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HOERSTUECKE
hat Erfahrungen mit Grichtsvollziehern und würde mir davon erzählen, während ein Band mitläuft? Auch am Telefon geht es. Anonymität wird selbstverständlich gewahrt. Die Erzählungen werden für ein Hörstück gebraucht, das ich für den Sender produziere.
Bitte kurz hier im Kommentar oder unter fiktionaere at gmx de schreiben; ich würde Sie dann anrufen, bzw, zurückmailen.
Danke sehr.
ANH
16.1.2013
albannikolaiherbst - Mittwoch, 16. Januar 2013, 15:06- Rubrik: HOERSTUECKE
Alban Nikolai Herbst
Die Vorhänge der Wirklichkeit
Improvisationen um das erzählerische Werk
von Daniel F. Galouye
Mit Einwürfen von Thomas Pynchon
und einer Einführung von Platon
Kavita-Janice Chohan - Simone Barrientos-Krauss
Sascha Broßmann - Adrian v. Ribbentrop
Michael J. Stephan
Ton: René Bosem (ARD HS)/ANH (Herbst & Deters Fiktionäre)
Redaktion: Imke Wallefeld
Klänge & Regie: Alban Nikolai Herbst
WDR 3
open:WortLaut
7. Juni 2012, 23.05 Uhr
>>> Die Produktion:
Die Vorhänge der Wirklichkeit 1 - 10 (jeweils verlinkt).
albannikolaiherbst - Sonntag, 10. Juni 2012, 06:38- Rubrik: HOERSTUECKE
Das war nicht vorherzusehen gewesen und so auch nicht beabsichtigt, daß dieses Hörstück möglicherweise eines meiner bisher wichtigsten geworden ist. Seit heute nachmittag sitzt alles.  Das liegt nicht nur an den Stimmen der teils sehr alten Leute, die jetzt hineinkommentieren, oft surreal, wie aus einem Off von Jenseits, auch gar nicht eng mit der Spielhandlung verbunden, und an ihren Seufzern, bisweilen einem „ach“; manchmal ist der Satz nicht wirklich zu verstehen, weil zwei dieser Menschen gar nicht mehr prononzieren konnten; sondern das Hauptproblem war bislang der zu grobe Schnitt, der nicht an der Schnittechnik, sondern an sich vordrängenden Hintergrundgeräuschen lag. Wenn man „im Freien“ aufnehmend arbeitet, bleiben störende Frequenzen nicht aus. Broßmann war der erste, der das während eines Probeabhörens monierte, und ich wußte da sofort, daß ich um Legierungen nicht herumkäme, also doch wieder: Musik. Aber ich wollte nicht sampeln, wie Sie wissen, wollte nicht ein weiteres Mal auf schon vorhandene Musik zurückgreifen, weil dies immer einen anderen semantischen Aspekt in ein Stück gibt - so, wie ich das bislang auch immer im Sinn hatte, nur eben diesmal nicht.
Also doch realisieren, was ursprünglich meine Idee gewesen war: alle Musik selbst einspielen, an Cello und Akkordeon. Letzteres eignet sich besser, da die Stimmung des Instrumentes sowohl temperiert ist als auch etwas Ungefähres über die vielen Register hat. Das Cello ist problematischer, denn jede Spielschwäche wird laut. Also galt es da einerseits, solche Schwächen zum Konstruktionsprinzip zu machen und vor allem: erst einmal eine halbe/dreiviertel Stunde des Improvisierens einfach mitzuschneiden, dann das File abzuhören und aus ihm extrahieren, was paßt. Ich unterteilte folgendermaßen:  Dann, nachdem die Stimmen der alten Menschen in die Montage eingearbeitet waren, ging ich Sekunde für Sekunde durch das ganze Stück, wählte aus den Rubriken fünf Tonfiles aus, die ich zurechtschnitt und jeweils unter die Übergänge legte, dabei auch neue Übergänge schaffend. Ein Fehler widerfuhr mir, weil ich einmal vergaß, etwas über alle Spuren zu verschieben. Das lag daran, daß ich mich auf elf Spuren beschränkt habe, wie nach Plan eigentlich; aber ich hätte jetzt zwei zusätzliche Spuren gebraucht, die ich indessen, selbst auf dem großen Bildschirm, nicht alle zugleich im Blick gehabt hätte. Das war mir indes wichtig. Also mußte geschummelt werden, d.h. die an sich >>>> fest definierten Spuren wurden an Leerstellen „fremd“verwendet. Wenn einem aber dann ein Versehen passiert, geht bei den Hunderten Schnitzeln, die verarbeitet werden, die furchtbare Fisselei eines je einzelnen Korrigierens los. War so heute. Eine klitzekleine Unaufmerksamkeit genügt. Der Vorteil solcher Fitzelei, die im gemieteten oder festgebuchten Studio eine Katastrophe wäre, weil man nicht mehr rechtzeitig fertig wird, besteht schlichtweg darin, daß alles abermals aufs genaueste abgehört werden muß. Ich habe drei fugierte Sprachstellen in dem Stück, die über fünf Spuren gehen (eigentlich über alle elf); da war am meisten zu fummeln.
Den Anfang habe ich noch leicht verändert, damit ich eine Formklammer hatte; man arbeitet bei Motiven mit Wiedererkennungseffekten, oft nur einsekündigen, manchmal ist schon das zu lange.
