|
Guten Abend Dergestalt,
bevor ich dir mit einem Text antworte, der aus „blättrigen Schönworten“ besteht, möchte ich dir von der kleinen R. erzählen. R. ist 11 Monate alt und ist, seitdem sie auf der Welt ist, neurologisch auffällig. Das würde auch ein Laie erkennen. Eigentlich könnte ich auch sagen, sie hat eine ICP. Da ich aber kein Medizinstudium absolviert habe, sollte ich das lassen. So wie es bisher auch offenbar alle Ärzte taten. Warum auch immer. Es interessiert vielleicht einfach nicht. Oder niemand möchte derjenige sein. Und es geht natürlich ums Geld. Trotz ihrer Jejunalsonde, über die sie ernährt wird, ist sie ein Fliegengewicht und wird es wohl aufgrund ihrer ständigen Krämpfe, die den Körper viel Energie kosten, auch bleiben. Zudem erbricht sie sehr häufig. Die letzten Tage habe ich mich um sie gekümmert, vor allem dann, wenn ihre Eltern nicht da waren. Sie schreit und weint teilweise stundenlang, ist kaum zu beruhigen. Ihr ganzer Körper versteift sich und ist angespannt. Und je stärker diese Anspannungen sind, umso mehr dreht sie ihre Extremitäten dabei ein. Schon am ersten Tag, als sie mir zugeteilt wurde, habe ich gemerkt, es reicht nicht sie in den Arm zu nehmen und sanft umherzuwiegen. Ruhiger wurde sie erst als ich sie unbewusst ein wenig fester umschloss und auch meine Bewegungen an sie etwas grober zurückgab. So, als müsste sich das, was sie anscheinend ein wenig daraus zu lösen vermag, an den Zustand und die Vorgänge ihres Körpers anpassen. Ich sang ihr etwas vor. Die ganze Zeit über fixierte sie dabei mit ihren Augen meinen Mund, die sonst oft eine Schielstellung einnehmen. Sie schien konzentrierter. So als holte es sie herauf, als sammelte sie sich innerlich. Als wäre ein Zustand hergestellt, der nicht nur aushaltbar, sondern ein Stück weit, für sie, auf ihrer Ebene der Wahrnehmung, ein entsprechender ist. Nun hat so ein kleines Bündel Leben noch sicher keine Vorstellung davon, was z.B. Enttäuschungen sind und wie es ist, wenn das was ent:täuschte, für einen ins erfahrbar Reelle rückt. Und auch noch nicht so sehr, was es mit ihr und der Welt auf sich hat, was ein Ich ist, über das sie nachdenken kann, oder gar ein Selbst oder eine Selbstfiktion. Sie tut nur eines, sie schließt an das an, was ihr und ihrem Körper Anschluss ermöglicht. Weniger an mich, als durch mich an sich selbst. Eine Form von Empfindungswahrnehmung, in der sie ist, und es anhaltender bleiben sollte. Das, was der Mensch als Seele bezeichnet, erdet den Körper auch. Ist das, was diese Differenz von Innen- und Außenwahrnehmung, Ich und Welt, versucht aufzuheben. Dass das nicht immer gelingt, weiss ein Mensch. Weiss ich. Weiss jemand, der von Enttäuschungen spricht.
Ich will damit sagen: es schließt immer an was es ist. Von sich aus. Ans Leben. Auf viele Weisen erfahrbar und möglich durch ein Gegenüber. Ein anderes.
Das lässt diese kleine Seele mich momentan empfindend verstehen. Und es ist das, was ich dir >>> darauf antworten möchte.
read An - Dienstag, 12. November 2013, 21:33- Rubrik: LexikonDerPoetik
- 1772 mal gelesen
- 0 Trackbacks
|
|
Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop,
meinen Sohn.
Herbst & Deters Fiktionäre:
Achtung Archive!
DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT wird im Rahmen eines Projektes der Universität Innsbruck beforscht und über >>>> DILIMAG, sowie durch das >>>> deutsche literatur archiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreiber Der Dschungel erklären, indem sie sie mitschreiben, ihr Einverständnis.
