Sonderzahl Verlag
Große Neugasse 35
A-1040 Wien
Tel.: 0043 / 1 / 586 80 70
Fax: 0043 / 1 / 586 80 70 - 4
E-mail: sonderzahl-verlag(at)chello.at
Internet: http://www.sonderzahl.at Gründung
"Begonnen hat alles mit der Beharrlichkeit von Dieter Bandhauer. Er wollte partout die in Österreich vernachlässigte Form des literarischen Essays hinter Buchdeckel bringen. Zwischen politischem Sachbuch, wissenschaftlichen Forschungspublikationen und der hehren Form des Literarischen ortete Bandhauer eine Denk- und Marktlücke. Sprachliches Formbewusstsein und sachliche Fundierung bilden seither die Grundlage der allermeisten Sonderzahl-Titel." (die seiten 1/1998)
Namensgebung
Die Gründung des Verlages im Jahr 1984 ließ natürlich auch die Frage der Namensgebung virulent werden. Der Verlag sollte nicht nach einem der Eigentümer benannt werden - und er sollte keine wie immer geartete Programmatik verraten. "Dieter Bandhauer entschied sich, die dazu notwendige Phantasie im Bekanntenkreis einzuholen. Ein Brief mit der Bitte um Namenvorschläge erging an die geistig nächsten Angehörigen. Und die Antwortkarte einer Freundin enthielt den Begriff Sonderzahl." (die seiten 1/1998) Gerade weil Sonderzahl keine Bedeutung hatte, konnte man unbelastet daran gehen, den Namen mit Inhalt zu füllen.
Essay
Klar war aber von allem Anfang an, dass die literarische Zwischenform des Essays im Mittelpunkt der Überlegungen stehen sollte. Der Essay als Medium des Intellektuellen, der sich zur Produktion von kritischem Reflexionswissen selbst beauftragt hat. Der Essay als Medium der Ungleichzeitigkeit: gesellschaftliche und kulturelle Phänomene, die zum Stillstand gekommen sind, wieder in Bewegung zu setzen, oder aber Phänomene, die allzu offensichtlich dem Mainstream entsprechen, anzuhalten und von anderer Warte aus zu betrachten.
Seit Beginn der 90er Jahre bildet die kritische Auseinandersetzung mit der österreichischen Identität und Zeitgeschichte einen weiteren wichtigen und sicherlich den publikumswirksamsten Schwerpunkt des Sonderzahl-Programms. So mancher Traktat in Rudolf Burgers Essaybänden, Konrad Paul Liessmanns "Der gute Mensch von Österreich" und Robert Menasses mittlerweile vierbändiges Essaywerk haben die Situation in Österreich nicht bloß reflektiert, sondern sind ihrerseits politisch wirksam geworden. Menasses "Sozialpartnerschaftliche Ästhetik","Das Land ohne Eigenschaften" und "Dummheit ist machbar" sind gewissermaßen zu politischen Kategorien geworden.
Literatur
Die Übergänge zwischen Essay und Belletristik sind fließend, das heißt mit Gefahren verbunden. Und je stärker die Literatur auf nichts anderes als auf sich selbst verweist, desto essayistischer wird sie mit ihrem Versuch, die Grenzen der Sprache zu erkunden, eben weil diese nicht überschritten werden können. Avancierte Literatur, wie sie etwa von Lucas Cejpek und Herbert J. Wimmer geschrieben wird, ist sich ihres Sprachspielraums bewusst - eines Kunstraums, der umso erstaunlichere Ausblicke in die "Realität" und die "Wirklichkeit" eröffnet.
Literaturwissenschaft
Wendelin Schmidt-Dengler bescherte mit seinem Buch über Thomas Bernhard "Der Überteibungskünstler" dem Sonderzahl Verlag nicht nur einen seiner ersten Erfolge, sondern war als Vermittler von Autoren auch nicht ganz unbeteiligt am Entstehen eines literaturwissenschaftlichen Schwerpunkts. Wie es sich für das bescheidene Genre der Sekundärliteratur ziemt, seien an dieser Stelle nicht die Autoren bzw. Herausgeber angeführt, sondern die Dichter, die zum Gegenstand der Betrachtung geworden sind:
H. C. Artmann, Thomas Bernhard, Hermann Broch, Ernst Fischer, Marianne Fritz, Wolf Haas, Elfriede Jelinek, Wilhelm Jensen, Gert Jonke, Werner Kofler, Hans Lebert, Friederike Mayröcker, Robert Menasse, Robert Musil, Johann Nestroy, Andreas Okopenko, Leo Perutz, Reinhard Priessnitz, Ferdinand Raimund, Peter Rosei, George Saiko, Arthur Schnitzler, Walter Serner.
Film / Medien
In der Filmbuchreihe finden sich sowohl medientheoretische als auch genrespezifische Arbeiten, etwa zum Dokumentar- und Essayfilm. In der von Gustav Ernst herausgegebenen "Edition Film" erscheinen Portraits österreichischer Filmemacher und ihres Werks: Marc Adrian, Dietmar Brehm, Gustav Deutsch, Michael Haneke, Fritz Lehner - und in Vorbereitung: Ulrich Seidl.
Kurswechsel
Die "Zeitschrift für gesellschafts- wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen" erscheint seit 1993 vierteljährlich bei Sonderzahl.
April 2004