'comfortably numb'
das teatro sesi im fiesp an der avenida paulista ist ein uncharmanter blauer kinobestuhlter ort. the bad plus (ethan iverson, piano; reid anderson, bass; dave king, drums) gingen um kurz nach acht an die instrumente und dekomponierten ein stück von ligeti, song x von ornette coleman, und stauten zeit in den physical cities mit dem drumstickstakkato eines an diesem abend viel bejubelten dave king, der grosse rhythmusstörer. dann baten sie wendy lewis auf die bühne.
wenn es so etwas wie einen sekundären popgewinn gibt, dann hat ihn the bad plus ganz für sich ausgeweidet, und mit wendy lewis haben sie eine stimme hinzugewonnen, die den dekompositeuren just the basic facts zurück gibt, she can show you where it hurts. man ist erstaunt von dieser unprätentiösen kleinen frau, die pfadfindergleich dem zerspielten einen weg zurück zur erinnerten melodie bahnt, ohne sie bloß mehr als anklingen zu lassen. neil youngs heart of gold beginnt als e. s. t., oder e. s. t. klang immer schon etwas nach neil young. das ist die grosse leistung, man schielt durch den pop und sieht den jazz ganz scharf. pink floyds comfortably numb rief nie so viel gänsehaut hervor wie unter seiner völligen zersetzung an diesem abend, u2s new year's day wird wieder hörbar, es ist, als präparierten sie das am pop heraus, was er selbst zu oft wieder verschüttet. so kann es gehen. und über die schwelle dieser kargen bühne klingt erneut leslie fiedler an: cross the border - close the gap.
sp, 10.6.'09
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