Vor dem Privatkonkurs. Korrespondenz mit einer Leserin.
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Klar, Sie haben recht... davor hab ich einen Horror. Und ja auch gar keine Zeit für solchen Müll. * lacht. Aber das begreifen meine Gläubiger, fürchte ich, nicht - und mein Größenwahn hat nicht genug Aura, um denen das evident - unmittelbar spürbar - zu machen. Immerhin kann ich sagen, daß meine Haltung der eines Vogels Strauß n i c h t entspricht, insofern, als dieser ja einfach da so stehenbleibt mit dem Kopf in dem Sand (bei Sandstürmen, übrigens, vielleicht gar nicht so falsch), indes ich mich immer weiter bewege und etwas schaffe... was sich n i c h t schaffen ließe, stünde ich dauernd mit gesenkter Stirn da, um mich drauf zu konzentrieren, die Angriffe abzuwehren. Allein die Kraft, derer es bedürfte, dauernd Mahnbriefe und Androhungen usw. zu öffnen, zöge so viel an seelischer Energie von der poetischen Arbeit ab, daß es geradezu ein Gebot produktiver Strategien ist, dergleichen ungeöffnet liegenzulassen. Ich hab das schon an verschiedenen anderen Stellen skizziert: Hätte ich mich um meine finanzielle Ökonomie so sorgsam gekümmert, wie die bürgerliche Gesellschaft das mit gemeinhin durchaus vernünftigem Recht von einem erwartet, wäre es zu wenigstens zwei Dritteln meiner Bücher und Hörstücke niemals gekommen. Wobei es mir zu bestreiten fernliegt, daß einer profunden Fraktion des deutschen Literaturbetriebs gerade das eine Erleichterung gewesen wäre, schon deshalb, weil man dann nicht so in die Gefahr geraten wäre, daß man sich irrte. In der steht man nun mittendrin - ganz wie, selbstverständlich, ich selbst. Aber an sich könnten meine Gläubiger, hätten Sie Witz, stolz darauf sein, einen Schuldner wie mich zu haben. Sie erhielten wahrscheinlich erheblich mehr finanziellen Rücklauf, vielleicht sogar Gewinn, machten sie damit Werbung (ich wäre sofort damit einverstanden), als wenn sie mich, wie nun, immer wieder wegzupfänden versuchen.
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Klar, Sie haben recht... davor hab ich einen Horror. Und ja auch gar keine Zeit für solchen Müll. * lacht. Aber das begreifen meine Gläubiger, fürchte ich, nicht - und mein Größenwahn hat nicht genug Aura, um denen das evident - unmittelbar spürbar - zu machen. Immerhin kann ich sagen, daß meine Haltung der eines Vogels Strauß n i c h t entspricht, insofern, als dieser ja einfach da so stehenbleibt mit dem Kopf in dem Sand (bei Sandstürmen, übrigens, vielleicht gar nicht so falsch), indes ich mich immer weiter bewege und etwas schaffe... was sich n i c h t schaffen ließe, stünde ich dauernd mit gesenkter Stirn da, um mich drauf zu konzentrieren, die Angriffe abzuwehren. Allein die Kraft, derer es bedürfte, dauernd Mahnbriefe und Androhungen usw. zu öffnen, zöge so viel an seelischer Energie von der poetischen Arbeit ab, daß es geradezu ein Gebot produktiver Strategien ist, dergleichen ungeöffnet liegenzulassen. Ich hab das schon an verschiedenen anderen Stellen skizziert: Hätte ich mich um meine finanzielle Ökonomie so sorgsam gekümmert, wie die bürgerliche Gesellschaft das mit gemeinhin durchaus vernünftigem Recht von einem erwartet, wäre es zu wenigstens zwei Dritteln meiner Bücher und Hörstücke niemals gekommen. Wobei es mir zu bestreiten fernliegt, daß einer profunden Fraktion des deutschen Literaturbetriebs gerade das eine Erleichterung gewesen wäre, schon deshalb, weil man dann nicht so in die Gefahr geraten wäre, daß man sich irrte. In der steht man nun mittendrin - ganz wie, selbstverständlich, ich selbst. Aber an sich könnten meine Gläubiger, hätten Sie Witz, stolz darauf sein, einen Schuldner wie mich zu haben. Sie erhielten wahrscheinlich erheblich mehr finanziellen Rücklauf, vielleicht sogar Gewinn, machten sie damit Werbung (ich wäre sofort damit einverstanden), als wenn sie mich, wie nun, immer wieder wegzupfänden versuchen.
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albannikolaiherbst - Mittwoch, 18. Juli 2007, 08:35- Rubrik: GLAEUBIGER
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