Enorm dicht ist das Stück jetzt jedenfalls, und die Stimmen der alten Menschen geben etwas Unheimliches hinein, das dem, was Galouye gemeint hat, auch völlig entspricht: was er gemeint, nicht was er de facto formuliert hat; ich bin mir durchaus bewußt, daß ich seine an sich simplen Stories deutlich erhöhe; nichts anderes hat auch Faßbinder in „Welt am Draht“ getan. So etwas ist das Kennzeichen vieler großer, wenn sie also gelungen sind, Be- und Verarbeitungen. Selbstverständlich geht das, aber sehr zugunsten der Poesie, auf das Dokumentarische; besonders dort, wo ich - meine Redakteurin wird wahrscheinlich schlucken - den >>>> Absagebrief der Faßbinder-Foundation einmontiert habe - eine entsetzlich beklemmende Szene des Stücks. So ist mir das jedenfalls heute mehrmals vorgekommen.
Dann waren wenige Szenen noch einmal zu konturieren, Zwischeneinwürfe der Sprecher teils an andere Stellen zu kopieren, was natürlich Folgen für schon legierte Übergänge haben kann und hatte. So daß ich morgen noch einmal aufs lauschendste abhören muß und abermals hier und da werde modifizieren müssen. Immerhin bin ich jetzt exakt in der Zeit: 54‘40‘‘. Unter dem Epilog, der nach der Absage gesprochen wird - auch dies eine kleine Unmöglichkeit für den Rundfunk - liegt nun eine Montage der wichtigsten Cello- und Akkordeon-Motive; das verleiht Galouyes Text sowohl etwas Schwebendes wie Dunkles.
Jedenfalls, ingesamt: Ich bin zufrieden und werde morgen abend diese Arbeit so weit abgeschlossen haben, daß meine Redakteurin sich das Ergebnis für etwaige Kritik anhören kann. Da wird es dann abermals heißen: Dank an die >>>> Dropbox.
Galouye 10 <<<<
>>>> Annoncement der Sendung mit Trailer.

albannikolaiherbst - Donnerstag, 17. Mai 2012, 22:43- Rubrik: HOERSTUECKE
Donnerstag, der 3. Mai:
Einen klassischen Fehler habe ich gestern gemacht; mag sein, es lag an der Zahngeschichte. Klassischer Fehler, meistens, sind Anfängerfehler, zum Beispiel, wenn man an der Börse einen Verkaufsauftrag erhält, aber in der Eile versehentlich das „Buy“ ankreuzt. Macht jeder mal; die „Kunst“ besteht dann darin, sich auf der Affäre möglichst elegant wieder herauszuwinden - was kein Problem ist, wenn der „Irrtum“ gutgehen sollte; verliert man aber dabei, zeigt sich, wer geschickt ist. Das habe selbstverständlich auch ich in der Geschichte meines Lebens stehen, als Anekdote, glücklicherweise; es hätte damals auch eine Katastrophe werden können.
Katastrophe war es auch diesmal nicht, aber kostete sehr viel Zeit. Nämlich waren mir vorgestern nacht beim Abhören der >>>> Probemontage zwei Fehler im Text aufgefallen, die ich unbedingt korrigieren wollte. Zum einen erzählt das Typoskript von einer jungen Frau, die in der Science Galery die Führungen mache; gesprochen wird der Part aber von Barrientos, die eine vortreffliche Sprecherinnenstimme hat, aber keine, die auch nur ungefähr nach Jugend klänge. Also muße das „junge“ herausgeschnitten werden; zum zweiten gibt mein Text an, es sei „vollkommen still, bzw. still wie in einer Kirche“, aber ich lege zugleich eine permanente Geräuschkulisse, nämlich den tatsächlichen O-Ton, darunter, der auszugsweise sogar zu einem akustischen Leitmotiv des Stückes wird. Das widersprach sich.
Soweit okay und soweit auch durch Kürzung und Umstellung innerhalb der Tondatei zu korrigieren. Nur finden sich die Fehler in der durchlaufenden Sprecherdatei des ARD Hauptstadtstudios, und weil ich sie ganz oben als Spur 1 einfach durchlaufen lasse und dann jeweils die Takes schneide, aber als Hauptspur weiter durchgehen lasse, haben die an sich nur kleinen, in Sekunden berechenbaren Korrekturen die gesamte Anlage der Montage zeitlich durcheinandergebracht; Hunderte Tonschnipsel saßen dann unkorrekt, weil die Hauptspur nun immer, wenn ein neuer herausgeschnittener Einsatz kam, an falschen Stellen begann.  Dadurch geriet die gesamte Montage ins Wanken, Zittern, Vibrieren, war teils restlos unverständlich. Dabei hätte ich nur die zwei Passagen, um die es eigentlich ging, kopieren, als getrennte Dateien neu anlegen, dann korrigieren und schließlich an die vorherigen Stellen einfügen müssen. Aber ich dachte einfach nicht dran - und hatte den Salat. Da half es auch nichts, daß ich selbstverständlich die Probemontage getrennt abgespeichert hatte, denn auch sie bezieht sich direkt auf die originalen Tondateien.
Echter Anfängerfehler, ich darf nicht klagen.
Alles, somit, von vorne bis hinten durchgecheckt und noch den kleinsten Tonschnipsel korrigiert - das sind Hunderte unterdessen. Stunden zusätzlicher Arbeit. Doch aber, nun zum Geschick, kam mir genau während und wegen dieser Arbeit die Idee, wie ich Galouyes Roman „Simulacron 3“ für die Akustik sinnlich machen könne: ich ließ nämlich ein paar der Fehler nicht nur stehen, sondern baute jetzt bewußt nach vorne hin weitere solche und auch ganz anders geartete Fehler ein, unterlegte sie jeweils mit einem elektronischen Alarmsignal und mischte insgesamt auf die O-Töbe ab. Schließlich, da war es 22.30 Uhr, seit morgens um neun hatte ich drangesessen mit der Unterbrechung, siehe Arbeitsjournal, durch einen Zahnarzt und einen Kieferchirugen - schließlich also, als ich das Stück zur Nacht parallelsichern ließ, hatte ich insgesamt fünf der neun noch fehlenden Minuten „eingespielt“.
