Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop

e   Marlboro. Prosastücke, Postskriptum Hannover 1981   Die Verwirrung des Gemüts. Roman, List München 1983    Die blutige Trauer des Buchhalters Michael Dolfinger. Lamento/Roman, Herodot Göttingen 1986; Ausgabe Zweiter Hand: Dielmann 2000   Die Orgelpfeifen von Flandern, Novelle, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2001   Wolpertinger oder Das Blau. Roman, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2000   Eine Sizilische Reise, Fantastischer Bericht, Diemann Frankfurtmain 1995, dtv München 1997   Der Arndt-Komplex. Novellen, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1997   Thetis. Anderswelt. Fantastischer Roman, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1998 (Erster Band der Anderswelt-Trilogie)   In New York. Manhattan Roman, Schöffling Frankfurtmain 2000   Buenos Aires. Anderswelt. Kybernetischer Roman, Berlin Verlag Berlin 2001 (Zweiter Band der Anderswelt-Trilogie)   Inzest oder Die Entstehung der Welt. Der Anfang eines Romanes in Briefen, zus. mit Barbara Bongartz, Schreibheft Essen 2002   Meere. Roman, Marebuch Hamburg 2003 (Bis Okt. 2017 verboten)   Die Illusion ist das Fleisch auf den Dingen. Poetische Features, Elfenbein Berlin 2004   Die Niedertracht der Musik. Dreizehn Erzählungen, tisch7 Köln 2005   Dem Nahsten Orient/Très Proche Orient. Liebesgedichte, deutsch und französisch, Dielmann Frankfurtmain 2007    Meere. Roman, Letzte Fassung. Gesamtabdruck bei Volltext, Wien 2007.

Meere. Roman, „Persische Fassung“, Dielmann Frankfurtmain 2007    Aeolia.Gesang. Gedichtzyklus, mit den Stromboli-Bildern von Harald R. Gratz. Limitierte Auflage ohne ISBN, Galerie Jesse Bielefeld 2008   Kybernetischer Realismus. Heidelberger Vorlesungen, Manutius Heidelberg 2008   Der Engel Ordnungen. Gedichte. Dielmann Frankfurtmain 2009   Selzers Singen. Phantastische Geschichten, Kulturmaschinen Berlin 2010   Azreds Buch. Geschichten und Fiktionen, Kulturmaschinen Berlin 2010   Das bleibende Thier. Bamberger Elegien, Elfenbein Verlag Berlin 2011   Die Fenster von Sainte Chapelle. Reiseerzählung, Kulturmaschinen Berlin 2011   Kleine Theorie des Literarischen Bloggens. ETKBooks Bern 2011   Schöne Literatur muß grausam sein. Aufsätze und Reden I, Kulturmaschinen Berlin 2012   Isabella Maria Vergana. Erzählung. Verlag Die Dschungel in der Kindle-Edition Berlin 2013   Der Gräfenberg-Club. Sonderausgabe. Literaturquickie Hamburg 2013   Argo.Anderswelt. Epischer Roman, Elfenbein Berlin 2013 (Dritter Band der Anderswelt-Trilogie)   James Joyce: Giacomo Joyce. Mit den Übertragungen von Helmut Schulze und Alban Nikolai Herbst, etkBooks Bern 2013    Alban Nikolai Herbst: Traumschiff. Roman. mare 2015.   Meere. Roman, Marebuch Hamburg 2003 (Seit Okt. 2017 wieder frei)
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Texte

Max oder liebst du ihn. Der zweite Seminartext. Von Ingrid Walter. Zu kommentieren freigegeben.

Es ist die zweite Urlaubswoche. Ein Nachmittag in diesem vollkommenen Blau, so verheißungsvoll blau, dass ich es irgendwann am Pool nicht mehr aushalte und in den Ort hinunterlaufe. Jetzt sitze ich an einem der runden Tische auf der Terrasse der Bar du Sports und schreibe, habe mir ein paar Stunden für mich abgeknapst von diesem Urlaub, den ich mit Gunther in Südfrankreich verbringe. Ich will für mich sein, ein paar Gedanken notieren, die mich in den letzten Tagen beschäftigen und bestelle bei dem kleinen schielenden Kellner einen Pastis.

Sehr schön waren diese letzten Tage gewesen, voller Farbigkeit und atemberaubender Blicke in diese wildschöne Küstenlandschaft und voll unkomplizierter Zweisamkeit mit Gunther. Aber irgendwie waren sie auch von einer einsamen Zweisamkeit geprägt. Viele Gegebenheiten hier erinnern mich an die letzten Urlaube mit meiner besten Freundin Melissa und ihrem Exmann Ulli. Vor zwei Jahren haben sie sich getrennt. Wenn wir zu viert unterwegs waren, schienen mir all unsere Wünsche im Gleichgewicht – jeder kam auf seine Kosten. Gunther und ich wollen manchmal nicht Dasselbe und dann ist niemand da, der das ausgleichen kann. Wir sind wieder ganz auf uns selbst gestellt, wie früher in unseren ersten Urlauben, nur damals war alles leicht, weil nur das Zusammensein zählte.

