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[Arbeitswohnung, 7.46 Uhr
Konstantin Wecker, Lieder]
Ach, davon meinem Sohn weitergeben. Dachte ich um halb sechs, als ich bereits in der Küche stand, eine Dreiviertelstunde lang den Grundteigling für den Panettone knetete und dabei Konstantin Wecker hörte. Da ergriff mich eine Traurigkeit.
Wie lang, wie lang vorbei! Gestern habns an Willy daschlogn. Als Freiheit noch ein Begriff war, als Widerstand noch ein Begriff war unserer Bedürfnisse. Dann hast plötzlich mim Schlucka ogfanga, und I glaub, a bisserl aufgebn hast damals scho. I versteh di, des is ja koa Wunder, wenn man bedenkt, was alles wordn is aus de großen Kämpfer. Heit denkas ja scho mit 17 an ihr Rente, und de Madln schütteln weise an Kopf, wenn d'Muater iam Mo as Zeig hischmeißt und sagt, mach doch dein Krampf alloa, I möcht lebn, trotzdem, Willy, ma muass weiterkämpfen, kämpfen bis zum Umfalln, a wenn die ganze Welt an Arsch offen hat, oder grad deswegn.Und dafür die Schlüsselworte und du hast ma damals scho gsagt: Freiheit, Wecker, Freiheit hoaßt koa Angst habn, vor neamands(...).Und du hast damals scho gsagt, lang halt des ned, da is zvui Mode dabei (...).Und er singt von jungen Leuten, die André Gide lasen und also wußten, daß es den einmal gab! - Drei Lieder weiter dann: Ich sitz regungslos am Fenster,/ein paar Marktfraun fangen sich ein Lächeln ein./Irgendwo da draußen pulst es,/und ich hab es satt, ein Abziehbild zu sein./Nichts wie runter auf die Straße,/und dann renn ich jungen Hunden hinterher./An den Häusern klebt der Sommer,/und die U-Bahnschächte atmen schwer./Dieser Stadt schwillt schon der Bauch,/und ich bin zum großen Knall bereit./Auf den Dächern hockt ein satter Gott/und predigt von Genügsamkeit:
Genug ist nicht genug,/ich lass mich nicht belügen./Schon Schweigen ist Betrug,/genug kann nie genügen.Geradezu prophetisch aber das Hexeneinmaleins: Die Angst ist die Flamme unserer Zeit, und die wird fleißig geschürt.
Hiervon, von Weckers inneren Aufbrüchen und sinnlichen Gewißheiten jenseits aller GruppenWas-man-darfs, meinem Sohn etwas mitgeben. Würde er diese Lieder noch verstehen?
(Vatererbe).
Bei Wecker findet sich, was mich immer trieb: Gutes, tiefes, menschliches Pathos, jede Ader, jede Vene prall damit gefüllt. Der Dichtung haben sie es ausgetrieben. Da ist imgrunde nur noch sei‘s nüchterne, sei‘s ironische Distanz. Daß es zeit ist, ja zeit längst war, diesem Betrieb den Rücken zu kehren, wird, wenn ich Weckers Lieder höre, unabweisbar.
Kochen. Backen. Da sein.
ANH, traurig.
albannikolaiherbst - Freitag, 23. Dezember 2016, 08:53- Rubrik: Arbeitsjournal
meine kleinen Urheberrechtsverletzungen nachsehen, verehrter Herr Wecker).
Eine der wenigen Stimmen, die mir, heranwachsend, aus dem Herzen gesungen haben. Explosiv.
Danke für die Erinnerung an Konstantin Wecker. Lange habe ich ihn nicht mehr gehört.
Eine andere Zeit, aber wir leben jetzt. Mag es auch jeweils eine andere Zeit gewesen sein (bei mir waren es die Wendezeiten), die man am intensivsten erlebt hat, aber es ist so oder so Vergangenheit. Es bleibt nur, die Intensität nicht nur zu bewahren, sondern zu vermitteln oder besser weiterzugeben.
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Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop,
meinen Sohn.
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Die Dynamik
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Bruno Lampe - 2018/01/17 21:27
albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:45
Zwischenbemerkung (als Arbeitsjournal). ...
Freundin,
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Sabinenliebe. (Auszug).
(...)
So beobachtete ich sie heimlich für mich. Zum Beispiel sehe ich sie noch heute an dem großen Braunschweiger ... Ritt auf dem Pegasos...
Der Ritt auf dem Pegasos ist nicht ganz ungefährlich,...
werneburg - 2018/01/17 08:24
Pegasoi@findeiss.
Den Pegasus zu reiten, bedeutet, dichterisch tätig...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:50
Vom@Lampe Lastwagen fallen.
Eine ähnliche Begegnung hatte ich vor Jahren in...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:43
findeiss - 2018/01/16 21:06
Pferde
In dieser Nacht träumte ich, dass ich über hügeliges Land ging, mit reifen, dunkelgrünen, im Wind raschelnden ... lies doch das noch mal
dann stimmt auch die zeitrechnung
http://alban nikolaiherbst.twoday.net/s tories/interview-mit-anady omene/
und...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:38
lieber alban
sehr bewegend dein abschied von der löwin, der...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:27
Bruno Lampe - 2018/01/11 19:30
III, 356 - Merkwürdige Begegnung
Seit einer Woche war die Wasserrechnung fällig und ich somit irgendwie gezwungen, doch noch das Postamt ... Bruno Lampe - 2018/01/07 20:34
III, 355 - … und der Gürtel des Orion
Epifania del Nostro Signore und Apertura Staordinario des einen Supermarkts - Coop. Seit dem ersten Januar ... Bruno Lampe - 2018/01/03 19:44
III, 354 - Neujahrsnacht e dintorni
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Zuletzt aktualisiert am 2018/01/17 21:27
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