Freitag, der 4. Mai:
Jetzt werde ich das Ergebnis erst einmal in Gänze abhören, vielleicht aber auch vorher noch in die Straßen hinab, um mir die letzten Zufallsstimmen zu holen, die ich nun unbedingt brauche. Die Zeit, befriedigend noch mit Platzhaltern arbeiten zu können, ist bei erreichtem Stand des Hörstücks definitiv vorbei; ich muß allerdings auch noch auf die eingesprochenen An- und Absagen der Redakteurin warten. Erst wenn all das eingefügt worden ist, läßt es sich exakt auf die Sendezeit hin arbeiten.
Zudem will ich heute schon einmal erste Versuche mit Cello und Akkordeon machen, auch wenn ich mir mittlerweile nicht mehr ganz sicher bin, ob das Stück überhaupt Musik, bzw. Außenklänge noch braucht.
20.25 Uhr:
Die Montage ist prinzipiell fertig, auch die noch fehlenden Stimmen sind drin... was dauerte, weil ich heute sehr viele Freiwillige nicht fand, vor allem nicht schnell, und weil dort, wo ich aufnahm, einiger Verkehrslärm herrschte. Also waren die kleinen Tondateien hier noch zu bearbeitet, zu schneiden ja sowieso. Dennoch blieb ich noch runde sieben Minuten unter Soll; ob ich die auffüllen könne, also organisch, etwa mit Cello und Akkordeon, kann ich bis jetzt nicht sagen. Aber ich hatte aus dem Höreindruck heraus eine völlig neue Idee, die eines Epilogs, wie er bei Galouye in seinem letzten Roman auch wirklich steht. An sich brauchte ich, um ihn einzusprechen, noch einmal einen Termin im ARD HS, aber erinnerte mich einer Idee Freund M.‘s: „Probier das mal aus: stell einen Stuhl auf den Tisch und verhänge ihn mit Decken. Innen positionierst du das Mikro und sprichst dann deinen Text in den Stuhl und die Decken hinein. Du wirst staunen.“
In der Tat. Für diesen Epilog ging das prima, woraus ich jetzt schließe, daß ich, wenn ich in Zukunft Rezensionen für den Funk sprechen werde, das genau so tu. Spätestens, wenn man die Sprachaufnahme auf mp3 runterzieht, ist eine Differenz nicht mehr zu hören. (Ja, es fehlt an natürlichem Baß und natürlicher Fülle, vorausgesetzt, man hat sowas in der Stimme auch drin. Für Zweckhörer ist das aber wurscht. Nicht so, selbstverständlich, in Hörspiel und Hörstück, also in künstlerischen Bereichen. Nur daß in diesem Fall jetzt der etwas flachere Ton exakt zu dem paßt, was Galouye in seinem „Regenesis“ genannten Epilog entwickelt.)
Gut, einzweimal hör ich mir das Resultat heute noch an. Morgen früh experimentiere ich dann mal mit den Instrumenten; wie das ausgehen wird, kann ich allerdings nicht sagen. Außerdem fehlt eines eben doch noch: die An- und Absage meiner Redakteurin; beide sollen ins Stück montiert sein. Da muß ich auf die morgige Post oder auf die von Montag warten. Hier, zu Ihrer Erbauung, die Tonschnipselei:  Ich liebe es zu schneiden; perfekte Schnitte - es gibt auch hochinspirierte - können sogar Abfall zu lupenreinen Diamanten schleifen.
>>>> Galouye 10
Galouye 8 <<<<

albannikolaiherbst - Freitag, 4. Mai 2012, 20:50- Rubrik: HOERSTUECKE
 Sehr viel früher, als ich gedacht habe, bin ich mit den Schneidearbeiten gestern fertig geworden; ich schrieb das eben schon >>>> ins Arbeitsjournal. Also legte ich gestern bereits die erste Montage an, entschied mich für elf Spuren: 1) Die >>>> Sprecheraufnahmen aus dem ARD HS, 2) die sogenannten „Zufalls“- also Einzelstimmen, 3) Stimmen-Leitmotive (das sind einzelne Wörter, einzelne Phrase, die durch das Stück gestreut werden), Atmo- und Musikleitmotive, sowie Stimmgeräusche (während der Aufnahme im Prozeß entstandene Seufzer, Lacher, Ächzer, Flüche, Räusperer), 4) Platzhalter (in denen ich selbst, was noch nicht aufgenommen ist, provisorisch einspreche, 5) und 6), alternierend, O-Töne und Atmos, 7) Cello, 8) Akkordeon, 9) Grundatmo (Science Galery des Max Planck Institutes; sie läuft die ganze Stunde durch, wird durch Auf- und Wegdimmen geregelt). Die Spuren 10 und 11 sind Ausweichspuren, falls ich mit kompakteren Überlagerungen arbeiten muß. Auf der 10 laufen derzeit Straßengeräusche von Unter den Linden.  Was ich bereits jetzt erzählen kann, ist, daß die erste Viertelstunde, die bislang „steht“, bereits derart dicht ist, daß ich mir gestern nacht unsicher wurde, ob das Stücke überhaupt noch eine „äußere“ Musik b r a u c h t. Ich habe in den O-Tönen so viele dichte Signale und sie teils auch musikartig bereits einmontiert, daß bisweilen eine enorme Beklemmung entsteht, die Galouyes Texten sehr entspricht - weniger ihren Formen, allerdings, als ihren Inhalten; formal ist er ein naiver Autor, einer halt, der auf Plots schreibt. Diese Naivetät nehme ich heraus, verwandle sie in poetische Mehrdeutigkeit; so tat es auch schon Faßbinder in Welt am Draht, nur er halt mit filmischen Mitteln und viel weitergehend an eine Handlung gebunden als ich, der ich Stimmung, Drohung, Ambivalenzen alleine über die Akustik vermittle.
