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InNewYorkManhattanRoman
[Kapitel 21 bis 24 <<<< dort.]
 Nur schimmerte rechteckig die zerkratzte Blechblende eines Steckschlosses. Aber nach einem knappen Ruck fuhr der Aufzug los: er wurde vom Etablissement aus bedient. In der linken oberen Ecke die Linse eines Überwachungsauges. Die Tür schob sich auf. Ein Flürchen, gleich rechts eine Art Schalter im schwarzgestrichenen Verschlag, vor dem wiederum eine kniehohe Schranke den Durchgang verwehrte. „Guten Abend“, sagte ich. Links oberhalb des Schalters ein Schild: Mit Schildern hatten es die Amerikaner; da waren sie bei Preußens in die Schule gegangen. Das farbenfroh geschminkte Gesicht einer jungen hübschen Frau wurde sichtbar. „Zehn Dollars“, sagte sie, „Cover Charge“. Das war nicht teuer. Allerdings brauchte man später endlos viele Eindollarnoten. Nämlich wurden die Modelle, sozusagen, gefüttert. Wie handzahme Tiere. Eine aß wirklich einen Geldschein vor den Augen ihrer Zuschauer auf. Sofort warfen die nach. Sie hatte vielleicht einen Kropf.
Rechts hinter der Schranke der langgestreckte Saal. Über die vordere Breitwand verlief eine Art Laufsteg, dessen Mitte sich zur kleinen Bühne ausbuchtete. Aus dieser und je aus dem vorderen und hinteren Drittel des Stegs wuchsen chrompolierte Stangen, um welche junge, ausgesucht gutgewachsene Frauen schwangen und die sie, war die Stimmung angeheizt, auch hinaufkletterten. Meist machten sie nur Gymnastik an ihnen. Räkelten an ihren Enden. Gefiel das den Betrachtern, so legten sie Dollaropfer vor die Frauen. Häretiker schoben sie schon mal unters Strumpfband, dem einzigen oft, was die Göttinnen trugen außer Pumps oder Schweinslederstiefeln, deren Schaft wie Handschuhe weich. An sehr besuchten Abenden hätten gut sieben Modelle auf der Bühne Platz gefunden: drei an den Stangen, dazwischen weitre je zwei. Nicht schwer, sich Klatschen und Johlen vorzustellen. In Stimmung bewarf man diese Schönheiten auch, die sich dann in Eindollernoten duschten.
So voll war es heute abend nicht. Eine ruhige, fast besinnliche Armosphäre; kaum daß Zigarettenrauch im Raum hing. Mit einem einzigen Blick sah ich: Talisker ist nicht da. Vielleicht war er wieder gegangen. Vielleicht kam er erst. Ich nahm einen Stuhl seitlich des Podiums, auf dem sich ein Gal am Boden rieb. Die blonde Frau flirtete mit ihren fünf Bewunderern, ließ sich sogar berühren, streckte einen Fuß über die Bühne, ließ ihn küssen, mich begrüßte sie mit Augenaufschlag. Ich setzte mich, das Gesicht Richtung Eingang. Jemand stiefelte halbgeschürzt bei, nahm meine Bestellung auf, brachte die Cola, kassierte. „Du tipst mich nicht?“ fragte sie. Ich antwortete: „Nachher, nicht bei jedem Getränk.“ Das war ihr nicht recht, sie flunschte davon. Die Tänzerin hatte mehr Glück. Die bereits gesammelten Dollars zu Packen geschwollen unter dem Band, und noch lagen Scheine lose herum. Ich legte einen dazu. Warf einen Blick zum Türbogen geradeaus: es schien dort auch zu Nebengelassen zu gehen. Auf der Rückseite des Handzettels, entsann ich mich, hatte etwas von einer Waterfall Lounge gestanden.
„Ich bin Lissy.“ Eine zierliche brünette Frau in engem Kleidchen hatte sich unvermerkt zu mir gesetzt. Ich antwortete nicht. Schnallensandalen trug sie an den Füßen. Meine stummen Blicke schienen sie unruhig zu machen. „Gibst du mir einen aus?“ Ich schwieg weiter, sie drückte mir sacht ihre linke Hand auf die Brust. Hatte einen Ehering am Finger. Als ich draufsah, sagte sie: „Oh tut mir leid, er geht nicht ab.“ Mit ihrer aufgeworfenen Nase hätte sie fürs GibsonGirl Modell stehen können: Idealbild der US-amerikanischen Frau (‚she is an elegant, well-to-do socialite and a poor, put-upon working girl‘). Ihr rechter Unterarm legte sich um meinen Nacken, ihre Lippen berührten meinen linken Mundwinkel. Sie schnupperte. „Du riechst gut, wir haben nicht oft solche Gäste. Laß mich dich küssen.“ Sie küßte mich. „Gibst mir paar Dollars?“ Hinter uns flanierte eine hochgewachsene Blondine im Abendkleid, warf schnelle, irgendwie drohende Blick. Ich hatte das Gefühl, alle Welt fokussiere sich auf mich. Es wurde unangenehm. Lissy sah meinen Blick. „Mach dir nichts draus“, sagte sie, „auch zu mir ist Joanne arrogant.“ „Sie ist unendlich schön.“ „Schau m i c h an!“
In diesem Moment trat die Schwarze aus dem Gap-Khakis-Plakat in den Showrom. Ich hatte mich nicht einmal umdrehen müssen, um sie zu bemerken. Ich spürte sie einfach. Und sah auch nicht hin. Wartete. Aber Lissy wurde nervös. Ließ von mir ab, erhob sich sogar. „Sie kommt“, sagte sie, „Martha kommt.“ „Martha?“ Da stand die Schwarze schon bei uns. Und scheuchte Lissy mit einem Blick fort. Setzte sich aber nicht etwa, sondern sah auf mich herunter. Sie schien nicht einmal nachzudenken, einfach nur zu schauen. Sie trug ein Kostüm, darunter einen hellen Seidenrolli und elegante, verspielte Pumps. Ihren Beinen war anzusehen, daß auch sie professionell getanzt hatte. Oder immer noch tanzte. Ich war nicht erstaunt, sie zu sehen. Eigentlich hatte ich damit gerechnet. War es nicht sie gewesen, die mir den Handzettel zustecken ließ? Dann sprach sie. Aber ich verstand nicht, was. Sie drehte sich um und schritt langsam wieder davon. Ich stand auf und folgte ihr. Mein Blick begegnete Lissies, die schlug die Lider nieder.
Tatsächlich waren dem Showroom Separés angegliedert. Von irgendwoher plätscherte es. Wohl die Waterfall Lounge. Ich ließ mich zu einer lederbezogenen Tür führen. Der Rahmen schnaufte, als Martha das Büro öffnete. Wuchtiger Schreibtisch, Computer drauf, silberne Golf-Trophäen. Rechts davon eine Sitzgruppe. Mit einer Kopfbewegung zeigte Martha auf einen gleich neben der Tür abgestellten Aktenkoffer. Ich erkannte ihn sofort. Von dem hatte Talisker geträumt. „Ist das Ihrer?“ fragte sie, hob den Koffer und reichte ihn mir. Ich nahm ihn. „Eigentlich nicht“, sagte ich. Sie fragte: „Und das Monogramm?“ „Monogramm?“ Sie legte einen langen Kunstnagel links neben den Ledergriff: „Da. GM.“ Ich erschrak. Wieso war ich nicht selbst darauf gekommen? „Woher wissen Sie..?!“ wollte ich fragen, aber ich fand keine Sprache. Der Koffer war nicht schwer. Drinnen rutschte was hin und her, das nach Schlüsseln klang. Ich stellte ihn auf den flachen Tisch der Sitzgruppe. „Es wäre mir sehr lieb“, sagte Martha, „wenn Sie unsere Show nicht mehr besuchten.“ Ich räusperte mich. Und noch mal. Dann: „Sie werfen mich raus?“ „Ich habe Ihretwegen s c h o n einen Freund verloren...“ „Sie haben was?“ „Man hat ihn in Ihrer Gegenwart erschossen.“ „Penn Plaza?“ Langsam faßte ich mich wieder. „Aber damit habe doch i c h nichts zu tun.“ „Es war Ihre Idee!“ „Moment mal...“ „Ich kann es es mir nicht leisten, diesen Ort zum Schauplatz fantastischer Intrigen zu machen.“ „Intrigen?“ „Seien Sie dankbar, daß ich den Koffer entdeckt hab. Hätte ihn Ihre Erfindung in die Hände bekommen...“ „Ich verstehe überhaupt nicht...“ Ich hatte den beklemmenden Eindruck, sie wisse mehr von mir, als ich selbst. „Mister,“ sagte sie, „Sie verstehen sehr gut. Und nun gehen Sie bitte.“ Mit beiden Händen griff ich je an die Schließen. Sie: „Nicht hier!“ Irritiert ließ ich ab. „Sagen Sie mir wenigstens,“ bat ich, „von wem Sie ihn haben.“ Sie sah mich forschend an, machte ein paar Kaubewegungen dabei. Dann sagte sie: „Leider bin ich manchmal zu menschlich und hole mir Feinde ins Haus.“ Es sah aus, als schaute sie wieder von dem Plakat herunter. Sah über Dächer. „Worauf warten Sie noch?!“ Sie dachte nicht dran, mir die Hand zu reichen. Verwirrt stand ich da. „Das s i n d doch Sie auf dem Plakat?“ fragte ich leise und ohne eigentlich eine Antwort zu erwarten. Da mußte sie lachen. Verzweifelt, so klang es mir. Sie sagte: „Das Foto, von dem Sie sprechen, ist vierzig Jahre alt.“ „Aber es zeigt S i e!“ Einen Moment lang trafen mich enorm stumme Blicke. Dann herrschte sie mich an: „Verschwinden Sie schon!“ Sie nahm auf einem der Sessel Platz und wartete. Die Gedanken hinter ihrer kantigen Stirn trauerten zu den freundlichen Wangen Momodou Dembangs zurück.
Vor der Ledertür wartete Lissy. Hatte sie gelauscht? Sie wirkte eingeschüchtert. „Haben Sie Angst, Lady?“ fragte ich. Sie: „Warum sagst du immer ‚Lady‘?“ Ich: „Hast du Angst?“ „Man weiß nicht, wer sie ist. Niemand weiß das. Aber ohne sie wären wir schon alle am Ende. Sie gibt uns Arbeit, Essen, mir hat sie sogar eine Bude gesucht. “ „Mich mag sie jedenfalls nicht.“ Lissy drückte meine Hand. „Übrigens“, sagte sie, „interessiert es sie nie, was wir sonst noch treiben.“ Das war deutlich, aber ich hatte momentan keine Lust. Wir bogen um die Flurecke. Lifttür Schalter Drehkreuz Showroom. Talisker.
Ich spontan einen Schritt zurück.
Natürlich wäre es jetzt die Gelegenheit gewesen. Wie hätte er gestaunt, hätte er den Koffer gesehen! Doch nun interessierte mich selbst, was er enthielt. Deshalb entschloß ich mich um. „Habt ihr einen Notausgang?“ „Die Stiege... Wieso?“ Ich drückte ihr meinen Rest Eindollernoten in die Hand. „Du bist süß“, sagte sie. Zauderte, sah ebenfalls zu Talisker rüber; ihre Hand in der meinen wurde für den Moment feucht. Sie gab sich einen Ruck: „Gut, es sind ja nur drei Stockwerke.“ Sie schob mich hin und dann hinaus. Als sie mich küßte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen.