NEU ERSCHIENEN
Wieder da - nach 14 Jahren des Verbots:
Kontakt ANH:
fiktionaere AT gmx DOT de
E R E I G N I S S E :
# IN DER DINGLICHEN REALITÄT:
Wien
Donnerstag, 30. November 2017
CHAMBER MUSIC
Vorstellung der neuen Nachdichtungen
VERLAGSABEND >>>> ARCO
>>>> Buchhandlung a.punkt
Brigitte Salandra
Fischerstiege 1-7
1010 Wien
20 Uhr
NEUES
Die Dynamik
hatte so etwas. Hab's öfter im Kopf abgespielt....
Bruno Lampe - 2018/01/17 21:27
albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:45
Zwischenbemerkung (als Arbeitsjournal). ...
Freundin,
ich bin wieder von der Insel zurück, kam gestern abends an, die Wohnung war kalt, vor allem ... albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:38
Sabinenliebe. (Auszug).
(...)
So beobachtete ich sie heimlich für mich. Zum Beispiel sehe ich sie noch heute an dem großen Braunschweiger ... Ritt auf dem Pegasos...
Der Ritt auf dem Pegasos ist nicht ganz ungefährlich,...
werneburg - 2018/01/17 08:24
Pegasoi@findeiss.
Den Pegasus zu reiten, bedeutet, dichterisch tätig...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:50
Vom@Lampe Lastwagen fallen.
Eine ähnliche Begegnung hatte ich vor Jahren in...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:43
findeiss - 2018/01/16 21:06
Pferde
In dieser Nacht träumte ich, dass ich über hügeliges Land ging, mit reifen, dunkelgrünen, im Wind raschelnden ... lies doch das noch mal
dann stimmt auch die zeitrechnung
http://alban nikolaiherbst.twoday.net/s tories/interview-mit-anady omene/
und...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:38
lieber alban
sehr bewegend dein abschied von der löwin, der...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:27
Bruno Lampe - 2018/01/11 19:30
III, 356 - Merkwürdige Begegnung
Seit einer Woche war die Wasserrechnung fällig und ich somit irgendwie gezwungen, doch noch das Postamt ... Bruno Lampe - 2018/01/07 20:34
III, 355 - … und der Gürtel des Orion
Epifania del Nostro Signore und Apertura Staordinario des einen Supermarkts - Coop. Seit dem ersten Januar ... Bruno Lampe - 2018/01/03 19:44
III, 354 - Neujahrsnacht e dintorni
Das Jahr begann mit einer unvorgesehenen Autofahrt bzw. mit der Gewißheit, mir am Vormittag Zigaretten ... albannikolaiherbst - 2018/01/03 15:16
Isola africana (1). Das Arbeitsjournal ...
[Mâconièrevilla Uno, Terrasse im Vormittagslicht
10.32 Uhr
Britten, Rhapsodie für Streichquartett]
Das ...
JPC

DIE DSCHUNGEL.ANDERSWELT ist seit 4968 Tagen online.
Zuletzt aktualisiert am 2018/01/17 21:27
IMPRESSUM
Die Dschungel. Anderswelt
Das literarische Weblog
Seit 2003/2004
Redaktion:
Herbst & Deters Fiktionäre
Dunckerstraße 68, Q3
10437 Berlin
ViSdP: Alban Nikolai Herbst
HAFTUNGSAUSSCHLUSS
Der Autor diese Weblogs erklärt hiermit
ausdrücklich, dass zum Zeitpunkt der Linksetzung keine illegalen
Inhalte auf den zu verlinkenden Seiten erkennbar waren. Auf die aktuelle
und zukünftige Gestaltung, die Inhalte oder die Urheberschaft
der gelinkten/verknüpften Seiten hat der Autor keinerlei Einfluss.
Deshalb distanziert er sich hiermit ausdrücklich von allen Inhalten
aller gelinkten /verknüpften Seiten, die nach der Linksetzung
verändert wurden. Diese Feststellung gilt für alle innerhalb
des eigenen Internetangebotes gesetzten Links und Verweise sowie für
Fremdeinträge in vom Autor eingerichteten Gästebüchern,
Diskussionsforen und Mailinglisten, insbesondere für Fremdeinträge
innerhalb dieses Weblogs. Für illegale, fehlerhafte oder unvollständige Inhalte und insbesondere für Schäden, die aus der Nutzung oder Nichtnutzung solcherart dargebotener Informationen entstehen,
haftet allein der Anbieter der Seite, auf welche verwiesen wurde,
nicht derjenige, der über Links auf die jeweilige Veröffentlichung
lediglich verweist.
|
Trackback URL:
https://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/552561820/modTrackback