21.18 Uhr:
Die Probemontage (Rohmontage) steht.  soeben läuft die Sicherung auf der gesonderten Festplatte.
Es ist der ungewöhnliche Fall eingetreten, daß ich zu kurz bin, mit 43‘18‘‘ um knapp zehn Minuten. Ich weiß allerdings, woran es liegt: ich habe nicht mit Musiken gearbeitet, sondern allein mit dem Material bisher. Jetzt gibt mir das die Möglichkeit, viel mehr zu spielen und improvisieren, als ich das bei irgend einem anderen meiner bisherigen Hörstücke konnte; dort war es meistens darum gegangen, irgendwie kürzer zu werden. Zumal bin ich, auch dies ist ungewöhnlich, über einen Monat vor der Sendung mit einer Rohfassung schon fertig. Dennoch will ich nicht lax werden, sindern so tun, als würde bereits in einer Woche gesendet - weil das den nötigen Druck erzeugt, den ich für Arbeiten schätze; es gab auch gegenüber dem schon kürzere, heiklere Termine.
Einmal, zum Abendessen, ganz durchgehört; ein paar wenige Stellen brauchen Modulation, anderen will ich mehr Luft geben; alles ist s e h r dicht im Moment. Das Ende des Stücks - anders, als das Typoskript will, sondern spontan hochgeschossen, die Idee; und so böse logisch ist sie, daß mir selbst beim Abhören etwas schummrig wurde - ist stark hörspielartig, ja plothaft, wird aber über die Absage zurück ins Feature gerafft. Und enorm ist, was meine neuen O-Töne hergeben, wobei ich aber auch auf alte Mitschnitte zurückgegriffen habe: Erstmals machte es sich bezahlt, daß ich in Oper und Konzert Publikum mitschneide, Stimmen der Instrumente, Applaus, und mein Mitschnitt >>>> aus dem Berghain hat mir das Gerede von Menschengruppen gebracht. Eigentlich sollte ich meinen LS11 permanent laufen lassen, wenn ich draußen bin.
Worum es ab morgen geht, ist, den Zerfall, den das Ende des Stückes erzählt, schon vorher immer mal anzudeuten, unmerklich fast, nur spürbar, ungewißhaft, zwittrig, irritierend, ohne daß aber die „Fabel“ leidet. Dazu kam mein Junge mit der Idee, ob ich nicht noch weitere Kinderstimmen nehmen wolle... - Er hat recht. Und ich bräuchte zweidrei Alte. Es schadet gar nichts, manche der „Zufalls“stimmen mehrfach besetzt zu haben und leitmotivisch durch das Stück zu streuen. Aber für heute ist Schluß, morgen geht es weiter.
(Großartig, wirklich großartig Kavita Chohans Stimme: tief, innig, leidenschaftlich, warmherzig, umfassend.. Selbst, wenn sie sich verspricht oder irgend etwas anderes nicht ganz stimmt, weil es „nicht ihr Tag“ gewesen, kann man mit dieser Stimme auf eine Weise technisch umgehen, die nahezu jeden Ausdruck möglich werden läßt. Eigentlich müßte man unentwegt alleine für s i e Hörstücke schreiben. Es ist mir absolut unverständlich, wieso das nicht andere merken und ihre Stimme quasi dauernd buchen. In ihr ist etwas von dem Urtalent der Callas, nein, nicht nur etwas, sondern vieles - aber für die Sprech- und Sprachkultur, nicht für den Gesang.)

albannikolaiherbst - Mittwoch, 2. Mai 2012, 21:41- Rubrik: HOERSTUECKE
Im Arbeitsjournal >>>> da und >>>> dort.
albannikolaiherbst - Mittwoch, 2. Mai 2012, 08:22- Rubrik: HOERSTUECKE
Die Jungs waren pünktlich hier, meiner sogar einen Tuck früher als Broßmann; ich meinerseits hatte Argo >>>> für heute abgeschlossen und statt zu frühstücken in der Hack-Zentrifuge mir einen halben, fast dreiviertel Liter Milchshake mit einer halben frischen Ananas bereitet und getrunken, am Küchenfenster stehend, hinab auf den zweiten Hinterhof schauend, wo der Flieder zun blühen beginnt. Im Kopf die Szenen noch einmal durchgegangen, dann ging schon die Tür, „zieh gar nicht erst die Schuhe aus, wir radeln gleich los, Sascha steht ganz bestimmt bereits unten.“ So auch war‘s.
Über die Stragarder angeschrägt in die Schönhauser, schon rechts die Kastanie hinab bis zur Tor; darauf; linke Fahrspur gleich und quer durchs hintere Mitte, ganz entlang die Alexanderstraße der neuen Galerien, die oben auf die Oranieburger trifft, und links ab in die untere Friedrichstraße, die dort einmal wild gewesen, unterdessen gezähmt ist. Der Bahnhof schon in Sicht. Über der Brücke gleich rechts die Spree entlang. Und wer geht da, elegant, und zieht den Handkoffer hinter sich. Chohan, schon bereit für eine Wochenendreise; gleich nach der Aufnahme will sie aufbrechen, tut‘s dann auch.