Es waren von Legz Diamond's zu Aladdin’s zehn Straßen zu gehen. Nämlich ließen mich die unbeleuchteten Stufen nicht auf die 54th, sondern 55th St hinaus. Und das auch nicht sofort. Sie endeten in einem weiten Entree, das mir, als ich im anflackernden Neonlicht stand, seltsam bekannt vorkam. Sirren schmale gerade meterlange Streifen Lichts. Vor allem dieser Geruch nach erwärmtem Plastik und Metallgeländer! Es war fast wie... - - früher?: Schauderhaft! Was waren das für Lifts? Voll Mißtrauen stand ich vor den fünf milchverglasten alten Wiener Holztüren, über denen gelbgrüne Stationslichter glommen. Auf den Rahmen klebte schmutzige Hitze. Überaus langsam, gleichsam in Tropfen, fiel Kühlung hinein. Neben den Schächten Pfützen, die sich aus dem Luftstrom der Klimaanlagen kondensierten. Trotzdem stand die Schwüle bis unter die Decke wie Teig. Nur wenn jemand, was ich jetzt, sozusagen fliehend, tat, die Tür öffnete, schickte das einen Schwall Frische herein. Dann wurde die feuchte Hitze locker und samtig. Draußen indes immer noch der kalte, am Schachtgrund umstehender Hochhauswände sich versprühende Nieselregen. Auch der atriumartige, heruntergekommene Hof, auf den ich hinaustrat, war mir nicht gänzlich unbekannt. Er schien auf einer Brache angelegt; auch hier hatte mal ein Haus gestanden. Vielleicht war es abgebrannt oder abgebrannt worden, dem Schicksal zahlloser Brownstones gleich, deren Eigentümer die Kosten nicht mehr aufbringen konnten. Wie schwer hing der Koffer an meinem Arm! Rechts die Reihe blechener, geputzt silberstrahlender Mülleimer und links, gleichsam ängstlich ans Hausgefälle gepreßt, Gartenstühle zwischen Pflanzenkübeln und Plastikzwergen. Schwindelnd hoch droben faßten die Dächer beinah zusammen, nur ein Fleckchen Graus war vom Himmel zu sehen. Und aus diesem herab wehte der dünne Sprühregen wie sinkender Altweibersommer. Aus dem Hof führte eine eigenartig verwahrloste Holztür, die durch einen Bauzaun... nein, eben nicht auf die 55th Street, sondern die Calle dels Escudellers führte. Ich war nun wirklich im falschen Buch. Und tatsächlich - gleich an der Pforte - grob aufs Holz geleimt:  Also umkehren und, übern Hof zurück, wieder ins Schattenwasser hinein. Geradeaus zum Haupteingang durfte ich auf keinen Fall; es hätte meiner alten Heimat Frankfurt am Main zwar geschmeichelt, angedockt an New York City zu sein, aber ich wollte nichts riskieren. Tatsächlich führte eine Kammer rechts in einen jener nüchtern engen Gänge, die man sowohl in Krankenhäusern wie Funkanstalten findet. Putzzeug, Eimer, riesige Poliermaschinen für Marmorböden, aber auch Stative, Hunderte schräggekippter Scheinwerfer mit Blenden und Armeen kniehoher Kabeltrommeln standen herum. Links und rechts, in Abständen, gab es mattbraune Glasscheiben, durch die ich nicht hindurchschauen konnte, doch ich war überzeugt, dahinter sind die Tonateliers. So ging es über Hunderte von Metern. Eine Brandschutztür verschloß das Ende des Gangs. Ich legte eine Hand auf die Klinke, drückte sie. Zog. Mußte zerren, bis sie sich endlich drehte: als hielte die Tür ein Vakuum fest. Ich kriegte sie auch nur grad so weit auf, daß ich durchschlüpfen konnte. Schon knallte sie mit einem Krachen, das hätte Schaufensterscheiben zerspringen lassen, hinter mir zu. Ich stand im Foyer eines anderen Hauses. Rechts eine revolving door... hindurchgedreht und ins Freie. Immer noch fiel Regen, nun aber dicht und real. Unweit eilten, die Köpfe gesenkt, paar Nachtschwärmer heim. Andere falterten noch, unter mattrot glimmenden Plastikmarkisen, um „Deli“ genannte Kreuzungen aus Imbiß und Sparmarkt. Es war nach zwölf. Ich erstand ein Bier. Die Straßen zum ALADDIN'S entlangschreitend, drückte ich die Packpapiertüte an mich, in die der Verkäufer die Dose hineingetan hatte. Am Hotel lag neben den Stufen, zwischen Wand und Elektrokasten, ein Mann auf seinem Bauch. Schlief vielleicht. War vielleicht tot. Es regnete auf ihn und das bißchen Pappe herab, auf die er dreiviertels gewälzt war. Ich machte einen langen Schritt. Es war Zeit, ins Bett zu kommen. Im Fahrstuhl riß ich den Verschluß auf, das Bier schäumte hoch, schäumte über Zunge und Blechrand, tropfte auf die Auslegware und den zwischen meine Füße gestellten Koffer. In drei Zügen trank ich die Dose leer.
[>>>> weiter, Kapitel 27 bis 30.
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Alban Nikolai Herbst, In New York, Manhattan Roman.]

albannikolaiherbst - Montag, 15. Juni 2009, 17:00- Rubrik: InNewYorkManhattanRoman
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albannikolaiherbst - Montag, 15. Juni 2009, 16:59- Rubrik: InNewYorkManhattanRoman
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[Kapitel 25 & 26 <<<< dort.]
Aber ich öffnete den Koffer vorm Schlafengehen nicht mehr. Sondern schob ihn vorsichtig unter mein Bett. Ich wollte kein Licht machen. Stickige Luft und Schnarchen füllten das Zimmer. Es roch nach getragenen Socken. Ich saß in einem anderen Raum auf einem bei leisester Bewegung quietschenden Bett und sah, indem ich eine staubtrockne Gardine beiseitehielt, auf ein Eck-Deli, vor dem Typen lungerten. Auf dem Nachtschrank eine alte Schreibtischlampe, um die ein mürber Rosenkranz gewickelt war, ein verbogenes Blechkreuz dran. Daneben, geschlossen, der Koffer. Eine Schabe kam mit langen Antennen an ihm hochgekrochen. Der sah ich beim Hochkriechen zu. Aus einer Flasche goß ich mir immer wieder Jim Beam in einen StyroporBecher nach. Bis ich einschlief. Also ein zweites Mal. In dem Traum. Bereits kurz nach sechs war ich wach. Die andren schliefen noch, ich ging duschen. Nahm dann den Koffer und ab.
Der sehr kalte, aber ausgesprochen helle Morgen. Eine fast weiße Sonne schien, als ich hinaustrat. Im Wortsinn eilend kamen mir frühstückend Leute entgegen; links unterm Arm die Aktentasche, den Preßpappbecher voll Kaffee in der Hand. In der Rechten den Bagel. So lief, wer eins hatte, ans Werk. Jede Straßenecke zierte ein kleiner, rollbar metallener, nach Backwerk duftender Kiosk. GOOD MORNING NEW YORK. Bei RIESE's an Times Square frühstückte ich. Für 7 $. All you can eat. Es waren bereits Schulklassen hier. Literweise kippten sie Orangensaft ein. Futterten ham & eggs und ein in Fett getränktes Brot, das mit Ahornsirup übergossen wurde, was es schwammartig aufquellen ließ. Das schmeckte dann ziemlich widerlich. Eine Frage der Gewöhnung vielleicht. Die Stimmung aber war frisch, das gefiel mir. Der Koffer hatte so gar nichts Gespenstisches mehr. Außerdem saßen mir schräg gegenüber zwei entzückende Berückungen. Blond. Blondbrünett. Mochten 16 sein oder 17. Ich versuchte den Augenkontakt, doch blieb das unbeachtet, geschweige daß er erwidert wurde. Na ja. Wurde er schon, doch abgeblitzt. Man sah den Nymphen ihr Elternhaus an; Geld macht altklug und schnippisch. Hinter schönen Fassaden steckt manchmal was. Wer die Girlies verführte, konnte sein blaues Wunder erleben. Klug balancierten die beiden auf der Kippe zur Frau. Das machte mich zunehmend unruhig. Dabei mußte man sich vorsehen in USA: Die Freie Welt war zum Verzweifeln mit Tabus geschlagen.
Natürlich merkte ich, wie ich die Enthüllung verschob: nahm den Koffer. Untersuchte die Schließen. Sie schnappten wie von alleine auf. Das handtellergroße, obendrein rundgerahmte Foto Maestro Olsens. Auf dem zweiten ich selbst. Die Aufnahme war keinen halben Tag alt, ich entsann mich, 6th Avenue, ich fantasierte den Spaziergang durch downtown Manhattan, als..: Rissiger Einschuß von Licht und Lärm! Das Hemd. Die Krawatte. Der Anzug. Sollte Talisker auf mich angesetzt werden? Und auf Olsen? Aber warum? Auf das Foto von mir war eine silberne Eins gemalt, auf Olsens eine Zwei. Ich sah, wie um Halt, neuerlich zu den Mädchen. Die plapperten und plapperten. Zwei schwere Umschläge. Die rührte ich erst mal nicht an. Der Koffer enthielt eine MetroCard, das Billett für ein Konzert in der Carnegie Hall am 16., also heute, sowie den Schlüsselbund, nach dem es immer geklungen hatte. Einen blauen Plastikanhänger dran, das Etikett mit STAR HOTEL beschriftet. Eine Visitenkarte des HotelManagers. Dazu die fotokopierte Partie eines New Yorker Stadtplans, Garment District an Penn Station. Um 30th und 32nd St. ein roter Kringel. Dann d o c h die Umschläge geöffnet: in einem die Pistole, natürlich. Sie war in ein Tuch gewickelt. Eine Baby Polymer 9mm compact. Schöne Waffe. Ich traute mich nicht, sie in die Hand zu nehmen. Deckte das Tuch wieder drüber. In dem andern vier Geldscheinbündel. Zählen konnte ich sie hier nicht. Sondern faltete das Stückchen Stadtplan, steckte mir das Billett ins Hemd, nahm noch den Schlüssel heraus. Dann schloß ich den Koffer, zahlte meine 7 $ und machte mich Richtung Kringel auf den Weg.
