Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop

e   Marlboro. Prosastücke, Postskriptum Hannover 1981   Die Verwirrung des Gemüts. Roman, List München 1983    Die blutige Trauer des Buchhalters Michael Dolfinger. Lamento/Roman, Herodot Göttingen 1986; Ausgabe Zweiter Hand: Dielmann 2000   Die Orgelpfeifen von Flandern, Novelle, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2001   Wolpertinger oder Das Blau. Roman, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2000   Eine Sizilische Reise, Fantastischer Bericht, Diemann Frankfurtmain 1995, dtv München 1997   Der Arndt-Komplex. Novellen, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1997   Thetis. Anderswelt. Fantastischer Roman, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1998 (Erster Band der Anderswelt-Trilogie)   In New York. Manhattan Roman, Schöffling Frankfurtmain 2000   Buenos Aires. Anderswelt. Kybernetischer Roman, Berlin Verlag Berlin 2001 (Zweiter Band der Anderswelt-Trilogie)   Inzest oder Die Entstehung der Welt. Der Anfang eines Romanes in Briefen, zus. mit Barbara Bongartz, Schreibheft Essen 2002   Meere. Roman, Marebuch Hamburg 2003 (Bis Okt. 2017 verboten)   Die Illusion ist das Fleisch auf den Dingen. Poetische Features, Elfenbein Berlin 2004   Die Niedertracht der Musik. Dreizehn Erzählungen, tisch7 Köln 2005   Dem Nahsten Orient/Très Proche Orient. Liebesgedichte, deutsch und französisch, Dielmann Frankfurtmain 2007    Meere. Roman, Letzte Fassung. Gesamtabdruck bei Volltext, Wien 2007.

Meere. Roman, „Persische Fassung“, Dielmann Frankfurtmain 2007    Aeolia.Gesang. Gedichtzyklus, mit den Stromboli-Bildern von Harald R. Gratz. Limitierte Auflage ohne ISBN, Galerie Jesse Bielefeld 2008   Kybernetischer Realismus. Heidelberger Vorlesungen, Manutius Heidelberg 2008   Der Engel Ordnungen. Gedichte. Dielmann Frankfurtmain 2009   Selzers Singen. Phantastische Geschichten, Kulturmaschinen Berlin 2010   Azreds Buch. Geschichten und Fiktionen, Kulturmaschinen Berlin 2010   Das bleibende Thier. Bamberger Elegien, Elfenbein Verlag Berlin 2011   Die Fenster von Sainte Chapelle. Reiseerzählung, Kulturmaschinen Berlin 2011   Kleine Theorie des Literarischen Bloggens. ETKBooks Bern 2011   Schöne Literatur muß grausam sein. Aufsätze und Reden I, Kulturmaschinen Berlin 2012   Isabella Maria Vergana. Erzählung. Verlag Die Dschungel in der Kindle-Edition Berlin 2013   Der Gräfenberg-Club. Sonderausgabe. Literaturquickie Hamburg 2013   Argo.Anderswelt. Epischer Roman, Elfenbein Berlin 2013 (Dritter Band der Anderswelt-Trilogie)   James Joyce: Giacomo Joyce. Mit den Übertragungen von Helmut Schulze und Alban Nikolai Herbst, etkBooks Bern 2013    Alban Nikolai Herbst: Traumschiff. Roman. mare 2015.   Meere. Roman, Marebuch Hamburg 2003 (Seit Okt. 2017 wieder frei)
________________________________


 

ARGO-ANDERSWELT

„Wer und wo sind wir überhaupt?“ Almut Oetjen über „Argo. Anderswelt“ in literaturkritik.de, März 2014.

>>>> D o r t.

Argo. Anderswelt. Epischer Roman. Elfenbein Verlag, Berlin 2013.


Alban Nikolai Herbst
Argo.Anderswelt
Epischer Roman.
Gebunden, Lesebändchen, 872 Seiten.
ISBN 978-3-941184-24-4
Im Buchhandel und bei >>>> Amazon.
39,-- Euro.

