXXXVI).
 



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