Ich nippe an dem milchigen Getränk, das mir mit Anis und Lakritze die Zunge taub macht. Am liebsten würde ich eine rauchen – auch das haben wir im Urlaub oft zusammen gemacht. Manchmal musste ich es mir hinterher mühsam wieder abgewöhnen, aber das war mir in dem Augenblick egal, es war darin ein frechtrotziges Lächeln über die ganze Welt mit ihrer wachsenden Wohlgesittung. Ich klappe mein Handy auf und schreibe Melissa eine SMS. Ich beschreibe den kleinen Ort mit seinen hübschen kleinen Läden, die Boutique, in der ich vorhin etwas mutlos herumgestöbert habe. Zusammen hätten wir bestimmt etwas gekauft. Ein winziges besticktes Täschchen oder ein knappes buntes T-Shirt, Dinge, die nur für den Urlaub taugen und über die unsere Männer den Kopf geschüttelt hätten. Ich weiß nicht, wie und wo Melissa diese kleine Nachricht erreichen wird, aber ich musste ihr in diesem Moment einfach sagen, dass sie mir fehlt hier.

Wenig später erhalte ich tatsächlich eine Antwort, in der Melissa schreibt, dass sie sich gerade in Frankfurt aus der übervollen S-Bahn gequält habe und ich bemerke den rauen Unterton, der mir klarmacht, dass sie in einer ganz anderen Stimmung ist, mir sogar ein wenig böse kommt, böse darüber, dass ich hier bin und sie dort und wieder einmal stelle ich fest, dass eine SMS für Gefühle zu kurz und gleichzeitig zu direkt ist.

Ich gieße zum dritten Mal Wasser in das Glas, weil mir von dem Getränk auf der sonnigen Terrasse genossen, schon ein wenig schwummrig im Kopf ist. Gunther hätte wohl gefunden, dass mir das recht geschieht, was musste ich auch am Nachmittag schon.

Ich bemerke einen dichten rabenschwarzen Haarschopf am Tisch links neben mir, riskiere einen Blick in ein offenes Gesicht, von Wind und Sonne gegerbte Haut, mindestens so alt wie ich, vielleicht älter. Auch er wirft mir einen Seitenblick hin, der mehr ist als ein Bemerken, der schon zu fragen scheint. Ein Blick, der gar etwas in mir erkannt zu haben scheint.

Mein Getränk sieht so dünn aus, wie Zitronensaft und ich schäme mich dessen ein bisschen, als der Franzose es zum Anlass nimmt, das Wort an mich zu richten. Was trinkst du da und ein ungläubiges „Ah, non“ auf meine Antwort hin. Doch, es ist Pastis, nur stark mit Wasser verdünnt – wegen der Hitze, füge ich entschuldigend hinzu. Er bestellt sich auch einen und fragt nach meinem Namen. Ein Name, der sehr deutsch klingt, sich aber in vielen Sprachen gut aussprechen lässt und dann sogar seine deutsche Sachlichkeit verliert, wie jetzt im Französischen. Er sieht mich wieder so ein bisschen ungläubig an, reicht mir die Hand und wiederholt meinen Namen. Ich bin Max, sagte er dann und wir müssen lachen, weil das schließlich auch ein deutscher Name ist und ich denke gleich, Max, das klingt wie ein kurzer Knall, wie eine Ohrfeige und fühle mich ein bisschen unwohl, weil ich weiß, dass Gunther bald kommen wird. Ich heiße eigentlich nicht Max, aber jeder hier nennt mich so, fügt er hinzu.

Wir trinken und er fragt, woher ich komme und wo im Ort ich untergebracht sei. Ich erzähle bereitwillig und ehrlich erstaunt über mein recht flüssiges Französisch, dass ich aus Frankfurt sei und hier in einem kleinen Häuschen oberhalb des Dorfes wohne. Lange habe ich nicht mehr als ein, bis zwei Sätze in dieser Sprache gesprochen, deren Klang mich sofort zurückversetzt in meine frühen Jahre mit Gunther, in der wir erste Urlaube ohne Eltern verbrachten. Urlaube am Meer, in denen wir uns ein Päckchen Mentholzigaretten kauften, das wir bis zum Ende des Urlaubs aufrauchten.