Sonderausgabe:
Auf 101 Exemplare limitiert, numeriert
und mit einem Autographen versehen:
101,-- Euro.
(Bestellung nur >>>> über den Verlag.)

ARGO AUF DER BESTENLISTE! Argo.Anderswelt (303). Die Bestenliste des ORF im Februar 2014.

>>>> D o r t.Argo 302 <<<<

Argo bei RadioEins. Thomas Böhm über Argo.Anderswelt. Die Literaturagenten des rbb‘s. Am 12. Dezember 2013. Für Peter Jackson. Argo.Anderswelt (302).


>>>> D o r t.
Zum Anhören und Herunterladen.


Argo 301 <<<<

Entwicklung. Auf eine Frage Benjamin Steins. Argo.Anderswelt: Vilém Flusser. Argo 301.

„Der künstlerische Weg geht vom Phantastischen/Modernen über die Kybernetik in die Epik zurück, wobei "zurück" Epik auf höherer Ebene meint: Entwicklung ist eine Spirale. Nur dann, wenn wir von oben auf sie hinuntersehen, haben wir den Eindruck eines Kreises (nur also dann scheint die Schlange ihr eigenes Ende zu verschlingen). Ich habe das in den >>>> Heidelberger Vorlesungen beschrieben.
Vorausging - weit voraus - eine Bemerkung >>>> Vilém Flusser s, derzufolge jeder große Entwicklungssprung anfangs wie ein Regreß wirkt. Flusser machte das gern am Beispiel des Christentums klar: gegenüber der antiken Religion und Philosophie war seine Struktur ausgesprochen primitiv. Es brauchte auch fast eintausend Jahre (die gerade die italienische Kunstgeschichte einfach unterschlägt; deswegen "settecento" - 600 -, nicht etwa "diciasettecento" -1600 -), bis die Potenz, die in diesem Christentum lag, sich realisieren werden konnte. Diese Art Sprung bezog Flusser auch auf die moderne Ablösung der Buch/Schrift-Kultur durch eine Kultur der technischen Bilder.“

Unter dem Mast. Argo.Anderswelt: Aus dem Epilog (vor dem Lektorat). Argo (300).

