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Zitate
Die Tatoto lag in einem langen Strohsessel im schattigsten Zimmer des Hauses. Die grünen Schutzdächer an den langen Fenstern waren herabgeklappt, die Scheiben bis zur Diele geöffnet, aber die Kalkdecke im Zimmer strahlte wie immer ihr bläuliches intensives Licht aus. Gabrielas chinesischer orangefarbener Seidenmantel war weit geöffnet und zeigte den schmalen Leib der Kurtisane wie das Fleisch einer geschlitzten Mangofrucht in rotgelber Schale. Über den nackten Arm der schönen Frau stieg behutsam mit den langsamsten Schritten der Welt ihr Spielzeug, ein kleines Chamäleon, das wie ein winziges graues Gespenst im Zimmer umging.
Welch ein machtvoller Erzähler! Hier die ganze Erzählung >>>> online. Ich selbst lese sie >>>> auf dem Kindle.
Max Dauthendey, geboren am 25. Juli 1867 in Würzburg,
gestorben am 29. August 1918 in Malang (Java).
albannikolaiherbst - Donnerstag, 28. Februar 2013, 17:09- Rubrik: Zitate
albannikolaiherbst - Freitag, 21. Dezember 2012, 08:31- Rubrik: Zitate
Und der Fußboden, die Wände, die Decke verschieben sich weiter, und ihre Gedanken verschieben sich ebenfalls, verlaufen, erschauern, bis plötzlich etwas einrastet, stillsteht - vielleicht erschöpft - und sie denkt, so ist es, er zu sein, Arthur - ein Mann, der so erfüllt ist von allem, daß er auf dem Trockenen zuckt und um sich schlägt, nicht geeignet für stabile Verhältnisse, doch wenn man ihn ins Chaos wirft, ist er ein Stück Frieden.
A.L.Kennedy, >>>> Das Blaue Buch, 241. Dtsch. von Ingo Herzke.
>>>> Das Blaue Buch 2
albannikolaiherbst - Dienstag, 21. August 2012, 19:16- Rubrik: Zitate
Es gibt in diesen wuchernden Systemen so gut wie keine Funktion negativer Rückkoppliung. Man kann Interessantes weiterverbreiten und Beiträge anderer mit einem Klick auf den Like-Button adeln. Einen Dislike-Button hingegen gibt es nicht. Kein Benutzer wird darüber informiert, wenn er von anderen geblockt wurde. Das System bietet nur Funktionen an, die zur noch intensiveren Nutzung des Systems motivieren. Sie animieren dazu, mehr und mehr Menschen zu involvieren.
Und? fragte ich: Das ist doch geschickt. Matana schüttelte den Kopf.
Das scheint so, meinte er. Ausgemachte Sache sei das aber nicht. Fallen im menschlichen Körper die Systeme des negativen Feedbacks aus, wird schnell man ein Krebsgeschwür daraus. Es ist wie eine Umpolung des Wattschen Dampfreglers. Je schneller die Maschine dreht, desto mehr Dampf gibt das Ventil frei. Systemtheoretisch betrachtet, kann ein solches dynamisches System, das sich allein auf positive Rückkopplung stützt, nur in die Katastrophe stürzen.
Benjamin Stein, >>>> Replay, 72.
albannikolaiherbst - Mittwoch, 8. Februar 2012, 17:14- Rubrik: Zitate
Aber ich war damals noch naiv genug, nur vom Wahrscheinlichen auszugehen.
v. Brücken bei >>>> Krausser, Eros 254.
albannikolaiherbst - Dienstag, 15. November 2011, 05:34- Rubrik: Zitate
albannikolaiherbst - Freitag, 4. November 2011, 07:56- Rubrik: Zitate
Mit dem Abend überholen die Schatten die Straßen.
Das Licht zieht sich in die Häuser zurück.
Hölle. Verrücktgewordene Engel.