Oh, aus Deutschland. Ich bewundere die Deutschen, sagt Max und wir lachen wieder, weil er mir in der Aussage ein verstecktes Kompliment macht und gleichzeitig eine spöttische Ironie aufblitzt über die Nachbarn, mit ihrem Hang zur Disziplin und Perfektion. Ich denke, dass er sich ganz schön was rausnimmt und in diesem Augenblick fährt Gunther in unserem mattroten Wagen an der Terrasse vorbei. Er lächelt und sein meliertes Haar schimmert schön im Licht. Wir grüßen uns mit den Augen und ich bemerke wie er sich freut, dass ich da auf ihn warte und alle es sehen können. Max tut so, als habe er ihn nicht bemerkt. Das war mein Mann, sage ich. Ah non, quel domage, sagt Max, hebt in gespieltem Schreck die Hände und rückt mit dem Stuhl ein wenig von mir ab. Gleichzeitig streift er vertraulich meinen Arm und sagt: Ich wollte mich ja nur unterhalten. Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Vielmehr wollte jeder von uns den anderen erkunden, diesem ersten Erkennen einer gewissen Verwandtschaft tiefer auf den Grund gehen. So unterschiedlich wir beide äußerlich auch wirken - er rau und verlebt, dunkel und ich blond mit einem in die Jahre gekommenen Kleinmädchengesicht - hat doch jeder beim anderen diesen Drang bemerkt, diesen Drang, den Menschen und den Dingen auf den Grund zu gehen, der ein Lebensmotor scheint. Mein Schreiben und offenes Sprechen. Sein Forschen unter dichten Brauen, das Fragen in seinen Bersteinaugen. Ich werde verlegen unter diesem Blick und flüchte in ein Lächeln. Ist er eifersüchtig? fragt Max. Nein, nicht sehr, sage ich. Mir fällt ein, was Gunter vorhin noch gesagt hat und ich schüttle den Kopf. Was? fragt Max. Ach. C’est drôle, sage ich. Als ich vorhin hinuntergehen wollte in den Ort, sagte mein Mann noch im Scherz: Lass dich nicht ansprechen. Also doch eifersüchtig, sagt Max.

Gunther kommt an den Tisch. Er trägt ein schönes helles Hemd mit kleinem Rautenmuster und wirkt sehr ausgeruht. Ich gebe ihm einen artigen Kuss – wir lächeln und auch bei ihm scheint eine Frage in den Augen zu stehen. Ich sehe ein wenig hilflos zu Max hinüber, da es offensichtlich war, dass wir gerade unser Gespräch unterbrochen haben. Er bemerkt das und begrüßt meinen Mann, stellt sich vor, fragt ihn, ob er Französisch versteht. Un peux, sagt Gunther und es ist sofort klar, dass er viel weniger versteht als ich. Max sagt, dass er mich sympathisch findet und dass wir uns nett unterhalten haben. Gunther lächelt höflich zurück, nickt. Ich geh’ mir ein Bier holen, sagt er und geht in das Lokal.

Ich bewundere euch, sagt Max. Ihr seid entzückend und ohne Atem zu holen, fügt er diese kleine Frage, die nur aus drei Worten besteht, hinzu und die in jeder Sprache die gleichen Gedanken als Hypothek im Gepäck trägt, genau wie diese anderen drei Worte, die der Frage meist um Jahre vorausgehen. Liebst du ihn? Mir entweicht ein kurzer verblüffter Atemstoß über diese Unverfrorenheit. Wie kommt er dazu, denke ich und gleichzeitig dass er wirklich in meinem Gesicht etwas gesehen haben muss und mit dieser Frage den Nagel auf den Kopf getroffen hat, denn das die Frage, die ich mir seit geraumer Zeit selbst stellte. Wobei die Frage, wenn ich sie mir stelle von dem Wörtchen noch begleitet wird. Ich nehme einen letzten großen Schluck von meinem verdünnten Getränk. Es schmeckt nun vollends schal, wie die eigene Zunge, wenn man morgens aufwacht. Ja, schoss es mir durch den Kopf, in unseren artigen Ferienaktivitäten lag an manchen Tagen auch so etwas Schalgewordenes, das aus der Wiederholung zu kommen schien. Als wir jung waren, waren diese Urlaube die größten Abenteuer unseres Lebens, weil wir alles zum ersten Mal taten, zum ersten Mal so weit weg fuhren von zu Hause, zum ersten Mal in einem kleinen Häuschen zusammenwohnten, zum ersten Mal zusammen kochten, zum ersten Mal abends nebeneinander einschliefen und morgens nebeneinander aufwachten. Dinge, die heute zu unserem Alltag gehören und kaum noch schätzen können.

Biensûr, sagte ich. Natürlich liebe ich ihn – er ist mein Mann, füge ich noch hinzu, als könne das dann gar nicht anders sein. Und jahrelang war das auch nie anders, bis, ja bis wann eigentlich? Das fragte ich mich oft und das war so eine Frage wie die nach dem Huhn und dem Ei. Ich wusste nicht mehr, was zuerst da gewesen war, eine Art Grundent-täuschung vom Leben oder diese Frage, die mich irgendwann ankam in der Zeit, als Melissa ihren Mann wegen eines anderen verließ, wegen eines anderen den sie nur zwei Wochen zuvor kennen gelernt hatte und bei dem sie sich vollkommen sicher war, so sicher wie nie vorher im Leben. Und von da an fragte ich mich, wie das denn eigentlich bei mir sei und ob es so ein Gefühl zwischen Gunther und mir eigentlich jemals gegeben hatte. Es war so lange her, dass ich es einfach nicht mehr wusste und dieses Nichtwissen machte mich genauso krank wie es die Gewissheit gemacht hätte. Wir waren jung gewesen und hatten alles miteinander entdeckt, bis wir alles voneinander wussten und es scheinbar nichts mehr zu entdecken gab. So fühlte sich das an, an diesen schalgewordenen Tagen, an denen wir es einander nicht recht machen konnten, obwohl der Himmel unvermindert blau war und wir in all der Schönheit traurig waren, traurig um dieses verlorene erste Mal des Sehens und des Liebens. Und dieses Bewusstsein war schlimmer, als sein Kleinmädchenblick zu verlieren, schlimmer als eines Tages diesen wissenden Blick über all das bei sich selbst zu entdecken, den Max gesehen haben musste.