(...)
So sann ein jeder, bevor wir uns auf die Lager zum Schlafen legten, dem ersten auf See, und manche sannen noch lange weiter. Der Traum erst erlöste sie, der von der glucksenden Bordwand aufstieg, der ewige Meertraum, den uns die Herkunft aufs neue immer wieder bereithält, ob Frauen, ob Männern; schon Kinder wissen von ihm, und wohl ohne Vermittlung, denn erst, wenn wir altern, geht uns unvermerkt die alte Verbindung verloren, und sie versinkt in der Adoleszenz. Auf des reifen Bewußtseins ozeanischem Grund aber ruht sie nur aus, bis der Traum sie aufweckt. Dann steigt sie, erfüllt von Ruhe, zum Luftholn hinauf in unseren Atem und höher und kleidet Decken und Wände, wehrlos und frei von der Wehr, die, um zu schützen, das Ich sich aufgerichtet und um sich herum befestigt hat. Ufer, immer, machen sie flüssig und Boote, auf denen wir schlafen. Boot und ein Ufer ist selbst doch der Schlaf.
Das Gurgeln und Glucksen währte. Von Zeit zu Zeit ertönte zum Jammern des Windes, der unser Segel blähte, der Ruf nach der Ablösung. Endlich nämlich ging auch Jason zur Ruhe. Ich sah ihn, wie er sich legte. Nicht aber Michaela zur Seite; sie blieb die ganze Nacht dort stehen am Bug, staunend, entschieden und wie, als wär der Spriet sie selbst und wiese der krabbligen See die Furche, in der wir ohne Not uns dahinsegeln ließen, anvertraut ihr wie getraut die Welle der Welle, Woge die Woge hebend, senkend und abermals hebend, nicht länger Getrennte, sondern nun aufgenommen, rückgenommen in sie, Natur: als Geschöpfe einig mit dem Vergehen und nächstem, jedes neuen Entstehenden Schmerz, der, wie seine Zwillingsschwester Lust, ein bedingtes Kind ist des atmenden Daseins. Wenn sie grenzenlos würden, lösten beide sich auf ins Nichts als Ungefühlte und niemand wüßte von ihnen noch von uns. Denn sie brauchen sich, wie wir ihrer Gegenwart bedürfen, ständig, der Trauer, der Hoffnung, des Tages kurzen, selten nur mehr als Stunden währenden Glückes. Damit endet's: Nie wieder Schmerz. Es ist das der Tod schon, den ich über mir glimmen sah als funkelndes Leuchten längst vergangener Sterne im Schwarz des samtenen Lohens leerer und kalter, endlos weiter fühlloser Räume. Wie er gewiß und lebendig, der Mast - und das bauchige Segel war seine Lunge – da stand! aufrecht und hoch in den Lack des Firmamentes gespitzt, wie wenn er Linien hinein, wie Schriftzeichen, ritzte, geführt von seeseits, wie von der Woge angehoben und abgestrichen die führenden Glieder - Knöchel, Daumen und Zeigefinger Poseidons, so dacht' ich, Amphitrites vielleicht, der Nymphe, Konturen skizzierend gegen die Nacht, arabeske Spuren von Sehnsucht, die sie und Menschen eint mit den Göttern, irdischen, die wir erfanden, um uns dauernd ein Abbild zu schaffen, des Todes jedoch gewärtig, u m's so zu tun.
Das Gurgeln, das Glucksen, und manchmal schlugen spritzige Brecher, kleine, über das Deck hin, angestachelt vom Wind, den dauernden, wechselnden Brisen, die nach Tang und nach Fisch rochen und mit sich die Lieder trugen, „die ihr schon völlig vergessen, ja weggedeckt hattet in dem Lärm eurer niemals verstummenden, treibenden Städte“. Also sprach wer und regte mein Herz und hob, an der Hand mich führend, leicht mich hinauf, und also wandelten wir nun um den erhabenen Rand des immer wachsenden Schlafes, ich und die Göttin, im Traum, die blauen glänzenden Augen gegen das Meer gewendet, versuchende freundliche Worte, die ich noch für wirkliche hielt, derweil wer mich anstieß, aus meinem Argo-Traum hinaus und in das Café zurück, aus Gurgeln und Glucksen, die Wellen sprühten zur Theke. Müde sah ich, Alleingebliebener, hoch: einer jungen Frau ins Gesicht, die aufzuräumen begonnen. Sie stellte schon alle Stühle umgekehrt auf Tische und Tresen; ich hatte dabei gestört offenbar. Sie brauchte den Platz.
(...)

>>>> Argo 301
Argo 299 <<<<

Argo.Anderswelt: Aus dem Epilog (Entwurf). Argo 299.

Nota:
Im Buch erscheinen die Verse nicht mehr mit Zeilenbrüchen,
sondern als durchlaufender Prosatext. Die Zeilenbrüche h i e r dienen
der Arbeitsorientierung und Überprüfung des Versmaßes, wobei die
Nummern den jeweiligen Vers Goethes bezeichnen; darunter steht
der zugehörige Originaltext des Achillëis-Fragments.
Der erste Vers ist der darum so verkürzte 268., weil dessen Anfang
rhythmisch bereits die Titelzeile der Überschrift bildet, die wiederum
den Fließtext des Kapitels davor fortsetzt: taucht' in die Woge des Meers.


Es krachten die hölzernen Planken
268 (ff)-/--/--/-
„ Was sollen die täuschenden Worte?

Hart und unwillig wie auf steinernen Boden; es schrieen
269 /-/--/-/--/--/-
Sprächest du, mich zu reizen etwa? Und dich zu ergötzen,

auf, als würden sie reißen, die straff, um die Masten zu halten,
270 /-/--/--/--/--/-
Wenn ich zürne, mir so vor den Himmlischen Schmach zu bereiten?

Angezogenen Wanten; alle die Ruder verriß es
271 /-/--/-/--/--/-
Denn ich glaube wohl kaum, dass ernstlich das Wort dir bedacht sei.

