Traumprotokolle
Die Chica, ein Mantel und der Zunami.
Der Geist, nicht Hamlets Vaters aber. Der „Mittags“schlaf des 11. Novembers 2012.
Die symbolistische Mystifikationstechnuk camoufliert seine (des Todes) Gestalt unablässig. Gleichwohl ist er nicht die Inkaranation der Delolatheit, sondern - im Gegenteil - die einzige wirkliche Instanz einer transzendentalen Geborgenheit inmitten einer nunmehr ohne Gott sich fortsetzenden Welt. (…) Weder für das symblistische Universum des Poeten noch für den empirischen Lebensraum des Menschen gibt es einen Ort, wo nichts ist, und noch das seit Jahrmillionen erloschene Sternenlicht durchzieht den Weltraum. Das Tote lebt fort, der Tod selbst aber ist so wenig begreifbar wie das Nichts.
Und was dabei m i twirkt! Einer meiner >>>> Seminarteilnehmer arbeitet als freiberuflicher Helfer bei der Polizei, und er war es, der am Freitag abend von seinem gestorbenen Vater sprach... nicht erzählte, nein, sondern nur erklärte, er wolle in seinem Leben seines Vater Wunsch erfüllen, den dieser an ihn gerichtet.
Auf mein Klingeln öffnete niemand. Das hatte ich erwartet, aber auch befürchtet.
Ich schließe also auf. Sehe sofort, daß ich in dieser Wohnung noch nie gewesen bin. Dennoch erinnert mich etwas an sie. Nein, sie sah nicht aus wie irgend eines der heruntergekommenen, von meinem Vater mit eigener Hand instandgesetzten Hausruinen, in denen er gelebt hat, sei‘s auf dem Land in Deutschland -
Wir treten in das von einem schweren Vorhang mittengeteilte Wohnzimmer. Dies wiederum war mein Vater: so dämmte er die Wärme seines kaminbeheizten Flures gegen kühle Wände ab, Bramstedt, 1973. Vorsichtig schiebe ich den Vorhang beiseite. Da schläft mein Vater auf einer kippbaren Liege, öffnet die Augen, lächelt. „Verzeihung“, sage ich, „ich habe geklingelt, ich habe einen Zweitschlüssel“ - gleich, um mich zu entschuldigen. „Ich habe dir aber meinen Sohn mitgebracht... deinen Enkel.“
Er besinnt sich gar nicht, scheint schlafend auf uns gewartet zu haben. Sagt nichts, aber lächelt und steht auf, nimmt weder mich, das hätte er sowieso nie getan, noch aber auch meinen Jungen in den Arm, den er noch nie gesehen hat - und er nicht ihn -, sondern eilt aber, wirklich lächelnd, in die andere Wohnzimmerhälfte, um hervorzukramen, was immer einem Kind Freude machen könnte: Schokoladen, Kekse, sogar Weingummis - und eine Stofftierkatze. „Die habe ich noch“, sagt er. „Die habe ich immer behalten für solch einen Moment. Möchtest du sie haben?“ - Mein Sohn ist bereits zwölf und längst aus dem Alter für Stofftiere hinaus, reagiert auch nicht, schaut den fremden Mann nur verwundert an, der aber nicht zurücksieht, keinen Blick erwidert. Statt dessen holt er immer und immer noch weitere Geschenke aus seinen Schränken und schichtet sie, ja, so muß ich das nennen, schichten, eines um das andere auf dem großen Tisch auf, der im Raum steht. Wobei er, mein Vater, auf eine allein nach innen gewendete Weise lacht, wie auch früher stets, wenn er Freude zeigen wollte.
Darüber wache ich auf.
Also sei es so berichtet.
„Und dennoch: Dieses Meer bleibt eine“, schreibt Norbert Abels, „unüberwindbare Grenze -“
Der Anagnorisis Geschenk im Schlaf. (K)Eine Kriminalgeschichte.
Das Mädchen in den Felsen.
Traumprotokoll vom 8. 6. 2012 >>>> im dortigen Arbeitsjournal.
(Vielleicht auch:
Der alte Mann und das Dorf
- ?)Lotos II
Vertrautes leuchtendes Fremdland: Die Andere Seite.