Ah, non, sagte Max. Liebe, das ist Leidenschaft, das ist Schmerz und Kampf und Tod. Ich schüttele den Kopf und bedauerte, dass mein Getränk alle war. Neben diesen Tagen, die mit ihrem schalgewordenen Gefühl antreten, um den ganzen Rest des Lebens auch so erscheinen zu lassen, gibt es noch etwas. Es gibt diese kleinen Erlebnisse, dass wir zufällig in einen Ort kommen, wo gerade ein Weinfest stattfindet und unsäglich melancholische Musik auf einem Akkordeon gespielt wird und wir vor Freude zwei Kanister Wein kaufen, der uns zu Hause vielleicht gar nicht mehr schmeckt. Und dann gibt es noch diese vielen regnerischen Wintertage, an denen ich abends heimkomme und insgeheim darüber lächle, weil Gunther mich in der Tür fragt, wie viel Salz denn ins Nudelwasser kommt und ich sage zwei Esslöffel, wie immer.

Und ich sage zu Max, Liebe verändert sich, sage ich. Sie wird leiser, verständnisvoller, sanfter, tiefer - wenn es Liebe ist, füge ich noch hinzu. Max winkt ab, eine andere Lebensauffassung ist das, sagt er und redet sich fast ein bisschen in Rage. Ich bin krank, wenn ich liebe, elend, jedes Mal wieder. So wie bei euch, da ist doch kein Leben. Die Worte treffen mich hart und empfinde die ganze Wucht unserer abgekühlten Annehmlichkeiten. Ich hasse Max und weiß doch, dass seine Worte den Kern meiner inneren Verfassung an diesem Tage treffen.

Gunther kommt aus dem Schankraum mit seinem Bier und einer angebrochenen Schachtel Zigaretten, eine angerauchte in seinem schönen, geschwungenen Mund. Er setzt sich neben mich und sagt, ich weiß jetzt, welcher von den beiden Wirten Guy und wer Roger ist. Sie heißen tatsächlich so. Wir können das kaum glauben, weil Guy ein kleiner Dicker mit Schielaugen und Roger ein Schmaler mit gelber, faltiger Haut ist und beide trotz dieser schönen, majestätischen Namen ein bisschen aussehen wie gewohnheitsmäßige Trinker, die morgens schon am Büdchen stehen. Sie sehen nach Lebenskämpfen aus. Wie sie wohl geliebt haben?

Wir sehen hinüber zu dem Lokal, in das wir nachher zum Essen gehen wollen, beobachten wie der Wirt die Gerichte an die schwarze Tafel schreibt, fragen uns, wann wohl die richtige Zeit zum Hinübergehen sein würde und während Gunther seine Zigarette raucht, sage ich leise nach links hin, wo Max sitzt: Ich kenne diese Liebe von der du sprichst und ich denke an Melissa – sie kann einen verbrennen, bis nichts mehr da ist von einem.

Max zieht Luft durch die Zähne und nimmt einen Schluck Pastis. Der Wirt gegenüber tänzelt scherzend und singend mit den Gästen über die Holzterrasse, sein junger Gehilfe im bunten Hemd immer hinterdrein. Der Gehilfe ist schwarzhaarig und sehr hübsch, hübsch von allein. Der Wirt macht die fehlende Jugend mit seinem gepflegten Äußeren und echter Herzlichkeit wett. Auch eine Art von Liebe, denke ich und eine, die für den Älteren noch mal andere Qualitäten brint, Gelassenheit und Nachsicht.

Max empfängt eine schmale, blonde Frau mit ebenfalls gegerbter Haut an seinem Tisch und präsentiert sie uns als seine Freundin Jeanette. Das tut er mit einer gewissen Genugtuung. Er küsst sie und hält sie innig an beiden Händen, wie um eine große Nähe zu demonstrieren. Diese Gesten machen ihn mir nur weniger glaubwürdig. Wir wissen beide, dass wir weder unsere Unterhaltung, noch den Abend einfach so abgebrochen hätten, wenn wir allein gewesen wären.

Irgendwann stehen Max und seine Freundin auf und gehen ohne einen Gruß. Ich kann wieder ruhig atmen und lache mit Gunther über den Wirt gegenüber in Vorfreude auf das kommende Essen. Der schielende Kellner bringt uns zwei frische Biere und nimmt mein Pastisglas mit.

