|
Es gibt eine Parallalelität der Ereignisse, ein sowohl natürliches wie künstlerisches Formgesetz der Analogie, das indessen nicht fixiert, sondern an seinen Konturen sehr liquide ist und über die Schaffung bloßer Ähnlichkeiten hinausgeht. Aufgrund seiner Regulationen kann es zu erstaunlich zeitgleicher Entstehung kommen voneinander unabhängiger Gebilde mit fastidentischer Struktur. Es sind Überlappungen der auffälligsten Art, die sich hingegen anders als über das Modell eines unbestimmbaren, nicht meßbaren, die Phänomene dennoch durchdringenden Äthers, worin das Formgesetz schwimmt, kaum herleiten lassen. Wie sich alte Ehepaare zunehmend ähnlich werden nicht nur in ihren Gesten, nein, im Gesichtsschnitt, in einer plötzlichen Ermattung der Augenfarbe, so werden zur selben Zeit identische Erfindungen gemacht, Poetiken entwickelt, sogar biologische Mutationen vollzogen.
>>>> Thetis, 809.
Man kann dies sowohl als eine ‚Entschuldigung’ dafür lesen, daß die konsistente Erzählung eines Romans nicht gelang, wie auch als eine wirkliche Grundlegung einer notwendigen, nicht-konsistenten, ‚kybernetischen’ Möglichkeits-Ästhetik. Die Unschärfe der Figuren gegeneinander und die Widersprüche, die der Text ganz offen ausbreitet und auch immer wieder deutlich fokussiert, können also eine Schwäche des Autors sein, aber ebenso seine Stärke. Diese Ambivalenz spiegelt schon ihrerseits, was der logische Skandal ist, den dieses Buch darstellt. Was es tatsächlich ist, darüber wird so etwas wie Nachwelt entscheiden; ich bin selbst dazu außerstande.
[Poetologie. Zur Allegorie.]
albannikolaiherbst - Dienstag, 28. November 2006, 10:35- Rubrik: KYBERREALISM
Walter Benjamin entwickelt die Kategorie der 'Ähnlichkeit' auch im Hinblick auf den erkenntnistheoretischen Begriff der 'Erfahrung', er spricht von 'Ähnlichkeitserfahrung'..
Die phylogenetisch und ontogenetisch begründete menschliche Fähigkeit, 'Ähnlichkeiten zu produzieren', gilt ihm als Motor des mimetischen Vermögens.
Den einstmals allumfassenden Zwang zur Mimikry sieht Benjamin in der Merkwelt des modernen Menschen nicht einfach 'abgestorben', sondern lediglich 'verwandelt'. Dieses mimetische Vermögen hat in der 'Moderne' als
'unsinnliche Ähnlichkeit' in der 'Schrift' und in der 'Sprache' überlebt.
Dergestalt wäre die Sprache die höchste Verwendung des mimetischen Vermögens, ein Medium, in das ohne Rest die früheren Merkfähigkeiten für das 'Ähnliche' so eingegangen sind, dass nun sie (die Sprache) das Medium darstellt
(Lehre vom Ähnlichen)
Bin aber, wiederum, sehr davon beeinflußt: Zum Phänomen der Ähnlichkeit - die ich in einer Benjamon geschuldeten Denkbewegung von "Identität" fließend unterscheide - schrieb ich u.a. >>>>h i e r. Es gibt aber Phänomene, die nicht sprachlich 'nachahmbar' sind und die ich (da ich den Unterschied Substanz-Akzidenz nicht mitmache, sondern das als monotheistisch-religiös ablehne) dennoch für 'substanziell' halte: etwa das, was bei Schopenhauer und Nietzsche der "Wille" ist und das Empfinden fürs Wunder von Vergehen und Werden. Den - vielleicht - adäquaten Ausdruck hierfür hat die Musik, nicht die Dichtung, die immer ans Wort gefesselt bleibt. Musik vermag die emotionalen Gründe zu erfassen, ihnen Laut zu geben, s i e nachzuahmen (interessanterweise gerade diese so mathematisch bedingte Kunstform). Wohl aber hat auch das Wort schöpferischen Anteil, insoweit es, als der Ausdruck eines Gedachten, die Voraussetzung dafür ist, daß Gedachtes seinerseits real wird; zum Beispiel ein Flugzeug, eine Waschmaschine, ein Medikament, also alles das, was wir als nicht zur Kunst gehörende Kulturleistung verstehen.
Insofern, da eben widerspreche ich Benjamins mosaisch hierarchischer Wertung, gibt es keine 'höchste Verwendung des mimetischen Vermögens'; Musik ahmt mindestens ebenso nach, nur eben etwas anderes; und auch Malerei ahmt anderes nach. Wodurch aus der Nachahmung Neuschöpfung wird: Es kommt etwas zur Welt noch hinzu, das vorher nicht in ihr war und ohne diese speziell künstlerische Nachahnung* nie in ihr wäre.
Dieses Geschehen kompliziert sich durch Selbstreferentialität: denn Kunst ahmt nicht nur Natur oder Naturähnliches nach, sondern Denken selbst und Kulturelles, verwandelt wiederum das - und so fort ad lib. Schließlich wird (Benjamin, "Dritte Natur", der ich eine vierte, fünfte... n'te dazugebe; genau das geschieht seit dem WOLPERTINGER sehr bewußt in nahezu a l l e n meinen Büchern) Kulturelles wie ein Naturphänomen gemeinsam m i t den Naturphänomenen nachgeahmt und verwandelt. Das ist die Grundlage für das, was ich >>>>> 'Kybernetischer Realismus' nenne. [Poetologie. Kybernetischer Realismus.] [*) S c h ö n e r Verschreiber; den laß ich jetzt stehen!]
|
|
Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop,
meinen Sohn.