Wir sind ein wenig früh und sitzen noch etwas in der Sonne.
Dann pünktlich ins Studio.
Ein neues Gesicht. Mit vielen Toningenieuren und Technikern habe ich hier schon gearbeitet, mit René Bosem noch nicht. Eine Kulturjournalisten muß noch schnell Bilder, ihrer Tondatei hinterher, an den Südwestfunk Baden Baden senden, „‘tschuldigung, ich brauche die Zeit bis zehn“. „Lassen Sie sich nicht hetzen.“ Aber zur Strafe muß sie mir einen der Sätze ins Band sprechen, die ich von den insgesamt dreizehn „Zufalls“stimmen noch brauche; auch Bosem ist später dran, entweicht mir genau so wenig, wie unten am Eingang Pförtnerin und Pförtner. *******Zuerst soll der Junge einmal ganz seine Parts einsprechen.  Für ihn ist alles - noch - ungewohnt; überdies braucht seine helle Stimme ein anderes Mikrophon. Während Bosem es einrichtet geh ich pinkel, um die Toilettenszene aufzunehmen. Klappt alles, ich ‚kann‘ sogar. Prima. Der Wasserhahn noch und dreiviermal die Tür: öffnen, schließen, öffnen. Aber als ich dann wieder in der Arbeitswohnung bin, ist die Szene nicht auf dem Band; möglicherweise habe ich die Pausentaste nicht gelöst. Also morgen noch mal. Dabei war der Ort ideal; eine Kneipe kann ich wegen der ganz anderen Geräusche nicht nehmen, es muß so etwas wie ein öffentliches Gebäude sein. Vielleicht ein Museum, das wäre das von hier aus nächste, jedenfalls am Sonntag. Bis ich alles im Kasten hab, werde ich mit Platzhaltern arbeiten, also die noch fehlenden Zufallsstimmen selbst sprechen, ebenso die Toilettenszene hier bei mir aufnehmen und diese Platzhalter in einer gesonderten Spur in der Montage anlegen, so daß ich sie später austauschen kann.
„Bitte, erst der Junge, dann alle vier Sprecher gleichzeitig, Chohan halblinks - links ist die Herzseite; der Junge in der Mitte, ich selbst halbrechts, Broßmann ganz rechts.“
Bis Seite drei kommen wir, dann ruft mich Bosem in den Regieraum.  „Wir haben ein Geräusch, wenn ich alle vier Mikros gleichzeitig offen lasse.“ Wir fahnden, es ist aber nicht viel Zeit, die zwei Stunden sind eng bemessen. „Sie müssen aber nicht schneiden, das mach ich selbst am Computer.“ Was enorm viel ausmacht, bestimmt die Hälfte der Zeit.
Das Geräusch kommt von der Klimaanlage, ein sehr hohes Pfeifen, unter dem ein bassiges Rauschen liegt. Das Problem hatte ich im ARD HS schon mehrmals; auf hörspielartige Arbeiten ist man hier nicht ausgelegt; aber alle Mitarbeiter an den Aufnahmegeräten sind froh, wenn so etwas einmal kommt, wenn es wirklich um Gehör geht. Unter anderem deshalb liebe ich es, hier aufzunehmen.  Wir sind gegen zehn nach halb zwölf, etwas später, durch, und nehmen sicherheitshalber noch einmal die ersten drei Seiten des Typoskriptes auf. Die Datei wird im ARD-System gespeichert, etwa für ein Vierteljahr; ich selbst bekomme sie auf den Stick.
Chohan bicht auf. Wie jedesmal: Wundervoll als Sprecherin, geradezu perfekt im warmen Timbre ihrer zugleich höchsten Sprechkultur. Alles kommt ganz aus dem Innern; es ist wie ein Zauber. Broßmann und mein Junge radeln heim.
Ich spaziere noch die gesamten Unter den Linden bis zum Alex, sicherheitshalber, um auf weitere O-Töne zurückgreifen zu können. Oft macht man bei sowas Glücksfänge - wie gestern, als minutenlang das Glockenspiel des Französischen Domes musizierte. Das könnte ein feines akustisches Leitmotiv werden.  Einfach probehalber das Gerät laufen lassen, als ich aufs Rad steige - bis in die Duncker hoch. Viel Gutes wird dabei nicht herausgekommen sein, weil der Wind die Aufnahme stört... aber wer weiß? Ich habe ein riesiges Archiv solcher akustischen Zufallsfunde mittlerweile; auf vorgefertigte Geräusche bin ich so gut wie nicht mehr angewiesen.
Dann hier, am Schreibtisch, als erstes alle Töne auf den Computer überspielt, je kurz hineingehölt und, was sehr wichtig ist, signifikante Namen vergeben, sowie je das Datum an den Namen gefügt. Danach alle Dateien auf einer externen Festplatte doppelgesichert. Während meiner Hörstückproduktionen mach ich das mindestens einmal am Arbeitstagesende, auch wenn es ein bißchen zeitraubend ist.
Zum Schneiden allerdings bin ich heute nicht mehr gekommen.
Galouye 4 <<<<
albannikolaiherbst - Samstag, 28. April 2012, 19:28- Rubrik: HOERSTUECKE
[Arbeitswohnung. Sundowner: Ardbeg Alligator.]
