Uve Schmidts
Kalenderblatt
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Kriegskunst
Als ich ein
Kind noch war
und fragte: “Opa erzähl mal
vom Krieg!“ hinderte ihn nur
unser Verwandtschaftsgrad
und Großvaters Respekt vor
handwerklichen Wertschöpfungen
daran, mich in den mannshohen
Standuhrkasten zu sperren, mit dem
Gesicht einwärts bei minimaler Luftzufuhr,
wie wir vom siebten Geißlein wussten…
Da ich aufgewachsen war inmitten
bestbürgerlichen Wandschmucks,
d.h. nicht umgeben war von floralen,
religiösen und patriotischen Motiven,
sondern durchweg von originalen Kunst-
werken deutscher akademischer Schulen
der letzten Jahrzehnte überwiegenden
Friedens in unseren Reichsgrenzen,
waren die mir zugänglichen großen
vaterländischen Bildbände meiner Oma
eine konkurrenzlose Augenweide
des luftkriegsgenervten Enkels,
der nunmehr im Stillen genießen
konnte die längst verrauchten
See- und Landschlachten seiner Ahnen,
wenngleich nur im Albumformat (Text
15% der Gesamtpapierfläche) und selten
im Vielfarbdruck, indes beeindruckten
die monochromen Grafiken mich mehr
als die Schwarzweißphotographien selbiger Epoche.
Und
natürlich durfte ich als Fünfjähriger
noch nicht in Kinofilme mit WOCHENSCHAU.
Erst nach der Kapitulation bekam ich
taufrischen Krieg zu gucken, denn die
Amis kämpften in Korea, die Franzosen
in Indochina, die Engländer in ihren Kolonien
und die Juden in Palästina für Israel und
wer wollte, konnte sich in der Frontstadt Berlin
die verschiedenen feindlichen Perspektiven rein-
ziehen, bevorzugt als Western mit Indianern,
indes wir
daheim die sowjetischen Heldenepen
zwischen Wladiwostok, Stalingrad und Prenzlau
nachfühlten, denn immerhin hatten die Iwans
unserer Wehrmacht nicht nur das eiserne Kreuz
gebrochen, sondern die allermeisten Menschenopfer
hinnehmen müssen, während in Hollywood
die Vorläufe zum KRIEG DER STERNE begannen.
Seither glaube ich, dass alle Kriegsberichterstattung
in unserer geschändeten Gegenwart nur noch
die Erfolge der Rüstungslobbyisten veranschaulicht
und den
Effizienznachweis des Luftterrors liefert,
denn wir sehen keine stürmenden Scharen mehr,
geschweige Gefechtskontakte von Mann gegen Mann,
an denen heranwachsende christliche Jünglinge
sich nicht bloß ergötzen, sondern dem Tode näher-
rücken auf der langen Reservebank unseres fremd-
bestimmten Einsatzes. Könnte man da nicht in einer
Feuerpause mit Stuntmen etwas nachhelfen? Doch
unsere Fotoreporter schaffen es trotz Teleskop
nur bis vor die schönen, angsterfüllten Augen sehr
junger arabischer Flüchtlingsmädchen im
Trümmerfeld.
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Und noch'n Gedicht:
Chicsal
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Notre Dame
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Geschmacksverstärker
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Auf der Autobahn
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Die große Hitze
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Schienenfahrtunterbrechung
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Unterwegs
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Märzgedanken
II
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Lernprozesse
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Je suis
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Jahresausgangsgedicht
oder kann man nach Robert Gernhardt
noch reimen und was?
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Advento
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Dreiminutengeburtstagsgedicht
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Umfragewerte
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Newspapers
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Gong 3. Runde
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Opas Opus
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Vladi
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Welcome, boys!
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Die Logik des Reimes
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Sinneswandel
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Alle 90 Statements
aus Uve Schmidts »Volk ohne Traum« finden Sie weiterhin auf einen Blick:
Volk ohne Traum
Der türkische Alpdruck und die verschnarchte Demokratie
Nightmare USA und wir Schäfchenzähler
Germania sucht Gralsritter
Ahoi, Arche Nova!
Los der Arbeit oder endlich ausschlafen
Traumatamtam
Gute Nacht!
Schwarzer Schlaf
Liebe Nachtwächter!
Stimmen
aus der Urne
Stille Nacht
Tränen und
Krumen
Im Schlafe kotzen
Der Feind unterm Bett
Nach
Sonnenuntergang
Frag würdig!
Bella Leitfigura
Frauen und Kinder zuerst
Fliegeralarm
Ein
Hermelin aus Tempelhof
Deutschland,
ein Herbstmärchen
Gott ist Atheist
Wetterbericht
Böse
Buben
Was glotzt Du?
Oscar
der Observer
In
memoriam 8.Mai 1945
Ein starker Mann
Übern Damm
Der Fall Eva H.
Esra und andere
Belegtes Brot
Der Rentner im Tschibuk
Märzwehen
Jugendsünden (1)
Jugendsünden (2)
Jugendsünden (3)
Sportimportexportweltmeister
Tschingderassassabumbum
Der Preis des Friedens
Stinkegeld
Froileins to the
front?!
Man träumt Deutsch
Wir wunden Kinder (1)
Wir wunden Kinder (2)
Wir wunden Kinder (3)
Denkmalsdeutsch
Mann oder Frau?
Deutschlandplan (A)
Wahllos in Mainhattan
Heldengedenktag
Wir Weihnachtsmänner
Das
wahre Leben
Addio Africa!?
Unter Schneemenschen
Osterbotschaft
Fass ohne Hoden
Roter Westen
Masse Mensch I
Masse Mensch II
Von alter Leidkultur
Friede sei mit uns
Patria o Muerte (1)
Patria o Muerte ! (2)
Brennender
Sand
Gegelte und Geölte
Grüne Wolken
Thoooooooor!!!
Quo vadis,
Europa?
À la lanterne!
Unter Vollidioten
Schwere Wetter
Christnachtgedanken
Nichts sei umsonst
... der werfe den ersten Schuh
Schimpf und Schande
Rechts, wo mein
Herzschrittmacher...
Tabu la Rasa
Tabu II &
Betr. Piraten
Orakelhausse
Unser Gold
Beleidigte und
Belämmerte
Ladies first
Unter weißen Sternen
Europa, eine verkaufte Braut
Gelbe Gefahren
Urbi et orbi
April, April!
Es lebe der Mai
Abendlanddämmerung
Gedichte
mit
Röntgenbildern des Autors
Text lesen
Abendlanddämmerung klingt nach Titelschutzobjekt, ist aber keines, sondern
die Alte Welt im Spätlicht ihrer Zivilisationsgeschichte, wahrgenommen von
der Warte eines Kulturpessimisten. In der Tat verhelfen auch optimale
Observationstechniken nur zu Bildern, welche richtiggedeutet werden ollen,
im Zweifelsfalle zugunsten der jeweiligen Feindbildvorlage. Allerdings
bedarf es keiner Satellitenfotos, um die Mondsichel über Kölln und
Kreuzberg zu erkennen, das Kraushaar im europäischen Milchsee und den
großen Graben zwischen Schlesien und Schwaben, Alt (Franz) und Jung
(Claudia), Pontefix und Cybersex, zwischen Ideal und Kapital: Um die
Eingeweide unserer hirnrissigen Gesellschaft auszuleuchten, langt die
photopoetische Sonde des Uve Schmidt.
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