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Arche Verlag in Hamburg
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Zürich 1944: Das war der Wartesaal der Emigranten, der Schriftsteller und Intellektuellen. Das war die Zeit, in der deutsche Verlage gleichgeschaltet oder durch Bomben zerstört waren und Schweizer Verlage groß wurden. Am 13. Juli 1944 ließ der dreiundzwanzigjährige Jurastudent Peter Schifferli die Verlags AG Die Arche in das Zürcher Handelsregister eintragen, zehn Jahre später gründete er als heiteres "Beiboot" den Sanssouci Verlag. Das erste Buch, das Peter Schifferli verlegte, war Thornton Wilders Roman Die Brücke von San Luis Rey, der in Nazi-Deutschland verbrannt worden war.
Von Anfang an prägten große Namen wie Werner Bergengruen, Gottfried Benn oder Ernst Jünger das Programm, und bald erschienen Gesamtausgaben von Georg Heym, Georg Trakl und Hans Carossa. In rascher Folge erwarb Peter Schifferli in den fünfziger Jahren die Rechte an international bekannten Autorinnen und Autoren wie Gertrude Stein, Ezra Pound, Katherine Mansfield, e. e. cummings und John Steinbeck und verlegte die Werke der Dadaisten Hans Arp, Hugo Ball, Walter Mehring, Kurt Schwitters. Mit dem Prosaband Die Stadt wurde Friedrich Dürrenmatt 1952 Autor des Arche Verlags (die Rechte sind in den achtziger Jahren an Diogenes verkauft worden). In den sechziger Jahren bot Peter Schifferli auch jungen Schweizern wie Hugo Loetscher, Adolf Muschg, Gerold Späth oder Walter Vogt ein literarisches Forum.
Daneben entwickelte er langlebige Buchreihen wie die KLEINEN BÜCHER DER ARCHE, die - als "Notbibliothek" für deutsche Gefangene in englischen Lagern konzipiert - nach zehn Jahren eine Gesamtauflage von über 1,5 Millionen verkauften Exemplaren erreicht hatte, und in den sechziger Jahren die SAMMLUNG HORIZONT, Porträts mit Erinnerungen von Malern, Musikern und Schriftstellern des 20. Jahrhunderts sowie Zeugnissen von Zeitgenossen - für Karl Krolow "eine der schönsten Reihen in deutscher Sprache".
Die Geschichte des Arche Verlags war die persönliche Geschichte des Büchermachers Peter Schifferli: Sein Stil, seine Ideen und seine Freundschaften prägten den Verlag, wobei ihm zu Anfang die schwierige ökonomische Situation der deutschen Verlage in der Nachkriegszeit, später die wirtschaftliche Unabhängigkeit durch Bestsellerautoren wie Bergengruen, Dürrenmatt und Horst Wolfram Geissler (Sanssouci) zugute kamen.
Nach dem frühen Tod von Peter Schifferli Ende 1980 führten seine beiden Söhne den Verlag interimistisch fort. Am 31. Dezember 1982 erwarben die Schweizer Buchhändlerin Regina Vitali und die deutsche Lektorin Elisabeth Raabe DIE ARCHE und übernahmen einen renommierten literarischen Verlag mit einer Backlist von über 1.000 Titeln, jedoch einer veralteten Struktur. In der Schweiz und in Deutschland wurde in der Folge eine neue Vertriebsstruktur aufgebaut, der Verlag neu organisiert und das Erscheinungsbild vom Frankfurter Grafiker Max Bartholl neu gestaltet.
Wichtige Backlistautoren wie Gertrude Stein, Ezra Pound, Friedrich Glauser, Blaise Cendrars sowie die Zürcher Dadaisten erschienen in Neuausgaben, die nicht selten zu ihrer Wiederentdeckung bei einem neuen, jüngeren Lesepublikum führten. Die Glauser-Paperbacks und -Comics avancierten mit den Zeichnungen des Zürcher lllustrators Hannes Binder zum Inbegriff bester Schweizer Kriminalliteratur.
Renommiert sind auch die Arche-Editionen des Expressionismus (herausgegeben von Paul Raabe), die expressionistische Autorinnen und Autoren wie Jakob van Hoddis, Henriette Hardenberg, Alfred Lichtenstein und Klabund neu zugänglich machen.
Seit einiger Zeit erscheinen bei Arche auch fundierte Biografien über Leben und Werk vorwiegend amerikanisch-angelsächsischer Autorinnen dieses Jahrhunderts (Anne Sexton, Daphne du Maurier, Rebecca West). Für den literarisch Reisenden wurden die erfolgreichen Arche Spaziergänge entwickelt, eine Reihe literarischer Reiseführer, in der Titel wie Spaziergänge durch Nietzsches Sils-Maria, Spaziergänge durch Goethes Weimar, beide von Paul Raabe verfaßt, oder Spaziergänge durch das Hollywood der Emigranten von Cornelius Schnauber erschienen sind. Fester Bestandteil des Programms ist seit über zehn Jahren der beliebte Arche Literatur Kalender, zu dem sich neuerdings auch der ARCHE MUSIK KALENDER hinzugesellt hat.
In der Nachbarschaft der Glauser-Krimis erscheint seit kurzem zeitgenössische Krimiliteratur vorwiegend von Schweizer Autoren (Peter Zeindler, Ulrich Knellwolf). Überhaupt wird Schweizer Literatur wieder verstärkt gepflegt, etwa mit dem Werk des Zürchers Jürg Amann oder der literarischen Entdeckung des Jahres 1997, dem Graubündner Silvio Huonder.
Von 1987 bis 1994 gehörte der deutsche Luchterhand Literaturverlag als Tochterunternehmen zum Arche Verlag. 1994 wurde in Hamburg eine deutsche Arche Verlag GmbH gegründet, um die Marktpräsenz auf einem größer gewordenen deutschen Buchmarkt zu verstärken.
Dezember 1997