Hoch aus den Dollen. Niemand war fähig, dem wütigen Meer die
272 /--/-/--/--/--/-
Ilios fällt! Du schwurst es mir selbst, und die Winke des Schicksals

eigne Kraft und den eignen Willen entgegenzustemmen;
273 /-/--/-/--/--/-
Deuten alle dahin, so mag denn auch fallen Achilleus,

Wild erhoben sich über das Schiff, wie Gebirge, die Wellen;
274 /-/--/--/--/--/-
Er, der beste der Griechen, der würdige Liebling der Götter!

Krachend und schäumend schlugen sie nieder, wie wenn sie der Menschen
275 /--/-/--/--/--/-
Denn wer im Wege steht dem Geschick, das dem endlichen Ziele

Hochmut meinten, den sie zu ducken von Thetis gerufen,
276 /-/-/--/--/--/-
Furchtbar zueilt, stürzt in den Staub, ihn zerstampfen die Rosse,

die dabeiwar, die Grenze um ihr verlornes Europa
277 /-/--/-/--/--/-
Ihn zerquetschet das Rad des ehernen, heiligen Wagens.

einzureißen; mit aller Wut, die sie hatte, durchbrach sie
278 /-/--/-/--/--/-
Also acht’ ich es nicht, wie viel du auch Zweifel erregest,

gleichzeitig westlich und östlich die Mauer, zugleich aus des Rheines
279 /--/--/--/--/--/-
Jene vielleicht zu erquicken, die weich sich den Schmerzen dahingibt.

Graben, der über die ganze Länge bebte, herauf, und
280 /--/--/-/-/--/-
Aber dies sag’ ich dir doch, und nimm dir solches zu Herzen:

neues, mesozoisches altes Meer, das einlief, bedeckte
281 /-/-/--/-/--/-
Willkür bleibet ewig verhasst den Göttern und Menschen,

Länder und Städte -//--/--/-
282 /--/--//--/--/-
Wenn sie in Taten sich zeigt, auch nur in Worten sich kundgibt.

>>>> Argo 300
Argo 298 <<<<

Aus: Zwölfjahreshalber (Entwurf). Argo.Anderswelt. Argo 298.

(...)
Birkengeist
Als ein solcher wird in dem Roman → „Wolpertinger oder Das Blau“ Professor Wilfried Murnau bezeichnet, der für die europäischen Geister einen ihnen unbeliebten Zukunftsweg vertrat. Dazu, damals eben dort, Hans → Deters: „Folgt ihm in die Automaten, in die Maschinen, die Raketen, Hubschrauber, folgt ihm in die Städte, nistet euch den Bauplätzen ein und den Werkzeugen, den Straßen- und Untergrundbahnen und Tiefgaragen, hackt in den Großen Datenanlagen herum, knuspert an den Fabrikmauern, durchfahrt die Kanäle und Badewannen, fräst Eure Gesichter den Glasbauten ein, kippt Mischmaschinen um, bringt Leben in die Einkaufszentren. Nur dann bekommt die Natur eine Chance.“
Blumenfeldner

Chefprokurist der Beelitzer → Cybergen, Garrafff.
Böhm, Klaus Major

Sicherheitsoffizier für → Ungefuggers Lichtdom.
Bones, Bill

Der alte Bukanier aus Robert Louis Stevensons „Treasury Island“. Ein Beiname Kalle → Kühnes.
Borkenbrod, Achilles

Der „Chill“ und „Aissa der Barde“ genannte Graffito-Poet ist der Vater Jason → Hertzfelds und kam, verkleidet als die fünfzigste Frau, mit → Deidameia aus dem Osten. Davor hat er, mit Lykomedite → Zollstein, Niam → Goldenhaar gezeugt. Vor Zeiten aus einem Ei geschlüpft, träumt er von der paradiesischen Insel → Leuke. → „Buenos Aires.Anderswelt“: „Er hatte nur Einfälle, sah er alte - materielle - Fassaden; die besprühte er wie zur Erinnerung, denen gab er das Leben zurück, das ihnen genommen. Dabei liebte er es, wenn seine Schriften verblaßten, er liebte den Wind, der die Gegenstände wusch; ein Gedicht, glaubte er, habe nur Wert, wenn es vergehen könne.“
Boudoir                                              