[Siehe auch >>>> dort.]

Und es gab ihren geilen Onkel. Erster Text (von C. Hella) aus dem Seminar.

[Für Kommentare freigegeben.]
 
Wie sehr ich ihn im Sommer 83 geliebt hatte
Mit einer Ladung Schrot
In dem leidenschaftlichen Leben
So zerfleddert wie weise
Und ein Besucher nennt sich Walzerkönig
Am 13 Oktober 1990 das erste Mal
Über den Jammer hinausschwingend
Falls noch mehr Walzerkönige auftauchen.


Dazu wichtige Links zu einem Gedichtdialog:
http://ajtys.twoday.net/stories/5033795/
und zu einem Briefdialog im Netz:
http://ajtys.twoday.net/stories/3209781/#comments

Mit etwas Glück hat man recht. A u c h Nabokov; „Vitamin Praise”. Nabokov (2).

Wenn er einem Verleger ein Lolita-Exemplar schickt, schreibt er dazu, einige Wörter stünden nicht im Webster, dem großen Wörterbuch. Aber sie würden in künftigen Auflagen darin stehen. Und das sagt er vor dem Ruhm.
(S.19).

In seiner Anmerkung >>>> kommentiert Michael Maar das s o:

Es scheint eine fast physiologische Reaktion [zu sein; von mir auch die Unterstreichung], daß bedeutende, aber noch nicht anerkannte Autoren, bevor der Skorbut des Lobmangels sie ausmergeln läßt, das fehlende Vitamin Praise selbst erzeugen und irgendwann damit herausrücken, wie großartig ihre Sachen seien.
(154).

Selbstverständlich ist, daß ich dieses zitiere, seinerseits eine Übertretung.

>>>> Nabokov 3
Nabokov 1 <<<<

forbidden senses

tagessieger

„ich sah euch alle wanken“

contre la morte im wiegetritt
im frühjahr vielleicht
durch den rahmen bläst es
gischt und schaum in dolden
wenn winde gehen, segeln
fallen die treidler zurück
können nicht mehr folgen
treiben auf den planken
ihrer leicht gebauten räder
gemartert wie an bunten pfählen
gejohle um sich her, kurbeln
wie verrückt, mit nach innen
verlegten zügen, ein sehnen-
relief aus gliedern, und einem
geharnischten blick

ihr treibgut bin ich
verkapselte strapaze
pochen in den schläfen
reißen in den beinen
ich trete auf der stelle
die bilder lernen laufen
praxinoscoper reigen
ohne ende, die ankunft
auf die schnelle
muss enttäuschen
die knie schmerzen
schweißperlenbildend
schweigend, der narr in gelb
der den weg zum sieger kürt

aus gegebenem anlass und weil es wirklich nicht schadet, das zwei mal zu posten, für olaf condor, ein gebildeter, kein verächter, i suppose

"Letter from May Bernard Wiltse to Dr. George E. Hale

Dear Doctor:

I just read in the paper that you have won the "Copley Medal" presented by the Royal Society of London. This Medal is a "Magnet" with a magnetic field.
In 1916 I went to Washington, D. C. and transmuted silver into gold for the United States government and I have their reports. BUT IT WAS HUSHED up for reasons I cannot explain.
At that time I was corresponding with one of your greatest astronomers in the United States - Doctor Ricard of Santa Clara College.
After returning from Washington I stopped writing to him, but one day I read in the Sunday paper a great article written by him about the sun being a magnetic Magnet and about the sun spots just exactly what I had written to him years before. I immediatley sat down and asked him if he remembered what I wrote to him just what he had given to the public as his discovery and the wonderful scientist and man answered this question and here is a copy of his wonderful letter.

Dear Madam: I fully remember you but had forgotten the wonderful things you then said. From now on I shall be able to understand you better, although I feel my capacity is not up to your standard. I am glad to know you long ago discovered ALL the wonderful things that modern science is daily discovering. You must be a wonderful woman.