Ich war mit >>>> Eigner unterwegs. Wir fuhren in die Dschungel, so weit ich mich erinnern kann, dort in ein Hotel. Uns war das nicht verdächtig. Wir sollten eine Lesung, glaube ich, geben, wurden sehr freundlich empfangen. Doch wurde uns die fremde kleine, tropische Stadt unvermerkt zur Heimat. Ich jedenfalls lebte schon dort und brach von dort zur Frankfurter Buchmesse auf, die aber nicht größer war als einstmals die Leipziger, als sie noch nicht in den postmodernen Hallen, sondern in der Innenstadt stattfand. Zumal schien diese Messe nicht sehr weit von Kiel entfernt zu sein, wo ich >>>> heute Abend die Lesung habe und und auch im Traum hatte, wie ebenfalls bereits nachmittags die Veranstaltung in der Uni. Jedenfalls reiste ich ganz beruhigt mit dem Zug hin, hatte sogar schon an, was ich gleich erst anziehen werde. Eigner blieb in Fremdland zurück.
Ich traf Freunde, Kollegen, Lektoren, schritt die Gänge ab, blieb hier hängen und dort, erinnere mich an eine Frau, mit der ich flirtete; sie war als Begleitung >>>> Stangs mitgekommen. Wir setzten uns, ohne daß mir das auffällig geworden wäre, vor einem der Stände auf den Boden, der dort ein duftender Rasen war, und jemand packte ein Picknick aus. Tassen voll schwarzen Kaffees wurden gereicht. Ich erinnere mich, doch jetzt nur noch blaß, eines lebhaften Gespräches. Die Frau lockte mich an und stieß mich doch immer wieder zurück, verbal und mit Gesten, ich kam da nicht los. Riß mich zusammen. Gab vor, zur Toilette zu müssen. Als ich zurückkam, war die Gesellschaft weitergezogen.
„Wohin?”
Die junge Dame, die für den Verlag Leporelli verteilte, wies mir mit einer Handbewegung die Richtung. Um mich nicht lächerlich zu machen, schritt ich ihr betont lässig nach, verfing mich aber schon gleich in einem System aus Glastüren, dessen Funktion ich nicht durchschaute. Als mir die Kieler Veranstaltung einfiel. Um Gotteswillen! Wie spät war es?
Zu spät.
17 Uhr.
Das war auf keinen Fall mehr zu schaffen, jedenfalls nicht zur Nachmittagsveranstaltung. Aber, wie ich jetzt erst begriff, auch für den Abend nicht. Ich hatte nicht einmal daran gedacht, die richtigen Zugverbindungen herauszusuchen. Wieso war ich morgens überhaupt erst auf diese Messe gefahren? Ich hätte doch wissen müssen, daß zeitlich nichts so wäre kombinierbar gewesen; mir war, als hätte ich schon morgens die Kieler Veranstaltungen vergessen. Was aber nicht stimmte, wie ein andrer Teil von mir wußte.
Ich verlöre das ganze Honorar. Vielleicht ließen sich die Veranstaltungen nachholen. >>>> Professor Meiers Mobilnummer hatte ich in meinem Ifönchen gespeichert. Wenigstens anrufen, mich entschuldigen... -
Aber wo w a r mein Handy?
Ich fand es nicht. In keiner meiner Taschen.
Vergessen. Liegengelassen an dem Verlagsstand. Es lag da gewiß noch im Gras.
Mein Instinkt befreite mich aus dem Glastürsystem, und ich lief zurück.
Da lag es ja!
Nur daß keine mir bekannten Telefonnummern mehr drin gespeichert waren. Das Gerät lag auch fremd in meiner Hand, hatte eine unvertraute längliche, oben zu einem spitzen Dreieck zulaufende Form. Daß dies ein ganz falsches Handy war, registrierte ich erst, als ich zurück in die kleine tropische Stadt gefahren war, um Professor Meiers Telefonnummer aus meinem Laptop abzuschreiben. Den ich aber auch nicht mehr fand.
Zwar, mein Schlüssel paßte in die Tür des Hotelzimmers, aber dessen Einrichtung hatte sich verändert. Nichts war hier mehr vertraut. Ich verließ das Zimmer, klopfte eine Treppe höher an dem einer Bekannten, vielleicht auch an Eigners. Ein fremder Mensch öffnete mir, bat mich aber herein, bot mir etwas zu essen und zu trinken an. Ich hatte keine Ruhe, mich mit ihm vertraut zu machen, stand wie gestochen wieder auf, lief aus dem Haus erst auf die Straße, dann in den Regenwald. Sah immer wieder das fremde Handy an und erfaßte allmählich, daß man es mir mit Absicht untergeschoben hatte.