Striplokal in → Colón, → Buenos Aires, Calle dels → Escudellers. Einige weitere, bisher bekannte Eingänge: → Wilhelm-Leuschner-Straße 13, Martin-Luther-Straße 18, Rue Saint Denis/vers Place de Caire, Wadour St/Soho W1 – quasi überall dort, wo Hans → Deters einmal eine Stripshow besuchte. In den Hinterräumen befindet sich eine der Zentralen der → Myrmidonen. → „Thetis.Anderswelt“: „Die vierfüntelschwule Kulturszene hatte sich zu vollen acht Sechsteln zusammengefun­den und den Plüsch sehr fest im Griff. Wer noch einen Platz dazwischen finden wollte, mußte sich schon bücken.“
Boygle, Myun de

Karpfenköpfiger Synthetik-Musiker der Synthi-Welle. Er hat in → Buenos Aires die Love Parade ins Leben gerufen und leitet zusammen mit → Lasse die → Lasse & Boygle Productions.
Boygle Productions

Ein Plattenlabel für extrem harten Underground. Siehe auch → Boygle und → Lasse.
Bräustädt, Elke

Sekretärin. Ehemals rechte Hand Stefan → Korbbluts bei → Evans Sec.
Brander, Andreas

Ein Lehrer, der zum ersten Mal im → Wolpertinger auftrat. → „Wolpertinger oder Das Blau“: „Der mit dem Krokodil auf dem Herzen erzählt gerne Witze.“
Brem

Retirierter Söldner. Ein Falludsche von der Oda, der auch „Gelbes Messer“ genannt wird. Ehemals die Rechte Hand des Emirs → Skamander.
Bremen, Freie und Hansestadt

Die Stadt im Deutschland der wirklichen Welt, in der 1981 alles begonnen hat. „Die → Verwirrung des Gemüts“: „Im Bahnhof träumt die Stadt inwärts gekehrt.“ So lautet der erste Satz der gesamten Romanserie.
Broglier, John
Ehemaliger Lebemann und Cicisbeo. Kurzzeitig, wie auch Hans → Deters, ein Gespiele Corinna → Frielings. Nachdem er sich in die Klonin Dorata → Spinnen verliebt, geht er in → Garrafff verloren. → „Buenos.Aires.Anderswelt“: „Wie so oft hatte er seinen Tag verbummelt, hatte sich lockere Gedanken über Doratas und seine Zukunft gemacht; daß sie ihn aushielt - etwas, woran er von Frauen mehr als gewöhnt, schließlich war das seine Lebensgrundlage gewesen -, gefiel ihm schon einige Wochen nicht mehr, bloß konnte er sich nicht vorstellen, wie einer wie er das ändern sollte. Ihm behagte die Vorstellung nicht, sich täglich an einen kybernetischen Arbeitsplatz zu begeben, wo man sich stundenlang in leerer Routine und Disziplin verlor. Er fand das unmenschlich, war kein Mann fürs Einerlei, das hatte seine ungewöhnliche Berufswahl befördert. Sonst eine Ausbildung hatte er nicht, zwar so etwas wie ein studium generale absolviert, aber imgrunde auch da nur gelernt, charmant zu sein. Ebendas liebten die Frauen an ihm. Und er liebte sie, liebte das Leben in jeder, sogar in seiner datischen Form, war im → Orgasmatron der virtuoseste Spieler.“
Buenos Aires
Die Zentralstadt in „Anderswelt“. Der Name wird häufig auch für das ganze Europa der → Anderswelt verwendet, was aber nicht korrekt ist. → „Thetis.Anderswelt“: „Hier gediehen Bildung Intelligenz Ge­schäft. (…). Buenos Aires war das Zentrum der Banken, der Versicherungen und Makler. Die dienten im New Work, wie die All­gemeine Hausarbeit der Angestellten hieß. Hier auch gediehen Physik Chemie Medizin. Man matchte Squash und Sozio­logie. Am lau­fenden Band wurden Gesellschaftsspiele erfunden, soli­täre und solche, die die Spieler von Karlsruhe bis Bamberg vernetzten, eine Art später Ama­teurinformatik. Man lallte auf den Keyboards die ewigen Laute, Alephs und Oms, aber niemand erkannte sie mehr. Ein Regreß, der Hunderte von Jah­ren voran­wies.“
Buenos Aires. Anderswelt