Zärtliche Hyperbeln. Schwarzer Humor.
Der Blindenhund des Nachbarn heißt Vergil.
Krausser, >>>> Thanatos, 444.
Für die einen ist es die Hölle, für die anderen die längste Theke der Welt. Oder so. Wenn der Tag kommt, früh um halb fünf, mit dünnen Fingern, grün und blau, ist mein Schatten sehr lang, dann kratz ich ein wenig ab davon und stopf es in die Ohren, zehn Zentimeter muß ich wachsen, Schatten in Fleisch verwendeln.
albannikolaiherbst - Mittwoch, 2. November 2011, 10:52- Rubrik: Zitate
Ala ist immer noch großartig. Damit beschäftigt, ihren Seidenhut festzuhalten und im Fahrtwind die beiden Schlaufen unter ihrem Kinn zusammenzubinden.
Ihre Aura besitzt das Myteriös-Gefährliche einer Tropenkrankheit, ihr Körper zeigt die Fragilität eines Schmetterlingsflügels, alles an ihr wirkt, als müßte es beschützt werden – doch auch, wals wäre insgeheim etwas Grausames in ihr.
Die Wahrnehmung der Männer in ihrer Umgebung mutiert zum Flatterhaften einer Handkamera, die zittrig um das Zentrum der Begierde schwankt, zum Atemlosen, das sich für jeden geordnet vorgetragenen Satz erst sammeln muß.
Sie zaubert einen fruchtigen Hauch in die Luft. Reife, selbst überreife Männer erinnern sich längst abgelegter Strategien der Betörung, werden geckenhaft eitel in dem Versuch, auf sich hinzuweisen. Alas Sex-Appeal, diese Mischung aus Kindchenschema, verschatteter Absinth-Melancholie und dem beinahe, eben nur beinahe kranken Eindruck der überlangen Arme und Beine, wird von ihr sehr bewußt eingesetzt, verstärkt durch die neue, Niedlichkeit hervorkehrende Frisur, die, wenn sie den Kopf schüttelt, lose um ihre Ohren schwingt und die Zartheit ihres zarten Schädels freigibt – kontrastierend dazu ihre hohen Wangenknochen, ihr breiter Mund, dessen Lippen sich oft schürzen und spitzen, als müßten sie mimisch jede Silbe, die sie spricht, illustrieren, aufgeregt, ja gescheucht, ruhelos, ein Gesicht, das auf jede Nuance ihrer Umgebung reagiert, ohne eine bestimmte Haltung zu verraten. Man will an ihr knabbern, so süß ist sie, und hat dabei das Gefühl, von ihrem Blick vorsichtig gekostet und schnell ausgespien zu werden, sobald nur eine Winzigkeit ihr widerstrebt.
Helmut Krausser, >>>> U C.
albannikolaiherbst - Donnerstag, 27. Oktober 2011, 15:39- Rubrik: Zitate
Die Fürsorge ist der Winterpelz der Liebe.
Tief.