Yours sincerely, J. S. Ricard

This great man was big enough to acknowledge that I have discovered "ALL of the secrets of nature, not one, BUT ALL" and he KNEW what he was saying. And he did not feel hurt when I told him he had just told in the Newspaper just what I had written to him before.
Now Doctor Hale do you not remember me I wrote to you many years ago that I HAD DISCOVERED the sun was a magnet and the sun spots are 12 ducts and are filled with chemical like a cartridge in a gun and they are called Comets. Comets are NOT wanderers in space they are the feeders for the sun rays or Cosmic Rays the alchemists call them. I KNOW this is true because I have seen the comets go back into the sun many times with my naked eye. Any scientific man ought to know better than to say that an eclipse is caused by one body passing through the shadow of another. How any man with a thinking brain can say such a thing I CANNOT understand. Because Doctor Hale you know no shadow can CAUSE the wonderful eruption of the sun every time there is an eclipse of the sun IT MUST COME FROM THE CENTRE OF THE SUN. As was well KNOW to the ancient astronomers and from them I have received ALL of my great knowledge NOT from any modern man. BUT from the books you sneer and scorn. THERE IS THE ONLY TRUE KNOWLEDGE YOU WILL EVER KNOW. YOU NEVER WILL DISCOVER anything from looking through your telescope because you must experiment in the laboratory HERE BELOW and KNOW ALL Electrical phenomena TO UNDERSTAND GOD's Electrical machine.
I KNOW just exactly the working of God's Dynamo and I am going to write to the Royal Society of London and tell them exactly WHY the sun is a Dynamo and the Universe a Magnetic Field surrrounding the sphere. Why you astronomers will not acknowledge my works I CANNOT understand. Are you jealous of me as a simple woman or what?
I have written to you so many times asking for an interview but you ignor my letters. Doctor Ricard did NOT, he answered every letter I wrote, and marveled at my work of the ancient alchemists and TRUE astronomers. I have written to many Scientific Journals and told them to keep my letters on file so as to KNOW I WAS FIRST in discovering the LAWS of nature before any modern scientific man did. So many of them know today that you are NOT the first, because I discovered the sun was a magenet in 1908 studying Electrical phenomena and NATURE.
Of course, I am an unknown woman without money or honor BUT I can fight and I SHALL until I am recognized by the colleges of the world.
I am writing to Oxford, Cambridge and France and Sweden to the College of letters, in fact I was a candidate for the Prize but was too late in getting my works there.
I shall try next year. I sent you one of my books last year but did not hear from you whether you received it or not.
I would like to visist you or have you visit me and let me explain about my work.

Doctor Hale

Yours for TRUE science

Mrs. May Barnard Wiltse"


No one may ever have the same Knowledge again. Letters to Mount Wilson Observatory 1915-1935

Doings of Gotham / (Der Dramaturg)

Damals hätte ich ihm am liebsten die Fresse poliert,

einen Grund fand ich immer, ...

doch dann erzählte er mir von seinem Vater

und wie er von ihm ein Lächeln empfing.



: „Why so serious?“, asked his father,

nur dieses eine Mal.

„Don´t worry, son! I still like love you.“

...

Heute weiß ich, sogar der Papst hätte es ihm gerne gestohlen.

Tom Wood, Vauxhall Circular, Kirkdale, 1988

»But we never leave the past behind
We just accumulate«
Joe Jackson, Home Town

Die Provinz im Leben. Auch ich kenne sie gut. Dabei ist Liverpool keine Kleinstadt wie Ochtrup, aber wer Außenbezirke wie Kirkdale belichtet, wird wohl etwas wissen vom Gefühl eines Lebens out of focus, wie es auch mich geprägt hat und mir abrufbar bleibt, selbst wenn ich seit einigen Jahren in einer 12-Millionen-Metropole hocke.
Unter Thatcher war für Tom Wood, zumal als irischer Fotograf, die Splendid Isolation in Großbritannien sicher mehr als bloß sprichwörtlich spürbar. Umgehungsexistenzen auf Umgehungsstraßen, nicht selten begleitet von der fixen Idee eines umgehungsnassen Aufstiegs.
Weg von den Analphabeatles, hin zur Musik der glücklicheren Zufälle. Davon mag ebenso Wood geträumt haben, als er die Achtziger hindurch Bus fuhr und von einem Fahrgastsitz aus Mitfahrende, Liverpool und seine Bewohner fotografierte. All zones off peak heißt die Knipserepiphanie des linienbusgeführten Blicks. Nebensaison und kein Ende absehbar. Das heißt Provinz. Und sie betrifft genauso Menschen in den großen Städten. Wood bewies mit seiner Zonenstudie ein unbegrenztes und unendliches Gespür für auslastungsschwache Zeiten bei größtmöglicher Belastung der lohnabhängigen Population mit langem Arbeitsweg.
Imagine there’s no heaven / It’s easy if you try. Und regnen tut es ohne Unterlass aus diesem Nichts von verhangenem Himmel.
Wetter und Geld. Zwei schwer zu beherrschende Integrationsmächte des eigenen Seins, auf die man ohnehin viel zu wenig Einfluss hat.
Pennies do not come from heaven. They have to be earned here on earth, predigte die Iron Lady einst den Briten und schrumpfte die soziale Demokratie mit der Kopfsteuer gesund. Machn Kopp zu, deine Meinung is hier nicht gefragt! So kam das bei den Pennyverdienern vermutlich an. Ich erinnere mich an eine Szene aus Taxi Driver: im Wahlkampfbüro diskutiert man, wo die Betonung liegt beim Slogan Wir sind das Volk!
Geradeaus geht es zu den Docks, links zum Flughafen und den Autofähren. Wood saß gleich vorne, vermutlich auf dem Sitz für Alte, Schwangere und Bedürftige, als er durch die Windschutzscheibe den bepissten Tag einer entvölkerten Ausfallstraße fotografiert hat. Above us only sky, hinter seinem Rücken, imagine all the people / Living for today.

aus: licht/schreiben: fotografie-literatur-konstellationen, 2009

http://www.report-k.de/content/view/18488/133/

zu nämlichem foto schrieben auch: peter glaser und sabine küchler, wie mir m berichtete. ich habe den band leider noch nicht.
autoren erfahren über sich und die rezeption ihrer arbeit immer auf umwegen und immer als letzte, aber das ist vielleicht auch besser so.

hilti hilf!