Herbst & Deters Fiktionäre:
Achtung Archive!
DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT wird im Rahmen eines Projektes der Universität Innsbruck beforscht und über >>>> DILIMAG, sowie durch das >>>> deutsche literatur archiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreiber Der Dschungel erklären, indem sie sie mitschreiben, ihr Einverständnis.
NEU ERSCHIENEN
Wieder da - nach 14 Jahren des Verbots:
Kontakt ANH:
fiktionaere AT gmx DOT de
E R E I G N I S S E :
# IN DER DINGLICHEN REALITÄT:
Wien
Donnerstag, 30. November 2017
CHAMBER MUSIC
Vorstellung der neuen Nachdichtungen
VERLAGSABEND >>>> ARCO
>>>> Buchhandlung a.punkt
Brigitte Salandra
Fischerstiege 1-7
1010 Wien
20 Uhr
NEUES
Bruno Lampe - 2018/01/18 21:41
III, 357 - Schweinereien
Nein, ein Erdbeben hatte es nicht gegeben. Und die immer etwas unsicher auf dem Herd stehende kleinere ... Die Dynamik
hatte so etwas. Hab's öfter im Kopf abgespielt....
Bruno Lampe - 2018/01/17 21:27
albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:45
Zwischenbemerkung (als Arbeitsjournal). ...
Freundin,
ich bin wieder von der Insel zurück, kam gestern abends an, die Wohnung war kalt, vor allem ... albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:38
Sabinenliebe. (Auszug).
(...)
So beobachtete ich sie heimlich für mich. Zum Beispiel sehe ich sie noch heute an dem großen Braunschweiger ... Ritt auf dem Pegasos...
Der Ritt auf dem Pegasos ist nicht ganz ungefährlich,...
werneburg - 2018/01/17 08:24
Pegasoi@findeiss.
Den Pegasus zu reiten, bedeutet, dichterisch tätig...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:50
Vom@Lampe Lastwagen fallen.
Eine ähnliche Begegnung hatte ich vor Jahren in...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:43
findeiss - 2018/01/16 21:06
Pferde
In dieser Nacht träumte ich, dass ich über hügeliges Land ging, mit reifen, dunkelgrünen, im Wind raschelnden ... lies doch das noch mal
dann stimmt auch die zeitrechnung
http://alban nikolaiherbst.twoday.net/s tories/interview-mit-anady omene/
und...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:38
lieber alban
sehr bewegend dein abschied von der löwin, der...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:27
Bruno Lampe - 2018/01/11 19:30
III, 356 - Merkwürdige Begegnung
Seit einer Woche war die Wasserrechnung fällig und ich somit irgendwie gezwungen, doch noch das Postamt ... Bruno Lampe - 2018/01/07 20:34
III, 355 - … und der Gürtel des Orion
Epifania del Nostro Signore und Apertura Staordinario des einen Supermarkts - Coop. Seit dem ersten Januar ... Bruno Lampe - 2018/01/03 19:44
III, 354 - Neujahrsnacht e dintorni
Das Jahr begann mit einer unvorgesehenen Autofahrt bzw. mit der Gewißheit, mir am Vormittag Zigaretten ...
JPC

DIE DSCHUNGEL.ANDERSWELT ist seit 4968 Tagen online.
Zuletzt aktualisiert am 2018/01/18 21:57
IMPRESSUM
Die Dschungel. Anderswelt
Das literarische Weblog
Seit 2003/2004
Redaktion:
Herbst & Deters Fiktionäre
Dunckerstraße 68, Q3
10437 Berlin
ViSdP: Alban Nikolai Herbst
HAFTUNGSAUSSCHLUSS
Der Autor diese Weblogs erklärt hiermit
ausdrücklich, dass zum Zeitpunkt der Linksetzung keine illegalen
Inhalte auf den zu verlinkenden Seiten erkennbar waren. Auf die aktuelle
und zukünftige Gestaltung, die Inhalte oder die Urheberschaft
der gelinkten/verknüpften Seiten hat der Autor keinerlei Einfluss.
Deshalb distanziert er sich hiermit ausdrücklich von allen Inhalten
aller gelinkten /verknüpften Seiten, die nach der Linksetzung
verändert wurden. Diese Feststellung gilt für alle innerhalb
des eigenen Internetangebotes gesetzten Links und Verweise sowie für
Fremdeinträge in vom Autor eingerichteten Gästebüchern,
Diskussionsforen und Mailinglisten, insbesondere für Fremdeinträge
innerhalb dieses Weblogs. Für illegale, fehlerhafte oder unvollständige Inhalte und insbesondere für Schäden, die aus der Nutzung oder Nichtnutzung solcherart dargebotener Informationen entstehen,
haftet allein der Anbieter der Seite, auf welche verwiesen wurde,
nicht derjenige, der über Links auf die jeweilige Veröffentlichung
lediglich verweist.
|
Trackback URL:
https://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/2994377/modTrackback