Morgens in Mitte. Viel ruhiger als erwartet im Aufnahmeort; die Tür zum Gendarmenmarkt stand auf, so daß aber Verkehrslärm in den Showroom fest beherrschend eindrang. Ich nahm dennoch Töne, etwa zwanzig Minuten am Stück, die ich später geschnitten unterlegen werde.  Kurze Absprache mit der jungen Frau am Empfang; auch davon könnte einiges verwendbar sein. Bislang habe ich die Aufnahmen nicht abgehört, nur mal reingehört. - Eigentlich war die Idee, daß sehr viele Besucher anwesend sind, während wir, also sie, Barrientos, die Szene sprechen/spricht; es blieb aber fast leer. Dreivier Leute tröpfelten rein, dazu im Hintergrund das hohle Rauschen und bisweilen eine Avatarstimme, die Installationen erklärt. Die kam mir sehr zupaß.
Vierfünfmal alle Passagen gesprochen, schließlich auch laut und ungewzungen. Vorher hatte mich die „Wachhabende“ angesprochen, gefragt, was ich vorhätte, um eine Kopie des Hörstücks gebeten. Klar, bekommt sie. Nebenan das moderne GlasStahlGebäude der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften; es führt eine kleine Tür von Max Planck dort hinein: mehrfach ihr Öffnen und Schließen auf Band, auch jemanden, die die Treppe hinaufgeht.  Alles, sehr wahrscheinlich, brauchbar.
Auch Außenaufnahmen gemacht.
Man wird jemand anderes, wenn man nicht nicht nur, aber vorwiegend über die Ohren wahrnimmt: der sonst lästigste Lärm wird Errlebnis, bekommt Fülle, Tiefe, Geheimnisse auch. Ich bin dann ein bißchen autistisch; ein sehr ähnliches Grundgefühl, wie ich es letztes Jahr beim Tauchen hatte, unter Wasser. Es läßt sich auch nicht eigentlich mit anderen kommunizieren, weil man keine willentliche Störung in die Hörerlebnisse bringen will.
Nachdem Barrientos fort war, noch einmal ums Karree geschritten, Behrensstraße, Friedrichstraße, Unter den Linden. Auch das aufgenommen. Was ich erreichen will, ist, die hohe Künstlichkeit in Dokumentation zu verankern, so daß das ganze Stücke stark realistisch akzentuiert ist; da ist besonders für ein Sujet reizvoll, das auch dann nach wie vor als „Science Fiction“ gilt, wenn vieles von dem, was Galouyes Literatur erzählt, beinah schon Wirklichkeit geworden ist. Erkenntnistheoretisch spannend dabei ist die auch in anderer Science Fiction zu erkennende Renaissance des Platonismus: die Idee als das Wirkliche realisiert sich im Primat des Beswußtseins anstelle eines der materiellen Objektivität.
Nachmittags kam Broßmann, um seinen Part durchzusprechen. Ich ließ ihn und meinen Jungen wechselsprechen, das funktionierte so làlà. Wir zogen dann ins Beaker‘s runter, während mein Sohn Cello übte. „Wie lege ich dieses an, wie lege ich jenes an?“ Dort sachlich, Nachrichtensprecher, hier szenisch, spielen, „sei aufgeregter, ergriffener“. Daß man, was ich mit diesem Stück wieder schaffe, ein „Feature“ nicht eigentlich mehr nennen kann, ist klar. Es ist aber auch kein Hörspiel, sondern bewegt sich ständig an den Grenzen der Kategorien; soll aber spanend sein. Mal sehen.
Mit wurde über den Tag auch das Verfahren deutlich, das ich für die Klanggestaltung anwenden will. Also: Der Text wird in richtiger Reihenfolge montiert, als Tondatei. Dann höre ich ihn ab, und setze mich ans Cello dabei. Während er läuft, improvisiere ich vor dem Mikrophon auf dem Instrument. Die Wavedatei wird dann unter die Sprechermontage gelegt, ein nächstes Mal wird gemischt; wieder geht die Datei in den Player, wird wieder gespielt, während ich nun aber das Akkordeon nehme. In Echtzeit lege ich auch diese so entstandene Tondatei unter die Montage. Jetzt wähle ich, was als Klang gut ist und fülle nachher mit immer neuen Cello-/Akkordeongängen Leerstellen auf. Das Akkordeon wird mir vor allem für die Herstellung von Raum dienen, untere Register, denke ich mal, besonders. Noch, denke ich, geht es nicht um Musik. Die wird es erst in einem späteren Hörstück werden.
Morgen die professionellen Aufnahmen im ARD-Hauptstadtstudio. Danach werden mir nur noch paar Einzelstimmen fehlen, Zufallsstimmen, die ich, wie >>>> im Ricarda-Junge-Hörstück, wo das aber das tragende Prinzip war, irgendwelche Menschen sprechen lasse, denen ich auf der Straße, im Café oder sonstwo begegne, vielleicht auch morgen in der ARD-direkt. Das sind Sekundentakes, nicht mehr.
Und ich muß einmal aufs Pissoir, pinkeln, Hände waschen, die Türen dazu. Gehört ins Stück. Meine Idee ist, daß all sowas den Realismus verstärkt. Theorie: Der ästhetische Realismus ist kein Realismus, sondern ganz besonders hergestellt. Diese Kritik läuft unter all meinen Arbeiten immer mit. Es ist eine am Dokument-selbst. Nach wie vor.
[Poetologie.]
Galouye 3 <<<<

albannikolaiherbst - Freitag, 27. April 2012, 19:28- Rubrik: HOERSTUECKE
 (...)Off:
Bequeme Sessel zählten zur Einrichtung, und Fresken, die die Saiten des Heimwehs strichen, zierten die Wände.