Ich fand das Star Hotel auf Anhieb. Ecke 8th Ave und 32nd St.: weißer vierstöckiger Bausatzkasten. Vorn an der Avenue ein HamburgerRestaurant: mamma itardo’s italian pizza. Lotto & News Stand. Weinrote, gelb beschriftete Markise. Darunter an der Hauswand Telefon mit Windschutz und paar Schritte weiter der Eingang. Ich klingelte, die Linse einer billigen Videoanlage sah auf mich herab; es hätte mich nicht gewundert, hätte das Objektiv sich vorgestülpt. „Ausgebucht“: Krächzschnarr. „Für mich ist ein Zimmer reserviert.“ „Name?“ Ich zögerte unmerklich, aber gab mir den Kick: „Talisker.“ Die Schließe summte, ich drückte die Tür auf. Es ging eine enge, im letzten Achtel gewendelte Treppe hinauf. Links, hinter der gestreckten Glasscheibe, ab Brusthöhe in die Wand eingelassen, das sogenannte Direktionszimmer, welches zugleich Rezeption war. An einem der beiden Schreibtische saß ein leicht untersetzter Mafiaboß. Edelgrauer Anzug, Weste, Hemd, gelbe gepunktete Krawatte. Näher gekommen: Wespenmotiv. Er winkte mich herein. DENIS J. FAIRING – SITE MANAGER. „Sie haben Glück, daß wir noch da sind.“ „Ich hab schon die Schlüssel.“ „Hat Bob Ihnen die gegeben? Wann? Er hat mir nichts gesagt.“ Schob den Anmeldeblock rüber. Verlangte aber keinen Paß. Statt dessen: „Keine Kreditkarten, keine Schecks, Sie zahlen je eine Woche im voraus.“ „Wieviel?“ „40 pro Nacht.“ „30.“ „35.“ „30.“ „Okay. Ich bin Denis.“ „Talisker“, sagte ich. „Das ist“, fragte er, „Ihr Vorname?“ „Mein Name.“ Er räusperte sich. Wartete. Ich wartete auch. Entdeckte, was mich irritierte, den Programmzettel des Pluto Symphony unter Briefstößen rausschaun. Endlich begriff ich. Stellte den Koffer ab, zählte ihm die 210 hin. Er lächelte, dezent vor Gier, auf die Scheine. Sah meinen Blick, folgte ihm auf das Programm. „Immer diese Postwurfsendungen“, sagte er, zog das gefaltete Blatt hervor, wollte es zerreißen, hielt inne: „Oder interessiert Sie das?“ „Nein nein, schon gut.“ Während er riß und fortwarf, ging die Tür auf. Ein sympthischer Student wischte rein, Inlines unterm Arm, gerötete Wangen. „Das ist Bob“, sagte Jack und schlug sich spielerisch vor die Stirn: „Ach ich vergaß... Sie kennen einander ja schon.“ Bob sah mich irritiert an, stellte die Sache aber nicht richtig. Als er mich zu meinem Zimmer führte, steckte ich ihm einen Fünfer zu. Er fragte nichts.
Man hatte mir neben dem Zimmer einer, wie Bob sie nannte, Dauermieterin einen nicht allzu kleinen Eckraum reserviert, ein Fenster zur Straße, zwei Fenster zur Avenue. Vor den verschlierten Scheiben Gardinen, die man nicht anpusten durfte. Sonst wären sie zerfallen. Doppelbett Nachtschrank Kommödchen. Eine Kombination aus SideBoard und Spind. Als ich die Schreibtischlampe mit dem Rosenkranz sah, wußte ich: hier wirst du bleiben. „Gefällt es dir?“ fragte Bob. Ich beugte mich vor, sah aus dem Fenster der Schmalseite. Das Deli drunten. Ich nickte. „Es genügt“, sagte ich. Über dem Deli und längsseits gegenüber meinem Hotel ein MANHATTAN INN in zweifelsfrei besserem Zustand. Dort zahlte man sicher auch mehr. „Hat dir Jack gesagt“, fragte Bob, „daß wir umbauen werden?“ „Ach ja?“ „Wir schließen heute. Ganz neues Konzept. TechnoHotel.“ Lächelte jungenhaft stolz: „Ich werde Mitinhaber.“ „Gratuliere.“ „Ich kann dir später mal Fotos zeigen.“ Ich legte den Koffer aufs Bett. Gab kaum auf ihn acht, damit nichts auffiel. „Also nichts für ungut, wenn’s nachher laut werden sollte.“ „Ist mir egal.“ „Ich sag’s ja nur. Also see you.“ Ich folgte ihm fast sofort, um meine Sachen aus dem ALADDIN's zu holen. Hatte nur noch gezögert, ob ich das Geld unbeaufsichtigt hierlassen konnte.
Als ich hinaustrat, standen die Wasserbehälter auf den groben Dächern wie außerirdische Wachsoldaten. Sie waren, antennig oder Widerständen auf Schaltplatinen gleich, selbst auf den höchsten Stufenkästen montiert. Das Wetter strahlende Zuversicht. Momentlang beruhigte das meine Nervosität. Sonnenbrillen. Kinderwagen. Trotz der Kälte wurde Eis geleckt. Zweimal passierten mich offene Cabriolets. Neben den Stufen lag der Typ nicht mehr da. Plötzlich Panik. Jemand ist an meinen Rucksack gegangen! Ich sprang das Treppchen hinauf. Man hatte vielleicht mein Tickett genommen, das drin versteckt war mit einigem Notgeld und der American Express. Um die Ecke - stieß mit einem zusammen - „Verzeihung!“ - der gab mir - „Fuck you!“ - einen Schlag vor die Brust: Fatales Bürokratengesicht. Porschebrille. Momentlang blieb mir die Luft weg. Ohne Eile schritt der unsympathische Mensch davon. Ich faßte mich, der Portier hatte mir gänzlich ungerührt zugesehen. Jetzt schüttelte er den Kopf. Ich ignorierte ihn, drückte den Lift. Zwischen rotem Teppichboden schwoll die Unruhe wieder. Mein Walkman, die DigitalHörer... Vorbei am Duschraum. Ich mußte die Tür des Zimmers nicht aufschließen, sie war tatsächlich offen. Doch war meine Aufregung völlig grundlos gewesen. Auch das Gepäck meiner Mitbewohner sah unangetastet aus. Ich beruhigte mich dennoch nur langsam. Nahm den Rucksack und checkte aus. In hellster Sonne schleppte ich mich, darüber ziemlich in Schweiß geratend, zum STAR HOTEL, wo mittlerweile Arbeiter eingetroffen waren, die über die Treppe zur zweiten Etage hinauf Spitzhacken und blechene Schütten schleppten. Dauernd ließen sie unten die Türe offen. Rechts gegenüber dem Direktionszimmer, in welchem Jack und Bob ihre Sachen zusammenpackten, war eine niedrige Stahlpforte aufgeklappt, durch die sich auf einen mit Mischmaschinen Mörtelsäcken Drahtgerippe vollgestellten Dachpappenhof hinaussehen ließ. In verfleckten Overalls wühlten Arbeiter rum. Ich ging weiter. Die Tür des Nebenzimmers, aus dem Radiomusik plärrte, öffnete sich und eine Schlampe wälzte den Kopf raus. Sah mich, schwappte zurück, knallte die Tür. Na Mahlzeit. Ich stellte den Rucksack in mein Zimmer. Schlug die Tagesdecke vom Bett, auch das Plumeau. Die Schlampe hatte mich mißtrauisch gemacht. Aber das Laken sah unverdächtig aus. Als ich jedoch eine Schublade der Miniaturkommode öffnete, peste rotbaun ein insektisches Haustier davon, die Fühler schreckensstarr Richtung Dunkel. So etwas hatte ich mir gedacht. Verließ das Hotel unmittelbar. Um ein Insektizid zu kaufen. Oder um mich abzulenken. Dreißig Meter lange Trucks kämpften sich quer durch ein Magma aus Wagen und Leibern. Straßenpriester standen bereit, die Arme ausgebreitet Prediger Sänger. Unter den Sprüngen Verrückter schlurften Depressive durch. Man zappelte an der Nabelschnur. Millionengliedrige Fauna Metropoles Biotop. Zellteilung unenentwegt. Und die gewucherten Zellen vom Saumbrand befressen, Zerrüttung im Innern Verfall an den Rändern. Babylonische Stahltürme, das Dachwerk gleichermaßen von Art Deco und Wolken verziert wie in Wolken und Art Deco verzahnt, indessen sich unten Generationen aus Gelb Rot Blau ergossen, Taxen Busse rote leuchtende Feuerwehrwagen, die zähen Stauungen von InlineScatern wie von Sardinen durchflitzt, an beiden Ufern Menschenströme. Hob wer den Kopf, dann war er Tourist oder Dieb. Kaum war ich auf die 30th St hinaus, stieß man und rempelte mich aus dem Weg. Jemand knallte mir die Spitzen seiner Schuh in die Fersen, anderswo hupte man unwirsch drängelte Sonne über Manhattan. Wie die Schaufenster blitzten! Trotzig warf ich meinen Kopf in den Nacken: Grate, Schrottwürfel, abgeleckt und Farben aufeinandergeschichtet, Tausende Wohnungen reingebohrt. So sehr die Wolkenkratzer der Vertikale gebieten, wird doch die Fläche von Mietskasernen beherrscht. Quadratkilometer nach Abriß schreiender Backsteinhöhlen Zementhöllen depressive Sozialität. Unterhalb der 14th Street West brach die Avenue auseinander. Weingläser zerspringen so. Die Straßen ausgefranste Stadtplanrisse. Hübsche Fassaden wie niedrig die Häuschen blühendes Kirschenmeer tuffhell und süß. Mit einem Mal war es still. Das Viertel hatte in seinen mondänen Ursprung zurückgefunden und die Zeiten einer in Henry Miller legendären Bohème geschleift. Zur schwulen Puppenstube aufpoliert, schien hier bereits der Anblick von Arbeit obszön. Fünf Stock hoch, achtzehn Fuß breit: so maß ein Brownstone. Glänzende Kirschholztüren, die Goldgriffe angehaucht. Dann in den Neid des Nachbarn gewichst. Dicke Haushälterinnen mit an Leinen laufenden Walzen. Ballette von Gitternetzen aus blauen Feuerleitern. Ein alter Mann hockte auf den Stufen und sinnierte in Tulpenrabatten hinein. Die tote Zigarre zwischen den Lippen. Zwei Sträßchen weiter das Modell eines Freibads. Gechlorte Einsamkeit: an der Hauswand wellig reflektiertes Türkis. Die häßlichsten Hochwohnkomplexe wölbten sich drüber. Grob abgerissen eine Gebäudeseite. Der ungeheure Kran: mechanisches Alptrauminsekt. Und noch dahinter und noch klein links höher: geschlagene hochgestockte Zementsahne starr. Und abermals drei Stockwerke drauf.
Riesige Regenlachen. Ein schwarzer Lincoln raste durch die wegspritzende Pfützenfläche. Hydranten an jeder Straßenecke. In einer Auslage, hübsch und birnig, schimmerten zwei silikone Brüste. Houston Street. Zwar von Süden her fegte noch eisig der Wind, aber in der halbsteil herunterprallenden Sonne wurde es heiß. Ging ja auch auf den Mittag. Und von den Dächern bestarrten mich immerzu diese bizarren Wasserbehälter: rund und fassig und spinnenartig auf dünnen Gelenken.
In meine Rue Lafayette über die Spring St war ich schon gestern abend gedankenspaziert. MAIN SUPLLY FÜR CHINESE COOKING. Geschreie Sirenen. Je höher die Sonne stieg, desto schärfer ihre Lanzen. Unausgesetzter Wechsel von dunkel und grell. Lichtgitter Schattenmauern. Dann bezog sich der Himmel mit Weh. Ich schwebte durch Leitern aus Licht und Pagoden. Unversehens Canal Street: leuchtendste Markisen. Egg Rolls Dofu Menschenklumpen. Die Shoppingströme derart dicht, daß ich Schwimmbewegungen machte. Die Mott Street barst vor Touristen. Kleine dicke Amijungen schwappten in Shorts unter Baseballkappen. Fanfaren Trompeten Heulen: schon schrill ein Feuerwehrkonvoi, der, Leuchrot und Leiternsilber, durch die Metall- und Gummiflut schnitt. Auslagen geil dahingeschichtet Fische Krebse Krabben Hummer. Aquarien zum Scheibenbersten gefüllt. Weiß geleeig Dim Sum. Glibberkuchen aus Reis. Ein Abgang zur Subway aufgerissen. Schartiger Zaun, als wären es Zähne. Ich drückte den Bauch dran vorbei, tauchte unter etwas hindurch, das ich besser nicht wahrnahm. Seafood congee im Wonton Tavern gleich neben der Manhattan Bridge. Nahe ihren riesigen Sockeln wurde man für fünf Dollar satt. Hunderte kleiner Garküchen sprenkelten die Gegend, in den Sichtfenstern über siedendem Fett goldbraune Enten an den Schwimmfüßen aufgehängt. In einem Fleischerladen gehenkt. Ein Kino zeigte nur chinesische Filme. Und dieses Giftgelb über New York! Davon wurde hinter den Feuerleitern der rote Backstein grün. Auslagen wie DDR: staubige Verpackungen von Elektroartikeln, Schriften und Farben längst verblaßt. Einmachdosen. Gewelltes Papier. Wie die alte Chinesin auf ihren East Broadway hinunterschaute! War so verschattet unter den silbrigen Haaren. Das gegerbte Jahrtausendgesicht aus Rissen und Sprüngen...