Vielleicht fehlt ihnen eine Lampe. Manche Quallen leuchten. Und, wie sie wissen, können wir getrost behaupten, daß die Zahl der leuchtenden Arten nach der Tiefe zu abnimmt. Geraten sie im Sinken also an eine Leuchtqualle, schätzen sie sich glücklich.

Der Gedanke, daß das tierische Leuchten von symbiontischen Bakterien ausgehen könnte, ist zuerst von dem französischen Zoologen und Biologen Dubois geäußert worden. Im leuchtenden Sekret der Bohrmuschel fand er phosphoreszierende Bakterien.

DAS LEUCHTEN DER ANDEREN, WIE STELLT MAN ES AN?

Sie sind gegen Symbiosen. Tiefenglanz, sagen sie, ist keine Frage von phosphatspothaltenden Bakterien. Nun gut, dann quälen sie sich eben weiter allein auf der wackeligen Leiter beim einsamen Strahleranschrauben. Sie halten das für Erleuchtungsertüchtigung aus der selbstverschuldeten Dunkelheit, ich halte das für eine kurzlichtige Stroboskopaktion, nur angetan, ihnen bei nächster Gelegenheit ordentlich eins auszuwischen.

Quallen sind durchlässig für Protisten, Polypen und alles, was ihre Eigenständigkeit unterwandert, die ihnen ohnehin nie zur Gänze eigen war.

Leuchtsymbiosen führen sie zu den ewigen Laichgründen ihres Sehnens; oder betrachten sie es einfach so, sie sind dem fernen Schimmer perfekter Symbiosen blindlings wieder ein Stück näher gekommen.

Symbiosen sind beweglich. Sie beharren nicht auf der Erkenntnis der Beständigkeit des Anderen. Diese Unverrückbarkeit scheint ihnen wie der hilflose Tourist, der mit einem winzigen Blitz noch das Ganze seines Blickwinkels zu erleuchten vermeint.

Der Qualle wird aus ihrer Unfähigkeit sich Machtgewinn und Richtungsstreben zu verschaffen, ein Vorwurf gemacht. Sie kann nicht dieselbe Sorte von sozialer Hoffnung wie das landgängige vierradgetriebene metaphysische Tier anbieten.

Wir wissen zu wenig von der Qualle. Wir wissen fast nichts von Protisten. Wir wissen fast alles von Vertebraten. Mit den Wirbeln kommen die Tränen. Aufrechtstellung. Bandscheibenvorfälle. Hohlkreuze. Quallenkreuzigungsmodul Volksbühne.

Schluss mit Schweben.
(auszug aus der rottenkinckschow, 1.4.08, kaffee burger, berlin)

keine frau mit hilti kommt je ohne angereist, wenns um erleuchtung geht, das sollen sie alle da draussen wissen, und die ist, jaha, 'mehr als der hammer', dessen hängvorrichtung man mir echt nicht zeigen muss, da wird sofort zurückgeschlagbohrhammert, mit beleidigt sein geben wir uns erst gar nicht ab. isch han doooch werkzeuch da - joho. und das kommt auch zum einsatz, dass es nur so splatattert.

Etude.

Wenn sich nun alles dieses noch drehen würde, sich durch euch hindurchdrehen mit Farben und Klängen, wenn ihr nicht mehr unterscheidet könntet, was Klang, was Farbe, und wenn diese Dome g e f l u t e t wären von Duft... einem DomDuft wie Wasser in ihrerseits flüssigen Architekturen... worin kein Blick sich irgendwo fängt, sondern tiefer in den Raum und immer weiter hinweggesaugt wird, ein FarbSchwips, in dem du dich (nebenan die rauschende Spülung) verlierst... weiche fliegende Baukunst der Leib, PVC, unversehens, sprießen Palmen, das kommt vom Geruch einer Sonne - laßt euch unter den Fußsohlen nieder, sie versinken in Sand... ein Mensch durchschreitet sein Ganglion, seltsam staunend stehen die Stühle, auf die sich keiner setzen, in die man nur hineintauchen kann: schwappen über dir zusammen, drückt was ins nächste Gemach und Gemächt und die Macht irrer Strudel. Als wer gelangst du wieder heraus? Stehst da zu dritt, die Leute schreien und hasten Verkehr, Blasen steigen von dem auf. Martinshörner hört ihr, das ist dann wieder die Realität. Und hast dir selber die Hand gereicht. So geht ihr auseinander, als der Bus kommt, jedes Du für sich, meint, daß es wahr ist. Wir schütteln die Wunder, die noch haften, nasse Hunde, von uns ab, streifen das Wechselgeld aus dem Blech.