Was sollte ich tun? Ich wußte es nicht. Wußte nur: du hast zwei Veranstaltungen verpaßt und keine Möglichkeit mehr, mit den Veranstaltern wenigstens Kontakt aufzunehmen.
Der Wald wurde dichter. Er war hell und leuchtete, ja glühte. Ich lief über dichtbewachsene Hügel, wollte dann in die Stadt zurück, fand auch den Weg, aber da war auch diese Stadt eine andre. Das Hotel stand noch, aber an anderer Stelle, als ich in der Erinnerung hatte. Das brauchte ich erst gar nicht zu versuchen. Lief weiter. Sämtliche Straßen kamen am Ende der Stadt auf einer Anhöhe zusammen, über deren Felssturz sich ein riesiger, nahezu metallisch wirkender, zur Stadt hin ganz offener Raum erhob, dessen andere Seite, ins freie Land gerichtet, vergittert war. Man sah einen Sonnenuntergang in der Ferne über dem Wald.
Alleine stand ich in diesem Raum, diesem Saal, diesem Kirchenschiff, das sich über mir trotz seiner Kastenform, zu wölben schien. Und hinter mir, stadther, kroch der Wald heran. Er kroch über die Stadt, nahm sie ein wie eine immergrüne Lava, auch in der zähen Geschwindigkeit von Lava. Ich käme aus diesem Raum nicht mehr heraus, dachte ich, und war seelisch völlig gelähmt.
Da klingelte der Wecker.
heidesand...
1. sequenz
sepiafarbener vorhang. ein kleiner junge, er trägt ein akurat gebügeltes hemd und kurze lederhosen, klettert eilig eine hölzerne treppe hoch. oben angekommen, blickt er um sich: "wo ist der heidesand." er findet ihn, setzt sich auf einen stuhl an einen tisch, nimmt den heidesand zwischen seine hände, betrachtet diesen, beginnt ihn zu zerbrechen, schiebt sich dann die einzelnen stückchen in seinen mund: "ich liebe schwarz und ich liebe weiß, ich weiß schon, warum ich heidesand so mag."
2. sequenz
ein mann (es ist dieser kleine junge) und eine frau. sie lieben sich, leben zusammen. er stirbt viele jahre vor ihr. der schmerz vernichtet sie fast, sie kann nicht weinen, sagt leise: "wir haben es nicht geschafft."
3. sequenz
wieder dieser mann und diese frau. sie sitzen zusammen in einem kleinen gasthaus. er sackt plötzlich zusammen. stirbt. sie ist wie gelähmt, weiß, daß sie diesen schmerz kennt: "haben wir's wieder nicht geschafft."
4. sequenz
er, eine frau an seiner seite, ist auf dem weg zu ihr, aber er weiß es nicht. sie wohnt mit ihrer mutter in einem alten grauen haus, vorn am weg eine pforte aus grünem metallgitter. an den fensterbänken draußen vor dem haus hängen kleider in verschiedenen farben aus verschiedenen feinen stoffen, sie sehen aus wie aus dem vorherigen jahrhundert. sie steht vor dem haus, sieht von weitem den mann und die frau kommen, bleibt stehen, bleibt immer noch stehen. sich dem haus nähernd, sieht er die kleider, und die frau. als er bei ihr ist, nimmt er sie ungeachtet der frau an seiner seite, in seine arme, küßt sie. ihre mutter steht daneben und sagt: "nicht schon wieder."
Die Frau auf der anderen Seite
ein kanal in die andere dimension...
.... es gibt ihn. grundsätzlich wußte ich das schon immer, aber ich weiß erst jetzt, daß ich vergesse ihn zu schließen. warum? weil dieses wesen nur auftaucht, wenn ich das vergesse, wiewohl mir in dieser gänze garnicht klar war, wie und das ich ihn überhaupt öffne. jetzt weiß ich's. mein körper ist selbst in der nacht auf "alarm" programmiert, ich bin nicht bei jedem geräusch, aber bei der geringsten umgebungsveränderung von schwingung hellwach.... schwer sank sein gewicht auf die matratze neben mir, das bett knarrte. dieses mal garnicht erst in die schlafparalyse, sondern gleich hellwach.
an schlaf nicht zu denken. massiv, ganz massiv.