Der zweite, 2001 erschienene Anderswelt-Roman, der Hans → Deters’ Aufenthalt in der von ihm erfundenen Stadt erzählt, nachdem er in → „Thetis. Anderswelt“ vor Markus → Goltz fliehen mußte. Siehe auch → Porteños.
Buster, Dolly

Porno-Filmstar in der wirklichen Welt. Quasi ein jeder Mann hat ihr Geschlecht gesehen, was ihre objektiv ganz ungeheure Lebensleistung ist.
Centaurus A
 
„Intervallo“ des Romans → „Thetis.Anderswelt“. Während eines von der → Siemens/Esa durchgeführten infonautischen Experimentes, das eine kosmische Reise simuliert, verwandeln sich die Versuchspersonen innert 15 Minuten in ungestalte aggressive Wesen, die man, um sie loszuwerden, überm Osten abwirft. → „Thetis.Anderswelt“: „Und immer noch erst die Hälfte der Reisezeit überschritten, noch immer so fern der Kentaur, nichts, einfach nichts, was ablenken würde, nichts, was die Ödnis unter­bricht, triste Ruhe steht in den Gängen, schmale Stille, weiterhin blinken Batterien von Lämpchen, surrt es in Schatten, oszilliert Elek­trik in Kabelergüssen. 49 Kosmonauten und in den Laboratorien genetische Proben von Weizen Gerste Tomaten Bohnen, im Stockwerk darunter einer jeden Tierart DNS, auch Krieg und Frieden mit hin­überge­nommen, Clausewitz und Edgar Poe und alle die andern, es soll dir nichts mangeln. Die Zeit, die es braucht, die verbleibende Strecke zu durchmessen, ist genug, um alle Leben, die nötig waren, die Bände der großen Bibiotheken von Alexandria zu schreiben und von Babylon, ein zweites Mal zu leben, genug, jedes Bauwerk auf Erden erneut zu bauen, abzureißen und abermals errichten zu lassen und je­den Baum noch einmal zu pflan­zen, das Surren, das Blinken, im Kernbrennwerk des Schiffes brannte Wasserstoff zu Helium und Helium zu → Hodna. Einmal pro Monat putzten Putzroboter die Brücke, putzten den Schlafsaal, die Armaturen putzten sich selbst.“
Chagadiel, Thorsten

Staatspräsident in → Garrafff.
Cham

Ort im Osteuropa der → Anderswelt. Von hier aus brach → Borkenbrod nach Westen auf. → „Thetis.Anderswelt“: „Krähen schrien auf die Hütten nie­der. In die Siedlung war Bewegung gekommen. Über­all krochen Leute aus dreckigem Schlaf. Als hätte man Maden übereinandergeschaufelt, und die zuck­ten nun. An einer Perlon­schnur hing Borkenbrod vor der Hüfte ein Pla­stikschlauch. Er zog den Stöpsel trank spülte. Von dem einen kriegt man Verstopfung, vom anderen Dünnschiß, dach­te er. So gleicht sich alles aus auf der Welt.“
Chelsea

Ein Stadtteil von Buenos Aires, → Anderswelt. → „Thetis.Anderswelt“: „Rote Backsteinvillen hinter gepflegten Rabatten mit Stief­müt­terchen und Hecken aus Sanddorn, der Hauseingang stets ein halbes Stockwerk er­ho­ben, paar Stufen führen zur polierten Kirschholztür hinauf.“
Church of the Latter-Days-Saints

→ Mormonen.
Claus, Udo

Ehemaliger Kollege von → Deters bei → Evans Sec.
Claußen, Robert

(...)
*******
Argo 297 <<<<

Entwurf der Kleinen Vorrede zu „Zwölfjahreshalber“. Argo.Anderswelt. Argo (297).