...

wieder einen flug umgebucht. nein, zwei, wieder nicht im selben flieger. anflug von ärger, aber du hattest doch gesagt, du könntest eher weg. die schleichende enttäuschung. ich kann nicht umhin, einen moment in eigenen schleifen wie diesen zu denken:

fotos/layout: m. holtmann e moi

"SANDDOLLAR

'And so castles made of sand melt into the sea, eventually'

Die Sparbüchsen der Nixen! Nereiden zahlen mit lebendem Geld, fassen Menschen es an, bleiben Münzen aus Kalk, ein blank gewaschener Knochenbestand.
»Für das Meiste, was wir besitzen, gäbe es einen Ersatz«. Wir tauschen nicht. Stimme gegen den aufrechten Gang. Schwindel am Abgrund der Preis und ein hartes Element.

Der Strand steif gefroren, keine Fußabdrücke im Sand, nur fliehender Schaum, die Luftblasen der Gischt als körperlose Eigenschaft der Vermissten.
Nein, nicht einmal richtig vermisst, eher überrascht, dass nun etwas fehlt, was neben dir ging, unsichtbar fast, ganz Gegenwart, die auf Messern stand. Du hattest dich damals geschnitten, an Land schon vergessen, wer mit dir schwamm.
Getriebene muss man nicht bitten. Ihre Anhänglichkeit gab sich anspruchslos. Die Kosten einseitiger Investition hättest du schließlich nicht zu tilgen, und überhaupt, ein Wille, der sich nicht äußert, wen zieht der zur Verantwortung? So zogst du dich aus der Affäre.

An einem Nachmittag im Aquarium, in einem Hotel, Berlin Mitte, ein Zylinder aus nahtlosem Acryl, ein gläserner Aufzug, darin, aufgerichtet, zwei Statisten für ein Seestück im AquaDom: Geheimnis des Lebens, oder Darwins Evolution, ist sie uns heute noch heilig?
Jedes Geschöpf demonstriert auch die Wunden seiner Isolation, 'the Origin of Species', »so man eines lebendig zerknirschet /« 'by means of Natural Selection or the Preservation of favoured Races' »und ein Stücklein nach dem andern in das Meer werffe / sollen sie sich zusammen fügen« 'in the Struggle for Life' »und widerumb ganz zusammen wachsen« im Tauchgang der Deszendenz.

Sie schnappte nach Luft. Wenn man es einmal bei Licht betrachtet, bliebe letztlich bloß Differenz zugunsten der Selektion.
Ihre Pupillen waren geweitet. Und das widerspräche dem Hardy-Weinbergschen Gleichgewicht, gesetzt den Fall, dies sei nicht das Ende jeder Progression.
Du hielst ihr das Asthmaspray hin und dachtest an ein verstaubtes Idiom; ohne genau zu wissen, was es bedeutet, wen es diskreditiert: wie ein Fisch auf dem Trockenen. Es wird doch bloß konstatiert, dass der Fisch nicht dorthin gehört, aber die Phrase rekonstruiert nicht den Weg. Zog sich sein Element zurück? Wurde er ihm gewaltsam entrissen? Oder, was niemand für möglich hält, hat er selbst den elementaren Wechsel beschlossen?

Lichtblaue Schauaquaristik, alles schwimmt, »and now you're really in the total animal soup of time«. Wer bestimmt, wie wir atmen müssen? Hey, ich bin bei Dir! Hast Du Hunger? Wollen wir was essen?
So geht das nicht weiter. Es heißt ja so schön, ihre graugrünen Augen scheinen zu sprechen, dir aber schien alles an ihr stumm, in sich zurückgedreht auf einen Punkt, unsäglich weit von hier entfernt. Man lernt auf eigenen Füßen zu stehen, doch hat man vergessen, nicht jedem half das egoistische Gen für lau auf die Beine. Mancher bezahlt für die Krücken.

Rimbaud: »Ich habe ein Holzbein bestellt, es wiegt nur 2 Kilo. Man grinst, wenn ich hüpfe.«
Lieber ein unbeweglicher Stummel, als tonlos das Maul aufzureißen. Das sagt sich so leicht. Man möchte sich aus dem Dienst schon verändern, nur wer wird die Rechnung begleichen?

Einen stillen Fisch im Schlepptau, versonnen, selig, fahl. 'Nostalgia' konkret als röchelndes Körperfossil. Ihr war kalt. Vor euch das ausgestochene Meer, Riffkulisse mit sich auflösendem Paar. Umschwärmt. Vor Zeiten, frei und radikal, bis dass der Landverstand dir den Aufstieg befahl. Der Blick, den sie dir hinterher geschickt, verriet, dass für sie was ins Wanken geriet.

Was für eine Plage, kein Laut, keine kaputtgeschrienen Vokale, nur ein leichtes Rasseln wie aus Muschelschalen.

Warst du je einsam? Unter Fischen, Tierhauthändlern, in Reusen aus Glas und Stahl, die nur einen Weg offen ließen? Es gibt kein zurück, wenn die Aufzugstüren schließen, nur beim Auftauchen Dekompressionsgefahr."

 



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