- Moment mal eben: - - Mitten im Schreiten blieb ich stehen: - - - War das da eben nicht Talisker?! Etwas griff mir ans Herz mit sehr kalten Fingern -
...Ich kniff die Augen zusammen.Hatte mich selbstverständlich geirrt. Was hätte er hier auch zu schaffen gehabt? Ich kam nur langsam zur Ruhe. Trat in einen Imbiß, nahm ein root beer: Brühe aus Wasser, Fruktose und Maissirup. Erst derart desinfiziert, ließ ich mich weiterlocken in den organisierten Wirrwarr aus Brücken Holz Stahl Stein: schlüpfte durch, fahndete nach Pässen, umwanderte Baustellen, kletterte an Absperrungen vorbei, zickzackte durch Fahrtrinnen Taxen Busse Trucks. City Hall autoritäres Kolonnadenrondell. Die goldene Figur über den beiden Stufen des Dachs leuchtete auf die Magnolien eines von Baggern Bulldozern Arbeitern umgewühlten Parkes hinab. WE APOLOGIZE FOR ANY INCONVENIANCE. Doch mußte ich sowieso durch einiges Straßen-, Überführungs- und Baustellenwirrwarr. Links Brooklyn Bridge, dann das Woolworth Building rechts, der Financial District. Die Lilien vor Trinity Church dufteten zum BesinnungslosWerden. Klein und steinig blickte das neogotische Gotteshaus in den massigen Cañon der Wall Street: der Architektur gewordene Kapitaldarwinismus eine wüste verschachtelte Hybris aus Kubismus und Kitsch, spätromantischen Arabesken und manieristischer Funktion. Nur wenige Straßen entfernt ist das Pflaster mit Fischblut gewaschen.
[>>>> weiter: Kapitel 31 & 32.
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Alban Nikolai Herbst, In New York, Manhattan Roman.]

albannikolaiherbst - Montag, 15. Juni 2009, 16:58- Rubrik: InNewYorkManhattanRoman
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albannikolaiherbst - Montag, 15. Juni 2009, 16:57- Rubrik: InNewYorkManhattanRoman
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[Kapitel 27 - 30 <<<< dort.]
 Blinzelte im Sonnenlicht übers Wasser zur Freiheitsstatue hinüber, nach Ellis Island, wo sich die Kriegsimmigranten oft tagelang ihre Beine in den Boden gestanden hatten. Sozialisten. Juden. Homosexuelle. Künstler. Manche hatten auf ihren Koffern gesessen. Waren in die letzten Mäntel der Heimat gehüllt. Kinder schrieen an den Brüsten der Mütter. Niemand wußte, was wird. Wenn man nur reinkam. Wer heutzutage mit der unentgeltlichen Fähre nach Staten Island hinüberfuhr und wieder zurück, konnte fast denselben Eindruck gewinnen wie die Ankömmlinge damals; freilich gab es die blauschlanken Doppeltürme des World Trade Centers noch nicht: doch man erblickte, zu speicherartigen Riesenhäusern aufgekastet, bogen- und kronengeschmückt, das vorgeschobene Kegelende White Halls, gewölbtbraune BacksteinMagazine, dahinter das gotische, in bläulichgrünem Weiß verspielte WoolworthBuilding mit seinen von grünspanfarbener Spitze eskortieren Zinnen und unter ihnen in geometrischer Pracht Fenster um Fenster, Simse um Simse. Es war so kalt gewesen an Deck.
Pulks aus Schaulustigen. Für 45 $ brachten sie die Boote hinüber. Kinder spielten Kriegen. Das Tuckern der Schiffsmotörchen. Klätschelnde Wellen. Es war, da kein Wind ging, so warm, daß ich eindöste und erst wieder zu mir kam, weil jemand mich ansprach. Ich hatte von Talisker geträumt. Doch nicht der saß neben mir, sondern ein kleinbürgerlicher Mensch im BusinessDress. Der Anzug paßte ihm nicht; er schien ihn geliehen oder sehr an Umfang verloren zu haben. Die Krawatte zipfelte bis in den Schritt. Jetzt, da er saß, hing sie unter den Banksitz hinunter. „Schlafen Sie?“ fragte er. „Nein“, sagte ich. Er wieder: „Dann haben Sie Selbstgespräche geführt. Ich dachte, ich weck sie mal auf. Damit Sie nicht was ausplaudern.“ „Ausplaudern?“ „Was zu privat ist.“ „Ach so.“ „Auf seine Privatsphäre hat jeder ein Recht. Die muß man auch gegen den Schlaf verteidigen.“ „Da bin ich Ihrer Meinung.“ „Sie sind nicht von hier?“ „Sie auch nicht.“ „Stimmt. Ich komme aus Hudson. Zweieinhalb Autostunden upstate. Ich mache in Lastern,“ sagte er, „trucks. - Haben Sie eine Ahnung, was man abends tun kann in New York?“ „Das meinen Sie nicht ernst!“ „Ich bin so einsam“, sagte er naiv. Dann zog er seine Karte aus der Brillentasche. „Wenn Sie mal einen Lastwagen brauchen“, erklärte er und reichte sie mir. „Es ist wegen Clarissa“, sagte er dann und zog aus der Seitentasche einen silbernen Flachmann. Ich hingegen zog, sozusagen über der Visitenkarte, die Brauen zusammen. „Clarissa ist... war... meine Frau...“ „Aha.“ „Ich hab hier vor einem Jahr einen Deal gemacht... einen ganz großen, sag ich Ihnen...“ Er reichte mir den Flachmann, nachdem er sich umgesehen hatte. „Man muß vorsichtig sein, die stecken Sie für weit weniger in‘ Bau.“ Ich dankte: „Noch zu früh zum Trinken.“ „Ham Sie auch wieder recht“: steckte den Flachmann mit seiner Linken zurück. Dann reichte er mir die Rechte. „Sie können Mickey zu mir sagen. Das hat immer sie gesagt. Es wäre schön, das wieder einmal zu hören.“ Ich schlug ein: „Ist mir eine Ehre. - Gottfried Meissen.“ „Sie sind Deutscher? Gottfried... Noch nie gehört, den Namen.“ Betonte sinnierend: „Meissen“, was er, jedoch mit scharfem s, wie Mason sprach. Ich sagte: „Sagen Sie Fred.“ „Ich habe, Fred, drei 97er Freightliner verkauft, Century Class, wenn Ihnen das was sagt...“ „Tut mir...“ „Drei Stück, Fred! Das war der größte Deal meines Lebens! Aber ich hatte eben Clarissa mitgenommen, weil... Sie wissen schon, die hatten eingeladen... Und da war dann Bill. William W. Worman.“ Er verstummte. Legte den Kopf zurück, blinzelte ins Licht. Drüben kamen die weißen Tuckerboote zurückgeschwommen. Aufregung am Pier, Mütter brüllten übers Kleinkindsgreinen. „Worman?“ „Das ist der Manager von Gating Inc.“ „Ach so.“ „Nicht wahr? Was hätte ich tun können?“ „Denen haben Sie die Trucks..?“ Er nickte. „Das ist dumm“, sagte ich. Er sagte: „Ich hätte das nie gedacht.“ Wir saßen einen Moment wieder schweigend. „Aber so ist das“, fuhr er dann fort, „der beste Deal ist auch immer ganz mies. Hätte ich mein Geschäft weiter auf Albany konzentriert... bis nach Buffalo hab ich gehandelt... Kenn’Se Buffalo..?“ Er wollte keine Antwort. „Das ist eigentlich mein Einzugsgebiet. Aber jetzt fahr ich immer nach New York. Fast jedes Wochenende bin ich hier... bei meinem Schwager... der will ja a u c h wissen, wo Clarissa... Ist natürlich längst aus mit Bill.“ „Natürlich“, sagte ich. „Aber ich glaube nicht wirklich“, wieder er, „daß ich sie wiederfinden werde. Ihr würde das auch gar nicht gefallen. Aber ich hab so wenigstens das Gefühl, daß ich ihr nah bin. Verstehn Se, was ich meine?“ Ich nickte. Er zog den Flachmann ein zweites Mal heraus, schraubte den Verschluß nun wirklich ab, sah sich abermals um, bückte sich, setzte an. Auf meinen spöttischen Blick: „Ich bin schon mal geschnappt worden, wissen Se, gleich die Woche, nachdem das mit Clarissa passiert war. Bloß 'ne Dose Bier, aber ne ganze Nacht brummen..!“ „Sie haben Ihre Frau seit damals nicht wiedergesehen?“ Er schüttelte den Kopf. „In der ganzen Zeit nicht eine Nachricht?“ „Nein, nichts.“ „Sie fehlt Ihnen immer noch?“ „Ich liebe sie. Sie war eine gute Frau. Aber weg ist weg, sag ich immer. Was weg ist, sag ich immer, kommt nicht wieder. Ich hätt es wissen müssen.“ „Wo wohnen Sie?“ „Herald Square Hotel.“ „Ach nein!“ „Sie kennen das?“ „Ein Freund von mir ist da untergekommen.“ „Ich hab ein Bild von ihr.“ „Von Ihrer Freundin?“ Er schnalzte, sah den Flachmann in seiner Hand an, schnalzte wieder. Dann schüttelte er den Kopf und steckte das Fläschchen weg. Holte sein Portomonnaie raus, fingerte drin rum, reichte mir eine Automatenfotografie. Ich konnte es nicht lassen, durch die Zähne zu pfeifen. „Haben Sie sie gesehen?“ fragte er. „Kennen Sie sie?!“ Es war Lissy, die Prostituierte aus LEGZ DIAMOND's. „Sind Sie ein moralischer Mensch?“ fragte ich. Er: „Ich weiß nicht. Wahrscheinlich schon.“ „Dann wird es schwer für Sie werden.“ „Sagen Sie schon! Sie wissen, wo sie ist?!“ Er faßte mich tatsächlich am Jackettaufschlag, und zwar mit beiden Händen. „Hey hey!“ machte ich. Sofort zog er sich zurück. Schlappschwanz. „Geben Sie mir die Adresse“, jammerte er. Ich: „Haben Sie etwas zu schreiben?“ Ich kritzelte die Anschrift auf. Er las sie, steckte sie ein, stand nicht ab, mich obendrein anzubetteln: „Würden Sie mich begleiten heut abend?“ „Nein, da hab ich was anderes vor.“ „O bitte!“ „Aber wenn Sie wollen, können Sie meinen Freund im Herald Square fragen.“ „Wieso? Kennt der sie auch?“ Es war nicht schwer, das einzurichten; also nickte ich. Sie hatte sich, kaum daß ich gegangen war, zu ihm gesetzt. „Talisker heißt er“, sagte ich, „Wilfried Talisker. Lassen Sie sich von der Rezeption seine Zimmernummer geben.“