Darüber O-Ton: Straßenszene. Den Spaziergang machen und aufnehmen! Dazu Sprecher (Erzähler):
Ein Spaziergang in Berlin-Mitte. Unter den Linden. Staatsoper. Gegenüber die Käthe-Kollwitz-Wache Bebelplatz und Humbold-Universität. Hoch auf dem Sockel Rauchs Alter Fritz auf dem Pferd, in der Bronze frisch restauriert. Schon die Showrooms von Bentley Rolls Royce. Gegenüber das The Westin Grand. Dann - wir biegen in die südliche Friedrichstraße - einmal ums Karrée, das nicht sündliche, leider, und nochmal links bis zum Gendamenmarkt. Diagonal darüber auf das SERG zu, die „Stiftung für elektronische Reizung des Gehirns“, worin mit dem Persönlichkeitsaustausch, heißt es, experimentiert wird. Milieusimulator. Simulektronik. Ein Ableger Max Plancks: Tochter-Institut.
Es handelte sich um eine Institution, die die Interessen von allem und allen vertrat, überall, durch alle Zeiten, durch allen Raum. (…) In der Abteilung „Sicherheit“ checkte Hawthorn gerade die Leute von der Nachtschicht ab. Viele der Männer waren noch nicht voll in das Geheimnis der Stiftung eingeweiht. Das einzige, was sie wußten, war, daß ihre Aufgabe darin bestand, unauffälligen Schutz für eine wichtige Person zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Irgendwann später würden sie die volle Wahrheit erfahren. Und von da an würden sie nur noch zwei Dinge kennen: Furcht und Schrecken.
Er hatte nichts als eine leere Stille im Krankenzimmer hinterlassen, gestört allein von raschelnden Vorhängen, die in der Brise vom Golf die Muster des Sonnenlichts am Boden tanzen ließen.
aus dem Off darüber (O-Ton hörbar gedimmt):
Die Vorhänge der Wirklichkeit. Ein phantastisches Hörstück über das Werk Daniel Francis Galuoyes. Von Alban Nikolai Herbst.
O-Ton wieder aufdimmen.
Die hohen Scheiben locken, rechts und links daneben Cafés, gegenüber, uns im Rücken, das Konzerthaus. Erste Stühle und Tische stehen schon draußen, wie wir im Vorbeigehen sahen. Von der nahen Lappenschleuse ahnen die Touristen nichts.
Off:
Er tritt ein.
O-Ton: das Innere des Showrooms. Begrüßung und Frage der Hostess: „Was wünschen Sie?“ Je nachdem. Aufnahme machen.
Selbstverständlich wird die junge Dame (beschreiben!) nicht konkret, sondern erzählt nur allgemein, an was hier gearbeitet wird. Etwa, daß in einer künstlichen Computerwelt, die sehr an Second World erinnert, aber deren Geschöpfe sich als richtige Menschen fühlen, sowohl Marktumfragen durchgeführt wie Krisenszenarien inszeniert würden, deren wichtigstes, sagt sie, derzeit die globale Erderwämung sei. In einer der Welten stehe bereits Hamburg unter Wasser. Ja, das sei öffentlich, man könne sich das auf dem Screen ansehen, der die Daten des Rechners in Bilder übersetze – ein wenig, sagt sie, seien die noch ruckhaft: wie zu Anfang des Kinos,
Aber das ist lustig, wenn die ertrinken.
Zwar farbig, doch noch ohne Ton.
Wir arbeiten daran. - Wenn Sie mir jetzt bitte folgen möchten?
Unterdessen haben sich genügend Schauwillige, darunter auch hereinverirrte Touristen, zusammengefunden. Einzelführungen gibt es nicht. Oder nur dann, denke ich mir, wenn jemand gute Beziehungen hat. Ich möchte aber schon nicht, daß man mitbekommt, wie ich hier akustisch spioniere.
Wir sind mittlerweile zu genauen Prognosen fähig, wann der Katastrophenfall für welche Stadt der Ebene eintreten wird.
Sie nutzen den Rechner auch für demoskopische Zwecke?
Sie räuspert sich - jedenfalls gibt sie keine Antwort.
Im Parteienauftrag?
Ich insistiere besser nicht. Wir kommen an einer Reihe verschlossener Türen vorbei. Es ist vollkommen still, einzig wir Besucher sprechen, doch auch dies nur gedämpft. Ein wenig kommt man sich wie in einer Kirche vor, jedenfalls einem geheiligten Raum. Keinem von uns, das ist zu spüren, ist das angenehm, auch der jungen Dame nicht, die uns führt und immer mal wieder versucht, einen Witz zu plazieren oder sonst etwas zu sagen, daß der Situation die Schwere nimmt.
Sie sind sich sicher, daß es draußen noch die Welt gibt?
Sollen Angebot und Nachfrage [“, antwortet sie, „]während der kosmischen Expansion ausgeglichen bleiben, dann müssen neu entdeckte Kulturen in den Produktionsprozeß mit eingegliedert werden. (...)
>>>> Galouye 3
Galouye 2 <<<<

albannikolaiherbst - Freitag, 13. April 2012, 10:20- Rubrik: HOERSTUECKE
ANH an die Faßbinder-Foundation, Email, 29. März 2012:Sehr geehrte Damen und Herren,
ich schreibe derzeit für den WDR ein neues Hörstück, das diesmal dem US-Science-Fiction-Autor Daniel F. Galouye gilt; ich selbst produziere das Stück, also montiere, schneide, arbeite mit den Sprechern, führe die Regie usw., wie ich das für ähnliche Stücke seit zehn Jahren tu. Die Stücke sind weitgehend durchkomponierte poetische Collagen, die meist auch mit O-Tönen arbeiten. Hierfür jetzt meine Bitte. Bekanntlich hat Faßbinder Galouyes Roman Simulacron 3 für das Fernsehen verfilmt, als "Welt am Draht", 1973, und ich würde gerne aus dem Film ein paar Töne mit in das Hörstück hineincollagieren, die teils unter dem eigentlichen, von mir geschriebenen Text wie eine Musik darunterlaufen, freistehen würden insgesamt nicht mehr als vielleicht, ja höchstens zwei, drei Minuten. Dazu würde ich gerne die Rechte einholen.
