I was five years old. My baggage contained three languages: Hungarian, Slovenian and Italian. At school, I soon learned the fourth language, German, and also picked up the local dialect Schwyzerdütsch (Swiss German). But this wasn’t important for my emotional equilibrium, while standard or High German rapidly won the day: as the language of the books that I avidly devoured. Reading became my passion because I didn’t really feel at home in ultra Protestant Zurich and without the sea. On the other hand, in the parallel world of literature there were discoveries to make – whether with Winnetou, Nils Holgersson or Aladin. One day, writing – naturally in German – was added to the reading. I was long since engaging in conversations with myself in this language that dominated my life and thinking. Not Zurich, but the German language became my home. That is true until today, and there is something reassuring about it. Admittedly, I know the importance of the other languages that live with me. I generally speak Hungarian with children and animals – an emotional reaction. My father’s language, Slovenian, smoothed the path to other Slavic languages like Russian and Serbo-Croatian that I translate from. All eight languages, which I speak, have their own significance, their special temperature and specific connotations. However, I am only fluent in all registers and nuances of one language which is why this is the only suitable language for my writing, even if I sometimes would like to enrich and support it with other linguistic experiences. Basically, I have in mind a polyphonic German – an idiom that transports the colours and sounds of my native languages.
And my inner compass always points to the East – towards my home. As a Slavicist, translator and publisher I have made bridging gaps my vocation and the heroes in my books are migrants between East and West. That has nothing to do with trauma, but with an attitude to life that combines longing and cosmopolitanism, remembrance and expectations for the future.
Translated by Suzanne Kirkbright
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Das Auswandern hat sich hingezogen: von meinem Geburtsort Rimavská Sobota ging die Reise nach Budapest, dann nach Ljubljana, weiter ins geteilte Triest, und im Januar 1951 nach Zürich. Da war ich fünf. Im Gepäck führte ich drei Sprachen mit: Ungarisch, Slowenisch und Italienisch. Die vierte, Deutsch, lernte ich bald darauf in der Schule, wo ich mir nebenbei auch den Dialekt aneignete, das Schwyzerdütsch. Doch in meinem Seelenhaushalt spielte dieser keine Rolle, während das Hochdeutsch einen raschen Siegeszug antrat: als Sprache der Bücher, die ich gierig verschlang. Das Lesen wurde schon darum zu meiner Leidenschaft, weil ich mich im erzprotestantischen, meerlosen Zürich wenig heimisch fühlte. In der Parallelwelt der Literatur gab es dagegen Entdeckungen zu machen – ob mit Winnetou, Nils Holgersson oder Aladin. Zum Lesen gesellte sich eines Tages das Schreiben, natürlich auf Deutsch. Längst führte ich auch meine Selbstgespräche in dieser Sprache, die mein Leben und Denken dominierte. Nicht Zürich wurde zu meiner Heimat, sondern die deutsche Sprache. Das gilt bis heute und hat etwas Beruhigendes. Freilich weiss ich um die Bedeutung der anderen Sprachen, die in mir wohnen. Mit Kindern und Tieren spreche ich grundsätzlich ungarisch, eine emotionale Reaktion. Die Vatersprache Slowenisch ebnete mir den Weg zu anderen slawischen Sprachen, dem Russischen und Serbokroatischen, aus denen ich übersetze. Alle acht Sprachen, die ich spreche, haben ihren eigenen Stellenwert, ihre besondere Temperatur und ihre spezifischen Konnotationen. Doch nur in einer einzigen Sprache beherrsche ich sämtliche Register und Nuancen, weshalb sie allein sich für mein Schreiben eignet, auch wenn ich sie manchmal mit anderen Spracherfahrungen anreichern oder unterfüttern möchte. Im Grunde schwebt mir ein polyphones Deutsch vor, ein Deutsch, das die Farben und Klänge meiner Herkunftssprachen transportiert.
Im übrigen zeigt mein innerer Kompass stets nach Osten, in Richtung meiner Herkunft. Als Slawistin, Übersetzerin und Publizistin habe ich das Brückenschlagen zu meinem Beruf gemacht, und die Helden meiner Bücher sind Wandernde zwischen Ost und West. Das hat nichts mit Trauma zu tun, sondern mit einem Lebensgefühl, das Sehnsucht und Weltoffenheit, Erinnerung und Zukunftserwartung vereint.