Kunst als Perversion. Zweite Heidelberger Vorlesung (4). Aus dem Entwurf (fff).
Die Bildsprache des Phantastischen ist die Bildsprache des Unbewußten. Dessen Sprache wiederum, wird sie laut, ist pervers, da sich in vielen seiner Ghats das Abgewehrte versammelt: solche Wasserstellen sind vergiftete Speicher; man schließt sie wohlweislich ab. Dichtung aber bohrt sie an. In ihr steigt das vergiftete Wasser auf, und fände sie nicht einen Weg, es zu klären und trinkbar zu machen, wäre das katastrophal. Dieser Weg oder besser Filter ist die Perversion. Sie läßt uns, was wirklich Angst macht und objektiv schaden kann - deshalb i s t ja verdrängt worden -, als Lust erleben. Dichtung dreht die Traumata um: pervertere, „umstürzen“, „völlig umwerfen“.
Perversion ist als solche, und zwar selbst in ihrem ausschließlichen, bisweilen sogar tödlichen Extrem, eine Form der psychischen Gegenwehr, sei es tatsächlicher, direkter Bedrohungen, sei es vor Zeiten erlebter, doch latent weiterwirkender, dauerhaft schmerzender Traumatisierungen. Perversion stopft aber nicht weg, sondern trägt aus; insofern ist sie Bearbeitung. Ihre nicht verhärtete, dennoch, so glaube ich, den Eskalationsgesetzten von Kriegen ähnelnde Dynamik soll und, glaube ich, kann das Unheil – um dieses Wort einmal richtig zu verwenden – bannen, nämlich: in feierlicher Rede verbieten. Perversion, so gesehen, ist ein Akt der Beschwörung entweder durch das Wort oder durch ein deshalb meist ritualisiertes Handeln. Der Schmerz, den sie zufügt oder zufügen läßt, setzt der äußeren Gewalt, auf die sich anders kein Einfluß mehr nehmen zu lassen scheint, eine innere, gleichsam autonome entgegen. Das hat etwas von dem Moskowiter, der sein eigenes Haus in Brand steckt, bevor die napoleonischen Soldaten das können. Perversion in diesem Sinn ist eine Umdrehung, die den Verlust in Sieg verkehrt. Kein realer Eroberer kann sich dessen erwehren; die auf ihn ausgeübte symbolische Gewalt hat mindestens den Druck der nicht-symbolischen, die er selbst auf den Feind warf und wirft. Er kann nun seine Greueltaten nur noch übersteigern. Das kennen wir aus Kriegen gut, - auch aus den soeben wieder, im Zeichen von Christentum, Islam und Anti-Terror, geführten.
Zweite Heidelberger Vorlesung 3 <<<<
Perversion ist als solche, und zwar selbst in ihrem ausschließlichen, bisweilen sogar tödlichen Extrem, eine Form der psychischen Gegenwehr, sei es tatsächlicher, direkter Bedrohungen, sei es vor Zeiten erlebter, doch latent weiterwirkender, dauerhaft schmerzender Traumatisierungen. Perversion stopft aber nicht weg, sondern trägt aus; insofern ist sie Bearbeitung. Ihre nicht verhärtete, dennoch, so glaube ich, den Eskalationsgesetzten von Kriegen ähnelnde Dynamik soll und, glaube ich, kann das Unheil – um dieses Wort einmal richtig zu verwenden – bannen, nämlich: in feierlicher Rede verbieten. Perversion, so gesehen, ist ein Akt der Beschwörung entweder durch das Wort oder durch ein deshalb meist ritualisiertes Handeln. Der Schmerz, den sie zufügt oder zufügen läßt, setzt der äußeren Gewalt, auf die sich anders kein Einfluß mehr nehmen zu lassen scheint, eine innere, gleichsam autonome entgegen. Das hat etwas von dem Moskowiter, der sein eigenes Haus in Brand steckt, bevor die napoleonischen Soldaten das können. Perversion in diesem Sinn ist eine Umdrehung, die den Verlust in Sieg verkehrt. Kein realer Eroberer kann sich dessen erwehren; die auf ihn ausgeübte symbolische Gewalt hat mindestens den Druck der nicht-symbolischen, die er selbst auf den Feind warf und wirft. Er kann nun seine Greueltaten nur noch übersteigern. Das kennen wir aus Kriegen gut, - auch aus den soeben wieder, im Zeichen von Christentum, Islam und Anti-Terror, geführten.
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albannikolaiherbst - Freitag, 7. Dezember 2007, 15:22- Rubrik: KYBERREALISM
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