Viel Geld habe ich nicht zur Verfügung: inklusive allem, also auch meinem und dem Honorar aller Sprecher 3000 Euro, was für anderthalb Monate Arbeit wirklich nicht viel ist. Gäbe es den Begriff, könnte man, was ich tu, ein "Autorenhörspiel" nennen. Vielleicht gestatten Sie mir deshalb, die kleinen Tonausschnitte unentgeltlich zu verwenden? Eine Dateikopie der fertigen Sendung bekämen Sie selbstverständlich. Oder ist so etwas ohnedies über die GEMA-Meldung gedeckt, die der WDR nach meinen Angaben sowieso machen muß?
Über mich finden Sie genügend im Netz und in Literaturlexika, so daß ich mich nicht eigens vorstelle; sowas ist sowieso immer etwas komisch. Da ich ebenfalls in Berlin lebe, wäre es auch ein leichtes für mich, bei Ihnen einmal vorbeizuschauen.
Beste Grüße von Kiez zu Kiez:
ANHDie Faßbinder-Foundation an ANH, Email, 5. April 2012:Sehr geehrter Alban Nikolai Herbst,
vielen herzlichen Dank für Ihre Anfrage und Interesse am Werk von Rainer Werner Fassbinder "Welt am Draht". Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass die RWFF Ihre Wünsche nicht erfüllen kann. Ihr Projekt klingt sehr spannend, die Bearbeitung der Töne von "Welt am Draht", wie sie dies in Ihrem Mail beschrieben haben, würden aber zu einer Verfälschung des originalen Filmwerkes von Rainer Werner Fassbinder - selbst in Ausschnitten- führen, die leider rechtlich nicht erlaubt ist.
Wir wünschen Ihnen trotzdem viel Erfolg bei der Produktion Ihres Hörspieles und verbleiben mit freundlichen Grüßen,
Livia Anita Fiorio
Assistentin von Juliane Maria Lorenz
_________________________________________
Rainer Werner Fassbinder Foundation
Giesebrechtstrasse 7
10629 Berlin
Tel: +49-30-887249- 0
Fax: +49-30-887249 -29
info@fassbinderfoundation.de
www.fassbinderfoundation.deANH an die Faßbinder-Foundation, Email, 5. April 2012:"würden aber zu einer Verfälschung des originalen Filmwerkes von Rainer Werner Fassbinder" -
Ja, selbstverständlich - wenn es denn darum ginge, eine Bearbeitung von Faßbinders Werk vorzulegen. Selbst das aber wäre künstlerisch legitim. Denken Sie an Dalís Mona-Lisa-Bearbeitungen, wie überhaupt an die Werke der Surrealisten. Wäre es nach Ihnen gegangen, hätten Sie die nicht erlaubt. Ich sehe gerde Max Ernsts Gesicht vor mir.
Aber gegen Ihren Entscheid kann man nach Lage des derzeitigen Urheberechts nichts tun, jedenfalls nicht in Zusammenarbeit mit einem Öffentlich Rechtlichen Rundfunk, auch wenn Faßbinder selbst, hätte er dieses noch erlebt, tief erschrocken, wenn nicht wahrscheinlich entsetzt gewesen wäre – und mit allem Recht wütend.
So grüßen die Künste ihre Verwaltung:
ANH
www.albannikolaiherbst.de [Urheberrecht.]
Galouye 1 <<<<
albannikolaiherbst - Donnerstag, 5. April 2012, 18:12- Rubrik: HOERSTUECKE
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(...)
So beobachtete ich sie heimlich für mich. Zum Beispiel sehe ich sie noch heute an dem großen Braunschweiger ... Ritt auf dem Pegasos...
Der Ritt auf dem Pegasos ist nicht ganz ungefährlich,...
werneburg - 2018/01/17 08:24
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Den Pegasus zu reiten, bedeutet, dichterisch tätig...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:50
Vom@Lampe Lastwagen fallen.
Eine ähnliche Begegnung hatte ich vor Jahren in...
albannikolaiherbst - 2018/01/17 07:43
findeiss - 2018/01/16 21:06
Pferde
In dieser Nacht träumte ich, dass ich über hügeliges Land ging, mit reifen, dunkelgrünen, im Wind raschelnden ... lies doch das noch mal
dann stimmt auch die zeitrechnung
http://alban nikolaiherbst.twoday.net/s tories/interview-mit-anady omene/
und...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:38
lieber alban
sehr bewegend dein abschied von der löwin, der...
Anna Häusler - 2018/01/14 23:27
Bruno Lampe - 2018/01/11 19:30
III, 356 - Merkwürdige Begegnung
Seit einer Woche war die Wasserrechnung fällig und ich somit irgendwie gezwungen, doch noch das Postamt ... Bruno Lampe - 2018/01/07 20:34
III, 355 - … und der Gürtel des Orion
Epifania del Nostro Signore und Apertura Staordinario des einen Supermarkts - Coop. Seit dem ersten Januar ... Bruno Lampe - 2018/01/03 19:44
III, 354 - Neujahrsnacht e dintorni
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Zuletzt aktualisiert am 2018/01/17 21:27
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