Mögen die kleinen Namensfeuer, um die je
ein historischer Halo schimmert, ihrer
Orientierung einigermaßen dienlich sein:
sie bleiben dann immer noch ungefähr genug,
um die flüssige Unendlichkeit, die hier gemeint
ist, nicht in normierter Realität erstarren zu
lassen. Die Namen und ihre Geschichten sind
Möglichkeiten, und keine Lesart schließt eine
andere aus.

Buenos Aires. Anderswelt, Wurmvorsatz.
„Argo. Anderswelt“ von 2013 folgt „Buenos Aires. Anderswelt“ von 2001 wie dieses „Thetis. Anderswelt“ von 1998, dem seinerseits 1993 „Wolpertinger oder Das Blau“ vorausgegangen war und abermals diesem, weitere zehn Jahre vorher, „Die Verwirrung des Gemüts“; bisweilen gehen die je handelnden Personen ineinander über. Dies gilt besonders für den Anderswelt-Zyklus und seine Ich-Erzähler. Doch wie generell unser Leben, so sind auch Erzählungen nicht voraussetzungslos, sondern wir springen in Anderer Leben fast immer mitten hinein, wenn wir an ihnen teilhaben wollen. Darum scheint es uns, zumal nicht zwei folgende dieser Romane in ein- und demselben Verlag erschienen sind, nötig zu sein, einiges Rekapitulieren all jenen zu Händen zu geben, deren lesendem Wohlbefinden es auf eine Übersicht ankommt, an die wir selbst nicht mehr glauben. Wir stützen uns hierfür auf den „Buenos Aires. Anderswelt“ seinerzeit begegebenen Wurmvorsatz, den wir allerdings um manches ergänzen und resümmierend ausbauen, und zwar allein, um unseren Leser:innen solche Resümees im Roman selbst zu ersparen – eingedenk eines flotten Vorangehns der Handlung, ihrem unterdessen Primat. Daß zwischen dem Erscheinen des zweiten und dieses dritten Andersweltbuchs ebenso viel Zeit vergangen ist wie seit Nullgrund, will uns überdies nicht als Zufall erscheinen, sondern dahinter steckt eine Absicht, die freilich nicht die unsere ist; wir konnten uns nur beugen. So wird er, der nun dritte Roman, ab dem 9. September lieferbar sein.
Immerhin, Sie haben die Wahl, diese zweite Abteilung des Buches flugs zu überspringen, um gleich mit „Skamander“ auf Seite ** zu beginnen; falls Sie die Fülle des ausgebreiteten Lebens allzu verwirren sollte, werden Sie ja jederzeit zurückschlagen können, denn anders als seinerzeit der Wurmvorsatz sind diese Seiten vorsätzlich feste eingebunden. Denen aber unter Ihnen, die direkt aus Thetis und Buenos Aires an Argos Reling treten, möge das Zwölfjahreshalber lediglich das Handseil an der Gangway sein.
Daß die Geister auf eine Diskette kamen, lag in den Neunzigern in der Zeit. Man hätte sie schon 2001 nicht ohne äußerste Gefährdung auf einen USB-Stick überspielen können – schon aber gar nicht, bewahre! άπαγε!, in eine Cloud.
Herbst & Deters Fiktionäre
im April 2014

Argo. Anderswelt. Erissohns Erzählung, Überarbeitung, Verse 151-172. (Argo 296).

[Je klein unter den Erisohn-Versen steht Goethes Originaltext:
„zitiert“ ist alleine sein Rhythmus.]

