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Deidameia stand von dem Bett auf, die hohen Schuhe abgestreift, barfuß über Teppichbodens Flausch, so ging sie zweimal auf und ab, watend. Blieb kurz stehen. Watete weiter. „Es gibt da einen“, sagte sie, „der wäre vielleicht nicht verdächtig. Kannst du ihn, wenn es sein muß, schützen?“ „Im Osten?“ Mata Hari nickte. Goltz. Das dritte Mal. Die Lippe. „Kaum“, sagte er. Deidameia daraufhin: „Ich will nicht, daß ihm etwas zustößt. Er ist sehr sanft.“ So sanft sprach sie das selbst. „Wir nennen ihn Den Sanften.“ „Im Osten?“ fragte Goltz erneut. „Nein. Er lebt in der großen Brache.“ „Wie kam er aus dem Osten dahin?“ „Ich selbst brachte ihn mit.“ „Wie?“ „Das Heer. Er war Informant, eurer - glaubtet ihr.“ „Ein sanfter Agent?“ „Nie rührt er eine Waffe an. Doch sein Gehirn ist ein Rekorder.“ „Ein Cyborg.“ „Nein.“ „Mutant?“ „Alles an ihm ist Mensch, außer daß er gut ist, sanft ist.“ „Dann verstehe ich das nicht.“ „Niemand verstand. Er hat unter den Schändern gelebt und denen von Kungír.“ „Bei den Devadasi?“ „Wir mußten ihn entführen lassen, als der Ostkrieg ausbrach. Er wäre bei den Rasenden Frauen geblieben. Zu seinen Füßen saßen sie und lauschten, wenn er sang.“ „So etwas gibt es nicht.“ „Orpheus Odysseus“, sagte Deidameia. Goltz aber, irrtiert: „Bitte?“ „Der erste Odysseus konnte das a u c h. Er sang, und die Schakale kamen ihm die Hände lecken.“ „Odysseus?“ „Der Feldherr. Ja. Wir hatten davon Lieder.“ Seufzte sie? Goltz war sich sicher, sie habe kurz geseufzt. Es war ein Klang aus KaliTräumen. Der Osten. Grausam und sentimental. Irdisch, dachte Goltz, unkybernetisch. „Wo ist er ursprünglich her?“ „Das könnte er nur selber sagen. Doch er schweigt. Die Frauen schlugen ihn heraus, wo ihr ihn eingesetzt habt. Umgekommen wäre er schließlich doch. Das interessierte euch nicht. Doch riß er immer aus.“ „Dann habt ihr ihn in den Westen gebracht?“ Deidameia nickte. „Aber er hält kein Dach aus, keine versperrte Tür. Vielleicht mal bloß die Nacht. Danach muß er streunen. Als müßte er sonst sterben. Und alle lieben ihn.“ „Darauf wollen Sie setzen?“ Goltz strich sich seinen kleinen Hohn, weil er eigentlich staunte, von Stirn, Nase und Mund. „Es ist ein Risiko, ich weiß.“ „Gut. - Wer kontaktiert ihn?“ „Nicht ihr. Sondern wir gemeinsam. Wir müssen, Markus, offen zu ihm sein.“ Sie wußte, das war für Goltz das schwerste. Besser, er ärgerte sich, daß sie ihn bei seinem Vornamen nannte. Daran, daß sie ihn duzte, war er mittlerweile wohl gewöhnt. „Aber etwas anderes“, sagte er unvermittelt, wohl deshalb. „Haben Sie auf Hans Deters Einfluß? Haben Sie Zugriff auf seine Identität?“Die Frage kam so überraschend, daß sich die Wölfin räuspern mußte. Sie blieb aber klar. „Ob wir ihn programmieren können?“ Goltz nickte nicht. Ganz regungslos blieb sein Gesicht, doch stieg der saure Duft von ihm. „Nun?“ „Wir manipulieren nicht. Nicht unsere eigenen Leute. Der Charakter ist tabu.“ Als Goltz einfach schwieg: „Er ist in Stuttgart gewesen. Sagt dir die 22 etwas?“ „Was heißt das: er ist in Stuttgart gewesen?“ „Offenbar hat euer Präsident dem Stuttgart schon mal voraus Soldaten geschickt, zweiundzwanzig sollen es sein.“
Cordes goß sich vom Kaffee nach. Für ihn, der diese Szene imaginierte, war es Vormittag. Sein kleiner Junge war bereits in der Schule. Aber weil man, dachte Cordes, mit der Zeit gehen müsse, ließ er Goltz der Wölfin nun auch noch einen USB-Stick hinüberrschieben. Die zwei Disketten nämlich, die seit THETIS im Spiel sind und deren eine die Erbschaft aus dem WOLPERTINGER ist, reichen wirklich nicht mehr hin: innerhalb von knappen zwanzig Jahren können sogar Speichermedien zu nur noch historischen Größen werden. Immerhin gab es die Instrumente noch, sie auszulesen. Doch irgendwann werden die veränderten Produktionsmittel alles Frühere ausschließen. Dann wird es zum Geheimnis werden und jede Diskette ein Heiliges Buch.
