If one browses Goodreads or Lovelybooks, as a niche product reader one has a feeling of being in a blooming desert. All the sand has transformed into flowers and the few flowers, which were in blossom beforehand, are no longer visible on the dunes of voting and ‘wows’, or they are more visible than ever before, or else among the “best books of the 21st century”, which everyone cheerfully votes for, they have lost their meaning. Without discovering them in the old-fashioned literary feuilleton, I would simply have overlooked Zadie Smith or Magret Atwood, since all literature has become romance, crime, sex and/or crime etc. Language is no longer a criterion for literature. Or rather: nobody prevents you from regarding language as the most important criterion for literature. It’s just that this hardly interests anyone.
I recover from this on the website http://ayearofreadingtheworld.com. But that’s the same as before – I only find this site one click further because friends have told me about it. I’m delighted to follow this project by the English writer Ann Morgan (www.annmorgan.me) and discover inspirational reading tips. Ann Morgan read books for an entire year by authors from 196 different countries and wrote a blog diary about her experiences. “I read a story from Swaziland, a novel from Nicaragua, a book from Brunei, … well, you get the picture.” Friends and readers of her blog helped her to select and read books. A fascinating personal canon of world literature that doesn’t neglect the background of the cultures and offers intriguing glimpses of the writers and their books across all continents.
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Bei der Übernahme der US Plattform Goodreads durch Amazon reagierten die Betreiber der von Holzbrinck finanzierten Internet-Bücherseiten LovelyBooks betont gelassen. Eine branchenübliche Reaktion, denn der europäische Konzern sieht mit den steigenden E-book Verkäufen im deutschen Sprachraum ja auch die Chancen für seine deutschsprachigen Social Reading Angebote wachsen. Ob das nun stimmt oder nicht. Der Kapitalismus, so die Botschaft, fördert nicht nur das Lesen, sondern bringt auch die Leserinnen und Leser einander näher, ja wie der Name schon sagt, verbreitet ein gewinnorientiertes Unternehmen wie Holzbrinck vorzüglich den Nimbus des Sozialen. Die Konzerne bleiben unter sich, und Konzern unabhängige Plattformen mit einem dezitiert literarischen Qualitätsanspruch wie readme.cc oder literature across frontiers fehlt das Geld, das sie bräuchten, um regelmäßig Inhalte zu schaffen und Öffentlichkeit zu erzeugen. Im schnelllebigen Kapitalismus erzeugen also einzig die Kapitalisten Kontinuität.
Klickt man sich durch Goodreads oder Lovelybooks, fühlt man sich als Nischenproduktleser wie in einer blühenden Wüste. All der Sand hat sich in Blumen verwandelt, und die wenigen Blumen, die vorher schon blühten, sind auf den Dünen des Votings und Wow’s nicht mehr zu sehen, oder sie sind sichtbarer als sie jemals zuvor waren, nur haben sie unter den “besten Büchern des 21. Jahrhunderts”, über die munter abgestimmt wird, ihre Bedeutung verloren. Ohne sie im altmodischen Feuilletion entdeckt zu haben, hätte ich Zadie Smith oder Magret Atwood schlicht übersehen, denn alle Literatur ist Romanze, Krimi, Sex und/ oder Crime usw. geworden. Sprache ist kein Kriterium für Literatur mehr. Oder vielmehr: niemand verbietet einem, Sprache als das wichtigste Kriterium für Literatur zu halten. Nur interessiert es kaum jemanden.
Ich erhole mich davon auf ayearofreadingtheworld, aber das ist wie früher – ich finde diese Seite einen Klick weiter nur, weil mir Freunde davon erzählten. Es ist mir eine Freude, diesem Projekt der englischen Schriftstellerin Ann Morgan zu folgen und mich davon zu Lektüren inspirieren zu lasen. Ann Morgan las sich ein Jahr lang rund um die Welt, Bücher von Autoren aus 196 verschiedenen Ländern, und schrieb darüber ein Blogtagebuch.”I read a story from Swaziland, a novel from Nicaragua, a book from Brunei, a… well, you get the picture.” Freunde und Leser ihres Blogs halfen ihr dabei Bücher auszuwählen und zu lesen. Ein faszinierender persönlicher Kanon der Weltliteratur, der den Hintergrund der Kulturen nicht außer Acht lässt und faszinierende Blitzlichter auf Autoren und ihre Bücher aller Kontinente wirft.