151 /--/-/-/--/--/-
Jahre enteilten. Immer wuchs noch das Meer, wuchs die Mauer
„Göttin, nicht weggekehrt empfange mich! Lerne gerecht sein!
152 /-/--/--/--/--/-
weiter auf, als, so hört‘ ich, so sah ich, fünf andre ihr Boot bei
Denn ich schwör’ es bei jenen, die, unten im Tartaros wohnend,
153 /--/--/-/--/--/-
Nowy Tag antäuten, Wasser suchend; doch fanden sie eigleich
Sitzen um Kronos umher und über der stygischen Quelle,
154 /-/--/-/-/--/-
Steine, schimmernde grüne, so sehr lockende, daß sie,
Späte Rächer dereinst des falsch gesprochenen Schwures:
155 /-/--/--/-/--/-
Durst und Hunger nicht achtend, sich rafften, was an Juwelen
Nicht her bin ich gekommen, damit ich hemme des Sohnes
156 /--/--/--/--/--/-
raffbar nur war, und enteilten zurück in ihr Boot, denn sie ahnten
Nur zu gewisses Geschick, und den traurigen Tag ihm entferne;
157 /-/--/--/-/--/-
nichts ums brütende Thetisgelege. Sondern, so hieß es,
Nein, mich treibet herauf aus des Meeres Purpurbehausung
158 /-/--/-/--/--/-
immer nehm‘ noch Europa, Kosice nahe die Lücke,
Unbezwinglicher Schmerz, ob in der olympischen Höhe
159 /--/-/--/-/--/-
Seemann und Flüchtling auf, denn die Mauer, da, stünd noch offen.
Irgend ich lindern möchte die jammervolle Beängstung.
160 /-/--/--/-/--/-
Doch: Von ihnen nicht einer kam an. Doch aber ein andrer,
Denn mich rufet der Sohn nicht mehr an, er stehet am Ufer,
161 /-/--/-/-/--/-
als, an Roznavas Klippen leck, ein Aff‘ dem Versinken
Mein vergessend, und nur des Freundes sehnlich gedenkend,
162 /-/--/--/-/--/-
wild entsprang und mit gellendem Schrei sich kämpfend an Land zog.
Der nun vor ihm hinab in des Aïs dunkle Behausung
163 /--/--/-/-/--/-
Dort schlief er ein als ein Tier, erwachend aber als Mensch, den
Stieg, und dem er sich nach selbst hin zu den Schatten bestrebet.
164 /-/--/-/-/--/-
Menschen fanden als Kind. Es weinte. Sie nahmen‘s zu sich,
Ja, ich mag ihn nicht sehen, nicht sprechen. Hilf’ es, einander
165 /-/--/-/-/--/-
nacktes Bündel; allein ein Album drückte es an sich,
Unvermeidliche Not, zusammen jammernd, zu klagen?“
166 /-/-/--/-/--/-
das es, Herkunft täuschend, entrissen hatte den toten
Heftig wandte Here sich um, und fürchterlich blickend
167 /-/--/-/--/--/-
Männern, die mit den Steinen, einem nur nicht, schon versanken.
Sprach sie voller Verdruss zur Traurigen kränkende Worte:
168 /--/-/--/-/--/-
Das blieb dem Jungen, außer der Ahnung, fortan vergessen.
„Gleisnerin, unerforschte, dem Meer gleich, das dich erzeugt hat!
169 /-/--/-/--/--/-
Auch noch fand man das Messer, fand man vom Ei noch ein Reststück
Trauen soll ich? Und gar mit freundlichem Blick dich empfangen?
170 /-/-/--/-/--/-
bei ihm liegen, das man für ihn verwahrte und schützte,
Dich, die tausendfach mich gekränkt, wie sonst, so vor kurzem,
171 /--/--/--/-/--/-
bis er es selber, ein dunkelstes Rätsel, mittragen konnte,
Die mir die edelsten Krieger zum Tod befördert, um ihres
172 /--/--/-/-/--/-
wie er‘s dann tat, als er aufbrach, Jahre später gen Westen.
Sohns unerträglichem Sinn, dem unvernünft’gen, zu schmeicheln.


(Kommentar zum Sinn solcher Verse
siehe unter anderem - >>>> dort im Arbeitsjournal.)
 



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