>>>> Argo 282 (Aus der Zukunft)
Argo 280 <<<< (um 11.10 Uhr im Link).

albannikolaiherbst - Donnerstag, 27. September 2012, 07:10- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Noch >>>> entsinnen?
Wahrscheinlich nicht.
Eher wichtig: Schönberg ist so ganz von seiner eigenwilligen Theorie eingenommen, dass man ihn gar nicht mehr hören will. Besser: Berg und Webern.
Das ist doch offensichtlich ein Scherz-Eintrag!
Wahrscheinlich. Aber hören wir bis zur Aufklärung dieses Sachverhalts einfach mal:
Coltrane, John
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Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop,
meinen Sohn.
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Die Dynamik
hatte so etwas. Hab's öfter im Kopf abgespielt....
Bruno Lampe - 2018/01/17 21:27
albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:45
Zwischenbemerkung (als Arbeitsjournal). ...
Freundin,
ich bin wieder von der Insel zurück, kam gestern abends an, die Wohnung war kalt, vor allem ... albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:38
Sabinenliebe. (Auszug).
(...)
So beobachtete ich sie heimlich für mich. Zum Beispiel sehe ich sie noch heute an dem großen Braunschweiger ... Ritt auf dem Pegasos...
Der Ritt auf dem Pegasos ist nicht ganz ungefährlich,...
werneburg - 2018/01/17 08:24
Pegasoi@findeiss.
Den Pegasus zu reiten, bedeutet, dichterisch tätig...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:50
Vom@Lampe Lastwagen fallen.
Eine ähnliche Begegnung hatte ich vor Jahren in...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:43
findeiss - 2018/01/16 21:06
Pferde
In dieser Nacht träumte ich, dass ich über hügeliges Land ging, mit reifen, dunkelgrünen, im Wind raschelnden ... lies doch das noch mal
dann stimmt auch die zeitrechnung
http://alban nikolaiherbst.twoday.net/s tories/interview-mit-anady omene/
und...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:38
lieber alban
sehr bewegend dein abschied von der löwin, der...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:27
Bruno Lampe - 2018/01/11 19:30
III, 356 - Merkwürdige Begegnung
Seit einer Woche war die Wasserrechnung fällig und ich somit irgendwie gezwungen, doch noch das Postamt ... Bruno Lampe - 2018/01/07 20:34
III, 355 - … und der Gürtel des Orion
Epifania del Nostro Signore und Apertura Staordinario des einen Supermarkts - Coop. Seit dem ersten Januar ... Bruno Lampe - 2018/01/03 19:44
III, 354 - Neujahrsnacht e dintorni
Das Jahr begann mit einer unvorgesehenen Autofahrt bzw. mit der Gewißheit, mir am Vormittag Zigaretten ... albannikolaiherbst - 2018/01/03 15:16
Isola africana (1). Das Arbeitsjournal ...
[Mâconièrevilla Uno, Terrasse im Vormittagslicht
10.32 Uhr
Britten, Rhapsodie für Streichquartett]
Das ...
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