albannikolaiherbst - Sonntag, 23. Oktober 2011, 09:08- Rubrik: Zitate
Besser waren die Fragen, die um Kleinigkeiten kreisten. War das Wachstuch auf dem Küchentisch rot oder blau? Einen Vormittag lang hängte sich alles an dieser Frage auf: rot oder blau? Im Geist ging man nochmal zum Laden, stellte sich die Wachstuchrollen vor, rief sich ins Gedächtnis, welches Geräusch die Schere gemacht hattem, als die Verkäuferin das gewünschte Stück abschnitt. Rot oder blau? Oder rot-blau geblümt? Man beschrieb die Küche, diese kleine einfach Küche und wie das Licht morgens durchs Fenster fiel und die gelben Einbauschränke entlangwanderte, bis es den für zwei gedeckten Tisch zärtlich berührte oder kräftig anstrahlte. Je nach Jahreszeit. Komischerweise waren es solche Banalitäten, über die man sprach. Keine großen Ereignisse. Vielleicht hatte hier niemand etwas Großes erlebt, Oder alles Große, das man erlebt hatte, verblaßte angesichts dessen, was einem bevorstand. Allein die kleinen Dinge hatten noch einen Wert, vielleicht weil man glaubte, nur sie noch einmal zurückholen zu können. Noch einmal am Küchentisch sitzen. Noch einmal das Wachstuch auf dem Tisch anschauen. Das mußte doch zu schaffen sein. Die Frau, der man im Zug sein Herz ausgeschüttet hatte, würde man nicht wiedersehen. Und für noch mehr Verlust war kein Platz hier im Krankenzimmer. Aber das Wachstuch, der Küchentisch konnten nicht unerreichbar sein. Ich hatte immer geglaubt, daß es egal sei, wie alt man war: Man habe immer genug erlebt, um es in langen Stunden Revue passieren zu lassen, um sich und andere damit zu unterhalten. Aber das stimmte nicht.
Ricarda Junge, Eine schöne Geschichte, 163.

albannikolaiherbst - Sonntag, 5. Juni 2011, 10:36- Rubrik: Zitate
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Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop,
meinen Sohn.
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DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT wird im Rahmen eines Projektes der Universität Innsbruck beforscht und über >>>> DILIMAG, sowie durch das >>>> deutsche literatur archiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreiber Der Dschungel erklären, indem sie sie mitschreiben, ihr Einverständnis.
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Die Dynamik
hatte so etwas. Hab's öfter im Kopf abgespielt....
Bruno Lampe - 2018/01/17 21:27
albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:45
Zwischenbemerkung (als Arbeitsjournal). ...
Freundin,
ich bin wieder von der Insel zurück, kam gestern abends an, die Wohnung war kalt, vor allem ... albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:38
Sabinenliebe. (Auszug).
(...)
So beobachtete ich sie heimlich für mich. Zum Beispiel sehe ich sie noch heute an dem großen Braunschweiger ... Ritt auf dem Pegasos...
Der Ritt auf dem Pegasos ist nicht ganz ungefährlich,...
werneburg - 2018/01/17 08:24
Pegasoi@findeiss.
Den Pegasus zu reiten, bedeutet, dichterisch tätig...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:50
Vom@Lampe Lastwagen fallen.
Eine ähnliche Begegnung hatte ich vor Jahren in...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:43
findeiss - 2018/01/16 21:06
Pferde
In dieser Nacht träumte ich, dass ich über hügeliges Land ging, mit reifen, dunkelgrünen, im Wind raschelnden ... lies doch das noch mal
dann stimmt auch die zeitrechnung
http://alban nikolaiherbst.twoday.net/s tories/interview-mit-anady omene/
und...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:38
lieber alban
sehr bewegend dein abschied von der löwin, der...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:27
Bruno Lampe - 2018/01/11 19:30
III, 356 - Merkwürdige Begegnung
Seit einer Woche war die Wasserrechnung fällig und ich somit irgendwie gezwungen, doch noch das Postamt ... Bruno Lampe - 2018/01/07 20:34
III, 355 - … und der Gürtel des Orion
Epifania del Nostro Signore und Apertura Staordinario des einen Supermarkts - Coop. Seit dem ersten Januar ... Bruno Lampe - 2018/01/03 19:44
III, 354 - Neujahrsnacht e dintorni
Das Jahr begann mit einer unvorgesehenen Autofahrt bzw. mit der Gewißheit, mir am Vormittag Zigaretten ... albannikolaiherbst - 2018/01/03 15:16
Isola africana (1). Das Arbeitsjournal ...
[Mâconièrevilla Uno, Terrasse im Vormittagslicht
10.32 Uhr
Britten, Rhapsodie für Streichquartett]
Das ...
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Zuletzt aktualisiert am 2018/01/17 21:27
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