Ich hatte keine Lust, das Gespräch weiterzuführen, und stand auf. Mußte sowieso noch Insektenspray zu kaufen. Unter South Ferry nahm ich die Riverdale Line bis Penn Station und suchte nach einem Laden. Mit der Dose bewaffnet, spazierte ich ins Hotel, sprühte und zog mich dann um. Aber auch Mr. Thimble fuhr ins Hotel, nachdem er einen letzten - entscheidenden - Schluck aus dem Flachmann genommen. Kaum dort, fragte er nach meinem vorgeblichen Freund, bekam die Zimmernummer wirklich genannt und machte sich auf, oben anzuklopfen. Eine Frauenstimme rief ihn in serrrrrr gebrrrrochenem Englisch herrrrein. „Sorry, ich suche Mr. Talisker.“ Die Russin h i n g an diesem Zimmer. Vor dem Bett flimmerte eine AerobicSendung. Genervt guckte sie an Mr. Thimble zur Seite. „Is nicht da.“ „Sind Sie M r s. Talisker?“ „Nicht,“ wiederholte sie, „da.“ „Wann kommt er denn zurück?“ Sie kaute reaktionslos das Fernsehen an. „Könnten Sie ihm etwas ausrichten von mir? Thimble mein Name, Mike Thimble.“ „Zimmerrrr 15?“ Da kam Talisker selbst. Wunderte sich... um nicht zu sagen: war verärgert. „Schon wieder Sie! Also absolut raus hier!“ Die Russin pumpte, schwang ihren Wisch; Talisker holte Luft... in seinem Pneuma trug es sie fort. Wobei die Empörte noch kreischte. Als das verhallt war, fragte Talisker Mr. Thimble: „Hat man Töne?!“ Strinrunzeln. Dann: „Und wer sind S i e?!“ „Ein Mißverständnis... entschuldigung, ich habe gedacht, das ist Ihre Frau...“ „Was wolln Sie hier?“ „Sie sind ein Freund von Mr. Fred?“ Talisker runzelte die Stirn. „Er hat mir vorhin, im Battery Park...“ räusperte sich: „Es ist nämlich so, ich suche Clarissa.“ „Wie interessant.“ „Das ist meine Frau.“ „Schwer zu erraten. Und da soll ich helfen? Guter Mann!“ Mr. Thimble zog die Adresse von LEGZ DIAMOND's raus. Reichte Talisker meine Notiz. Talisker las sie. „Hat mein Freund seinen Namen genannt?“ fragte er. „Mr. Meissen.“ Talisker griff sich unmittelbar an die Hemdtasche, worin noch der Handzettel mit meiner Nachricht steckte. „Ihr Mr. Fred scheint kommunikativ zu sein.“ „Das weiß ich nicht.“ „Und Ihre Freundin soll... da ... arbeiten?“ „Mr. Meissen sagt das.“ „Sie haben ein Bild von ihr?“ „Aber ja, ja! Warten Sie! Ja!“ Er reichte es Talisker rüber, zusammen mit dem Portomonnaie. Der erkannte die Frau. Sah Mr. Thimble an. „Das ist ein Luder“, sagte er. „Sein Sie froh, wenn Sie sie los sind.“ „Bitte..!“ „Wie Sie wollen... Mr... ?“ „Thimble.“ „Sie stript da, das ist richtig. – Doch nun... bitte ... Ich habe eine sehr lange Nacht hinter mir.“ Lächelte anzüglich. „Aber ich dachte“, hub der unglückliche Mr. Thimble wieder an, „hoffte, Sie...“ „Was ich?“ „Sie könnten mich vielleicht begleiten... Ich bin mein Lebtag noch in keinem... keiner...“ „Es g i b t auch keine Prostitution in New York.“ Talisker winkte seinen ungebetenen Gast von der Schwelle. Er wäre anders nicht in sein Zimmer gekommen. Das faßte zwei Menschen nur dann, wenn sie aufeinanderlagen. Hilflos sah der TruckHändler zu, wie sich die Tür schloß.
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Alban Nikolai Herbst, In New York, Manhattan Roman.]

albannikolaiherbst - Montag, 15. Juni 2009, 16:56- Rubrik: InNewYorkManhattanRoman
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[Kapitel 31 & 32 <<<< dort.] Die hatte sich gestern nacht, kaum hatte sich hinter mir die Stiegentür geschlossen, an den Neuen herangemacht. Da ich ihr entgangen war, drängte es sie zur schnellen Beute. Talisker nippte, befangen, schien’s ihr, von seinem Glas. Es war aber nichts als ein nächster innerer UmstellProzeß, was ihn so unterkühlt wirken ließ. In Wahrheit wallten die Säfte. Er hielt noch den Handzettel mit meiner gekritzelten Nachricht rechts zwischen Daumen und Zeigefinger, während er den Modellen zusah, die eine nach der anderen, über endlos langen Beinen, mit ihren kindsglatten Mösen vertikal lächelnd, Samtbäuche, Brüste, die Gesichter erlesener Mannequins, zur Stange lippizanten, um die sie eine Hand legten, sich hielten, sich schwangen. Zu ihren High Heels schneiten die Scheine.
Carmen, die Lissys Absicht bemerkte, tuschelte ihr zu: „Der läßt keine an sich ran.“ „Geizknochen“, kam es von Jane. „Ich glaub“, so Jackie, „bloß verklemmt.“ Wenn der Schuppen leer war, hingen die Frauen wie Trauben an den wenigen Gästen. Lissy drückte die Brust raus und wurde Clarissa. „Guten Tag, Sir“, sagte sie, was natürlich ungewöhnlich war. „Sind Sie geizig?“ Er sah hoch und fragte grob: „Willst du mich anmachen?“ „Das ist mein Beruf, Mister. - Was hast du da?“ Augenschlag auf den Zettel. „Ach so...“ Sie nahm ihn aus seiner Hand, faltete ihn und steckte ihn ihm neckisch in die Hemdbrusttasche. Dann zog sie einen Stuhl neben ihn und setzte sich. Fingerte zu Taliskers Zigarettenschachtel auf dem CaféTisch. „Ich darf doch?“ Beugte sich vor, halbschräg, das bot ihm Einblick ins Dekolleté. „Gibst du mir Feuer? Sie dürfen mir übrigens etwas bestellen.“ „Und wenn ich nicht will?“ „Mister, du willst.“ Er mußte lachen. Ihre Dreistigkeit gewann ihn. Sie drückte ihm sachte ihre linke Hand auf die Brust. Ihr rechter Unterarm legte sich um seinen Nacken, ihre Lippen berührten seinen linken Mundwinkel. Clarissas Zärtlichkeit war so innig professionell, daß der Zweifel daran, er könne gemeint sein, für Talisker ganz hinfällig wurde. „Du riechst gut“, schnupperte sie, „ich kenne das Parfum nicht.“ „Bist du teuer?“ „Mögen Sie tanzen?“ „Hier?“ „Im Garden of Eden.“ „Was ist das?“ „Ich zeig es dir. Laß mich erst die Zigarette zu Ende rauchen.“ Er nahm, sich zurücklehnend, einen Schluck von seinem Bier. Karin gab es nicht mehr. So lebendig wie heute hatte er sich seit seiner Jugend nicht gefühlt. Clarissa indessen zwinkerte der schönen Gwendolyne zu, die sich unter ihrem Spagat Dollargaben darbringen ließ, wobei sie, hinten auf beide Hände gestützt und den dunkelbraunen Kopf ganz in den Nacken gelegt, so daß sich die gestrafften Brüste reckten, ihr indianisches Haar übern Boden strömen ließ. Die Freundinnen liebten ihren Beruf. Die Mestizin stammte aus Levittown, Long Island, ihre Mutter war eine der wenigen überlebenden Algonquin, der Vater ein Handelsreisender in Software. Die Geschichte zwischen beiden war nicht gut verlaufen, das Reservat verweigerte der Mutter nicht qua jure, aber de facto die Rückkehr, und Gwen hatte sich mit vierzehn fortgemacht. Clarissa hingegen entstammte einer Quäkerfamilie aus Chatham. Bereits mit neun hatten ihr nicht nur ihr eigener Vater, sondern sämtliche Väter auf eine das Gemeinleben ziemlich belastende, auf Dauer inakzeptable Weise gefallen. Das änderte, sie wurde gerade elf, die Menarche nicht. Man schickte sie ins Internat. Doch unterrichteten dort Lehrer. Aus dem nächsten, einem nur von Frauen betreuten Mädchenheim, haute sie ab. Furchtbare Jahre folgten. Mit achtzehn floh sie in die Arme des netten dicken Mr. Thimbles. Hoffte inständig, seine brave Güte werde sich als schützender Wall vor ihre Veranlagung bauen; tatsächlich wäre nichts geeigneter gewesen, ihre Lüsternheiten zu ermüden, als die samtige Altväterlichkeit, in welcher der einfache Mensch das hübsches Weibchen wärmte. Doch der Heiland hörte nicht auf das Gebet, das für Clarissa ihre Ehe w a r. So daß sie, indem sie den ignoranten Gott wieder floh, auch den bedauernswerten Gatten ließ; vollen Herzens und wie befreit war sie in Bills, eines humaneren Erlösers oder Versuchers, Arme gestürzt. Als der sie fallen ließ, wäre sie beinah wirklich gefallen. Doch Mrs. Martha fing sie auf. Nahm sie gegen vice squad und Krankheit in Schutz. So ging es ihr gut, weshalb sie sich nun ausgesprochen gerne mit Talisker zurückzog, um ihrer Bestimmung erst im EdenGarten und später in einem der hübschen Gemächchen zu dienen.
Sie liebten sich bis halb drei. Dann schlief Talisker ein. Und träumte von dem Safe. So war er ganz dankbar, daß Clarissa ihn wegschicken mußte. Er gab ihr 200 $. „Bist du reich?“ „Ein Gangster.“ Sie lachte. Die Antwort gefiel ihr. „Kommst du wieder mal in die Gegend?“ Er sah sie, ohne zu antworten, an. Dann nahm er den Fahrstuhl hinab in die Nacht, gab dem Türsteher draußen ein Trinkgeld. Richtung Broadway schritt er davon und pfiff sich, seine Beine schmerzten, die erstbeste Taxe. Um Times Square funkelte Absackerleben. Doch den Mann ergriff nun wirklich das Zeitlag. Er war seit mehr als 21 Stunden... schon gut: auf den Beinen nicht n u r... und schlief nun - eingekeilt zwischen Safe, TV und air condition – in seinem HERALD SQUARE HOTEL wie das geflügelte Leben. So auch war das Puttchen geheißen.
Morgens dann, er hatte es sich gerade vor zwei Pancakes bequem gemacht und schickte sich an, sie mit Ahornsirup zu bekleckern, kam, rotverquollener Augen, abermals der dicke Mr. Thimble auf ihn zu. Er vermisse sein Frauchen zu sehr. Hätte Talisker ihn exportieren können, er hätte den Menschen zu seiner heileheileGänschenFamilie nach Tettnang geschickt. Morgens bereits derart viel Unglück: das m u ß t e einen ärgerlich machen. „Sein Se mal ein bißchen straff!“ Das beste wäre, man raubte Mr. Thimble aus in Manhattan und schlüge ihn so windelweich, daß er endlich begriff und der Stadt für immer den Rücken kehrte. Er würde sich schon erholen in Hudson, N.Y.
Der Dicke drehte beschämt den rechten Ballen am Boden.
