It all began in Zürich in 2002: I was in charge of a project “Schreiben am Netz. Literatur im digitalen Zeitalter” (Writing for the Net – Literature in the Digital Age) at the ETH (Swiss Technical University) and so I was living in that city. And back then, all the talk was of blogging. I’d got to know Beat Mazenauer in Zürich: he’s a literary critic and one of the most experienced and knowledgeable e-activists in the German language. We both wondered if some of the websites on the Net, which were becoming very popular, might be useful for serious literary debate. This idea eventually led to the founding of the European literature platform www.readme.cc – a social media site for writers and readers – five years before Facebook was launched. Partners from other European countries joined up, supported by the European Commission, and the site was soon hosting a network of literary figures and institutions from across half the continent.
However, our early online euphoria was tinged with some unease: in the end, conversations that lacked a handshake or eye contact gradually ground to a halt. That’s why the readme.cc community came to meet up once a year in a real place and we called these get-togethers European Literature Days. Right from the start, this was about the many languages and literatures of Europe; and right from the start, it was about expanding the opportunities for writers, publishers and literary networkers through digital media. Discussions and readings were supplemented by workshops, school presentations and youth meetings. The Literature Days came to mean more than just ‘days’: they’re now a vehicle for organising a range of events across various media, and for the exchange and networking of literary ideas. This dynamic growth, from a small project for authors in 2002, to a new way of marketing the business of literature now has a name: ELit European Literature House.
Rosie Goldsmith and myself alternately write the Observatoriums-Weblog. Rosie, more than almost anyone I know, represents flexibility, mobility – and is a networker par excellence. She’s a journalist, event organiser and trainer. She lives in London but spends half her time criss-crossing the globe. She came to our 2013 Literature Days; her knowledge and her extraordinary ability to connect with people immediately caught my interest: I found it fascinating that she, a well-travelled citizen of the world, should so focus on and prize European literature. She understood immediately how important Spitz an der Donau is for us – this very particular place that welcomes us so warmly and once a year becomes the literary hub of Europe.
Translated by Max Easterman
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Die besondere Atmosphäre bei den Europäischen Literaturtagen hat mit deren Entstehung zu tun. Es begann im Jahr 2002 in Zürich. Ich betreute das Projekt “Schreiben am Netz. Literatur im digitalen Zeitalter” an der ETH und lebte daher in Zürich. Damals war erstmals viel von Weblogs die Rede. Ich hatte in Zürich Beat Mazenauer kennengelernt, er ist Literaturkritiker und eine der versiertesten Netzaktivisten im deutschen Sprachraum. Wir beide fragten uns, ob die eben populär werdenden vernetzten Webseiten für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Literatur taugen könnten. Aus diesen Überlegungen entstand schließlich die europäische Literaturplattform www.readme.cc – ein social media für Leser und Autoren, fünf Jahre bevor Facebook kam. Gefördert von der Europäischen Kommission, stießen Partner aus anderen europäischen Ländern dazu, und readme.cc umfasste bald ein Netzwerk von Literaturmenschen und Literaturinstitutionen in halb Europa.
In die erste Netzeurophorie mischte sich aber Unbehagen. Letztlich stockten die Gespräche, die ohne Händedruck und Blick in die Augen der anderen geführt wurden. So kam es, dass sich die readme.cc Community einmal im Jahr an einem realen Ort trifft, wir nannten diese Treffen “Europäische Literaturtage”. Von Anfang an ging es um die vielen Sprachen und die vielen Literaturen Europas, und von Anfang an um die Erweiterungen der Möglichkeiten des Schreibens, Publizierens und Verbreitens von Literatur durch digitale Medien. Zu den Diskussionen und Lesungen kamen Workshops, Auftritte in Schulen, Jugendbegegnungen. Die Europäischen Literaturtage waren mehr geworden als “Tage” bedeuten kann. Sie sind nämlich inzwischen ein organisatorisches und mediales Gefäß für verschiedene Veranstaltungen, für Austausch und Vernetzung in der europäischen Literatur. Die dynamische Entwicklung von einem kleinen Autorenprojekt im Jahr 2002 zu einer neuen Form europäischen Handelns im Bereich der Literatur hat nun seinen Namen: ELit Literaturhaus Europa.
Den Observatoriums-Weblog schreibe ich abwechselnd mit Rosie Goldsmith. Rosie verkörpert Mobilität und Vernetzung wie kaum jemand. Sie ist Journalistin, Veranstalterin und Coachin, lebt in London und ist das halbe Jahr rund um den Globus unterwegs. Sie stieß bei den Europäischen Literaturtagen 2013 zu uns, und neben ihrem Wissen und ihrer außerordentlichen Fähigkeit zwischen Menschen zu vermitteln, faszinierte mich sofort, dass sie als Weitgereiste und Weltbürgerin die Konzentration der Europäischen Literaturtage schätzt. Dass sie sofort verstand, wie wichtig Spitz an der Donau für uns ist – dieser konkrete Ort, der uns gastfreundlich empfängt und es schätzt, einmal im Jahr das literarische Zentrum Europa zu sein.