According to Chris Meade, “Words can move around much more freely today”, a statement, which on the face of it sounds very positive. He takes a relaxed view of the future, counsels optimism but at the same time cautions against wearing rose-tinted spectacles.
Meade is co-Director of the Institute for the Future of the Book – and has just become a grandfather. At the beginning of his presentation, he showed us a photo of the new-born twins and based all his following thoughts on the assertion that there would be literature for them to read in the year 2034.
So, what will that literature look like in the future? Hitherto, the idea of literature has been in the form of the book, always defined in terms of the restrictions imposed by print technology: number of pages, style, storage space, price. This form has been superseded ever since we’ve been able to take our tablet to bed or curl up with it on the sofa.
What’s really new here is that reading has become a social activity. Thanks to the Internet, we can comment on what we’ve read. The future will need even more connectivity. In a digital world, where more will be published than ever, good communications will be crucial. Writers may market their work via mass e-mailing…if so, how do we deal with the quality question, when authors themselves don’t? Readers will have to take control in future, and exercise discrimination over what they want to read – and what not. Each of us will have to find the stories we want, or – and here Meade is talking about children – the ones we need. Children came up again and again as the theme of his talk. Young people today are multi-taskers, they often can’t even sit still for long, so it’s essential that literature accommodates itself to this restlessness as far as it can. There are already good Literature-apps for children – but also a lot of rubbish ones.
And who knows if we mightn’t end up having literature injected under our skin rather than reading it?
What will always be around, according to Meade, are good stories. How and where we read them is what will very much change: on mobiles, on tablets, on old-style paper, then again: interactive stories, which we can talk to and change as we watch them. Meade, of course, expects there to be a lot of trashy stuff and predicts that readers will choose very carefully what they read. This requires an online community, with professional commentators to replace publishing houses. Writers won’t in future be so reliant on publishers; there will in future be newly defined institutions: ‘non-libraries’, or ‘almost-universities’, where we’ll meet up, to read or to exchange ideas.
See also Chris Meade’s text: Weiterlesen
Translated by Max Easterman
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Das „Zukunftsatelier Buch_Text” der Solothurner Literaturtage 2014 versammelte Vorträge und Diskussionen über die Zukunft des Buches, die im Observatorium der europäischen Gegenwartsliteratur dokumentiert werden.
„Die Worte können sich heute viel freier bewegen“, sagt Chris Meade und so wie er es sagt, klingt es sehr positiv. Er blickt entspannt in die Zukunft, rät zu Optimismus und warnt doch gleichzeitig davor, allzu blauäugig zu sein.
Meade ist Leiter des Instituts für die Zukunft des Buches und gerade Großvater geworden. Zum Einstieg in seinen Vortrag zeigt er ein Foto der neugeborenen Zwillinge und macht seine weiteren Überlegungen immer wieder daran fest, wie diese beiden wohl im Jahr 2034 Literatur erfahren werden.
Literatur, was wird das in der Zukunft einmal sein? Für die bisherigen Generationen habe sich Konzept von Literatur um das Buch herum geformt, stets definiert über die Einschränkungen der Drucktechnologie: Seitenanzahl, Ausführung, Lagerung, Stückpreis. Das ist in dieser Form vorbei, spätestens seit man das Tablet wie ein Buch mit ins Bett oder aufs Sofa nehmen kann.
Gravierend neu sei jedenfalls bereits, dass Lesen ein sozialer Akt geworden sei. Im Internet kann man Gelesenes öffentlich kommentieren. Es wird in Zukunft mehr Vernetzung brauchen. In einer digitalen Welt, in der viel mehr publiziert wird als früher, wird gute Kommunikation entscheidend sein. Vielleicht werden sich Autorinnen und Autoren selbst per Massenmails vermarkten? Falls ja, wie kommt man dann in der Zukunft an Qualität heran, wenn manche Autorinnen oder Autoren das nicht tun? Leserinnen und Leser werden sich in Zukunft orientieren müssen und noch mehr als früher ihre Entscheidungen treffen, was sie tatsächlich lesen wollen – und was nicht. Jeder soll ja die Geschichten finden können, die er will oder – hier spricht Meade von Kindern – die sie brauchen. Immer wieder in seinem Vortrag sind sie Thema – die Kinder. Da junge Menschen heute Multitasker seien, oft nicht mehr lange still sitzen könnten – womöglich sei es notwendig, dass sich Literatur an diese Unruhe anpasst? Gute Literatur-Apps für Kinder gäbe es jedenfalls bereits (aber auch sehr viel Schrott).
Und wer weiß, womöglich werden wir uns Geschichten einmal per Injektion unter die Haut spritzen, statt sie zu lesen?
Was bleiben wird, sagt Meade, ist die gute Geschichte. Wie und wo sie erzählt werden wird, das sei die große Änderung: auf dem Mobiltelefon, auf Tablets, in Buchform auf Papier und sonstnoch wo: transmediale Geschichten, mit denen man sprechen kann und die sich vielleicht jedes Mal, wenn man sie anschaut, anders erzählen. Meade erwartet natürlich auch eine Unmenge Trash und prognostiziert, dass Leserinnen und Leser sehr genau auswählen werden, was sie lesen wollen. Dazu braucht es eine Community im Netz, und schon auch professionelle Vermittler, wie etwa Verlagshäuser. Aber Autorinnen und Autoren werden in Zukunft nicht mehr so auf sie angewiesen sein. Und es wird neu zu definierende Orte geben: „Nichtbibliotheken“ oder „Beinahe-Unis“ wo man einander trifft, um zu lesen oder sich auszutauschen.
Siehe auch Chris Meades Text: Weiterlesen