Talisker ließ die Gabel laut auf den Teller fallen. „Okay“, sagte er, „wenn Sie jetzt lieb sind und mich in Ruhe frühstücken lassen, können wir uns heute nacht treffen.“ Strahlen übers Rotgewangte: „Wirklich?! Das ist so nett von Ihnen! Sie können sich gar nicht vorstellen...“ „Aber,“ sagte Talisker, „Sie bezahlen“ „Was immer Sie wollen!“ „Bringen Sie so viel Geld mit, wie Sie haben. Ihre Frau ist gierig.“ „Sehr gerne, sehr sehr gerne, Mr. Talisker.“ „Wir treffen uns dort um halb zwölf...“ Mr. Thimble, mit leichtem Entsetzen; „Drinnen?“ „Vor dem Eingang.“ Mr. Thimble atmete auf. „Ich werde da sein. Sie können sich auf mich verlassen.“ „Dann lassen Sie mich jetzt allein.“ „Natürlich, Mr. Talisker, gerne, Mr. Talisker.“ Und das Schlachtopfer ging.
Es gab Geschichten, die sich die Tänzerinnen erzählten. Etwa: In Wirklichkeit ist Martha uralt. Ich war ja nicht der einzige, der das Gap-Khakis-Plakat gesehen hatte. Jeder sah es. Und jeder machte sich seinen eigenen Reim darauf. Ganz geheuer war deren keiner. Und dann! Nicht nur Models und Kunden verkehrten hier, sondern es mußte hinterm Manager Office noch einen weiteren Raum geben, den man durch eine Geheimtür betrat. Oft erschienen Frauen zur sogenannten Vorstellung; doch bewarben die sich nicht. Jedenfalls nicht zwanzigdreißig auf einmal. Auch stand von denen nie eine hinterher auf dem Steg. Klopfte man dann an im Büro, gab es meist keine Antwort. Wenn aber doch, dann waren drinnen die Frauen irgendwie weg. Carmen schwor, sie seien bewaffnet, r i c h t i g bewaffnet, nicht nur mit Gaspistolen. Auch Jackie hatte mal ein AutomaticGewehr auf dem Schreibtisch gesehen. Übrigens bemühte sich Martha nicht, vor ihren Tänzerinnen besonders geheimzutun. Sie sprach bloß nicht über das, was hinten vorging. Und erwartete, nicht gefragt zu werden.
Vor anderthalb Wochen war ein berüchtigter koreanischer Schutzgeldpresser erschienen. Lissy hatte ihn zu Martha begleitet. Er war nie wieder herausgekommen. Beziehungsweise – so kursierte das Gerücht - in Teilen. Die Zunge voran. Auf Styropor. Martha habe das Päckchen per Taxikurier an eine Adresse in Flushing, Queens, geschickt. Der Fahrer sprang in den Wagen, neben ihm auf dem Sitz die Sendung zigarettenschachtelklein. Der Wagen startete, überquerte Broadway und 7th Ave, bog in die 6th hoch bis Central Park South, die Prachtlane aus Charlston und Glamour immer entlang bis über die 59th unterhalb Upper East, Luxusapartments, gigantisch-romantische Hauskomplexe, Schmiedeeisen. Madison Ave Armani Uomo Guggenheim LAUREN, Museum of Modern Art. Die riesigen Affichen um Bloomingdale’s predigten, umgekehrt proportionale Leninplakate, den Konsumismus als demokratischste Botschaft des HErrn. 20000 $ Nebenkosten, monatlich, das waren nicht zuviel für Apartement und hausinterne Infrastruktur. Schon ein ineinander Verschachteltes Quader schon Dreck. Letzte Glaskästen sich stauende Autos Häuserwinkel. Schon auch das Taxi stop and go. Mehr stop. Eine schwarze Obdachlose im Kircheneingang, verpackt in die Decke, blaue Pudelmütze auf. Orangener dicker Pullover. PROPERTY OF US POSTAL SERVICE stand auf dem jutefarbenen Leinen, das neben ihr den hüfthohen Karren bespannte. Braune Mülltüten reingestopft. Was t a t sie da? Probte sie? Spielte auf einer Oboe, die man nicht sah; nur ihre Finger, in durchbrochenen Wollhandschuhen, sah man über die imaginären Klappen jagen. Die Frau hatte ihre Sneakers ausgezogen, auf dieser Schwelle war sie daheim. Sie standen sorgfältig daneben, sozusagen auf dem Flur.
Ruckweise ging’s Stückchen weiter. Dann hochgefädelt zur Queensboro Bridge, über welcher die Seilbahn. East River West Channel - das öde Roosevelt Island drunten - East River East Channel. THED LOVES JACKY stand drüben links Aufbau braune Mietssilohäuser. Geduldig las ein Busfahrer, bis Grün kam, seine Zeitung. Das Taxi steuerte geradeaus weiter. Als schwere Silhouettenmasse blieb Manhattan zurück. Skillman Ave, wildes Gehupe, Kreuzung, schon kilometerlang die Roosevelt Ave, die ständig ihr ethnisches Gesicht veränderte, drüber die Stadtbahn. Geschäfte Läden in Woodside die Kneipen noch irisch, schon Mambo Samba bisweilen ein Tango. Frische aufgeschlagene Kokosnüsse und Zuckerrohrsaft in Jackson Heights. Indiogesichter dann Indergesichter. Holzwände Verzierungen, stacheldrahtverschanzte UBahnhöfe WachschutzHunde HALLELUJA CHURCH SUPLLY. Bus-Chaos Main Street. Asiaten, die aus Papiertüten aßen. Das Taxi hielt vor Parks Dofu. In der Rechten das Päckchen, gab der Hintern des Fahrers der Autotür einen Schubs und die Sendung vorn am Empfang ab. Dann fuhr der Fahrer wieder davon.
Im Hinterzimmer verzehrte Mr. Dong Pyo P. den ersten Gang seines Mittagsmahls. Dabei sah er dem appetitlichen Sterben des zweiten zu: einer noch lebenden Forelle, die der Spieß pedantisch drehte. Als der Fisch ein letztes Mal bäumte, soweit Rückengräte und Tischgrill erlaubten - seine Augen wurden glasig -, stellte der Diener das Päckchen zu Schälchen und Plättchen und Stäbchen.

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Alban Nikolai Herbst, In New York, Manhattan Roman.]
albannikolaiherbst - Montag, 15. Juni 2009, 16:55- Rubrik: InNewYorkManhattanRoman
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albannikolaiherbst - Montag, 15. Juni 2009, 16:54- Rubrik: InNewYorkManhattanRoman
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[Kapitel 33 bis 35 <<<< dort.]
Mr. Thimble hatte drei Tische entfernt Platz genommen und schaufelte manisch crambled eggs in sich ein. Ohne ihn eines weitren Blickes zu würdigen, begab sich Talisker zurück auf sein Zimmer. Die Tür stand auf. Wahrscheinlich wieder die Russin. Er holte schon Luft. Dann aber war’s jemand andres: ein spitzgesichtiger Mann mit Drahthaar und Designerbrille, die sein Bürokratenantlitz besonders fiesmachte. Allerdings hatte das schamlose Lächeln, mit dem er Taliskers Erscheinen quittierte, etwas ebenso Verschmitztes, wie daß er sich, eine Zigarre rauchend, bequem auf dem fremden Bett ausgestreckt hatte. Er hob er sein, hätte Artmann gesagt, Embonpointerl und paffte Kringel zur Decke. Am lappigen Kragen eines rosaroten, kurzärmeligen Freizeithemds trug er eine knallgrüne Polyesterfliege, an den Füßen, die in weißen Socken steckten, knöchelhohe, strahlendweiße Adidas. „Ich denke, Sie haben sich im Zimmer geirrt.“ So Talisker in Habacht. Die Antwort, bei der der Mensch sich aufrichtete: „Sie denken? Wie schön für Sie! Nein nein, ich bin hier schon richtig.“ „Ich wüßte nicht...“ „Wir haben miteinander zu sprechen.“ „Das wäre mir neu.“ „Das i s t Ihnen neu. - Bitte! Tun Sie nicht so vor Gianni Duschkin! Imgrunde ham Sie gewartet auf mich. Leider ist die ganze Sache ein bißchen... durcheinandergeraten. So wissen Sie immer noch nicht, weshalb Sie hier sind.“ Talisker schwieg. Das war der erwartete Auftraggeber? Er zog die Zigarettenschachtel raus. „Zum Beispiel“, sagte Duschkin, „sind Sie im falschen Hotel.“ Talisker entzündete die Kippe, zog den Rauch ein. „Freilich ist das,“ ergänzte Duschkin, „nicht Ihre Schuld. Allerdings hätten Sie geschickter sein können.“ „Vielleicht würden Sie sich erklären...“ „Nehmen Sie Platz. Ihre Steherei macht mich nervös.“ Er patschte zweimal schnell aufs Bett. „Damit müssen Sie leben“, sagte Talisker. Und Duschkin: „Wie Sie wollen.“ „Weshalb bin ich hier?“ fragte Talisker. Duschkin: „Ziehen Sie wenigstens die Tür zu. Das muß ja nicht jeder gleich mitbekommen.“ Talisker tat es. Konnte dadurch nicht anders, als sich, weil einfach kein Raum mehr war, doch noch zu seinem Besucher zu hocken. „Sie haben einen Gegenspieler,“ sagte Duschkin, „ist Ihnen das nicht aufgefallen? Er beobachtet Sie.“ „Mich?“ Einen Moment lang dachte er an Mr. Thimble. „Aber doch nicht der!“ rief er aus. Duschkin: „Wie meinen?“ „Der dicke Mr. Thimble?“ „Also dick ist er nicht. Weder das, noch heißt er... wie sagten Sie? Thimble?“ Er schnalzte. „Übrigens hat erst er Sie hierhergeholt, dafür sind wir ihm dankbar. Allein, er fuhrwerkt jetzt etwas zu sehr in unsren Interessen herum...“ Allmählich ging Talisker ein Licht auf. „Könnte es sein, daß Sie von Meissen sprechen?“ „Sie h a b e n es, deutscher Freund! Gratuliere! Denn in der Tat, so nennt er sich. Meissen, na ja. Natürlich heißt er ganz anders, aber das tut nichts zur Sache.“ Jetzt beugte er sich leicht zur Seite, paffte noch mal, drehte den Kopf, und fragte g a n z spöttischen Antlitzes und die Lippen getütet: „Sie wollen doch ein schlechter Mensch werden, oder?“ „Ich hatte so etwas vor.“ „Sie stellen sich das zu leicht vor.“ „Ich bin, glaube ich, auf dem richtigen Weg.“ „Sie sind nicht aufmerksam genug. Ein schlechter Mensch kann sich sowas nicht leisten. Sie sind zu spät in dem Stripschuppen erschienen, und so konnte man Ihnen diesen Koffer...“ Talisker sah erstaunt auf. „...jaja Koffer! wegschnappen... Wären Sie pünktlich gewesen, hätte ihn diese Frau nicht entdeckt und schon gar nicht Mr. Meissen gegeben.“ „D e r hat den Koffer?!“ „Sieh an sieh an. Hat er. Dumm das.“ „Auch die Pistole?“ „Na sehen Sie. Ich habe eine persönliche Freundin bei LEGZ DIAMOND's. Schade um Joanne. Dabei ist sie so schön! Sie hätte ohne Ihre Nachlässigkeit für uns problemlos weiterarbeiten können. Sie hätten den Koffer bekommen, unser Freund Mr. Meissen wäre nach Ihnen erschienen, Sie hätten ihn auf dem Foto erkannt...“ „Foto?“ „Die Frage bleibt: Wie kriegen Sie den Koffer wieder? Ich habe zwar schon meinerseits versucht... Schade. Sie werden wohl selbst einbrechen müssen.“ „Einbrechen? Wo?“ „In Ihrem Zimmer.“ „Meinem was?“ „Kreuzwurscht. Machen Sie was aus der Situation. Setzen Sie den Mann außer Gefecht. Das wäre sowieso Ihre Arbeit gewesen.“ „Wie soll ich ihn erkennen? – Richtig, Thimble hat ihn gesehen.“ „Also lassen Sie ihn sich beschreiben. Ich hab keine Lust, das auch noch zu tun. Und folgen Sie ihm. Ich kann mir denken, er führt Sie hin.“ „Hin?“ „Es ist ein unerwünschtes Konzert geplant. Ein sehr unerwünschtes Konzert, Mr. Talisker. Ein Konzert gegen die Ordnung. Wir wünschen, daß Sie das unterbinden.“ „Wie soll ich das tun?“ „Sagt Ihnen der Name Olsen etwas?“ Talisker schüttelte den Kopf. Duschkin schrieb eine Adresse auf. „Hier. Sehen Sie zu, daß ihm was passiert. Auch von dem gab es im Koffer ein Bild. Jedenfalls darf er heute abend nicht auftreten können. Wie immer Sie das anstellen. – Wir haben selbstverständlich noch andere Maßnahmen getroffen... Sie haben schon mal getötet? Nein? Ach ja, sind ja zu jung und hatten drüben bei sich keinen Krieg. Hätten Sie sich nicht melden können? Vielleicht ein kleiner KosovoEinsatz?“ Kicherte boshaft. „Tut mir leid“, sagte Talisker. „Schon gut“, machte Duschkin, „Sie können sich ja j e t z t beweisen. Ihr Honorar hat übrigens auch er.“ „Im Koffer?“ „Im Koffer. Sie werden Mr. Meissen wohl im STAR HOTEL finden, 30th Street. Ach so: Meissen, das sollte später einmal Ihr... wie heißt das? Künstlername werden. Und wie gesagt: Es ist I h r Zimmer, das der Mann bewohnt. Er nennt sich Talisker dort, weil wir... na ja, das Zimmer war auf Ihren Namen registriert. Ich für meinen Teil empfehle mich jetzt.“ Und war weg. War es ein Zufall, daß ich an diesem Tag so viele Menschen Musik machen sah? Ständig pfiff und sang es hinter mir her, ob mittags in meiner Wonton Tavern, ob nachmittags im Shakespeare Garden des Central Parks, wo sich eine ganze Gruppe von Obdachlosen auf einer Wiese zu GesualdoChorälen zusammenfand. Auch sonst saßen überall Leute herum, die nicht vorhandene Tschinellen aufeinanderschlugen oder zwischen ihren Beinen ein unsichtbares Cello hielten; eine Asiatin hatte sogar einen Hocker mitten auf die Straße gestellt, kauerte vorgebeugt drauf und hieb in Tasten, die es nicht gab. Was Straßenmusikanten und jene unter Tage aufspielenden Musikstudenten anbetraf, die sich in den Gängen der Subway ihre Bakschischs verdienten, so wollte es mir scheinen, als probten alle dasselbe Stück. Die Beobachtung machte mich durchaus nervös; ich wußte einfach nicht: Bildest du dir das ein? In jedem Falle schien sich ein subkutanes StadtNetz zusammenzuziehen, Adern und Venen aus Hunderten miteinander verknüpfter Seelen. Nicht alle Bewohner Manhattans merkten das, und alle sollten das auch nicht merken, nicht das Ausmaß dieser Verschwörung jedenfalls. Denn eine solche war in Gang. Sie fokussierte offenbar outlaws auf ein gemeinsames, besonders denen Lust verheißendes Ziel, die die Quality of life campaign verfehlte, ja, ganz im Gegenteil, deren unregulierte Leben - ein Pleonasmus - in Gefahr geraten waren, von der allgemeinen New Yorker Disneyfizierung suizidiert zu werden.
Natürlich hatte die Stadtverwaltung Wind bekommen. Bryan Henry, Sergeant der Metropolitan Transit Police, war bereits seit frühem Morgen in Alarmbereitschaft versetzt. Jemand hatte ihm, gegen ein Breakfast bei MILE's, den Tip zugespielt, am Abend werde es hier etwas geben. Er hatte sofort Meldung gemacht und die ohnedies in solchen Belangen ordnungssensible City Hall für Vorkehrungen gesorgt, die hätten, wäre es zu gleich welcherart Aufsehen gekommen, diese bereits in ihrem Keimen zertreten. Man hielt nach bewaffneten Rowdies Ausschau, nach Zusammenrottungen Schwarzer, maskierten Jugendlichen. Aber nach Musikern nicht. Die allerdings saßen überall rum, eingemummt bis zur Nase, in Lumpen oder von Plastikplanen vor der Verkühlung geschützt, und konzentrierten sich auf Dominanten und Subdominanten, Seitenthemen und dreigestrichene C’s. Diese Bedrohung konnte auch jedermann hören, sie sirrte in den Straßen und wurde von Schaltkästen ab- und weitergestrahlt. Aber man kam nicht drauf, daß es das war. Die Behörden dachten an Aufruhr Vandalen Revolten. Und zogen um Grand Central Station die Truppen zusammen.

[>>>> Kapitel 38 & 39.
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Alban Nikolai Herbst, In New York, Manhattan Roman.]

albannikolaiherbst - Montag, 15. Juni 2009, 16:53- Rubrik: InNewYorkManhattanRoman
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[Kapitel 36 und 37 <<<< dort.]
Ging nach Mr. Thimble fragen. der war im Speiseraum hocken geblieben. „Dieser Freund von mir...“ „Mr. Fred?“ „Mr. Meissen, wie sieht der jetzt aus? Hab ihn lange nicht gesehen. Er hat doch noch diese GlennFordFrisur?“ Dann geradewegs zum STAR HOTEL. Man hatte schon angefangen, das Dach aufzuschlagen. Über dem Windschutz des Öffentlichen Telefons und dem Eingang wurde die Markise von der Hauswand montiert. Eigentlich gab es auf eine ehemalige Pension keinen anderen Hinweis mehr als einen handbeschrifteten Zettel innen an der Scheibe des vergitterten Türfensters: Closed, No Vacancies. Talisker klingelte nicht, sondern mietete sich gegenüber im MANHATTAN INN ein. Beeilte sich, im HERALD SQUARE HOTEL auszuchecken. Als er seinen Koffer holte, stand schon die Russin bereit. Der Fahrstuhl war noch nicht gekommen, da huschte sie bereits mit Staubfeudel Eimer Donuts ins Zimmer. Unmittelbar darauf war der hypomane TV-Ton zu hören. Und die Liftklingel schellte.
Talisker verstaute seine Sachen und nahm dann Posten hinter der Scheibe. Er hatte einen Stuhl hergerückt und war halb auf das Fensterbrett gelehnt. Doch brauchte er nicht lange zu warten. Da trat ich heraus. Mr. Thimbs Beschreibung war nicht glänzend gewesen, reichte aber hin. Nur daß ich keinen Anzug trug. Ich hatte meine ältesten Jeans an, ein verschmuddeltes Hemd, so zog ich los. Was ich an Wertsachen hatte, ließ ich zurück. Auch den Fotoapparat. Harlem ist kein Zoo. Und unabhängig davon: Wer konnte mit letzter Sicherheit sagen, auf welcher Seite des Käfigs er lebte?
Talisker fuhr in den Mantel. Und kaum war ich um die Ecke des The 8th AVE GOURMET MARKET, nutzte er schon das Hin und Her der Arbeiter und die von ihnen offengelassene Tür, um ins STAR HOTEL hineinzukommen. Niemand achtete auf ihn. Das Direktionszimmer offen leer verwaist. Hacken lehnten am Schreibtisch. Nur eine fette Blonde schlunzte wabernd übern Gang. Hinten fiel Bratfett von ihr ab. „Mr. Talisker wohnt wo?“ Von Wasserstoffsuperoxyd das Haar ganz spröd das Gesicht von Kissenbergen verquollen, dickroter Lippenstift gegen den rechten Nasenflügel verschmiert. Sie schob die Unterlippe vor und stöhnte Talisker fettig die Richtung. Dann verschwand sie im Klo. Ein Tritt genügte, um die Zunge aus dem Schloß zu brechen. Hinter sich lehnte er die Tür wieder an. Dann ließ er sich Zeit.
Ich hatte anfangs das Gefühl, daß jemand mir folgte. Drehte mich paarmal um. Doch da humpelte bloß ein AsphaltCowboy: Dustin Hoffmans frühe Jahre. Ferner waren eine Tunte zu sehen und mehrere Touristen mit Koffern. Eine Zeit lang ging ich einer Frau hinterher, deren Stilempfinden in Sachen Kleidung sicherlich englische Ahnen hatte. Zu einem grünen Rock trug sie ein violettes Damenjackett, ihr rechter Arm hielt eine rosafarbene Aktentasche an die Taille gedrückt, und bis zu den Knien war sie in weiße Mädchenstrümpfe gekleidet, die in gelben Turnschuhen steckten. Aber sie war ja kein Mädchen, sondern mindestens vierzig. Schon tänzelte sie, ja tändelte die elegante weite Freitreppe hinauf, die zur Säulenfront und in das BelleEpoqueInterieur des Post Office führte. Derweil ich zur Subway weiterging, folgte ich ihr in meinen Gedanken. ArtDecoLampen unter der bemalten Holzdecke und die Schalterrahmen verziert. Man bekam von Manhattan einen ganz anderen Eindruck, wenn man die Gebäude betrat. Hier vollendete Repräsentanz sich drinnen, eine architektonische Folge der GalerienIdee. Dies nicht nur in den EntreeSälen der Wolkenkratzer mit ihren manieristischen MarmorFantasien, figurierten Stukkaturen Knäufen Fahrstuhlkörben aus Tausendundeinertechniknacht oder den byzantinistisch sich inszenierenden Romantizismen der 5th Avenue südlich Harlems, sondern östlich noch, besonders nach der Sanierung der Arbeitergegend, und sowieso hüben wie drüben, Central Park East, Central Park West. Es ist durchaus kein architektonischer Schock, aus dem verrufenen Barrio in die anschließenden Schönen Quartiere zu kommen. Wer dort entlang der Wohnboulevards flaniert, den begleiten diskrete Fassaden.
Ich passierte den Glaskasten der MTA: Eine ratter- und scheppergeborene Persephone hockte, massiv aus subterranen Gerüchen gewachsen, in ihrem Dunkel, war bei aller Schwärze pigmentlos. Sei es unwirsch, sei’s traurig, jedenfalls blickte sie, wenn sie ein Ticket herausgab, nicht auf. Ich brauchte keins, zog die MetroCard durch den Schlitz, und das Metallkreuz drehte sich schräg über die Oberschenkel. Schon krachte schallend Metall die silberne Subway Schleifen pfiff sirente. Mit Rattern die Türen des Expreßzuges auf. Lautsprecherscheppern. Die Türen schlugen zu. Paar Leute vorgebeugt unter riesigen walkmanHörern fußwippend stiefeltapp im Rhythmus des Ratterns vor Radau akustisch ausgesperrt. Feindliche Blicke. Kein Lachen im müden Gesicht. Ich erkannte eine der Tänzerinnen, Jackie, glaub ich, fast rituell ernst nun mit ihren großen Kinderaugen. Nicht mehr so schön wie gestern nacht. Auch war sie beim Friseur gewesen. Die aufgesetzte Sattelnase, Sommersprossen, seltsam farblose Augenbrauen. Halstuch-Ensemble Seidentuch schwarz Blüten drauf rot, darunter grün verschlungen Blätter. Mit welcher Sorgsamkeit das arrangiert worden war! Ich grüßte, mein Lächeln verzerrte ihr das Gesicht. Schon der kleinste Flirt konnte als Übergriff gelten. Das machte Weiße so unattraktiv.
Columbus Circle. Die Stripperin verließ die Bahn. Ich sah ihr paar Momente nach. Dann ratterte der Zug in seinem unterirdischen Schacht den Rand des vier Kilometer langen Central Parks lang. Die Nordseite Harlem der See mit paar Enten. Hügelige Grünanlage Scheinnatur paar verschlungene Wege asphaltiert ach wie schade! man hielt die Erde für Schmutz. Immerhin wisperten Dealer und standen sich, zum Staunen unauffällig präsent, die Beine ins Gebüsch. Körbe voller Kirschblüten wurden, wie Schnee, über berittene Polizisten gekippt, flockten auf sie und die Pferdeleiber hinab. Die Dauerläufer auf dem Drive sausten alle mit Kopfhörern rum. Jemand trug, wie ein Geweih, eine komplette Antennenanlage im Haar. Hinter ihrem dreirädrigen Kinderwagen joggte eine weiße Mutti her: frühe Michael-Andretti-Prägung, BabyFormel-1. Und längs über die Kronen der Bäume hinweg, neugierig arroganten Riesen gleich, schauten von beiden Seiten ins Grün Türme und Zinnen und Spitzen bizarrer prunkvoller Hausgestalten. Frisch gemäht rochen die Wiesen, ein ganz enormes Grün leuchtete zu den öden Martin Luther King Towers zurück. Glück hatte wer dort wohnte hatte Pech. Im Pelz eine elegante Brünette. So funny!: den Chihuahua an ihre rechte Hand geleint, an ihre Linke eine Riesendogge. Als sie mich anschaute, der ich downtown meines Parkweges zog, mußte sie selber lächeln. Doch ich saß in der Subway und fuhr hinauf. Ich ging nicht spazieren im Central Park. Schlechter Atem Metallgeruch Gummi. Scharf diagonal St. Nicholas Ave. Den durchnumerierten VertikalPromenaden waren BürgerrechtlerNamen gegeben: Malcolm X., Adam Clayton Powell jr. Ich verwarf die Idee, zur Kathedrale zu schauen. Sie erhob sich an der 110th St westlich Morningside Park. Auf dessen Höhe, vier Straßen weiter, Columbia University und das Denkmal Carl Schurzens. Steil blickte man über die schroffe Klippenmauer hinunter zur Straße. Streifenhörnchen spielten und jagten einander an den Treppen und der Felsquaderwand. Morgens verwirbelte sich Atem dampfig in Kühle. Eines Tages wäre St. John the Divine die größte Kathedrale der Welt, Notre Dame überspannend Chartres Köln... Aber der A-Train hielt sowieso erst 125th Street, Sitz des legendären Apollo Theaters. Ella Fitzgerald und Dizzy Gillespie wurzelten hier, heute noch fanden die berühmten JamSessions statt. Es wurden noch immer Genies entdeckt und Schwarze grundlos niedergeschossen. Die Straße selbst mittlerweile saniertes Einkaufsgebiet PORTA BELLA Jimmy Jazz kaum höher als vier Stockwerke alles Kästen Säulchen ein Dachfirst. Gegenüber sonntags malte und sprühte wer gefällige Bildchen auf heruntergelassene Blechrollos, das versöhnte mit den Wilden sogar Polizei und lockte weiße Fotojäger. Sonntags war das lebhafte Harlem wie tot, man sah die Damen in weißen Spitzen und schönste Anzüge an Herrn. Den ganzen Tag über Messen Gesänge. Gesänge?!: L o d e r n aus Stimmen Rhythmen gutturaler Lebensjubel. Ich schlenderte, was suchte ich? In den Seitenstraßen waren Fenster zugebrettert und in die Türen Wände gemauert. Rote Feuerleitern an Brownstones, verrostete Feuerleitern an eckig einfach grauem Beton. Im Norden sah man Mietshaushochhäuser. Die standen direkt am Harlem River, der trennte Manhatten von der Bronx. Komisch, es gab keine Taxen mehr... Dann aber sah ich sie doch. Sahen anders aus hier, nicht mehr gelb: bloß ein hinter die Windschutzscheibe geklemmtes Schild wiesen sie als mietbar aus. Im Wind- und Regenschatten eines Geschäftes hockte zwischen ihren Mülltüten eine greise Frau. Stieß mit dem Regenschirm unterm Tisch etwas weg, fehlgeleitet aggressiv. Wütend schaute sie zu mir hoch. Blutunterlaufene Augen. Viele Schwarze hatten solch verwischtrote Streifen in ihrem Augenweiß. Aber die Frau erzählte nicht, sie sang! Bewegte dabei die Lippen nicht, nicht mal einen Muskel in ihrem Gesicht, schaute durch mich schon wieder hindurch, als gäbe ihr jemand von hinten den Einsatz. In irgend einem der verfallenen Häuser stand nämlich er, Jens Olsen, und dirigierte, in der Rechten das Stäbchen, zwischen geborstenen Scheiben. Die Stufen der zum ersten Stock hochführenden Treppen eingebrochen. Knochen und Katzenfutter drauf ausgelegt. Die Farbfülle ihrer Holzlackierung nahm den Geschäften die Trübsinnigkeit. Rasterlinien einer Reihe Feuerleitern in Konjunktion. Zahllose Gängchen hinter geöffneten Türen. Plötzlich seitlich entzückend renovierte BrownstoneZeilen, deren Feuerleitern blau. TENANTS AND THEIR GUESTS ONLY. Kinder rannten kreischend aus einem der Gebäude. Schon verwahrloster, in sich zusammengekrachter Mietsbau wieder. Verbrettert vermauert auch dies. Noch standen Emporen Säulen im Eingang. Wie fehlerhafte Gebisse die Straßenseiten, Gärtchen in Brachen: niedere Gitter, ein Einkaufswagen dahinter Pappkartons Kästen, blühende Beetchen, hellstgrün das Laub eines Baums. Daneben eine Kapelle. Nirgends sah ich so viele Kirchen wie in New York. Es nagelte jemand ein Kreuz an die Tür und begann in seiner Stube zu predigen. Tat er dies gut, füllte sich der Raum. Bald schon hatte sein Entertainment umziehen müssen. Spendengelder flossen, und unversehens war der Mann reich. Wen der Zeigerfinger Gottes berührte, mußte keine Ausbildung haben. The Highway Faith Apostolic Church. Auch sie zugemauert, eine Grabesinschrift ins rechte untere Fenster gelehnt. Graffiti weiß auf der Tür, rohe Bretter über den Fenstern. Mit Verstärkungsbalken quer. Noch wer keine Arbeit hatte, saß stolz auf den Treppen zum Haus hinan. An einer Straßenecke standen am Bordstein Tisch und Stühle, die Männer spielten Domino: Auf die Platte krachten die Steine. AMERICA OUT OF AMERICA Karibik aufgebrochene Muscheln mit Zitronenschnetzeln gereicht aus der Schale geschlürft. Entdachte Krebse. Köstliches rotes Gehirn. Markisen Kleider Stoffe. Niemand trug sich so elegant, wie Farbige das konnten. Richtung Osten unter der Hochbahn zwischen Drahtzaun und Straßenrand ein Flohmarkt für ausgediente Radios Cassetten Klamotten: prüfend hielt eine Frau das ausgewaschene Top ins Licht, derweil mir eine andere Schwarze auf dem Skateboard entgegenfuhr und dabei drahtlos lachend telefonierte. Wie blitzten ihre Zähne! Diese Glut in den Augen! Was such ich? Ach... d a ! !:
Das Haus. 
Es stand seltsam vereinzelt am T-KreuzungsEnde zweier Loser’s Rows, aufgelassen, eine rote Steintreppe ging zum vormals weißen Eingang des halben Stocks. Alle vier Etagen offenbar unbewohnt; Fenster sämtlichst verbrettert, der Dachstock sogar weggegrissen. Möglicherweise ausgebrannt. Rechts daneben ein anderthalbstöckiger Zweckbau, vielleicht Lager, Büro vielleicht, und links langte ein scheußliches Fabrikhaus zum Himmel. Ziemlich interessiert blieb ich stehen. Hatte abermals das Gefühl, verfolgt zu sein. Was das so widerwärtig machte, war, daß ich auf dieser Straße allein war. Es war überhaupt keiner zu sehen, nicht einmal Kinder, kein Auto; auch zu hören war nichts. W e n n ich beobachtet wurde, dann von hinter Scheiben Gardinen. Wie Hagel prasselten Blicke auf meine Haut. So stand ich da. Endlich gab es Bewegung. Ein Cadillac glitt an das widerspenstige Haus heran. Ein ziemlich eleganter Weißer stieg aus. Er trug Lodenmantel und Pelzkappe. Schritt die roten Stufen hinauf. Hatte eine blaurot gestreifte Plastiktasche bei sich. Die trug er nicht, er schleppte sie. Er klopfte. Klopfte noch mal. Maestro Chopstick öffnete ihm.

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Alban Nikolai Herbst, In New York, Manhattan Roman.]

albannikolaiherbst - Montag, 15. Juni 2009, 16:52- Rubrik: InNewYorkManhattanRoman
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albannikolaiherbst - Montag, 15. Juni 2009, 16:51- Rubrik: InNewYorkManhattanRoman
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Bruno Lampe - 2018/01/17 21:27
albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:45
Zwischenbemerkung (als Arbeitsjournal). ...
Freundin,
ich bin wieder von der Insel zurück, kam gestern abends an, die Wohnung war kalt, vor allem ... albannikolaiherbst - 2018/01/17 09:38
Sabinenliebe. (Auszug).
(...)
So beobachtete ich sie heimlich für mich. Zum Beispiel sehe ich sie noch heute an dem großen Braunschweiger ... Ritt auf dem Pegasos...
Der Ritt auf dem Pegasos ist nicht ganz ungefährlich,...
werneburg - 2018/01/17 08:24
Pegasoi@findeiss.
Den Pegasus zu reiten, bedeutet, dichterisch tätig...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:50
Vom@Lampe Lastwagen fallen.
Eine ähnliche Begegnung hatte ich vor Jahren in...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:43
findeiss - 2018/01/16 21:06
Pferde
In dieser Nacht träumte ich, dass ich über hügeliges Land ging, mit reifen, dunkelgrünen, im Wind raschelnden ... lies doch das noch mal
dann stimmt auch die zeitrechnung
http://alban nikolaiherbst.twoday.net/s tories/interview-mit-anady omene/
und...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:38
lieber alban
sehr bewegend dein abschied von der löwin, der...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:27
Bruno Lampe - 2018/01/11 19:30
III, 356 - Merkwürdige Begegnung
Seit einer Woche war die Wasserrechnung fällig und ich somit irgendwie gezwungen, doch noch das Postamt ... Bruno Lampe - 2018/01/07 20:34
III, 355 - … und der Gürtel des Orion
Epifania del Nostro Signore und Apertura Staordinario des einen Supermarkts - Coop. Seit dem ersten Januar ... Bruno Lampe - 2018/01/03 19:44
III, 354 - Neujahrsnacht e dintorni
Das Jahr begann mit einer unvorgesehenen Autofahrt bzw. mit der Gewißheit, mir am Vormittag Zigaretten ... albannikolaiherbst - 2018/01/03 15:16
Isola africana (1). Das Arbeitsjournal ...
[Mâconièrevilla Uno, Terrasse im Vormittagslicht
10.32 Uhr
Britten, Rhapsodie für Streichquartett]
Das ...
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Zuletzt aktualisiert am 2018/01/17 21:27
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